Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Bei mir war es eine recht spontane Entscheidung so kurzfristig ins Ausland zu gehen. Ich wollte schon immer im Ausland studieren und habe mich dann im Sommer 2021 dazu entschlossen, trotz Coronaaussichten im Sommersemester 2022 ins Ausland zu gehen. Dadurch, dass ich mich so kurzfristig mich dazu entschieden habe, habe ich mich auf einen Nachrückerplatz beworben. Ich habe mich an die Koordinatorin des Fachbereichs Sport gewendet und sie gefragt, ob noch ein Platz in Nantes an der Universität zur Verfügung steht. Nach kurzem Überlegen habe ich eine Bewerbung fertig gemacht und mich für ein Auslandssemester beworben. Der folgende Bewerbungsprozess ging an sich schnell, hat sich aber mit allen möglichen Unterlagen, Bewerbung an der Gastuni und allen anderem Organisatorischen dann doch sehr gezogen. Im November/Dezember 2021 war dann so gut wie alles fertig. Ich hatte Kontakt mit der Koordinatorin in Nantes aufgenommen, alles geklärt und war bereit, im Januar ins Ausland zugehen.
Studium an der Gastuniversität
Aller Anfang ist schwer. An der Gastuni anzukommen war nicht einfach. Obwohl Frankreich ein europäisches Land ist, hatte ich schon einen Kulturschock und habe am Anfang festgestellt, dass man im Ausland noch mehr auf sich allein gestellt ist als sonst. Die Kurswahl, wie ich sie mir in meinem Learning Agreement vorgestellt hatte, ist, wie ich dann mit meiner Koordinatorin festgestellt habe, gar nicht aufgegangen. Das Studiensystem für Erasmusstudierende an der Sportfakultät ist nicht einfach. Die Studierenden studieren an der STAPS in Klassen und haben festgelegte Kurse. Dadurch, dass ich aber nicht in einer Klasse war, sondern mir die Kurse selbst ausgesucht habe, stellten sich einige Probleme heraus. Ich konnte nicht genug Kurse für die 30 Credits belegen, weil die Kurse sich überschnitten hatten oder gar nicht angeboten wurden. Nach langem Hin und Her hatte ich dann Kurse gewählt. Zu dem Zeitpunkt waren dann aber schon einige Wochen vergangen und ich hatte einige Stunden verpasst. Das Klima an der Fakultät war angenehm. Die Dozenten waren meistens sehr aufgeschlossen mir gegenüber und haben versucht mich miteinzubeziehen und mir nötige Hilfestellungen gegeben. Mit den Studierenden in Kontakt zu kommen war schon schwieriger. Dadurch, dass ich immer in unterschiedlichen Klassen war, waren die Studierenden in eingeschweißten Gruppen und haben es mir schwer gemacht, sich zu integrieren. Die Sprachbarriere hat natürlich auch nicht geholfen, dass ich mich super integrieren konnte. In den letzen Wochen von den aktiven Stunden ist es mir immer einfacher gefallen, am Unterricht teilzunehmen, aber auch mit den Studierenden in Kontakt zu kommen. Das Semester war leider zu kurz, um richtig an der Uni anzukommen und ich habe dann erst bei der Prüfungsvorbereitung gemerkt, wie tolle Kurse ich eigentlich hatte und wie viel ich von den ganzen Theorien und Kursen verstanden habe. Meine Koordinatorin war eine super Hilfe und stand bei allen Fragen immer an meiner Seite. Mit ihrer Hilfe konnte ich das System besser verstehen und alle aufkommenden Probleme beseitigen. Die Bibliothek war vor allem zu meiner Prüfungsphase mein Lebensinhalt. Der Ort war sehr beruhigend und dadurch, dass dort alle arbeiten, bleibt man disziplinierter und motiviert. Leider hatte die Bib am Samstag immer nur bis 13 Uhr offen, was an manchen Tagen ein bisschen zu wenig war, aber ich bin froh, dass ich trotzdem die Gelegenheit bekommen habe und in der Bib viel arbeiten konnte.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu den einheimischen Studierenden stellte sich schwieriger heraus als gedacht. Die Kurse waren alle in Klassen, was bedeutete, dass ich dadurch, dass ich nicht einer Klasse zugeteilt war, immer neue Leute in meinen Kursen hatte und es dadurch schwer war sich in eine Klasse zu integrieren. Erst als meine Sprachkenntnisse besser wurden, konnte ich langsam mit den einheimischen Studierenden kommunizieren und mich ein wenig zugehörig fühlen. Vereinzelnd haben sich die Studierenden sehr bemüht mich zu integrieren, was mir immer ein Gefühl der Mitgehörigkeit verschaffen hat. Dadurch, dass die französischsprechenden Studierenden auch kaum Englisch sprechen und leider sehr wenig Verständnis dafür haben, dass man deren Sprache nicht spricht, wurden mir einige Hürden in den Weg gelegt, die ich aber Stück für Stück gemeistert habe und auch einfach mehr auf die Studierenden zugegangen bin und diese in ein Gespräch verwickelt habe. Ich habe an einem UnivBuddy System der Uni teilgenommen, welches mir die Möglichkeit gegeben hat, in Kontakt mit französischen Studenten zu kommen. Mir wurde eine französische Sportstudentin zugeteilt, mit der ich im Laufe des Auslandssemester sehr gut befreundet wurde und die für alle Fragen und Schwierigkeiten an meiner Seite war. Dadurch hatte ich die Chance, die französische Kultur besser kennenzulernen und eine Person zu haben, die die Stadt und das Land kennt und ihre Orte und Erlebnisse mit mir teilen wollte und konnte. Mit den internationalen Studierenden konnte ich gut Kontakte über die Sprachkurse aufbauen. Auch die Erasmus-Events von ESN haben dabei geholfen, sich untereinander zu connecten. Ich habe viele unterschiedliche Studierende aus sehr vielen Ländern kennengelernt und auch mit manchen Freundschaften angefangen. Der Austausch über Land, Kultur und Sprachunterschiede war immer sehr interessant und hat mir die Möglichkeit gegeben, in viele verschiedene Länder Einblick zu bekommen. Generell lässt sich sagen, dass sie Kontakte die man im Auslandssemester knüpft einen an Herausforderungen stellt, aber diese auch einzigartig sind, weil so viel Verschiedenes aufeinandertrifft. Ich bin sehr froh um die Kontakte und Freunde die ich gefunden habe und hoffe, dass diese bestehen bleiben und man sich dadurch immer weiter in der Welt connecten kann.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Französisch habe ich in der Schule für 5 Jahre gelernt, dann aber nach dem Abitur mindestens 2 Jahre kein Französisch mehr gehört, gesprochen oder gelesen. Deshalb hatte ich mich dazu entschlossen, an der Uni einen Sprachkurs zu machen. Der hat mir dabei geholfen, einfach mal wieder in die Sprache reinzukommen und wieder ein Gefühl dafür zu bekommen. Als ich dann aber in Frankreich ankam, stellte ich fest, dass meine Sprachkenntnisse nicht wirklich ausreichen und mir vor allem sehr viele Alltagsfloskeln fehlten. Stück für Stück habe ich mich in die Sprache eingefunden, mit Hilfe vom dortigen Sprachkurs, aber natürlich auch einfach damit, den ganzen Tag in der Uni Französisch zu hören, zu lesen und versuchen zu sprechen. Im Nachhinein würde ich schon sagen, dass sich meine Sprachkompetenz sehr verbessert hat. Gerade das Verstehen und Lesen wurde Stück für Stück recht gut. Bis zum Ende hin hatte ich immer das Gefühl zu wenig zu sprechen, weil die Sprachbarriere dann doch recht hoch war, aber auch da habe ich dann festgestellt, dass das geht ohne viel nachzudenken und man einfach darauf los reden sollte. Zum Ende hin habe ich dann auch viel von Franzosen gehört bekommen, weshalb mein Französisch doch so gut sei und vorher ich komme. Das zu hören, war für mich eine der besten Bestätigungen, dass man in einer Sprache durch das Leben in diesem Land doch sehr viel dazulernt.
Wohn- und Lebenssituation
Die Wohnsituation hat sich recht einfach bei mir geklärt. Für internationale Studierende gibt es in Frankreich meist immer einen Platz in einer Residence. Ich hatte mit dem französischen Studentenwerk einen Vertrag für ein Zimmer in so einer Residence unterschrieben. Dieses Zimmer war recht klein, hatte aber alles was man brauchte und sogar ein eigenes Badezimmer. In jeder Etage gab es dann auch noch eine Gemeinschaftsküche, die gerade am Anfang toll war, weil man da auch Leute kennengelernt hat. Auch viele Gemeinschaftsräume und Arbeitsräume gab es in der Residence. Die Miete war ähnlich wie in den Deutschen Studentenwohnheimen und dadurch gut bezahlbar. Durch die doch kleine Fläche die ich zum Wohnen zur Verfügung hatte, habe ich viel Zeit in der Uni und der Bib verbracht, um dort zu arbeiten oder ähnliches. Die Küchen waren leider nur mit einer Spüle, einem Herd und Mikrowellen ausgestattet, was mich am Anfang schockte. Ich musste mir also eigene Küchenutensilien mitbringen, was ich natürlich nicht getan hatte. Ich kaufte mir dann das nötigste im Supermarkt, was auch eine gute Lösung war. Die öffentlichen Verkehrsmittel waren recht gut. Vor allem die Tram wurde viel genutzt, die am Wochenende sogar umsonst war. Zu der Uni konnte ich laufen und habe das auch meist gemacht. Das waren so ungefähr immer nur 10 min. Lebensmittel sind in Frankreich teurer als ich es gewohnt war. Zusätzlich kam dann auch noch die Inflation, die die Lebensmittel nicht billiger machte. Trotzdem gab es sehr viele gute Möglichkeiten, auch günstiger einzukaufen und wenn man eh nicht wirklich eine Küche hat, kocht man nur einfache Dinge die auch nicht viele Lebensmittel brauchen. Dadurch, dass ich an der STAPS war, wusste ich von Anfang an von dem SUAPS, dem französischen Hochschulsport. Da kann man für 25€ drei Kurse für das Semester belegen und die sogar austauschen. Das habe ich auch viel genutzt und unterschiedliche Sportarten ausprobiert. Das waren alles sehr gute Ausgleiche zu dem UNI-Alltag, die mir viel Spaß bereiteten und neue Lieben zu neuen Sportarten gebracht haben.
Studienfach: Sport auf Lehramt
Aufenthaltsdauer: 01/2022 - 05/2022
Gastuniversität: Nantes Université
Gastland: Frankreich
Rückblick
Rückblicken muss ich sagen, dass es eine tolle Erfahrung war. Es ist ganz wichtig in den schlechten Momenten, die es auf jeden Fall gibt und immer geben wird, zu wissen, dass im Nachhinein die tollen Erfahrungen und Erlebnisse im Vordergrund stehen und man an eine tolle Zeit zurückdenkt. Lasst euch nicht unterkriegen von den sprachlichen Schwierigkeiten oder den kulturellen Hürden, genießt die Zeit und nehmt euer Leben in die Hand, denn im Auslandsemester habt ihr so viele Möglichkeiten, alles auszuprobieren und einfach die Zeit euch selbst kennenzulernen, Kontakte in der Welt zu knüpfen, neue Freunde kennenzulernen und vor allem etwas zu erleben, was einzigartig und mit keiner Erfahrung vergleichbar ist.