Erasmus+ Erfahrungsbericht
Vorbereitung des Auslandaufenthalts
Zur Vorbereitung meines Aufenthalts habe ich mich auf den Internetseiten informiert und die offiziellen Infoveranstaltungen des Auslandsamts besucht.
Aus persönlichen Gründen wollte ich speziell nach Kopenhagen. Da es keine Kooperation von meiner Fakultät mit einer Gasthochschule in Kopenhagen gibt, habe ich mich zusätzlich mit den Erasmus- Koordinatoren in Verbindung gesetzt, um herauszufinden wie meine Chancen sind, wenn ich mich über eine fremde Fakultät bewerbe. Am Ende konnte ich mich ohne Auflagen über die Geschichtsfakultät bewerben und habe den Platz auch bekommen.
Studium an der Gastuniversität
Mein Studium in Kopenhagen war sehr individuell. Da dies mein letztes Semester war, musste ich formell nur noch 6 ECTS erbringen. Ich habe diese Chance genutzt und lediglich 3 Kurse belegt, um Platz für einen Studentenjob zu haben.
Lediglich einer meiner Kurse war in meinem Studienfach; ich habe an der Science Fakultät der KU Machine Learning belegt. Der Kurs war mit >200 Studenten sehr groß, aber dennoch gut organisiert. Die Wworkload war aufgrund der umfrangreichen wöchentlichen Assignments hoch, der Stoff sehr mathematisch und dadurch (für mich) anspruchsvoll.
Davon abgesehen habe ich einen Dänischkurs belegt und die Möglichkeit genutzt, einen Kurs an einer anderen dänischen Universität zu belegen. In diesem Rahmen habe ich „Re-Imagining Capitalism“ an der Copenhagen Business School belegt. Auf alle Fälle eine wertvolle Erfahrung, da die CBS zu einer der besten Business Schools weltweit zählt.
Die KU hat am Anfang des Semesters eine mehrtägige Einführungsveranstaltung organisiert, darüber hinaus gab es kaum (keine?) weiteren Events für die Auslandsstudierenden. Es gibt die Möglichkeit, einen Mentor zu bekommen, diese werden i. d. R. aber bevorzugt an ‚fremdere‘ Studierende vergeben, z. B. aus dem asiatischen Raum. Ich habe mich nicht auf einen Mentor beworben.
Wann immer ich ein individuelles (meist bürokratisches) Problem hatte, habe ich in der KU immer schnell eine Antwort gefunden und kann auch behaupten, dass die KU in vieler Hinsicht sehr flexibel ist. Flexibler als ich es von der UP gewohnt bin.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
Im Rahmen der Einführungsveranstaltung hatte man gute Möglichkeiten, Kontakte zu anderen ausländischen Studierenden und zu den anwesenden Mentoren aufzubauen. In den Kursen selber verlangt es, denke ich, eine Portion Eigeninitiative um zu den Einheimischen Kontakt aufzunehmen. Da die KU eine sehr internationale Uni ist, ist das aber kein allzu großes Problem.
Sprachkenntnisse vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Aufgrund der kostenlosen dänischen Sprachkurse, ist es kein Problem Dänischkentnisse aufzubauen. Das eigene Englisch trainiert man zwangsweise in der Vorlesung und beim Austausch mit anderen Studierenden.
Wohn- und Lebenssituation
Zu allererst möchte ich erwähnen, dass Kopenhagen eine wundervolle Stadt zum Leben ist. Ich habe vorher in Berlin gewohnt und für mich vereint Kopenhagen viele der Vorteile Berlins ohne die unglaubliche Größe der deutschen Hauptstadt zu haben. Alles ist angenehm mit dem Fahrrad zu erreichen, von meiner Wohnung in die Stadt sind es z. B. ~15-20 Minuten, zur Uni 10 Minuten mit dem Fahrrad.
Da es sich trotz der kleinen Größe um eine Hauptstadt handelt, ist das kulturelle Angebot hervorragend und man hat keine Mühe Events, Partys, Kneipen, Clubs zu finden, um einen Tag oder Abend zu verbringen. Das beste aus beiden Welten eben. Besonders wenn die Sonne scheint, ist es übrigens auch einfach schön hier.
Die Wohnsituation in Kopenhagen ist kompliziert. Es gibt wenige Wohnungen, und es ist sehr
schwierig eine Bleibe unter 500 € zu finden. Die Wohnheimangebote, die ich gesehen habe, waren nochmal teurer und viele meiner Komillitonen wohnten eher für 750-1000 €, teilweise sogar zu zweit mit einem Fremden im selben Zimmer (Das gibt es dort im Wohnheim noch offiziell). Günstiger wird es von privat, aber dementsprechend schwieriger ist es auch etwas zu finden. Aktuell werden die meisten Zimmer, denke ich, über Facebook Gruppen vermittelt; die Regeln der Miete können allerdings sehr mies sein: kein Besuch, keine Übernachtungsgäste, nur Frauen zur Miete usw... Mit etwas Geduld ist aber noch jeder untergekommen.
Was die Lebenshaltungskosten angeht ist Faktor 1,5 im Vergleich zu Deutschland immer ein gutes Maß. Man isst zwangsweise viel zuhaus, da Lebensmittel im Lidl, Aldi, Netto sehr günstig sind, Essen auswärts allerdings schwer unter 10€ zu bewerkstelligen ist.
Ein Studentenjob ist nicht einfach zu ergattern, häufig werden dänische Sprachkenntnisse gebraucht. Wenn man Glück hat, lohnt es sich allerdings sehr, der Mindestlohn beträgt ca. 17€/Std.
Studienfach: IT Systems Engineering
Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 01/2018
Gastuniversität: Køpenhavns Universitet
Gastland:Dänemark
Rückblick
In jedem Fall ist Kopenhagen eine tolle Stadt, vor allem zum Leben. Als Erasmus-Ziel bietet sie eine sehr angenehme Größe, einen hohen Lebensstandard, viele Freizeitmöglichkeiten. Kopenhagen ist mit Flugzeug, Bus und sogar Auto schnell und meistens günstiger als andere deutsche Städte zu erreichen. Es ist also ein einfacher Schritt dorthin; etwas nötiges Kleingeld vorausgesetzt.
Das große kulturelle Abenteuer wird man dort allerdings nicht finden. Auf der Straße wird überall Englisch gesprochen, und das Leben fühlt sich in vieler Hinsicht so an wie in Deutschland. Wer in seinem Erasmus-Semester außergewöhnliche Erfahrungen sammeln will, sollte lieber andere Länder als erste Wahl in Betracht ziehen. Angesichts der vielen internationalen Mitstudenten stehen einem natürlich auch in Kopenhagen viele Möglichkeiten offen.