Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mich relativ spontan für das Auslandssemester beworben. Der Bewerbungsprozess an der Uni Potsdam war recht simpel und ich hatte auch schon wenige Wochen später meine Zusage. Die Anmeldungsformalien an der Science Po Bordeaux habe ich etwas schleppen lassen und habe die Unterlagen auch sehr kurzfristig abgegeben. Da Bordeaux aber nicht allzu viele Informationen benötigt und da unsere Austauschkoordinatorin sehr freundlich war, ließ sich alles sehr gut in dem geforderten Zeitrahmen klären. Es wurden wirklich nur grundlegende Informationen von der Sciences Po benötigt, also in meinem Falle auch kein Transcript. Eine Eigenheit der Science Po ist, dass man keine Bestätigung der Annahme bekommt. Wenn man also von der Uni Potsdam nominiert wurde und die Unterlagen nach Bordeaux rechtzeitig einreicht, ist man automatisch angenommen, ohne eine extra Annahmebestätigung zu bekommen. Ab dann bekommt man regelmäßig Mails und Informationen zum Semesterstart. Die Ansprechpartner in Bordeaux waren immer sehr hilfreich und zuvorkommend.
Studium an der Gastuniversität
Wir haben rechtzeitig eine Liste mit allen für Erasmus-Studierenden zur Verfügung stehenden Kursen bekommen, sodass man auch recht bald seinen provisorischen Stundenplan und sein OLA erstellen konnte. Für alle Kurse, für die man sich angemeldet hat, ist man auch zugelassen worden. Die Zulassungen finden in der zweiten Woche des Semesters statt, sodass man sich am Anfang noch etwas umschauen kann. Was am Anfang teilweise nicht ersichtlich war, ist, welche Kurse den deutschen Seminaren und welche den Vorlesungen entsprechen, sodass ich am Ende nur Vorlesungen besucht habe. Ich habe eine Mischung aus englischen und französischen Kursen besucht. Was aber nur im French Track ohne weiteres möglich war. Bei der Anmeldung an der Sciences Po wird man je nach Sprachniveau zu einem English oder in einen French Track zugewiesen, nach dem sich die Auswahl der Kurse richtet. Im French Track muss man sogar die Hälfte der Kurse auf Französisch machen, wenn man das also nicht möchte, sollte man eine eher niedriges Sprachniveau angeben. Die Dozentinnen waren sich eigentlich immer bewusst, dass ein großer Teil der Studierenden aus dem Ausland kommt und so gab es auch häufig andere Leistungsanforderungen, die allgemein gesagt etwas gnädiger waren als die für heimische Studierende. In den meisten Kursen hatte man nur eine Leistungsabfrage am Ende des Semesters, das reichte von Hausarbeit, über Klausur, bis hin zu einer mündlichen Leistungsabfrage. Das Studienklima lässt sich mit dem in Deutschland vergleichen und ist angenehm. Die Kurse sind nie zu schwer gewesen, lediglich die Sprachbarriere musste teilweise überwunden werden. Die Bibliothek ist eher klein, man kann aber auch andere Bibliotheken in der Stadt besuchen, man sollte sich also etwas umschauen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu anderen Studierenden beschränkte sich bei mir eher auf die anderen Erasmus-Studierenden. Die Erasmus-Organisation der Science Po hat aber viele Veranstaltungen organisiert, in denen sowohl heimische Studierende, als auch ausländische zusammengekommen sind. Besonders die Sportkurse sind zu empfehlen, in die man als Erasmus-Student eigentlich auch einfach reinspazieren kann, nach Abfrage mit den Dozierenden. Auch die Wine Association war eine witzige Erfahrung, zu der man sich am Anfang des Semesters anmelden konnte.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Meine Sprachkompetenz war vor dem Aufenthalt auf ca. B2-Niveau. Ich wurde auch in den Sprachkurs auf diesem Niveau eingewiesen, den ich dann am Ende des Semesters auch bestanden habe. Allgemein verbessert sich das Sprachniveau, besonders wenn man Kurse auf Französisch belegt, enorm. Auch durch den täglichen Austausch mit den Franzosen kann man sich eigentlich nur verbessern. Auch den Sprachkurs der Science Po, den man nicht unbedingt belegen muss, aber dem man dennoch zugewiesen wird, kann ich nur empfehlen.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe mich etwas mehr als einen Monat vor Beginn des Semesters um eine Wohnung gekümmert. Am Campus existieren auch Unterkünfte, die aber eigentlich außereuropäischen Studierenden vorbehalten sind. Die Uni hat aber auch auf andere Plattformen hingewiesen, sodass ich am Ende mithilfe der Webseite Studapart nach ca. 2 Wochen vermittelt wurde, die ich auch nur empfehlen kann. Ich habe dann in einer WG mit zwei Deutschen, einem Chilenen und dem französischen Hauptmieter selbst in einer sehr guten Lage in der Innenstadt gewohnt. Die Uni ist jedoch etwas außerhalb gelegen, weshalb ich ca. 40 min mit der Tram zur Uni gebraucht habe. Die Tram ist allgemein eine schwierige Sache in Bordeaux. Am Anfang war ich sehr überzeigt von ihr, da sie aber aufgrund des Wetters und Streiks gegen Ende hin sehr häufig ausgefallen ist, kann ich nur empfehlen, sich für den Notfall auch um ein Fahrrad zu kümmern. An sich sind die Lebenshaltungskosten in Bordeaux eher hoch, dafür lebt man in einer sehr sauberen, schönen Stadt, in der es kulturell viel zu sehen gibt. In Frankreich können Studierende auch häufig das sog. CAF beantragen, wodurch einem ca. ein Drittel der Miete vom Staat finanziert wird.
Studienfach: Politikwissenschaft (M.A.)
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 12/2022
Gastuniversität: Sciences Po Bordeaux
Gastland: Frankreich
Rückblick
An sich ist meine Erfahrung in Bordeaux sehr positiv zu bewerten. Bordeaux ist aber auch keine Riesenstadt, weshalb ich denke, dass ich nach einem Semester das meiste aus ihr herausgeholt habe. Bordeaux ist durch den Schienenverkehr auch sehr gut an den Rest Frankreichs angebunden, Trips nach Paris oder Toulouse in den einwöchigen Herbstferien kann ich demnach nur empfehlen.