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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe mich erst zum Ende des dritten Semesters mit der Möglichkeit eines Erasmus+ Aufenthaltes beschäftigt. Nach kurzer Recherche über die Partnerhochschulen der Uni Potsdam habe ich mich schnell für die SciencesPo Bordeaux entschieden. Dass es nach Frankreich gehen soll, war für mich von Anfang an klar. Ich war auf einer französischen Schule und viele meiner Freund*innen sind Muttersprachler*innen, weswegen ich zu Frankreich schon immer einen großen Bezug hatte. Ich habe mich auch schnell für Bordeaux entschieden, da ich die Region von einem früheren Austausch schon kannte und die Erfahrungsberichte über die SciencesPo Bordeaux sehr positiv waren. Die Kontaktaufnahme mit der SciencesPo verlief problemlos. Die Mails kamen zwar recht spät im Vergleich zu meinen Freund*innen, die an andere französische Unis gegangen sind, aber alle Daten und Fristen wurden immer so deutlich gemacht, dass man sie gar nicht übersehen konnte. Bewerben musste man sich dann über ein Onlineformular und ein paar ausgedruckte Zettel, die man inkl. Passfoto per Brief schicken musste. Für einen Wohnheimsplatz musste man sich auch per Mail bewerben bzw. sein Interesse bekunden und auf einen Platz hoffen.


Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Sciences Po Bordeaux

Gastland: Frankreich

Studium an der Gastuniversität

Das Studiensystem ist dem an der Uni Potsdam recht ähnlich. Es ist sehr schulisch und hat mich sehr an mein französisches Gymnasium erinnert, weswegen ich nach einer Weile nicht mehr gesagt habe „Ich gehe in die Uni“, sondern „Ab in die Schule!“. Die SciencesPo Bordeaux hat einen großen Anteil ausländischer Studierender und aus einem dementsprechenden Modulkatalog kann man dann auch wählen, zumindest im „French-Track“, in dem ich war. Die Uni bietet auch an, komplett auf Englisch zu studieren, dann kann man allerdings nur aus ca. 12 Kursen wählen, die auch gerne mal parallel liegen und sich so gegenseitig ausschließen. Generell belegt man an der Uni einen FLE Kurs (Français Langue etrangère), für den man am ersten Tag in einem kleinen Test mit schriftlichem und mündlichem Teil eingestuft wird. Wenn man an diesem Test (und den darauffolgenden 3 Einführungsstunden während des Stage d’intégration) nicht teilnimmt, kann man keinen Französischkurs machen. Die gesamte Einführungswoche war verpflichtend (worauf im Vorfeld auch mehrmals hingewiesen wurde), am Ende gab es aber auch 2 ECTS dafür. Die Koordinatorin der SciencesPo Mme Dubâa war immer über Mail zu erreichen und sehr hilfsbereit, mit all meinen Fragen habe ich mich an sie gewendet und meist innerhalb einer Stunde eine Antwort bekommen. Ein normales Modul hat an der Uni in Bordeaux 4 ECTS, in Potsdam werden dafür aber 6 ECTS angerechnet. Der Arbeitsaufwand ist geringer als in Potsdam, insbesondere in den Sprachkursen. Es gibt in einigen Kursen Anwesenheitskontrollen, generell ist es aber kein Problem, wenn man ein oder auch zwei Mal fehlt. Die Dozent*innen waren zu Erasmusstudierenden meist sehr freundlich, in vielen Modulen gab es leichtere Prüfungen oder anstatt einer Klausur musste man eine kurze Hausarbeit schreiben. In englischsprachigen Kursen gibt es außerdem die Möglichkeit, die Leistungspunkte zu verdoppeln, indem man eine „Extra Work“ macht, das ist eine etwas umfangreichere Hausarbeit (ca. 5000 Wörter). Auf dem Transcript of Records steht die Extra Work dann als eigenes Modul.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Innerhalb der Erasmus-Gruppe findet man recht schnell Anschluss, da alle in derselben Situation sind und möglichst schnell Anschluss finden wollen. Ich hatte zudem das Glück, dass eine meiner Mitbewohnerinnen durch Zufall auch Erasmusstudentin an der SciencesPo war. Das war sehr praktisch. Ich hatte zudem noch französische Mitbewohner, aber zu anderen französischen Studierenden hatte man eher wenig Kontakt, mit Ausnahme der „Erasmix“-Mitglieder*innen. Erasmix ist die Hochschulgruppe für alle Austauschstudierenden, die für ein Jahr oder ein Semester bleiben. Diese paar Studis haben sich toll um einen gekümmert, so hatte jeder eine Buddy-Gruppe, die aus 3 Austauschstudis und einem Mitglied der Erasmix-Gruppe bestand. Die Buddys haben einen am Anfang wunderbar an die Hand genommen und innerhalb der Buddygruppen sind wirklich gute Freundschaften entstanden.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Sprachkompetenz hat sich durch den Erasmus-Aufenthalt sowohl im Englischen als auch im Französischen gebessert. Beim Einstufungstest für die FLE-Kurse konnte ich ein C1 erreichen und auf diesem Niveau sehe ich mich immer noch. Außerdem merke ich, wie ich sehr viel lockerer und fließender ich in meinem Alltagsfranzösisch geworden bin und hoffe, ich kann mir das bewahren. Innerhalb der Erasmus-Blase wurde jedoch meistens Englisch gesprochen, weswegen ich jetzt auch müheloser im Alltag Englisch reden kann.

Wohn- und Lebenssituation

Ich habe mich sehr spät um eine Unterkunft gekümmert und deshalb am Ende auch wirklich zu viel gezahlt (fast 800 warm) und die Vermieter haben sich um nichts gekümmert, ich hatte bis 3 Tage vor meiner Abfahrt keine funktionierende Heizung. Und auch in Bordeaux kann es sehr kalt werden. Eine Wohnheimsplatz habe ich leider nicht bekommen, der wäre mit 300-450€ deutlich günstiger gewesen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Bordeaux gut, es gibt Trams und Busse. Die Tram B fährt direkt zu Uni und anders kommt man da kaum hin. Die ist morgens und abends aber gerne mal so voll, dass man nicht mehr reinkommt. Es empfiehlt sich aber sehr, im Stadtzentrum in der Nähe der Tram B bzw. in der Nähe des Place de la Victoire zu wohnen. Da ist man gut angebunden und es gibt viele Bars in der Nähe, wo die meisten Studipartys im Laufe des Semesters sind. Besonders zu empfehlen ist die Möglichkeit, sich von der Stadt kostenlos ein Fahrrad für bis zu 10 Monate zu leihen (bei Bordeaux Métropole Maison Métropolitaine Des Mobilités Alternatives – MAMMA: https://sedeplacer.bordeaux-metropole.fr/Velo/Les-acteurs-du-velo/Les-Maisons-des-Mobilites ). Man musste keine Kaution hinterlegen, falls man das Fahrrad allerdings verliert oder es gestohlen wird, muss man 260 € zahlen. In Frankreich wird viel kontaktlos mit Karte bezahlt. Meine Girocard hat nicht immer funktioniert, aber mit einer Visa Debitkarte kam ich überall klar. Auch die kleinsten Geldbeträge in Kiosks, an Snackautomaten oder in Boulangerien kann man mit Karte zahlen. In Bars ist es üblich, dass mit Karte gezahlt wird und das gleich, nachdem die Getränke an den Tisch gebracht werden. Getrennt zahlen ist sehr unkompliziert hierbei. Ich für meinen Teil war sehr überrascht, dass dabei kein Trinkgeld gegeben wird. Eine besondere Krankenversicherung brauchte ich nicht, eine europäische Versicherungskarte reicht aus. Ich war einmal beim studentischen Gesundheitsdienst in Bordeaux (https://www.sante-etudiants-bdx.fr) , die waren da sehr dran gewöhnt, dass Leute mit nicht-französischer Versicherung bei ihnen Termine haben. Den Termin konnte mich mir online über doctolib buchen und wenn es etwas spontaner ist, hat man per Telefon gute Chancen, einen zu bekommen. Die Lebenserhaltungskosten sind in Bordeaux etwas höher als in Deutschland. Große Supermärkte oder Discounter gab es in meiner Gegend eher weniger, weswegen ich oft auf kleinere Filialen von Carrefour City angewiesen war. Dort war ein Einkauf meistens teuer.  Auf dem Weg zu Uni gibt es aber direkt gegenüber der Haltestelle „Roustaing“ einen großen Auchan, der etwas billiger war. In Frankreich gibt es allerdings keine Drogeriemärkte wie DM oder Rossmann, weswegen ich sehr empfehlen kann, sich seine Essentials schon mitzunehmen und eher an anderen Stellen Gepäck zu sparen. Die Supermärkte haben meist nur ein kleines Regal mit Kosmetik, Shampoo oder Damenhygieneprodukten. Freizeitmäßig hat Bordeaux sehr viel zu bieten. Im August und September kann man super zum Meer fahren (zum Bespiel mit dem Zug nach Arcachon oder mit dem Bus nach Lacanau Océan) und dort den Tag am Strand verbringen. Die Erasmix-Gruppe hat uns außerdem einen Trip zur Dune du Pilat organisiert. Diese Düne war für mich das beeindruckendste Stück Landschaft, welches ich dort gesehen habe. Ansonsten bietet die Uni viele Sportkurse an, diese eignen sich aber eher für Leute, die auch zu Hause eine Sportart ausüben und nicht unbedingt für Anfänger*innen. Sehr zu empfehlen ist aber auch die Wein-Hochschulgruppe Vin/20. Die bieten mehrmals wöchentlich kostenlose Weinproben in der Uni an und auch manchmal Ausflüge zu Chateaux’s in der Umgebung. Das Ganze hat 19 € für ein Semester gekostet und war es absolut wert. Ein Besuch im nahegelegenen berühmten Wein Dorf St-Emilion ist ebenfalls sehr zu empfehlen.

Studienfach: Politik und Wirtschaft

Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022

Gastuniversität: Sciences Po Bordeaux

Gastland: Frankreich


Rückblick

Rückblickend war der Aufenthalt in Bordeaux eine sehr tolle Zeit und ich bin sehr froh, diese Möglichkeit gehabt zu haben. Meine Wohnlage war leider nicht so zentral wie erhofft, aber die Stadt ist einfach wunderschön und es lohnt sich sehr, dort mal hinzufahren.

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