Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Mithilfe der Internetseite der Université Paul Valéry konnte ich mein Learning Agreement Before the Mobility gut erstellen. Die meisten Stundenpläne, die online zur Verfügung standen, hatten die Code-Beschreibung angegeben, was für das Learning Agreement notwendig ist. Mir war es wichtig, dass ich in meinem Erasmus-Aufenthalt die “Lehramts”-Kurse für Deutschunterricht in Frankreich wählen kann (Allemand MEEF) und habe diesbezüglich Kontakt mit der jeweiligen Koordinatorin des Studiengangs in Frankreich aufgenommen. Sie war sehr nett und hat mir alle notwendigen Informationen mitgeteilt. Dementsprechend habe ich überwiegend Kurse des Studiengangs Allemand MEEF gewählt, ein Literaturseminar des Studiengangs “Lettres Modernes” und ein Linguistikseminar. Nachdem ich für die Universität nominiert wurde, habe ich eine Mail der Universität erhalten, dass ich mich nun auf der Homepage moveone anmelden müsse. Bei der Wahl meines Studiengangs vor Ort hatte ich lediglich die Wahl zwischen “Allemand LEA” und “Allemand LLCER”. Diese beiden Studiengänge sollten die äquivalenten Studiengänge meines Studiums in Deutschland sein. Dies war jedoch nicht der Fall, da ich Französisch und nicht Germanistik studiere. Dementsprechend hätte ich in Montpellier vor Ort meinen zugehörigen Koordinator wechseln müssen. Jedoch hatte ich ohnehin vor andere Seminare zu wählen, die nicht zu meinem Studium passen, da ich mich auf Deutsch Lehramt in Frankreich konzentrieren wollte. Dementsprechend bin ich bei meinem Koordinator für Allemand LLCER geblieben.
Studium an der Gastuniversität
Die Semester in Montpellier sind anders strukturiert als in Potsdam. Man spricht nicht von Winter- oder Sommersemester, sondern von “premier semestre” und “second semestre”. Meine Erasmus-Koordinatorin war die beste Frau der Welt. Sie stand mir stets für Rat und Tat zur Seite. Sie hat mir geholfen, das Studentenwohnheim zu verlassen (was sehr schwer war), da ich in meinem kleinen Wohnheimszimmer sehr einsam war. Anders als in Potsdam hat man in Montpellier keine halbe Stunde Pause zwischen den Seminaren. Manchmal muss man von einem Seminar, welches um viertel nach um endet direkt in das nächste Seminar, da es auch wiederum um viertel nach um beginnt. Alle Sportkurse waren umsonst, das war wirklich genial. Ich habe fünf Sportkurse gewählt: Yoga, Salsa, Swing Dance, Klettern und Cross Fit. Die Bibliothek am Hauptcampus hat leider schon um 19:30 Uhr geschlossen und war am Wochenende nicht auf. Dementsprechend bin ich oft zu anderen Bibliotheken in der Stadt gefahren, um dort zu arbeiten. Des Weiteren sind in der großen Bibliothek nicht ausreichend Steckdosen vorhanden. Man muss die Ecken kennen, wo sich die Steckdosen befinden. Während meines gesamten Aufenthalts hatte ich immer wieder Probleme mit meinem Studentenausweis mit dem man hier an der Kasse bezahlt, in die Räumlichkeiten des Studentenwohnheims gelangt und beim Drucker drucken kann. Meine Karte wurde meistens nicht erkannt. Somit habe ich an der Kasse in der Mensa und Cafétéria mithilfe der “Izly”-App und meiner Kreditkarte bezahlt. Für den Drucker habe ich eine Drucker-Karte gekauft, die man am Automaten in der Bibliothek erhält. Dieser Automat war ebenso oft kaputt und man konnte sich keine neue Drucker-Karte erstellen oder die Karte aufladen lassen. Unser Erasmus-Koordinator für Allemand LEA und Allemand LLCER hatte uns gewarnt, dass wir voraussichtlich streng bewertet werden. Entgegen meinen Erwartungen habe ich sehr gute Leistungen erzielt. Umgerechnet war mein Seminar in Sociolinguistique eine 1,0.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
In jedem meiner Auslandsaufenthalte in Frankreich war es mir immer sehr wichtig, mit einheimischen Studierenden Kontakt zu haben. Ich habe mich zu Beginn des Semesters direkt in einer Assoziation engagiert, in der ich einige einheimische Studierende kennen gelernt habe. Ein Student kam aus Sète, eine Stadt, die in der Nähe von Montpellier am Meer liegt. In meinem Literatur-Seminar habe ich meinen besten Freund kennengelernt, er kommt aus Algerien. In Algerien ist Französisch Zweitsprache. Somit konnte ich mit ihm sehr gut mein Französisch üben und ich habe dank ihm viele Wörter gelernt. In der Einführungsveranstaltung der Erasmus-Studierenden habe ich meine beste Freundin kennen gelernt. Sie kommt aus Portugal. Wir haben miteinander Französisch geredet und haben uns während des Semesters immer mehr miteinander angefreundet. Nach fünf Monaten war ich jedoch noch etwas unzufrieden mit meinen einheimischen Kontakten, da ich meine Freizeit nicht wirklich mit Franzosen verbringe. Nach zwei Monaten Studentenwohnheim bin ich in eine WG gezogen. Durch die WG habe ich endlich mehr Kontakt mit Franzosen gehabt, da ich dort mit zwei Franzosen und einem Benois zusammen gelebt habe. Leider habe ich meinen französischen Freundeskreis in den letzten vier Wochen meiner Zeit erst aufgebaut, sodass der Abschied sehr traurig war. Gerade als die Planung anfing, in welche Regionen wir mit dem Auto fahren könnten, musste ich gehen. Ich bin jedoch sehr dankbar, dass ich diese Menschen kennen lernen durfte.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich habe bereits 1,5 Jahre in Frankreich gelebt, aber nachdem ich drei Jahre am Stück in Potsdam studiert habe, war mein Französisch für meine Verhältnisse wieder sehr schlecht. Das habe ich auch in den ersten Wochen vor Ort, gemerkt wie abgehakt mein Französisch war. Dies war ich nicht gewohnt und hat mich sehr frustriert zu Beginn. Jedoch wurde ich ziemlich schnell wieder sehr gut in der Sprache und am Ende des Aufenthalts habe ich mich sehr sicher in der französischen Sprache gefühlt. Ich habe einige neue Redewendungen, Metaphern u.Ä. dazugelernt. Heute kann ich es mir nicht vorstellen, in Deutschland zu leben. Am liebsten möchte ich mir ein Leben in Frankreich aufbauen und hier als Deutschlehrerin arbeiten.
Wohn- und Lebenssituation
Wenn man sich auf der Homepage der Uni als Studierender registriert, erhält man direkt die Möglichkeit, sich beim Studentenwohnheim zu bewerben. Dies habe ich natürlich gemacht und habe meinen Erstwunsch Triolet erhalten. Ich habe Triolet als Erstwunsch angegeben, da ich auf den Fotos viele Bäume und viel Grün im Allgemeinen gesehen habe. Vor Ort war das Wohnheim sehr idyllisch mit einer studentischen Caféteria direkt nebenan. Jedoch wurde mir sehr schnell klar, dass ich in eine WG ziehen möchte, da ich nicht gerne alleine wohne. Außerdem wollte ich durch eine frankophone WG noch besser in der französischen Sprache werden. Die WG habe ich schließlich nach 1,5 Monaten gefunden mit gleichaltrigen, jungen Franzosen und einem Benois. In der WG gab es auch zwei Katzen. Mein Zimmer hatte eine Terrasse. Perfekt für mich. Leider habe ich mich etwas spät bei der CAF angemeldet, da man dort ziemlich viel Geld pro Monat als Unterstützung erhält. Mein Antrag ist bis heute noch nicht durch, da mir eine ausländische Geburtsurkunde, die nicht älter sein sollte als drei Monate, gefehlt hat. Im Allgemeinen sind die Mieten sehr hoch in Montpellier. Mein Zimmer in der WG kostete 490€. Ich habe zwei Kommilitoninnen, die ein Zimmer für 250€ gefunden haben, was wirkliche Glückstreffer sind. Ich habe mir bereits zu Beginn ein rosanes Fahrrad gekauft. Montpellier ist eine sehr schöne Stadt zum Fahrrad fahren, jedoch etwas hügelig. Somit habe ich mir das Tramticket gespart. In der gesamten Stadt fährt eine Tram, die zur Rush Hour sehr voll sein kann. Mit dem Fahrrad habe ich von “Arceaux” bis zu Universität 25 Minuten gebraucht. Mit der Tram wären es ungefähr 45 Minuten gewesen. Ich habe für die Zeit in Frankreich eine ausländische Zusatzkrankenversicherung bei meiner DAK abgeschlossen. Die Lebensmittel in Frankreich sind allgemein teurer als in Deutschland. Jedoch sind die Getränke in den Bars im Vergleich zu Paris sehr billig. Ich hatte eine Pariser Freundin in Montpellier zu Besuch und sie war schockiert, dass sie für einen Wein nur 3€ zahlen musste. In Paris wären es wohl 8 oder 10€ gewesen. Gerne hätte ich in Montpellier Musik gemacht, jedoch habe ich keine Band gefunden. An der Universität war ich auch auf der Suche nach MusikerInnen, wurde jedoch leider nicht fündig. Somit habe ich mit meinen neuen Freunden in Grenoble etwas Musik gemacht.
Studienfach: Lehramt Französisch und LER
Aufenthaltsdauer: 09/2021 - 04/2022
Gastuniversität: Université Paul Valéry Montpellier 3
Gastland: Frankreich
Rückblick
Mein Ziel war es, am Ende des Erasmus-Aufenthalts mein CAPES zu absolvieren. Wenn man in Frankreich als Lehrerin arbeiten möchte, muss man die Aufnahmeprüfung des CAPES bestehen. Die Seminare des Studiengangs MEEF Allemand bereiten einen auf diese Prüfung vor. Für mich war es eine tolle Gelegenheit, dass der Erasmus-Aufenthalt mir die Wahl dieser MEEF-Kurse ermöglicht. Ich kann das nur jedem empfehlen, der mit dem Gedanken spielt, in Frankreich später zu unterrichten. Die Sprachkurse in Montpellier (LANSAD) waren meines Erachtens nicht so gut. Ich hatte den Eindruck, dass man nicht besonders viel lernt. Die LehrerInnen sprechen viel auf Französisch und bleiben nicht in der Zielsprache. Auch sind die Sprachkurse für LernerInnen gedacht, die die Sprache bereits im Lycée gelernt hatten. Dementsprechend war das Niveau nicht auf mich abgestimmt, da ich die Sprache nur in der Universität gelernt hatte. Versucht eure Freizeit so wenig wie möglich mit Erasmusstudierenden zu verbringen, damit ihr so viel wie möglich auf Französisch sprecht!