Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Es bietet sich an, zur Vorbereitung seines Erasmusaustauschs die vom International Office und von der Uni bereitgestellten Information aufmerksam zu studieren und sich an die dort vorgeschlagene Vorbereitung zu halten. Außerdem bietet Campus France viele nützliche Informationen online an und es werden auch regelmäßig Infoveranstaltungen in Berlin angeoten. In meinem Fall bedeutete das insbesondere, dass ich mich frühzeitig um ein französisches Bankkonto, eine französische Mobiltelefonnummer und eine Unterkunft in Paris gekümmert habe. Diese drei Dinge können mitunter etwas Zeit in Anspruch nehmen. Meinerseits war es hilfreich, dass ich bereits ab Ende August in Frankreich war und diese administrativen Aufgaben erledigen konnte, bevor das Semester begann. Der bürokratische Aufwand sollte nicht unterschätzt werden, verschiedene Umstände erschweren teilweise die zügige Umsetzung, was ein hohes Frustrationspotential bietet. Dass man die Anreise möglichst früh planen sollte, um kostengünstig anreisen zu können, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Studium an der Gastuniversität
Das Studiensystem in Frankreich ist teilweise sehr anders als das deutsche. Die Unterscheidung in CM und TD spiegelt nur in geringerem Maße die in Deutschland gängige Unterscheidung in Vorlesung und Seminar wider. Generell bestehen alle Veranstaltungen aus einem Vortrag durch die Lehrperson, Diskussionen oder Referate finden kaum bis gar nicht statt. Es gibt zwar häufig eine Literaturliste zu Beginn des Semesters, aber diese hat mehr informativen Wert beziehungsweise bietet sie Anhaltspunkte, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Verpflichtende wöchentliche Lektüren gibt es nicht. Dafür schreiben die französischen Studierenden die Vorträge der Dozierenden häufig komplett mit und bereiten sich auf dieser Grundlage auf die Prüfungen vor. Im Master schreibt man weniger Klausuren und dafür mehr Hausarbeiten (mini-mémoire), in dieser Hinsicht ähneln die Prüfungsformate denen in Deutschland, auch wenn die formalen Anforderungen häufig vom wissenschaftlichen Standard her weniger streng sind als in Deutschland. Allerdings gibt es mitunter sehr strenge Vorgaben für einen konkreten logischen Aufbau und die inhaltliche Struktur der Texte, welche den französischen Studierenden bekannt sind, die man aus Deutschland aber nicht unbedingt kennt. An dieser Stelle sollte man ruhig die Dozierenden fragen, wie genau sie sich die Struktur wünschen. Da für die französischen Kommilitonen die Stundenpläne größtenteils vorgegeben sind, ist die Organisation des eigenen Stundenplans (vorausgesetzt man möchte aus mehreren Studiengängen Kurse wählen) teilweise etwas kompliziert, da das Studiensystem nicht darauf ausgelegt ist. Das Studienklima an der Sorbonne ist sehr gut, es herrscht eine freundliche Atmosphäre und die Dozierenden sind ausländischen Studierenden gegenüber aufgeschlossen und sehr hilfsbereit bei Fragen oder Unklarheiten. Der Kontakt zu den anderen Studierenden kann sich jedoch etwas schwieriger gestalten, da diese sich durch das oben beschriebene System immer in denselben Kursen mit den gleichen Personen wiedertreffen und man selbst regelmäßig die Gruppen wechselt und dadurch weniger Kontinuität in den Kontakten hat, als die Kommilitonen untereinander. Das Hauptgebäude, das den höheren Semestern vorbehalten ist, befindet sich in den erhabenen Hallen der ehemaligen Sorbonne. Diese Umgebung ist auf jeden Fall eindrucksvoll und schlicht sehr schön. Die technische Ausstattung ist dagegen nicht hervorragend, wie sie bei einem jahrhundertealten Gebäude häufiger vorkommt. Die Internetverbindung ist nicht immer sehr gut, bzw. funktioniert das WLAN teilweise gar nicht und es gibt selten mehr als einige wenige Steckdosen. Die Bibliotheken im V. Arrondissement sind dagegen Weltklasse, man hat die Auswahl an mehreren exzellenten Bibliotheken, die wiederum durch ihre Schönheit bestechen. Dort finden sich auch immer genug Arbeitsplätze mit Stromanschluss sowie einerstabile Internetverbindung.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Zunächst war ich in einem Wohnheim (CROUS) untergebracht und zog im Verlauf in die Cité Internationale Universitaire de Paris um. In der Cité Internationale leben junge Menschen (Studierende, Künstler:innen, Wissenschaftler:innen) von allen Kontinenten zusammen und die parkähnliche Anlage mit ihren Sportplätzen, der Bibliothek, dem Theater und den vielen kulturellen Angeboten der einzelnen Stiftungen, die die Wohnheime tragen, bieten optimale Bedingungen fürs Studium und um neue Leute kennenzulernen. Die französische Hauptstadt bietet selbstverständlich ein unerschöpfliches Angebot an Freizeitmöglichkeiten. Es wäre daher müßig, alle Möglichkeiten von Museen, Konzerten, Theater über Parks, Sportmöglichkeiten, bis zum Nachtleben aufzuzählen. In jedem Fall muss man sich in Paris keine Sorgen machen, dass Langeweile aufkommen könnte. Während es wie oben beschrieben schwierig sein konnte, Kontakt zu den Kommiliton:innen an der Uni herzustellen, war es überhaupt keine Schwierigkeit, Freunde außerhalb der Uni zu finden. Neben dem Erasmus Student Network bieten die Studierenden der Sorbonne mit Parismus noch ein Netzwerk nur für internationale Studierende der Sorbonne an. Tatsächlich habe ich diese Angebote allerdings nur ganz zu Beginn genutzt, ich habe dagegen insbesondere im Wohnheim sowie durch meine Arbeit als Fremdsprachenassistent viele Freunde gefunden.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Die Sorbonne erwartet ein Sprachniveau von mindestens B2, das ist auch unbedingt notwendig, um den Kursen folgen zu können. Einige wenige Kurse finden auf Englisch statt, aber generell ist Französisch die einzige Arbeitssprache und die Prüfungen werden auch alle auf Französisch abgelegt. Da ich Französisch studiere, war mein Niveau bereits sehr gut, trotzdem habe ich natürlich viel dazugelernt. Mein offizielles Niveau von C1, das ich zu Beginn des Austauschs hatte, hat sich allerdings nicht verändert. Insgesamt ist Paris als sehr internationale Stadt auch ein Ort, an dem (abseits der Uni) viel Englisch gesprochen wird und es ist unter den ausländischen Studierenden häufig tatsächlich eher die Regel, sich auf dieser Sprache zu verständigen. Während meines Erasmusaufenthalts während des Bachelors in einer kleineren französischen Stadt habe ich privat definitiv häufiger Französisch gesprochen.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Unterkunft in einem Pariser CROUS und später in der Cité Internationale bekam ich über die Universität vermittelt. Dabei gab es jedoch im Vorfeld auch einige Schwierigkeiten, die ich nur dank der Unterstützung des International Office in Potsdam lösen konnte. An dieser Stelle ist also auch Vorsicht geboten und es schadet nicht, sich regelmäßig bei der Uni in Paris zu erkundigen, ob alles den vorgesehenen Lauf nimmt. Die Verkehrsanbindung meiner Unterkünfte war jeweils sehr gut, ich konnte mit Bus, U-Bahn und S-Bahn oder auch per Fahrrad in kurzer Zeit die Uni erreichen und war selten deutlich länger als 20 Minuten unterwegs. Allerdings kommt es in Paris selbstverständlich auch zu Streiks und Demonstrationen, was den Verkehrsfluss mitunter erheblich beeinflussen kann. Wenn man auf eine private Unterkunft angewiesen ist, können sich noch deutlich längere Fahrtwege ergeben. Nicht zu unterschätzen sind zudem die deutlich höheren Lebenshaltungskosten, die mit denen im Brandenburg/Berliner Raum nicht zu vergleichen sind. Lebensmittel im Supermarkt können gefühlt das Doppelte kosten und der Preis für ein Bier kann das Dreifache betragen. Wer auf eine private Wohnung angewiesen ist kann ebenfalls mit deutlich höheren Mieten rechnen. Daher sollte einen einer der ersten Wege zur Antragsstellung für das französische Wohngeld führen, was allen Studierenden zusteht und ungefähr ein Drittel der Mietkosten beträgt (hierfür werden jedoch einige Dokumente benötigt und die Wartezeit kann sehr lange sein, daher früh informieren!). Für alle unter 26 gibt es außerdem ein vergünstigtes Nahverkehrsticket und die meisten Museen sind für diese Altersgruppe kostenlos. Außerdem besteht die Möglichkeit, für wenige Euro im Monat ein Leihfahrradsystem ähnlich dem Nextbike in Potsdam zu nutzen.
Studienfach: Französisch und LER auf Lehramt
Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 06/2022
Gastuniversität: Sorbonne Université
Gastland: Frankreich
Rückblick
Die Zeit in Paris war für mich fachlich und persönlich sehr bereichernd. Wenn ich in diesem Bericht insbesondere auf Schwierigkeiten eingegangen bin, dann nur, damit er eine Hilfe bietet, diese möglichst gut zu umgehen. Insgesamt bin ich sehr glücklich über die Erfahrungen, die ich an der Sorbonne und in Paris machen durfte! Paris ist bekanntermaßen eine wunderschöne, weltoffene Stadt, deren Angebote unermesslich sind. Die Sorbonne ist zudem eine exzellente Universität mit weltweitem Renommee. Ich kann daher nur jedem raten, den Austausch zu wagen!