Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Mein Auslandssemester in Paris war eine unvergessliche Erfahrung, die ich gerne teilen möchte. Die Vorbereitung auf meinen Auslandsaufenthalt begann recht spontan, als ich eine E-Mail erhielt, dass man sich noch bis zum 31. Januar für ein Auslandssemester im Rahmen des Erasmus+ Programms bewerben konnte. Innerhalb einer Woche habe ich mich über das Programm informiert und mit den Koordinatoren gesprochen. Nun ging es darum, ein Land und eine Gasthochschule auszuwählen. Ich hatte mich für die INSEEC in Paris entschieden, da die Informationen, die ich über die Uni gefunden hatte, mich angesprochen haben und sie gut zu meinen Zielen passte. Paris hat mich schon immer fasziniert und ich wollte gerne in einer großen Metropole mein Auslandssemester verbringen. Somit stand alles fest und die Bewerbung wurde abgesendet. Die gesamte Bewerbungsphase wurde mir sehr einfach gemacht. Innerhalb weniger Wochen erhielt ich eine Rückmeldung von der Universität Potsdam, dass meine Bewerbung angenommen wurde. Die Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule erfolgte erst im November, als die INSEEC mir einen Link zur Bewerbung schickte. Leider kam der erste Link nie an, also musste ich proaktiv einen neuen anfordern. Frau Agathe Dassonval (incoming@inseec.com) von der INSEEC war mir dabei sehr hilfsbereit, da einige Informationen auf der Website nicht selbsterklärend waren (z.B. wann das Semester überhaupt beginnt). Für die Bewerbung an der INSEEC benötigte ich ähnliche Unterlagen wie an der Universität Potsdam, zum Beispiel meinen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben. Wenn man keinen europäischen Pass hat, muss ein Visum beantragt werden, da man länger als drei Monate bleibt. Die Hälfte der Kosten wird auch vom Stipendium automatisch übernommen. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, konnte ich mich auf mein Auslandssemester vorbereiten.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium an meiner Gastuniversität in Paris gestaltete sich interessant. In jedem Fach gab es eine Gruppenarbeit, die entweder in Form einer Präsentation oder einer Hausarbeit zu erledigen war. Zusätzlich dazu gab es meistens noch eine Klausur am Ende des Semesters. Jeder Kurs war mit 2-4 Leistungspunkten bewertet, und ich habe insgesamt 14 Kurse belegt und 34 Leistungspunkte erreicht. Das Niveau der Kurse war nicht besonders anspruchsvoll, aber sie boten eine gute Möglichkeit zur Wiederholung und Festigung des Wissens. Dies war angenehm, da ich mich neben dem Studium auch darauf konzentrieren wollte, Paris kennenzulernen. Der Stundenplan änderte sich jede Woche, was manchmal schwierig war, um Pläne zu machen. Es kam auch vor, dass mehrere Wochen vergingen, bis man das eine Fach wieder hatte. Das Studienklima war etwas durchwachsen. Die französischen Studierenden waren oft laut und es herrschte manchmal eine Art Grundschulatmosphäre, bei der die Lehrer nicht immer die Kontrolle hatten. Die Erasmus-Studierenden hingegen waren motiviert und bereit zu arbeiten, oft mehr als die einheimischen Studierenden. Die Wahl der richtigen Gruppe für Gruppenarbeiten war entscheidend für den Erfolg. Die Betreuung durch die dortigen Studenten, Verwaltungsmitarbeiter und Dozenten war in Ordnung, obwohl es manchmal eine Sprachbarriere gab. Selbst im Untericht wurde oft Französisch gesprochen, obwohl alle Kurse auf Englisch waren. Es gab ein neues Gebäude neben dem Campus, das im Vergleich zu den Unterrichtsgebäuden sehr modern war. Dort konnte man Freistunden verbringen und lernen. Es standen Computer zur Verfügung und das Drucken war kostenlos, was sehr praktisch war.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Während meines Auslandssemesters in Paris hatte ich sowohl Kontakt zu einheimischen als auch ausländischen Studierenden. An der Universität hatte ich in etwa die Hälfte meiner Kurse mit französischen Kommilitonen und die andere Hälfte mit Erasmus-Studierenden. Die französischen Studierenden hatten in der Regel bestenfalls A2/B1 Englischkenntnisse, waren aber untereinander sehr kommunikativ. Man konnte jedoch aktiv auf sie zugehen und durch Gruppenarbeiten, die in jedem Fach stattfanden, in Kontakt kommen. Außerhalb der Universität gestaltete es sich schwieriger, französische Freunde zu finden. Oft blieb der Kontakt aufgrund der Sprachbarriere oberflächlich. Dennoch habe ich versucht, mich mit den Einheimischen anzufreunden und an verschiedenen sozialen Veranstaltungen teilzunehmen, um meine Französischkenntnisse zu verbessern und die Kultur besser kennenzulernen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
In Bezug auf meine Sprachkompetenz habe ich vor dem Auslandsaufenthalt private Sprachkurse besucht. Das Institut Français kann ich dabei sehr empfehlen. Ich habe auch an ihrer Vorbereitungsveranstaltung teilgenommen, die hilfreich war, um Fragen zu klären und sich auf den Aufenthalt vorzubereiten. An der Universität wurde auch ein Sprachkurs angeboten, aber ich war enttäuscht von der Qualität des Kurses. Es wurde kaum etwas gelernt, da der Lehrer die Aufgaben gelöst hat und es wenig Möglichkeiten zum Sprechen gab. Daher empfehle ich, zusätzlich zu den Universitätskursen private Sprachkurse zu besuchen, um die Sprachkompetenz effektiv zu verbessern. Nach fünf Monaten traut man sich mehr, auf Französisch zu reden. Um einen großen Unterschied zu merken, braucht man noch weitere fünf Monate, da man vor allem auf Englisch redet.
Wohn- und Lebenssituation
Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich als eine der größten Herausforderungen während der Vorbereitung meines Auslandssemesters. Schon nach meiner Bewerbung begann ich, nach Wohnmöglichkeiten zu suchen, und erkannte schnell, wie teuer es in Paris sein kann. Ich entschied mich bewusst dafür, mein gesamtes Geld für die Unterkunft anzusparen, da das Stipendium alleine nicht ausreichte. Eine Möglichkeit war die Bewerbung bei der Cité Université, jedoch musste man dies mehrere Monate im Voraus erledigen. Da ich Paris intensiv erleben und nicht in den günstigeren Randbezirken leben wollte, um die Stadt besser kennenzulernen und nicht von den oft überfüllten, unangenehmen und nicht immer zuverlässigen RER A und B (Regio) abhängig zu sein, suchte ich nach anderen Optionen. Ich wartete lange und erst zwischen Weihnachten und Silvester, nur zwei Wochen vor meiner Ankunft, wählte ich eine Wohnung aus und unterzeichnete offiziell einen Vertrag. Dies ging sehr schnell. Bei der Wohnungssuche benötigte ich einen Garanten, falls man keinen hatte, gab es Webseiten, die für einen garantieren, allerdings gegen eine recht hohe Gebühr. Ich persönlich habe über Lodgis gebucht. Die Agenturgebühr betrug etwa 280 Euro und war vollkommen in Ordnung. Ich kann Lodgis empfehlen, obgleich ich online negative Rezensionen sah. Die Website fand ich von Anfang an großartig. Ich fragte eine Wohnung an und lernte Frau Brandao Brault (walquiria.brandao-brault@lodgis.com) kennen, die bei der Agentur arbeitet. Ihr erzählte ich, was ich suche und was ich erwarte und sie riet mir von der Wohnung ab. Dafür bin ich sehr dankbar, weil die Wohnung, die sie mir empfahl, viel besser zu meinen Bedürfnissen passte. Hierbei geht es vor allem um die Lage der Wohnung, aber auch die Vermieter und das Klima in meiner Siedlung. Ich habe allein in einem kleinen Studio im 12. Arrondissement in der Nähe von Bastille gewohnt, was sehr zu empfehlen ist. Ich habe mit der U-Bahn 15min bis zur Universität im 10. gebraucht. Es ist auch eine tolle Gegend für junge Menschen und sehr zentral zum Marais, dem 7. Arrondissement und allem relevanten. Bei der Auswahl deiner Unterkunft empfehle ich, nicht im 10. Arrondissement oder im nördlichen Teil der Stadt an der Grenze zu wohnen. Diese Viertel können etwas problematisch sein. Stattdessen sind die Arrondissements 1 bis 7 ideal, ebenso wie die Viertel 9, 12 und 16. Ich habe persönlich keine Erfahrungen mit den Arrondissements 13 bis 15, daher kann ich dazu keine Aussagen treffen. Einige Besonderheiten gab es bei der Unterbringung und Miete. Man musste sich nicht beim Amt melden, und als Kaution war nur eine Kaltmiete erlaubt in Paris. Für den öffentlichen Verkehr kann ich die Metro empfehlen. Das Autofahren in Paris macht keinen Sinn aufgrund des Verkehrs und der Staus. Es lohnt sich, eine 10er-Karte für 16,90 Euro zu kaufen, anstatt ein Monatsticket zu nehmen, da letzteres sehr teuer ist und es so einen dazu motiviert, mehr zu laufen. Es gibt die ‚Bonjour RATP‘ App, über die man seine Karte aufladen kann. Die Metrolinie 1 bringt einen durch ganz Paris, ebenso wie Linie 8. Eine Wohnung in der Nähe einer dieser Stationen zu haben ist sehr zu empfehlen. Für Bankgeschäfte empfiehlt sich eine Visa-Karte, und viele Transaktionen können mit Apple Pay abgewickelt werden. Die Lebenshaltungskosten in Paris sind sehr hoch. Lidl und Aldi sind überfüllt und die Qualität kann nicht mit den deutschen Filialen mithalten. Monoprix ist vergleichbar mit Edeka und Rewe, jedoch sind Obst und Gemüse von hoher Qualität. In meiner Freizeit habe ich festgestellt, dass viele Museen kostenlosen Eintritt bieten. Das Spazierengehen in Paris macht großen Spaß, da es immer viel zu sehen und zu tun gibt. Nach drei Monaten hatte ich das Gefühl, alles gesehen und die Stadt sehr gut kennengelernt zu haben.
Studienfach: Betriebswirtschaftslehre
Aufenthaltsdauer: 01/2023 - 06/2023
Gastuniversität: INSEEC Paris
Gastland: Frankreich
Rückblick
Erstens ist es wichtig, frühzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen. Informiere dich über das Erasmus+ Programm und die Bewerbungsfristen, damit du ausreichend Zeit hast, alle erforderlichen Unterlagen einzureichen. Nutze auch die Möglichkeit, dich mit den Koordinatoren auszutauschen und Fragen zu stellen. Bei der Suche nach einer Unterkunft empfehle ich, genügend Geld für die Miete anzusparen, da die Lebenshaltungskosten in Paris sehr hoch sind. Es kann eine Weile dauern, bis man eine passende Wohnung findet, daher ist es ratsam, frühzeitig mit der Suche zu beginnen. Überleg dir auch gut, in welchem Stadtviertel du wohnen möchtest, um die Stadt besser kennenzulernen. In Bezug auf das Studium an der Gastuniversität kann es hilfreich sein, sich auf Gruppenarbeiten und Präsentationen vorzubereiten. Wähle deine Gruppenmitglieder sorgfältig aus, um erfolgreich zusammenarbeiten zu können. Nutze auch die modernen Einrichtungen und Ressourcen, die dir zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Computer und kostenlose Druckmöglichkeiten. Besondere gute Erfahrungen während meines Auslandssemesters waren die Möglichkeit, Paris intensiv zu erkunden und die kulturellen Angebote der Stadt zu genießen und vielen kostenlosen Museen und das Spazierengehen durch die verschiedenen Viertel. Paris ist zweifellos eine faszinierende Stadt. Es ist ratsam, Restaurants im Voraus zu reservieren, da beliebte Lokale oft ausgebucht sind. Nutze die vielfältige Küche und genieße die kulinarischen Erlebnisse, die Paris zu bieten hat. Nutze die Gelegenheit, Paris in vollen Zügen zu erkunden. Die Stadt bietet eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, kulturellen Veranstaltungen und Freizeitmöglichkeiten. Besuche die zahlreichen Museen, spaziere entlang der Seine und erkunde die charmanten Viertel wie das Marais oder Saint-Germain-des-Prés. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Immer alle mit Bonjour ansprechen! Man sollte immer auf Französisch anfangen, dann sind die Leute bereit, mit einem dann doch auf Englisch zu reden. Nimm aktiv am Studentenleben teil und engagiere dich in verschiedenen Aktivitäten und Clubs, die von Erasmus+ zahlreich angeboten werde. Dies ist eine großartige Möglichkeit, neue Freundschaften zu schließen und dich in die lokale Gemeinschaft einzubinden. Nutze auch die Sprachmöglichkeiten, um deine Französischkenntnisse zu verbessern und mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Sei offen für neue Erfahrungen und lass dich auf die kulturelle Vielfalt von Paris ein. Es ist eine Stadt voller Geschichte, Kunst und einer lebendigen Atmosphäre. Genieße deine Zeit dort und schaffe unvergessliche Erinnerungen. Paris wird dich sicherlich beeindrucken und inspirieren. Eine weniger gute Erfahrung war manchmal das Studienklima an der Gastuniversität, insbesondere die laute Atmosphäre und die Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit einheimischen Studierenden. Dennoch konnte ich durch den Kontakt mit anderen internationalen Studierenden und die engagierte Unterstützung von ein paar französischen Studierenden positive Erfahrungen machen. Insgesamt war mein Auslandssemester in Paris eine bereichernde Erfahrung, die mir persönlich und akademisch viele Möglichkeiten geboten hat. Ich rate nachfolgenden Studenten, das Beste aus ihrem Aufenthalt zu machen, neue Kontakte zu knüpfen, die Kultur zu erkunden und sich auf das Studium zu konzentrieren. Es ist eine einzigartige Gelegenheit, sowohl persönlich als auch akademisch zu wachsen und eine unvergessliche Zeit zu erleben.