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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Im Rahmen der Vorbereitung meines Auslandssemesters an der Université Sorbonne Nouvelle Paris 3 stand ich sowohl mit dem International Office in Potsdam als auch mit der Austauschkoordinatorin in Paris in regelmäßigem Kontakt. Abgesehen vom etwas chaotischen Bewerbungsverfahren (mein Master-Studiengang wird interdisziplinär organisiert, weshalb die Zuständigkeiten nicht ganz klar waren), lief nach der Nominierung für einen Platz an der Sorbonne Nouvelle alles ziemlich entspannt. Dies lag zum großen Teil an der guten Organisation der Pariser Austauschkoordinatorin und der Tatsache, dass ich bei meinen Besuchen zweier Informationsveranstaltungen des International Office wie auch des Institut français in Berlin viele wissenswerte Informationen erhalten habe und meinen Aufenthalt dementsprechend gut planen konnte.


Studienfach: Linguistik: Kommunikation-Variation-Mehrsprachigkeit

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Université Sorbonne Nouvelle Paris 3

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Meiner Erfahrung nach sind die Lehrveranstaltungen an der Sorbonne Nouvelle, ähnlich wie in Potsdam, in Seminare und Vorlesungen unterteilt. Allerdings habe ich nur Seminare besucht, die teils auf Französisch und teils auf Englisch stattfanden. Anders als an der Uni Potsdam dauerten die Lehrveranstaltungen dort zwei Stunden. Auch wurde mir im Vorfeld bereits gesagt, dass das Unisystem in Frankreich weitaus verschulter sei als in Deutschland. Dies hat sich teilweise auch bestätigt. Die Studierenden sind dort sehr bemüht, alles, was die lehrende Person sagt, mitzuschreiben, um es für Prüfungen auswendig lernen zu können. Meine Professorinnen waren allerdings alle sehr darum bemüht, uns Studierende miteinzubeziehen und die Lehrveranstaltungen möglichst interaktiv zu gestalten, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Generell wurde es einem leicht gemacht, die Prüfungsleistungen zu erbringen bzw. sich auf sie vorzubereiten. Fast alle Materialien wurden gestellt, wozu sogar Listen möglicher Präsentationsthemen und hilfreiche Paper gehörten. Insgesamt habe ich die Anforderungen als etwas niedriger empfunden als an der Uni Potsdam. Die Leistungsbewertung erfolgt über eine Punkteskala von 0 bis 20. Dabei werden 10 Punkte zum Bestehen benötigt, alles über 16 Punkten ist bereits sehr gut. Französische Kommiliton:innen haben mir dabei versichert, dass es praktisch unmöglich ist, Punkte über 18 zu bekommen. Bezüglich des Studienklimas habe ich persönlich gute Erfahrungen gemacht, aber es lässt sich sagen, dass französische Studierende generell wohl eher unter sich bleiben. Trotzdem habe ich mich in meinen Kursen sehr wohl gefühlt und auch die Gruppenarbeiten als sehr positiv wahrgenommen. In Sachen Betreuung habe ich nicht alle Angebote in Anspruch genommen, aber es gab für jeden Bereich Ansprechpartner:innen, die man hätte kontaktieren können. Ein zusätzlicher, besonderer Faktor war, dass es sich bei dem Wintersemester 22/23 um das erste Semester am neuen Campus der Sorbonne Nouvelle unweit des Place de la Nation gehandelt hat. Dadurch war der Campus sehr modern, es gab eine sehr schöne und auch funktional gestaltete Bibliothek und eine sehr umfangreiche technische Ausstattung. Nicht verwunderlich ist allerdings, dass sich vieles erst einspielen musste und nicht alles von Anfang an fehlerfrei funktionierte.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Die meisten und schönsten sozialen Kontakte in meinem Auslandssemester habe ich über universitäre Angebote aufbauen können. Zum einen über die deutsch-französische Theatergruppe, die sich wöchentlich abends in der Uni getroffen hat, um die unterschiedlichsten Improvisationsübungen auszuprobieren. Zum anderen über einen der Sportkurse, die von der Universität jedes Semester angeboten werden. Dort konnte ich viel Französisch sprechen und mit einheimischen Studierenden in Kontakt kommen, was im Rahmen von Lehrveranstaltungen eher schwierig war. Über den einwöchigen Sprachkurs vor Semesterbeginn habe ich zudem viele Erasmus-Studierende kennengelernt, die viel miteinander unternommen haben.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Nachdem ich von meiner Nominierung erfahren und den Platz in Paris angenommen hatte, habe ich versucht, meine eingestaubten Französischkenntnisse wieder aufzufrischen. Geholfen haben mir dabei verschiedene Sprachlernapps sowie Angebote der VHS Berlin. Ich musste während meines Aufenthalts definitiv immer wieder ins kalte Wasser springen, aber habe durchweg positive Erfahrungen gemacht. Gerade die alltäglichen Interaktionen im Supermarkt, in der Bäckerei oder im Restaurant um die Ecke gingen so schnell in Fleisch und Blut über, dass ich schnell immer selbstbewusster geworden bin. Mein Auslandssemester in Frankreich zu absolvieren war gar nicht mein Plan, weshalb ich auch sehr nervös im Vorfeld war bezüglich meiner sprachlichen Kompetenzen. Doch sind mir meine Gesprächspartner:innen immer so positiv begegnet, haben mich verstanden bzw. sich auch darum bemüht mich zu verstehen, dass ich Freude daran hatte, möglichst viel zu sprechen und mein Französisch zu verbessern.

Wohn- und Lebenssituation

Eine Wohnung in oder um Paris zu finden, ist leider nicht unbedingt einfach. Deshalb hatte ich mich auch Ende April 2022 gleich auf einen Wohnheimplatz beworben. Da es so viele Studierende im Großraum Paris gibt, kann man sich aber leider nicht darauf verlassen, dass man auch in einem Wohnheim unterkommen wird. Dies traf auch auf mich zu. Die Absage kam Anfang Juli und da auch mein Plan B nicht geklappt hatte (Mehrgenerationenwohnen – schönes Konzept, aber auch dort gibt es vermutlich einen viel größeren Bedarf junger Menschen als es Angebote von älteren Menschen gibt, dass man bei ihnen wohnen kann), musste schnell eine andere Lösung her. Leider haben die privaten Wohnheime, bei denen ich mich gemeldet habe, nur Studierende angenommen, die mindestens ein Jahr lang bleiben, ich wurde dort aber freundlicherweise auf die Plattform „morningcroissant“ verwiesen, die spezialisiert sind auf Kurzzeitvermietungen. Dort habe ich dann glücklicherweise auch schnell ein Appartement gefunden, das nicht weit vom neuen Campus entfernt lag und, für die Metropolregion Paris, noch bezahlbar war. Dort habe ich mich sehr wohlgefühlt und habe dadurch auch die Vororte Montreuil und Bagnolet gut kennengelernt. Mit der Métro bin ich schnell überall hingekommen, obwohl man in Paris auch vieles fußläufig erreichen kann. Im Gegensatz zu Potsdam gibt es kein Semesterticket von der Uni aus, weshalb man sich selbst um eine Fahrkarte kümmern muss. Da es an jeder Station Kauf- und Auflademöglichkeiten gibt, ist das aber kein Problem. Generell waren die Lebenshaltungskosten vergleichbar mit Deutschland, vielleicht etwas höher. Pauschal lässt sich das aber schwer sagen, da es vom günstigen Discounter bis hin zum teuren Bioladen ganz unterschiedliche Einkaufsmöglichkeiten gibt. Was ich persönlich etwas vermisst habe waren Drogeriemärkte, solche habe ich in meiner Zeit dort gar nicht gesehen. Die Sorbonne Nouvelle verfügte über einen tollen Kulturservice, über den man sehr günstig Theater-, Opern- oder auch Kinotickets erwerben konnte, was eine tolle Möglichkeit war, mehr von Paris zu erkunden. Vor allem für unter 26-Jährige gibt es an vielen Stellen Vergünstigungen oder sogar kostenlosen Eintritt zu fast allen Sehenswürdigkeiten, was man auf jeden Fall nutzen sollte, wenn man dort ist. Für die relativ kurze Zeit habe ich darauf verzichtet, mir ein französisches Bankkonto und eine französische Telefonnummer zuzulegen. Obwohl es zwar tatsächlich kleine Momente gab, in denen diese Dinge von Vorteil gewesen wären, findet man meiner Erfahrung nach auch immer eine andere Lösung und kann sich diesen Aufwand sparen, aber das ist natürlich sehr individuell.

Studienfach: Linguistik: Kommunikation-Variation-Mehrsprachigkeit

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Université Sorbonne Nouvelle Paris 3

Gastland: Frankreich


Rückblick

Rückblickend habe ich viel aus dieser Zeit mitnehmen können. Natürlich waren auch, gerade zu Beginn, Überforderung und Unsicherheiten da, aber ich konnte stetig mein Selbstbewusstsein und meine sprachlichen Kompetenzen steigern und bin definitiv daran gewachsen, diese Erfahrung gemacht zu haben wie auch daran, immer wieder meine Komfortzone verlassen zu haben. Ich bin Ende August 2022 zum ersten Mal in diese Stadt gefahren und habe sie im Januar 2023 mit dem Gefühl verlassen, definitiv zurückkehren zu wollen. Gerade wenn man nur ein Semester lang bleibt, kann ich nur empfehlen, möglichst viel zu erkunden, Neues auszuprobieren, den Menschen offen zu begegnen und alles aufzusaugen was geht – natürlich ohne sich selbst dabei unter Druck zu setzen. Ich hatte alles in allem eine tolle Zeit an der Sorbonne Nouvelle und einen wunderbaren Aufenthalt in Paris!

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