Studium an der Gastuniversität

In der ersten Woche, nach den Orientierungsveranstaltungen, legt man im Online-Lehrsystem einen Stundenplan an, der dann erst bestätigt werden muss. Dort meldet man sich auch für Klausuren an und erhält seine Noten. Die Bibliothek ist ein guter Ort zum Lernen und durch die Baltic Film, Media and Arts School (eine Fakultät der TLU) gibt es auch Möglichkeiten, sich für Projekte Kameras etc. auszuleihen. Es gibt nur einen Campus, auf dem alle Gebäude miteinander verbunden sind. Das Studienniveau haben ich und die anderen ausländischen Studierenden als leichter als zuhause empfunden, besonders die Klausuren waren einfach zu bewältigen. Die Lehrkräfte sind alle sehr bemüht und unterstützen, wo sie können. Ich habe sie auch allgemein als sehr verständnisvoll wahrgenommen, wenn Studierende beispielsweise wegen ihrer mentalen Gesundheit Deadlines nicht einhalten konnten etc. Das Buddy-System an der TLU ist außergewöhnlich gut: Ein Buddy hat meistens mehrere Studierende betreut und Gruppenchats erstellt, uns zu Events mitgenommen, vom Flughafen abgeholt, mit Organisatorischem geholfen und standen uns das gesamte Semester über zur Seite, wenn wir sie brauchten.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Dadurch, dass im Wohnheim alle ausländischen Studierenden in einem Gebäude untergebracht sind und in all meinen Lehrveranstaltungen wechselnde Personen waren, hatte ich nur wenig Kontakt zu estnischen Studierenden. Durch das Wohnheim und die Veranstaltungen des Erasmus Student Networks fiel es mir jedoch sehr leicht, Kontakt zu anderen ausländischen Studierenden aufzubauen und ich hatte ein wundervolles soziales Umfeld.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Da ich den ganzen Tag Englisch mit Freund*innen/Kommiliton*innen geredet habe und der Unterricht auf Englisch stattfand, haben sich auf jeden Fall mein Vokabular und meine Flüssigkeit beim Sprechen verbessert. In manchen meiner Kurse musste ich regelmäßig Papers abgeben, dadurch konnte ich auf jeden Fall meine Kompetenz im akademischen Schreiben auf Englisch ausbauen.   

Wohn- und Lebenssituation

Bei der Bewerbung an der TLU konnte ich mich direkt auf die Warteliste für das Wohnheim setzen lassen. Ich habe mich dann zum frühesten Termin beworben und sofort die Kaution bezahlt, sodass ich eins der renovierten Doppelzimmer bekommen habe. Ich habe in einer Wohneinheit mit sechs anderen Studierenden gewohnt und mir das Schlafzimmer mit einer weiteren Person geteilt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis finde ich sehr gut. Einmal die Woche werden sogar Böden, Küche und Bad gereinigt und die Bettbezüge für uns gewaschen, was uns sehr entlastet hat. Es ist auf jeden Fall einfacher Anschluss zu finden, wenn man im Wohnheim lebt. Außerdem ist es nur drei Gehminuten von der Uni entfernt und man ist schnell in der Innenstadt und am Hafen. Wenn man sich als Resident*in in Tallinn registrieren lässt, kann man die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen. Mit dem FlixBus ist man schnell in Riga und Vilnius und mit der Fähre innerhalb von zwei Stunden in Helsinki. Durch die kriegsbedingte Inflation, die in Estland besonders hoch ist, sind Lebensmittel aktuell deutlich teurer als in Deutschland. Dafür gibt es für alles andere eine sehr hohe Dichte an Second-Hand-Geschäften, in denen man für extrem niedrige Preise tolle Sachen finden kann – besonders, wenn man Vintage-Kleidung mag! Das ESN organisiert jede Woche mehrere Events und auch auf eigene Faust kann man viel entdecken – selbst nach einem halben Jahr gibt es immer noch Sachen auf meiner Bucket List, die ich nicht gesehen habe.