Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich mich über die möglichen Auslandsuniversitäten und die notwendigen Sprachkompetenzen über die Suchmaschine der Universität Potsdam informiert. Über die dort angegebenen Websites oder Google habe ich dann nach weiteren Informationen - vor allem bezüglich der möglichen Kurswahl – recherchiert. Die BWL- Fakultät der Universität Montpellier heißt MoMa (Montpellier Management) und sollte nicht mit dem VWL-Bereich (Economics) verwechselt werden. Als ich für die Universität Montpellier vorgeschlagen wurde, habe ich eine E-Mail von der Koordinatorin bekommen, in der sie mir gesagt hat, welche Unterlagen ich bis zu welchem Zeitpunkt einreichen muss. Ich musste auf einer Online-Plattform eine Anmeldung ausfüllen und außerdem ein Passfoto, Personalausweiskopie und mein OLA einreichen.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium an der Gastuniversität ist deutlich verschulter als an der Universität Potsdam. Wir mussten deutlich mehr Vorträge halten und außerdem teilweise Hausaufgaben machen. Außerdem dauern die Kurse 3 Stunden (meistens mit einer kleinen Pause in der Mitte) und nicht anderthalb Stunden, so wie ich es von hier gewohnt war. Die Prüfungsleistungen waren sehr unterschiedlich: Präsentation, Business Game, Klausuren, Tests. Manche Prüfungen fanden open-book, andere closed-book statt. Auch die Anforderungen und Leistungsbewertung war komplett unterschiedlich und nicht wirklich miteinander vergleichbar – von relativ einfach bis sehr schwer und aufwendig war alles dabei. Die Betreuung durch die Koordinatoren an der Universität Montpellier war sehr gut, auch wenn die Zeiten, zu denen sie eigentlich im Büro anzutreffen sein sollten, nicht immer eingehalten wurden. Auf E-Mails hat man aber meistens sehr zügig eine Rückmeldung bekommen. Die Dozenten waren zum Großteil sehr nett und haben uns mit offenen Armen empfangen. Es gab allerdings auch eine Dozentin, die uns Erasmus-Studenten als störend empfunden hat, da sie ihre Vorlesungen lieber auf Französisch gehalten hätte und uns die „Schuld“ darangegeben hat, dass sie sie auf Englisch halten musste. Dadurch waren die Vorlesungen bei der Dozentin teilweise sehr unangenehm. Die technische Ausstattung war vergleichbar mit der in Potsdam. Es gab auch eine schöne Bibliothek neben dem Fakultätsgebäude, in der man auch Räume für Gruppenarbeiten reservieren konnte.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Es gab eine vom MoMa organisierte Einführungsveranstaltung zu Beginn des Semesters für Erasmus-Studierende. Daher war es leicht, Kontakt zu anderen ausländischen Studierenden zu bekommen. Zu einheimischen Studierenden habe ich vor allem Kontakt durch einen Business Englisch Kurs bekommen, da wir dort immer in Gruppen eingeteilt wurden und der Dozent sehr viel Wert daraufgelegt hat, dass sich die Studierenden aus unterschiedlichen Nationen vermischen. In den anderen Kursen sind die einheimischen Studierenden lieber unter sich geblieben.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ich habe meine Sprachkompetenzen in Französisch wieder verbessert und mehr Sicherheit im Sprachumgang gefunden. Aber dadurch, dass all meine Kurse in Englisch waren und man eher Kontakt zu anderen Erasmus-Studierenden hatte, habe ich im Alltag nicht so viel Französisch gesprochen und nicht so viel gelernt, wie es eventuell möglich gewesen wäre. Meine fachliche Sprachkompetenz in Englisch hat sich durch meine Kurse weiter verbessert.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Unterkunft habe ich zusammen mit einer Kommilitonin gesucht, die ebenfalls für die Universität Montpellier nominiert wurde. Wir haben unterschiedliche Wohnheime rausgesucht und die Location auf Google Maps hinsichtlich Entfernungen in Richtung Innenstadt, Universität und Strand überprüft. Letztendlich haben wir uns gegen ein universitäres Studentenwohnheim und für ein privates entschieden (Kley: www.kley.fr/en/student-residence/montpellier/kley-montpellier). Wir haben zusammen mit 2 weiteren Studierenden in einer 4er-WG gewohnt. Neben einem gemeinsamen Wohnzimmer inklusive Küche und einem Balkon hatte jeder sein eigenes Zimmer sowie sein eigenes Bad, sodass man trotz WG-Leben auch sehr viel Privatsphäre hatte. Das Wohnheim verfügt außerdem unter anderem über eine Dachterrasse, ein Billiard-Zimmer, einen Movie-Raum, (klimatisierte) Lernbereiche und große Gemeinschaftsflächen, sodass man auch immer einigen Freunde empfangen konnte. Allerdings war sie auch sehr teuer (ca. 630 € pro Person), weshalb man sich das gut überlegen sollte. Wir haben uns aber sehr wohl gefühlt, weshalb ich es wahrscheinlich wieder so machen würde. Die Unterkunft war außerdem nur einen 10 Minuten Fußweg vom MoMa entfernt und hatte eine Tramstation direkt vor der Tür. Die Tram dort ist in die Innenstadt oder auch zum Strand gefahren. Hierbei muss man allerdings sagen, dass keine Tram direkt an den Strand fährt. Man kann von der Endhaltestelle entweder mit einem Bus weiterfahren (sofern einer da ist – es gab nicht wirklich einen festen Fahrplan) oder ca. 30 Minuten zu Fuß laufen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind primär Trams, die nicht ganz so zuverlässig sind. Daher lohnt es sich häufig etwas mehr Zeit einzuplanen. Alternativ kann man aber auch zu vielen Orten laufen. Man kann eine Monatskarte (für ca. 25€) beantragen oder Einzeltickets buchen. Wir haben zum Großteil 10 Fahrtentickets (10 Fahrten = 10 €) genutzt, da wir viel gelaufen sind und sich eine Monatskarte für uns nicht so sehr gelohnt hätte. Die Lebenshaltungskosten waren ähnlich wie in Deutschland, teilweise allerdings auch deutlich teurer (z.B. bei Lebensmitteln). Aber auch hier kommt es darauf an, wo man einkauft. Ist z.B. ein Lidl in der Nähe oder nimmt man dafür einen längeren Weg auf sich, kommt man günstiger weg als bei anderen Händlern. Es gibt viele Sachen, die man in Montpellier machen kann, z.B. in die Stadt, zum Strand, Tennis, Kino, Klettern, etc. Man hat auch die Möglichkeit, sehr lohnenswerte Tagesausflüge in andere Städte zu machen, die man gut mit der Bahn erreicht (z.B. Nîmes oder Carcassonne).
Studienfach: Betriebswirtschaftslehre (B.Sc.)
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 12/2022
Gastuniversität:Université de Montpellier MoMa
Gastland: Frankreich
Rückblick
Es gibt einige Erasmus-Organisationen (z.B. ESN und Erasmus Life Montpellier), die WhatsApp-Gruppen erstellen und Veranstaltungen anbieten. Es lohnt sich schon, bereits vor dem Auslandsaufenthalt dort beizutreten, um vielleicht schon einige Kontakte knüpfen zu können. Die beiden Organisationen bieten sich teilweise einen regelrechten Wettkampf, zu welcher Organisation mehr Erasmus-Studierende kommen. Davon profitieren die Studierenden, weil es jede Woche mehrere Angebote gibt, z.B. Strandparties, Spielabende, Poolpartys, Ausflüge in andere Städte. Allerdings sollte man etwas aufpassen bei einigen Betreuern der Erasmus Life Montpellier. Wir haben einige Geschichten gehört, dass sich einige sehr aufdringlich gegenüber Mädchen verhalten haben sollen. Ich selbst habe das nie erlebt, aber Vorsicht ist immer besser als Nachsicht.