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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Idee einen Teil meines Studiums im Ausland zu absolvieren, erschien mir immer sehr lohnenswert, ich entschied mich allerdings relativ spontan nach einem Hinweis des Erasmus+ Koordinators in Potsdam auf die nahende Bewerbungsfrist, dazu meine Bewerbung einzureichen. Die Entscheidung fällte ich vor allem nach dem Gesichtspunkt der persönlichen Weiterentwicklung: Ich entschied mich, nachdem ich anfänglich darüber nachgedacht hatte in ein englischsprachiges Land zu gehen, dafür eine weitere Fremdsprache neben Englisch zu erlernen. Die Wahl fiel schnell auf Frankreich, da ich die Sprache schon länger sehr mochte und auch die französische Kultur schätzen gelernt hatte bei einigen Aufenthalten zuvor. Paris erschien mir als Stadt besonders interessant durch die hohe Dichte an Kultur und unterschiedlichsten Möglichkeiten sich in einem internationalen Umfeld weiterzuentwickeln. Dieser Eindruck wurde durch meine Erfahrungen dort bestätigt. Als Universität entschied ich mich schließlich für das EFREI in Paris. Der gut organisierte Webauftritt, gute Rankingergebnisse, interessante Kursangebote und die Möglichkeit auf Englisch zu studieren, was für den Anfang notwendig war, da ich ein absoluter Anfänger in Französisch war, hatten mich überzeugt. Durch das Erasmus+ Programm gestaltete sich der Bewerbungsprozess relativ einfach.


Studienfach: IT Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 09/18-02/19

Gastuniversität: École Française d'Électronique et d'Informatique (EFREI)

Gastland: Frankreich

Wohnungssuche

Mein Erasmus+ Studium begann im September 2019, bei der Wohnungssuche hatte ich Glück: Ich hatte mich selbst bei einigen Wohnheimen beworben und unabhängig von der Vermittlung durch die Uni einen Platz in der Crous Residence in Fontenay-aux-Roses (ein anderer Vorort) bekommen, was mit dem Fahrrad 30 Minuten von Villejuif entfernt ist und eine RER Anbindung (S-Bahn) direkt an Paris hat. Generell ist es wohl empfehlenswert sich frühzeitig um eine Wohnung zu kümmern, da der Wohnungsmarkt in Paris sehr angespannt ist. Manche Kommilitonen, die weniger Glück hatten, haben auch nach der Ankunft noch suchen müssen. Mit dem Fahrrad zu fahren war auch im Winter meistens kein Problem und die Crous Wohnheime überzeugen vor allem durch sehr geringe Kosten. Auch durch das zusätzliche Wohngeld (CAF), was wohl jeder Student bekommt, wird es nochmal günstiger. Man sollte sich darauf möglichst schnell bewerben (ich habe letztlich einen Monat weniger Geld bekommen weil ich mit dem Einreichen der Unterlagen ein Paar Tage gewartet habe).

Studium an der Gastuniversität

Bei meiner Gastuniversität handelt es sich um eine grande école. Ich finde es interessant das deutsche Hochschulsystem mit dem französischen zu vergleichen, da sich vor allem die grandes écoles sehr an der Ausbildung für die Wirtschaft orientieren und weniger Wert auf Forschung legen. Trotz allem fand ich das Konzept der Hochschule vor Ort mit 4-stündigen Vorlesungen und Anwesenheitspflicht eher wenig überzeugend. Das Niveau war wahrscheinlich eher mit meinem Bachelor Studium vergleichbar, so habe ich einige Grundlagen vor allem im Bereich Data Science aufgefrischt, was sicherlich nicht umsonst war, aber dennoch wenig Neues gehört. Wesentlich interessanter war das Research Projekt, das ich mit Betreuung eines Professors vor Ort eigenständig bearbeiten konnte. Die Zusammenarbeit gestaltete sich sehr interessant, da dem Projekt eine echte Aufgabe aus der Industrie zugrunde lag mit echten Daten eines großen französischen Unternehmens. Ziel meines Projekts war es unsortierte Textfragmente algorithmisch aufzuarbeiten und automatisch nach Kategorien zu ordnen (im einfachsten Fall könnte man z.B. Fragmente mit ähnlichen Wörtern zuordnen). Ich habe einige bekannte Algorithmen ausprobiert und schließlich mit einem neuartigen Deep Learning Ansatz kombiniert und dadurch die Ergebnisse merklich verbessert. Ich glaube einige interessante Resultate erzielt zu haben, die für das Unternehmen und vielleicht sogar für das Forschungsfeld interessant sein könnten.

Leben in Paris

Die Erfahrung in Paris zu leben war für mich eine besondere und ich würde sagen, dass ich mich ein bisschen in die Stadt verliebt habe nach den 6 Monaten dort. Wenn man Paris hört, denkt man wahrscheinlich an Touristenmassen und eine überfüllte Metro, das gibt es natürlich auch. Aber es hat mich bis zum letzten Tag fasziniert, wie es die Stadt schafft sich ihren ganz eigenen Flair zu erhalten. Wenn man abends an der Seine entlangläuft, fühlt man sich mindestens ein Jahrhundert zurückversetzt in das historische Paris. Dazu kommen die authentischen französischen Läden in den kleineren Straßen, die einzigartige Architektur und eine unglaubliche Vielfalt an Museen, Theatern und anderer Kultur. Besonders hat mir das musée d’Orsay gefallen (verschiedene Stilrichtungen mit einer großen Ausstellung zum Impressionismus), ich war insgesamt 4 Mal dort. Ein großer Vorteil ist, dass es für EU Bürger unter 26 viele Vergünstigungen wie kostenlosen Eintritt in Museen oder auch günstige Theaterkarten gibt. Ich habe das richtig ausgenutzt und bin für vergleichsweise sehr wenig Geld in der Comédie Française, der Opéra national de Paris (fast 6 Stunden Oper sind auch eine besondere Erfahrung), anderen Theatern, unzähligen Museen in der ganzen Stadt, im Garten von Claude Monet in Giverny (gut mit dem Zug & Fahrradmitnahme zu erreichen) und vielen kostenlosen oder günstigen Konzerten in Kirchen in Paris gewesen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Zu diesen unvergesslichen Erfahrungen kommt natürlich das Erlernen der Sprache hinzu, was mir viel Spaß gemacht hat. Ich hatte das letzte Mal in der Schule Vokabeln gelernt und es war neben den technischen Inhalten an der Uni eine gelungene Abwechslung. Da es viele Menschen aus allen Ländern der Welt in Paris gibt, fiel es mir nicht schwer Menschen zu finden, um mein Französisch zu üben und zu verbessern (z.B. jeden Donnerstagabend in der Rue Oberkampf durch den Sprachtreff). Gleichzeitig ist es eine gute Gelegenheit über das Erlernen der Sprache neue Menschen kennenzulernen und Freunde zu finden.

Kontakt zu anderen Studierenden

Paris hat auch eine sehr rege Erasmus Community und durch Whatsapp oder Facebook Gruppen war es leicht sich gemeinsam für Ausflüge in Paris zu verabreden. Ich glaube, dass ich durch Gespräche mit verschiedensten Menschen aus unterschiedlichen Ländern die interessantesten Diskussionen über Politik, Gesellschaft, Religion und das Leben aufspannen konnte. Ich weiß jetzt ein bisschen über die aktuelle Politik in Mexiko und Spanien und Indien Bescheid, habe die amerikanische Geschichte von einem Geschichtsstudenten aus Albuquerque neu erzählt bekommen und fühle mich insgesamt ein bisschen mehr als Europäer, vor allem durch die guten Freunde, die ich gerne einmal wieder sehen möchte.
Gleichzeitig war die Integration an der Gastuniversität herausragend. Es gab sogar einen eigenen Klub aus Studenten (EFREI International), die sich ausschließlich um die internationalen Studenten gekümmert haben und regelmäßig gemeinsame Aktionen organisierten, bei allen möglichen Problemen (die Verwaltung in Frankreich kann schon mal kompliziert werden) und Fragen mit Tipps und Hilfe zur Seite standen und mindestens einmal pro Woche einen eigenen Französischkurs für uns organisiert haben. Einen warmherzigeren Empfang hätte man sich nicht wünschen können.

Studienfach: IT Systems Engineering

Aufenthaltsdauer: 09/18-02/19

Gastuniversität: École Française d'Électronique et d'Informatique (EFREI)

Gastland: Frankreich


Rückblick

Im Allgemeinen würde ich den Auslandsaufenthalt in Paris wärmstens empfehlen, vor allem wegen der unzähligen wertvollen Erfahrungen, die viel zu meiner persönlichen Weiterentwicklung beigetragen haben. Für ein mehr forschungsorientiertes Studium würde ich beim nächsten Mal vielleicht eine öffentliche Universität ausprobieren, mit etwas Eigeninitiative hat es aber auch an meiner grande école geklappt ein interessantes Projekt zu finden.

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