Erasmus+ Erfahrungsbericht
Vorbereitung des Auslandaufenthalts
Nach der Bewerbung an der Uni Potsdam für Erasmus+, bewirbt man sich am EFREI. Eine Übersicht über die benötigten Unterlagen kann man hier finden.
Mir wurde zu Beginn davon abgeraten, mehr als einen Kurs auf Französisch zu belegen, da ich nur ein DELF Zertifikat für das Niveau B1 hatte. Es hat sich dann während des Semesters herausgestellt, dass es kein Problem gewesen wäre, auch mehr Kurse auf Französisch zu belegen. Wer sich also für französische Kurse interessiert, sollte sich also nicht unbedingt von den Anforderungen zurückschrecken lassen, sondern mit den Mitarbeiterinnen am EFREI darüber reden. Die Anforderungen sind meines Verständnisses nach nur da, damit man sich nicht übernimmt und den Vorlesungen gut folgen kann.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium am EFREI ist anders aufgebaut als das in Deutschland. In Frankreich gibt es neben den “normalen” Universitäten auch noch so genannte “écoles”, die ein wenig den deutschen Fachhochschulen ähneln. Das EFREI ist eine “École Ingenieur”. Wie der Name schon vermuten lässt, erinnert es tatsächlich eher an eine Schule als an eine Uni. Man kann hier nicht wie an deutschen Unis seine Kurse selbst zusammenstellen, sondern sich nur für einen Major entscheiden. Dieser entscheidet dann über die meisten Kurse, die man belegt. Ich habe den Major Software Engineering gewählt und dort Kurse aus dem zweiten Masterjahr belegt. Obwohl dies erst mein erstes Mastersemester gewesen wäre, hatte ich keine Probleme den Kursen zu folgen. Fachlich sind sie weniger anspruchsvoll, als man es von hier gewöhnt ist. Die Kurse sind auch weniger umfangreich, sie geben jeweils nur 3 ECTS. Deshalb hat man auch etwas mehr Kurse. Ich hatte insgesamt 8 Kurse belegt, davon gehören 3 direkt zum Major und 3 kann man aus major-übergreifenden Kursen auswählen.
Die meisten Kurse waren in drei Teile geteilt. Ein Teil Vorlesung, ein Teil “Travail pratique”, in dem man kleine Übungsaufgaben oder Tutorials bearbeitet und ein Teil Projekt. Alle 3 Teile finden meistens in 4 Stunden Blöcken statt. Meistens hat man Unterricht von 8 bis 12 am morgen und von 2 bis 6 am Nachmittag. Dabei besteht immer Anwesenheitspflicht. Dafür finden die Kurse nur Montag bis Mittwoch statt, die anderen Tage der Woche sind für Projektarbeit vorgesehen. Zu diesen Kursen kam noch ein Seminar und ein Französischkurs für jeweils 1 ECTS hinzu. Im Französischkurs haben wir mit ungefähr 20 anderen Austauschstudenten etwas Grammatik und Vokabeln geübt. Das Französischniveau war dabei sehr gemischt.
Weiterhin habe ich noch mit einer Gruppe, das sogenannte “Projet Fin d’études”, also das Projekt zum Abschluss des Studiums, belegt. Hier haben wir mit einem kleinen französischen Start-Up zusammengearbeitet. Die Arbeit war hierbei recht eigenständig. Wir hatten wöchentlich Treffen mit unserem Projektpartner, aber vom EFREI war nur wenig Betreuung nötig.
Zusätzlich gab es noch die Möglichkeit einen “Discovery Report” zu schreiben, da man nur mit den Kursen noch nicht auf 30 ECTS kommt. In diesem Bericht ging es darum, etwas über die Zeit in Paris zu reflektieren und französisch zu üben, das genaue Thema kann man sich selbst aussuchen.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Es gibt am EFREI nur recht wenige Erasmusstudenten. In diesem Semester insgesamt 6, davon 5 Deutsche und ein Finne. Dafür gibt es viele Austauschstudenten aus anderen Ländern. Der Großteil kommt aus China, aber auch Studenten aus Indien, Argentinien und Mexiko sind vertreten. Die Austauschstudenten lernt man schnell in der Orientierungswoche für die Internationalen kennen. Auch mit französischen Studenten kommt man hier schnell in Kontakt, da die Woche von den Mitarbeitern zusammen mit einem Studentenclub organisiert. Nach Französischtutorials am Morgen wird am Nachmittag Paris und Umgebung besichtigt, wie zum Beispiel der Eiffelturm, der Louvre oder Versailles.
Zudem gibt es gegen Anfang des Jahres das sogenannte “WEI” (Weekend d’integration). Für ein Wochenende fahren ein Großteil der EFREI Studenten zusammen in einen Ferienpark in Südfrankreich. Das dient vorallem dazu, dass die neuen Studenten sich kennenlernen können. Das Wochenende kostet insgesamt etwa 120€, beinhaltet aber Unterkunft, Verpflegung und alle Angebote vor Ort.
Ansonsten kommt man durch die Projekte mit französischen Studenten in Kontakt. In meinem Major waren nur 2 weitere Austauschstudenten, deshalb ist man gezwungen auch mit einheimischen Studenten zusammenzuarbeiten, wenn es um Gruppenprojekte geht. Diese Projekte haben mir besonders viel Spaß gemacht, da die EFREI Studenten alle miteinander sehr nett waren.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Wer sein Englisch verbessern möchte, sollte vermutlich nicht nach Frankreich gehen, auch wenn ein Großteil der Kurse auf Englisch angeboten werden. Bei vielen Kursen war das Englisch der Dozenten auch sehr gut, doch vor allem bei schriftlichen Arbeitsmaterial war die Qualität nicht immer sehr hoch.
Wer hingegen mehr Französisch sprechen möchte, dem kann ich es wärmstens empfehlen. Die Kurse, die ich auf Französisch besucht habe, waren auch relativ leicht zu verfolgen und die Dozenten waren sehr verständnisvoll, wenn man nicht alles sofort verstanden hat. Wir konnten auch die Endprüfungen auf Englisch beantworten.
Wohn- und Lebenssituation
Eine Unterkunft in Paris kann man zum einen durch das EFREI finden, hat dann aber keinen Einfluss darauf, in welchem Wohnheim man landet. Alternativ besteht die Möglichkeit selbst eine Wohnung zu finden. Die Miete ist generell in Paris recht hoch, die Wohnungen entsprechend auch eher klein. Man kann sich aber auch als Austauschstudent auf CAF bewerben. Das ist eine Art Wohngeld in Frankreich. Der Bewerbungsprozess ist dabei etwas undurchsichtig und komplett auf Französisch. Man muss also etwas Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen. Bei Fragen wird man aber tatkräftig von den Mitarbeiterinnen des EFREIs unterstützt. Für das CAF braucht man auch zwingendermaßen ein französisches Bankkonto, das man aber auch mit Hilfe der EFREI-Studenten einrichten kann.
Um von einem Ort zum anderen zu kommen, sind in Paris öffentliche Verkehrsmittel die beste Option. Man zahlt im Monat etwa 75€ für eine Monatskarte mit der man nicht nur in Paris, sondern auch auf der ganzen Île de France überall hinkommt. Alternativ kann man eine Jahreskarte kaufen, das lohnt sich aber nur wenn man tatsächlich ein ganzes Jahr da ist. Die Metro ist auch recht zuverlässig, im Normalfall kommt alle 3 bis 4 Minuten eine Bahn, nur selten muss man mal länger warten.
Die Lebenshaltungskosten sind in Paris generell etwas höher als in Potsdam. Im Supermarkt sind die meisten Sachen etwas teurer, aber besonders Restaurants und Imbisse sind deutlich teurer. Dafür gibt es praktisch unbegrenzt Freizeitangebote in Paris. Viele der Museen sind kostenlos für alle unter 26 aus der EU, genauso wie der Eintritt zu vielen Sehenswürdigkeiten. Wenn man mal etwas unternehmen möchte, aber noch nicht weiß was, kann man auch auf dieser Seite suchen. Die Seite wird von der Stadt Paris geführt und gibt einen guten Überblick über Konzerte, Ausstellungen und ähnliches. Es gibt auf facebook einige Gruppen mit Erasmusstudenten von allen Pariser Universitäten, die auch regelmäßig Veranstaltungen organisieren. Wer gerne ins Kino geht kann auch hier nachsehen. Hier werden aktuelle französische Filme im Original mit englischen Untertiteln gezeigt.
Studienfach: IT-Systems Engineering
Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 01/2018
Gastuniversität:École Française d'Électronique et d'Informatique (EFREI)
Gastland:Frankreich
Rückblick
Vom Inhalt des Studiums kann ich ein Semester am EFREI nicht unbedingt empfehlen. Mir hat die Zeit dennoch sehr viel Spaß gemacht und ich habe auch einiges gelernt, vor hat sich mein Französisch stark verbessert. Auch mit den Menschen, die ich in Paris kennengelernt habe, habe ich mich gut verstanden, vor allem mit den Studenten und Mitarbeitern am EFREI. Ansonsten ist Paris eine sehr schöne Stadt, in der ich eine schöne Zeit verbracht habe.