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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Frankreich und dessen Sprache habe ich schon zu Schulzeiten kennengelernt und haben mich interessiert. Ein zweimonatiger Austausch und der immer noch bestehende Kontakt zu meiner Austauschpartnerin haben dazu geführt, dass ich trotz (bzw. wegen) der etwas längeren Sprachpause durch Corona sehr viel Lust hatte, für eine längere Zeit in Paris zu leben. Gemeinsam mit den vielen praktischen Projekten am EFREI wollte ich die Zeit nutzen, um Paris mit all seinen Kulturen, Angeboten und Facetten kennenzulernen. Die Bewerbung beim EFREI hat bei mir gut funktioniert und auch der Kontakt mit der internationalen Koordinatorin war flüssig. Jedoch kamen die Informationen zur Bewerbung und den Kursen viel später als bei den anderen Erasmusländern an (27.04.). Schade war, dass ich sehr viele Mails schreiben musste, um herauszufinden, ob der Sprachnachweis meines Abiturs als Sprachnachweis für die englischen Kurse reicht. Im Endeffekt musste ich einen DAAD-Nachweis an der Uni Potsdam machen und zum Glück hat mit dem Zertifikat alles gut funktioniert. Ich habe keine zusätzlichen Schreiben, zum Beispiel von Professor:innen, für die Bewerbung vor Ort gebraucht.


Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 01/2023

Gastuniversität: École d’Ingénieurs Généraliste du Numérique - EFREI

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Das Studieren am EFREI kann man in vielerlei Hinsicht mit dem am HPI vergleichen: Es gibt viele Projekte, bei denen man selbstständig oder in Teams arbeitet, der Campus ist sehr klein und die Studierendenschaft ist sehr stark in alle möglichen „associations“-Aktivitäten eingebunden. Die association „EFREInt“ hat sich zum Beispiel in einer ersten Kennenlernwoche sehr gut um die neuen Studierenden gekümmert und uns ein wenig von Paris gezeigt. Insgesamt empfand ich das Unisystem des Öfteren als recht intensiv beziehungsweise anstrengend: Sehr lange Vorlesungen (3 oder 5 Stunden), Anwesenheitspflicht auch bei 4-Stunden-Blöcken, in denen man selbstständig eine Lernwebseite abarbeitet und ein paar Klausuren sind sehr auf auswendig lernen angelegt. Mein M1-Semester (1. Mastersemester) war zweigeteilt, da ab Anfang November alle M1-Studierenden ein verpflichtendes Praktikum machen. In dieser Zeit wurde für die internationalen Studierenden ein „International Master Project“ angeboten. Diese Zweiteilung hat dazu geführt, dass alle Vorlesungen in der ersten Hälfte lagen und man sehr viel an der Uni war beziehungsweise Abgaben für kurzfristig geänderte Deadlines vorbereitet hat. In der zweiten Hälfte konnte man sich die Zeit besser einteilen, wodurch ich vor allem ab November die Stadt und andere internationale Studierenden aus anderen Bereichen bei Erasmusveranstaltungen kennengelernt habe. Die Vorlesungen haben mir grundsätzlich Spaß gemacht und auch die Projekte waren sehr unterschiedlich und interessant. Dass die erste Hälfte so anstrengend war, lag vor allem an der langen Anwesenheitspflicht und daran, dass die Vorlesungen oft nicht exakt mit den Tutorien abgestimmt waren. Das hat zum einen zu sehr kurzfristigen Deadlines von Tutoriumsarbeiten und zum anderen zu Projekten geführt, die zwar interessant, aber nicht klar spezifiziert in ihren Anforderungen waren. Dadurch ist in der Bearbeitung mehr Arbeit angefallen. Zusammenfassend kann man beim französischen Unisystem zwar nicht so viele Freiheiten wie in anderen Ländern genießen, aber ich habe trotzdem viel schätzen können: die vielen 3-ECTS-Kurse, durch die ich einige Bereiche kennenlernen konnte, die Ausstattung und die Lage vom EFREI. Dort gab es einige Räume zum selbstständigen Arbeiten und der Hauptcampus liegt 25 min vom Stadtzentrum entfernt, ein Campus ist sogar gegenüber vom Eiffelturm.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Da das EFREI nicht sehr groß ist, waren wir vier Erasmus- und sechs Studierende vom China-Austauschprogramm, die alle in unterschiedlichen Studiengängen waren. Es wird vor allem in Tutorien unterrichtet, die in klassenähnlichen Gruppen stattfinden. Es war also etwas herausfordernd, sich mit schon existierenden Gruppen zurechtzufinden. Ich habe jedoch französische Studierende kennengelernt, mit denen ich mich auf Französisch ausgetauscht und Projekte bearbeitet habe. Leider hat die Uni mich in der ersten Hälfte sehr in Anspruch genommen, wodurch ich erst spät entdeckt habe, dass es in Paris eine einzelne große Erasmusorganisation (@esnparis auf Instagram) gibt. Bei den Veranstaltungen habe ich viele Studierenden aus ganz Europa kennengelernt, mit denen ich den meisten Austausch hatte. Es hat mich sehr gefreut, dass ich auf dem WEI (einem großen Willkommenswochenende) ein paar Studierenden aus Algerien, Libanon und Kamerun kennengelernt habe. Es war sehr besonders, sich mit ihnen über ihre Perspektive auf Frankreich und dessen Politik zu unterhalten und eine der besten Erfahrungen des Semesters.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Wie zu Anfang beschrieben, bin ich mit einem alltagstauglichen, aber ein bisschen eingerosteten Französisch in das Semester gestartet. Leider konnte ich mich aus studienorganisatorischen Gründen nur für den englischen Studiengang entscheiden. Soweit ich weiß gibt es den Bachelorstudiengang nur auf Französisch und die zwei angebotenen Masterprogramme nur auf Englisch. Die Anrechnung von Masterkursen in meinem Bachelor stellte zum Glück kein Problem dar. Dennoch konnte ich mit den Kommilitonen oft Französisch sprechen und für viele Details des Alltags war es sehr hilfreich, Französisch zu können. Beispielsweise werden in Tutorien oft zusätzliche Erklärungen auf Französisch gegeben und bei den meisten Klausuren war die erste Seite mit generellen Anweisungen auf Französisch, obwohl der Unterricht auf Englisch war. Ich persönlich konnte also im Alltag und durch Museumsausstellungen die Sprache verbessern. Menschen, die sie aber von Beginn an lernen möchten, sollten sich jedoch darauf einstellen, dass zwar die meisten Sachen auf Englisch funktionieren, aber es doch ein paar sprachliche Herausforderungen geben kann.

Wohn- und Lebenssituation

Wie man in vielen anderen Berichten lesen kann, fand auch ich die Wohnungsfindung sehr kompliziert und musste sehr viel Miete bezahlen. WG-Zimmer liegen auch außerhalb der Stadtgrenze bei 550€ aufwärts, kleine Einzelappartements („Studios“) fangen bei ca. 700€ an. Mir hat es bei meiner Bewerbung bei Twenty Campus von sergic-résidences (https://www.twenty-campus.com/fr/) geholfen, so oft es geht anzurufen. Bei mir zumindest hat die Bürokratie dafür gesorgt, dass sie keinen Überblick über die Bewerbenden hatten und dann kurzfristig doch noch ein Zimmer frei war. Man kann überlegen, CAF (Wohngeld) zu beantragen, wofür man ein französisches Bankkonto braucht. Durch die sehr langsame Postzustellung für die Konteneröffnung und generell sehr viel Bürokratie hat der gesamte Prozess, das Wohngeld zu beantragen, jedoch 4 Monate gedauert. Im Endeffekt konnte ich es deshalb leider nicht nutzen und es hat mir persönlich mehr Kraft geraubt als Wohngeld gegeben. Bezüglich des Transports: Ich habe damals die Carte Navigo mit Tarif „Forfait imagine R Étudiant“ für ein Jahr (350€) online gekauft. Die kann man über ein Einschreiben mit Nachweis (!) über https://www.laposte.fr/lettre-recommandee-en-ligne online kündigen, wenn man nicht mehr in Frankreich studiert und nach Deutschland umzieht. Für den Wohnungsnachweis reicht die Adresse des Hauptwohnsitzes auf dem Personalausweis. Das Angebot des Tarifs lohnt sich selbst, wenn man nicht kündigt. Für 4 Monate würde der Monatstarif (aktuell 84,10€ pro Monat) nämlich ca. gleich viel kosten. Tipp für die, die in Val-de-Marne (z.B. Villejuif) wohnen: Ich habe gehört, dass man sich einen Teil der Kosten für das Jahresticket erstatten lassen kann. Die Stadt Paris fand ich für ein Erasmussemester perfekt. Als Zentrum Frankreichs findet man dort jeden Tag ein großes Angebot. Während des Semesters hat man für all die Entdeckungen Zeit, die man nicht während einer Woche Städte-Urlaub schaffen würde und der typische Pariser-Alltagsstress stört einen noch nicht. Die Erfahrung, hier ein halbes Jahr leben zu können, empfand ich als unfassbar wertvoll.

Studienfach: IT-Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 01/2023

Gastuniversität: École d’Ingénieurs Généraliste du Numérique - EFREI

Gastland: Frankreich


Rückblick

Zusammenfassend ist das Semester ein sehr schönes und eindrückliches Semester gewesen. Im Austausch mit vielen anderen Erasmusstudierenden aus meiner Heimat habe ich gemerkt, dass mein Semester in manchen Bereichen verschulter und strikter war. Dennoch hat mich die Stadt Paris, ihr kulturelles Angebot und die vielen Gespräche sowohl mit Erasmus- als auch französischen Studierenden wirklich sehr inspiriert. Paris ist eine Stadt, die nie langweilig wird und das habe ich bei meinem Erasmus-Semester sehr geschätzt. Man lernt zudem viel über die französische Bürokratie, andere Kulturen, gutes (manchmal überteuertes) französisches Essen und über das Leben in einer der interessantesten Metropolen der Welt. Insgesamt würde ich es definitiv nochmal machen.

Allgemeine Paris-Tipps:

Frankreich

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