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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Da ich bereits während meiner Schulzeit eine große Begeisterung für die französische Sprache entwickelte, war es mir ein großes Anliegen mein Auslandssemester in Frankreich und vor allem in Paris zu verbringen. Über den Studiengang Patholinguistik gab es lediglich die Stadt Tour als mögliche Option im französischen Raum. Daher entschied ich mich fachfremd über den Studiengang Philosophie zu bewerben. Dies erforderte einen etwas höheren Organisationsaufwand. Es ist in jedem Fall erforderlich die Gastuniversität frühzeitig zu kontaktieren, um Bedingungen für eine fachfremde Bewerbung abzuklären. Dabei muss gegebenenfalls eine lange Antwortzeit eingeplant werden. Leider machte ich die Erfahrung, dass es teilweise etwas schwierig war an entsprechende Information zu gelangen. Letzten Endes wurde jedoch lediglich die Bedingung gestellt, dass vor Ort mindestens 50% Philosophiekurse belegt werden müssten, der Rest ist frei wählbar. Die Bewerbung erfolgte über ein entsprechendes, online auszufüllendes Bewerbungsformular, in welchem ebenfalls ein Sprachnachweis (mindestens Niveau B2) sowie ein Passbild etc. angehängt werden mussten. Für den Sprachnachweis war in meinem Fall auch mein Abiturzeugnis ausreichend, da ich mit diesem mein B2 Niveau belegen konnte.
Ich empfehle also insgesamt, vor allem bei einer fachfremden Bewerbung, sich frühzeitig, um Rahmenbedingung zu informieren und mit der Universität in Kontakt zu treten, so können unangenehme Überraschungen vermieden werden.


Studienfach: Patholinguistik

Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 01/2024

Gastuniversität: Université Sorbonne Paris Nord

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Insgesamt empfand ich das Studiensystem in Frankreich sehr anders zu dem in Deutschland. Ich fühlte mich oftmals wieder wie in Schulzeiten zurückversetzt. Es herrschte dabei in allen Seminaren Anwesenheitspflicht, wobei unentschuldigtes Fehlen lediglich drei Mal pro Seminar pro Semester erlaubt war. Auch in Sachen Benotung erwies sich das französische System als sehr anspruchsvoll und streng. Die Notenskala, welche von 0-20 (20 als beste Note) reichte, setzte hierbei teilweise sehr hohe Maßstäbe. So wurde mir bereits zu Beginn von französischen Studierenden erzählt, dass bereits eine Note ab einer Punktzahl von 13 durchaus zufriedenstellend sei. Das Mindestpunktzahl, um zu bestehen, welche bei 10 Punkten lag, stellte aufgrund dessen bereits eine kleine Herausforderung dar. Ich möchte hierbei in keinem Fall Angst schüren, nach einer Eingewöhnungszeit wird man immer mehr mit Erwartungen von Professor:innen vertraut und passt seine eigenen Erwartungen entsprechend an. Da alle meine Kurse auf Französisch waren, erwies es sich als sehr hilfreich französische Studierende nach den Kursen nach deren Notizen zu fragen. In den meisten Fällen wurde mir sehr nett geholfen und entsprechende Mitschriften gerne ausgetauscht. Vor allem notwendig war dies, da ich in meinem kompletten Semester in keinem Kurs erlebte, dass Professor:innen Powerpoint Präsentationen begleitend zum Kurs anboten. Alles, was gesagt wird muss also selbstständig mitgeschrieben werden. Auch hierbei ist es wichtig, dass man sich nicht von anderen Studierenden einschüchtern lässt. Da Studierende in Frankreich wohl gewohnt sind eigenständig mitzuschreiben wird das Aufschreiben auch von teilweise unnötig erscheinenden Details sehr ernst genommen. Man darf sich also nicht erschrecken, wenn man konstant von wildem Mittippen umgeben ist. Ich kann außerdem nur empfehlen kontinuierlich Kursinhalte zu wiederholen. Nach einer Eingewöhnung wird man auch hier lernen, was es wert ist mitzuschreiben und was nicht. In allen Seminaren gab es 2 Prüfungsleistungen, welche entweder eine kleine Hausarbeit oder eine zweistündige Klausur (Fragen zum Kurs/ Schreiben eines Essais zu einer Fragestellung) waren. Ich hatte also über fast 8 Wochen jede Woche mindestens eine Abgabe oder eine Klausur. Auch hier kommt man rein, aber man muss sich über den Arbeitsaufwand bewusst sein. Ich möchte jedoch kein falsches Bild vermitteln, denn insgesamt habe ich von sehr spannenden und aufschlussreichen Kursen profitiert. Auch wenn diese wenig interaktiv sind, war ich oft von der leidenschaftlichen Präsentation und dem umfassenden fachlichen Wissen beeindruckt. Eine gewisse Strenge und Hierarchie, welche zwischen Studierenden und Professor:innen herrscht, sollte dabei nicht abschrecken.
In Bezug auf die Organisation für ausländische Studierende wurde ich von der Sorbonne leider sehr enttäuscht. Vor allem zu Beginn herrschten viele Fragezeichen in meinem Kopf. Dinge wie die Kurseinschreibung wurden erst nach zahlreichen Emails erklärt und auch von anderen Erasmusstudierenden bekam ich eine große Ratlosigkeit mit. Also auch hier empfehle ich eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit entsprechenden Personen. Für den Fachbereich Philosophie gab es beispielsweise einen Koordinator, welcher sich um die Kurseinschreibung etc. kümmerte. Es lohnt sich also diesen rechtzeitig zu kontaktieren, um zu vermeiden zu dem Zeitpunkt zu schreiben, in dem alle anderen ebenfalls ihre Fragen und Anliegen mit diesem kommunizieren.
Bezüglich der Bibliothek bietet die Sorbonne eine gute Auswahl. Den Großteil meiner Kurse hatte ich am Campus in Clignancourt, die Bibliothek ist sehr geräumig und schafft ein gutes Lernklima. Wer jedoch lieber den pittoresken Charme des wunderschönes Universitätsgebäudes im 5. Arrondissement genießen möchte, dem empfehle ich sehr in die Bibliothek „BIS“ zu gehen. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass dort eine einmalige kostenlose Registrierung notwendig ist, bei welcher man eine Universitätskarte erhält, ohne diese ist es nicht möglich die Bibliothek zu betreten (das gilt außerdem auch für sehr viele andere Bibliotheken in Paris).

Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden

Trotz großer Bemühungen fiel es mir teilweise schwer mit französischen Studierenden in Kontakt zu treten. Wie ich bereits erwähnt habe, wurde mir immer sehr nett und hilfsbereit entgegengetreten, wenn ich meine Verständnisschwierigkeiten in Kursen kommunizierte. Es wird gerne geholfen. Trotzdem war ich teilweise rückblickend etwas schüchtern und die gelegentlich auftretende Sprachbarriere stand mir im Weg. Ich kann also nur weitergegeben, dass man sich nicht schämen muss andere anzusprechen und man absolut nichts zu verlieren hat. Seine eigenen Französischkenntnisse werden es einem später danken, wenn man offen und mutig auf andere zugeht. Dass das am Anfang eine große Überwindung darstellt, ist klar, aber es zahlt sich auch aus.
Über Events, welche von der studentischen Organisation „Parismus“ von der Sorbonne oder ESN organisiert wurden, fiel es sehr einfach andere ausländische Studierende kennenzulernen. An diesen also regelmäßig teilzunehmen, erleichtert es also sehr Menschen aus allen möglichen verschiedenen Ländern kennenzulernen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Vor meinem Auslandsaufenthalt hatte ich ein Sprachniveau von B2. Da ich mein Abitur im Fach Französisch geschrieben habe, hatte ich dieses bereits von Schulzeiten an. Das Semester vor meinen Aufenthalt von Paris, belegte ich jedoch nochmals einen B2 Kurs der Universität Potsdam. Dies kann ich sehr empfehlen, da dieser mir sehr half meine Kenntnisse wieder aufzufrischen und regelmäßig französisch zu sprechen. Während meiner Zeit verbesserte ich vor allem meine Fähigkeiten in Bezug auf das Verständnis und das Schreiben von Texten. Da alle meine Kurse auf französisch waren, lernte ich täglich neue Wörter, welche ich nach und nach auch in meinen zu schreibenden Aufsätzen für meine Philosophiekurse einbringen konnte. Im Bereich Philosophie drehten sich alle Prüfungsleistungen oder Klausuren um das Schreiben von Essais oder Aufsätzen, in welchen ich mich von Mal zu Mal verbesserte. Außerdem belegte ich einen C1 Sprachkurs. Gerade wie Studienfächer wie Philosophie, Geschichte etc. wird auch von der Sorbonne selbst, Sprachniveau C1 empfohlen. Mit B2 kam ich größtenteils ganz gut zurecht, dies war jedoch aber auch stark von dem entsprechenden Kurs abhängig. Ein sicheres B2 Französisch würde ich jedoch stark empfehlen, da es andernfalls sehr schwierig ist den Kursen folgen zu können.

Wohn- und Lebenssituation

Über die Universität ist es möglich sich auf einen Wohnheimplatz zu bewerben. Da jedoch nicht viele Plätze verfügbar sind, braucht man etwas Glück, um einen Platz zu ergattern. Dieses hatte ich leider nicht und ich habe eine Absage bekommen. Sehr empfehlenswert für Unterkünfte finde ich die Seiten „La Carte des Colocs“, „Leboncoin“ oder auch Facebookgruppen. Außerdem gibt es auch über die ESN Whatsappgruppe (der Zugang ist über die ESN-Internetseite möglich), spezielle Gruppen, in welchen Leute entsprechende Angebote posten oder welche selbst suchen und mit denen man sich zusammen auf die Suche begeben kann. Leider gibt es auch viele Betrüger Maschen, da muss man also auch vorsichtig sein. Ich habe mein Zimmer schließlich mit sehr viel Glück über eine Facebook Gruppe gefunden. Zu beachten ist hierbei, dass Wohnen in Paris sehr teuer ist. Man muss also mit Preisen zwischen 500-1000 Euro pro Monat für ein Zimmer oder ein kleines Studio rechnen. Die Metro in Paris ist ein absolutes Muss, um die teilweise sehr langen Strecken von A nach B zu bewältigen. Es gibt hierbei ein Monatsticket für Studierende, welches sich Imagine R nennt. Dieses kostet jährlich circa 360euro. Dieser Betrag ist fällig, sobald man sich das Ticket kauft. Falls man jedoch kein ganzes Jahr bleibt, kann man die entsprechenden Monate, die man nicht Anspruch nimmt, zurückfordern und kriegt somit das Geld zurückerstattet. Der monatliche Preis ist folglich sehr viel günstiger als das „normale“ Monatsticket, welches 85 Euro kostet. Wichtig ist hierbei ist, dass man für die Beantragung der Imagine R Karte eine französische Handynummer braucht. Während meiner Zeit in Frankreich war ich über meine europäische Krankenversicherungskarte versichert. Wem das zu wenig ist, kann eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung (beispielsweise über den ADAC) abschließen. Nun aber zu den Hauptaspekten, die meine Auslandserfahrung in Paris sehr wertvoll und spannend gemacht haben. Paris bietet eine unglaubliche Vielfalt an kulturellem Angebot. Vor allem das Konzept, dass staatlich finanzierte Museen für Studierende unter 26 kostenlos sind, ist großartig und ermöglicht zahlreiche Möglichkeiten die kulturelle Seite von Paris zu entdecken. Die ganze Stadt versprüht einen wundervollen Charme und lädt total ein einfach entlang der Seine spazieren zu gehen, durch hübsche Gassen zu schlendern oder einen Kaffee trinken zu gehen.

Studienfach: Patholinguistik

Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 01/2024

Gastuniversität: Université Sorbonne Paris Nord

Gastland: Frankreich


Rückblick

Insgesamt bin ich sehr dankbar für meine Erasmuserfahrung in Paris. Trotz vor allem anfänglicher Herausforderungen, hatte ich eine sehr spannende, erfahrungsreiche und wertvolle Zeit. Ich habe tolle Leute aus verschiedenen Ländern kennengelernt, Paris entdeckt und in ein ganz neues Studienfach hineinschnuppern können. Die teilweise hohen Ansprüche mancher Professor:innen, haben mich zwar teilweise sehr herausgefordert und mich auch an meiner Entscheidung fachfremd Philosophie zu studieren zweifeln lassen, jedoch konnte ich so viel für mich mitnehmen und mich kontinuierlich verbessern und wachsen. Das Wichtigste ist, dass man sich von der, zumindest in meinem Fall, fraglichen Organisation der Sorbonne nicht irritieren lässt. Im Austausch mit anderen Erasmusstudierenden können bereits manche Fragen geklärt werden und wenn man sich rechtzeitig mit entsprechenden Personen in Kontakt setzt, kann viel Stress vermieden werden. Ich persönlich habe Erasmus auch als Herausforderung angesehen und erlebt, die mir jedoch einiges gelehrt hat. Ich konnte Neues für mich mitnehmen und bin dankbar für alles, was ich lernen durfte.

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