Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Für das Auslandssemester in Costa Rica ist es wichtig, sich schon frühzeitig um das Studierenden-Visum zu kümmern. Die erforderlichen Dokumente, wie ein polizeiliches Führungszeugnis mit Apostille und die Geburtsurkunde, ebenfalls mit Apostille, müssen rechtzeitig beantragt werden, am besten schon zum Zeitpunkt der Zusage. In der Botschaft in Berlin muss ein vorläufiges Visum beantragt und abgeholt werden, um Strafen in Höhe von 200 $ zu vermeiden. Spätestens zum Start des Semesters in Costa Rica müssen die dafür notwendigen Dokumente dann sowieso vorgelegt werden, ansonsten ist das Studium nicht möglich. Übersetzungen des Personalausweises, der Geburtsurkunde, des Führungszeugnisses und eines Solvenznachweises müssen in Costa Rica nach der Ankunft angefertigt werden, was aufwändig und teuer ist (zusätzlich ca. 110 €). Bei Problemen ist es ratsam, sich direkt an das Personal der Universität zu wenden, die sogar über Whatsapp ständig erreichbar sind. Die ersten zwei Wochen sollte man sich auf jeden Fall freihalten, um all die bürokratische Arbeit zu erledigen und dann den Rest der Zeit genießen zu können. Auch was die Impfungen für das Land betrifft, sollte man sich frühzeitig bei einem Tropenmedizinischen Institut informieren. Auf Anraten der Charité habe ich mich gegen Tollwut, Hepatitis-A und -B und Meningokokken impfen lassen. Die Kosten dafür wurden mir vollständig von meiner studentischen Krankenversicherung erstattet.
Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft gestaltete sich nicht so herausfordernd wie vorher angenommen. In der offiziellen Whatsapp-Gruppe wurde eine Liste von Häusern geteilt, bei denen man sich per Whatsapp oder Facebook melden konnte. Ich habe mich für die Casa Banana entschieden. Andere Häuser, in denen meine Freunde gelebt haben, sind Casa Mundo, Casa Bella, Stolas oder Urban-Co-Life. Die Links zu den Unterkünften hänge ich am Ende dieses Berichtes an. Die meisten Häuser bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. In meinem Haus entstand eine tolle Gemeinschaft zwischen Studierenden und Einheimischen. Die Lage der Unterkunft ist entscheidend, innerhalb von San Pedro ist alles gut zu Fuß erreichbar und auch die 20-minütige Fußstrecke zur Universität war angenehm zu bewältigen. Es ist nicht besonders empfehlenswert im Zentrum der Stadt zu wohnen, dort ist es nachts eher gefährlich und der Mittelpunkt des studentischen Lebens ist in San Pedro.
Studium an der Gastuniversität
Bei meiner Bewerbung für das Auslandssemester an der Universidad de Costa Rica (UCR) konnte ich eine vorläufige Kurswahl treffen. Vorher habe ich mich auf der Website der Universidad de Costa Rica über die im letzten Jahr angebotenen Kurse informiert. Vor Ort hatte ich dann die Möglichkeit, meine Kurswahl anzupassen, sobald der aktuelle Kursplan veröffentlicht wurde. In der ersten Woche gab es Gespräche mit den Professoren, um sicherzustellen, dass die Kurswahl sinnvoll ist und die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt werden. Im Laufe der ersten Woche kann man die Entscheidungen noch anpassen. Besonders spannend fand ich die Möglichkeit, Kurse aus den "Estudios generales" zu wählen, welche kreative Fächer wie Kunst, Schauspiel, Gesang, Tanzen usw. umfassen. Besonders schön für die Studierenden der UCR ist, dass diese Kurse auch fachfremd belegt werden können, und das mit einer hohen Qualität der Lehre. Auch einige Kurse aus den Masterstudiengängen "Posgrado" konnte ich wählen, wobei dort jedoch Studiengebühren anfielen. Glücklicherweise habe ich die umgerechnet 900 € Gebühren nach einer Vorauszahlung sofort vom Auslandsbafög zurückerstattet bekommen. Der Campus der UCR in San Pedro fühlte sich wie ein eigenes Stadtviertel an, mit Geschäften, Bars, Clubs und Restaurants am Eingang und den Fakultäten und Mensen im "Ring". Die Mensen, hier Sodas genannt, bieten jeden Tag von ca. 9-16 Uhr warmes Essen zum Preis von 1900-3000 Colones (ca. 3-6 €) an, das meist aus Reis, Bohnen, Salat, Obst und Fleisch, Fisch oder einer vegetarischen Beilage besteht. Alles ist fußläufig gut zu erreichen, es fahren allerdings auch Busse innerhalb des Rings und zum Bereich für Sozialwissenschaften, da dieser etwas abgelegener ist. Die Professoren sind sehr bemüht und haben einen engeren Kontakt zu den Studierenden, als es in Deutschland üblich ist. Die Kurse aus dem Bachelor haben mich eher an die Schulzeit erinnert, da die Klassen zudem auch eher klein sind und die Lehre sehr interaktiv und betreut. Während des Semesters müssen viele Abgaben eingereicht und Präsentationen gehalten werden. Auch wenn das Schwierigkeitsniveau in meinen Fächern etwas unter dem von Deutschland lag, gab es dennoch immer etwas zu tun. Es lohnt sich die Fächer so auszusuchen, dass man ein langes Wochenende hat, um die Zeit im Semester nutzen zu können, um das Land zu erkunden.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Mit meinem B2-Spanischniveau aus den Sprachkuren der Uni Potsdam fühlte ich mich anfangs nicht ausreichend vorbereitet, da mir die Sprachpraxis in Alltagssituationen noch fehlte und ich erst ein Jahr zuvor begonnen hatte Spanisch zu lernen. Die ersten Wochen waren etwas holprig, aber ich bemerkte schnell, dass es allen Austauschstudierenden ähnlich ging. Mit der Zeit gewöhnt man sich an den Akzent der Ticos und Ticas und versteht auch den Slang, wie "Mae", "Jale", "matizar" oder "la vara", immer besser. Omnipräsent ist natürlich auch immer „Pura Vida“. In der Universität hing es stark von individuellen Professoren ab, wie viel man versteht. Die meisten Professoren waren jedoch sehr zuvorkommend und wiederholten gerne etwas oder erlaubten es mir, komplexe Probleme auf Englisch zu beantworten. Nach einigen Wochen lief es dann immer besser und nach der Hälfte des Semesters kam ich sehr gut klar. Begünstigt hat dies auch, dass wir in der Unterkunft und mit den anderen Studis immer nur strikt Spanisch gesprochen haben, auch wenn es für viele am Anfang noch herausfordernd war.
Wohn- und Lebenssituation
Die Lebenshaltungskosten in Costa Rica sind vergleichsweise hoch. Vor allem Hygieneartikel sind teurer und in weniger Auswahl vorhanden als in Deutschland. Daher ist es ratsam, ausreichend davon für das halbe Jahr mitzunehmen (vor allem Sonnencreme). Die Lebensmittelkosten konnte ich reduzieren, indem ich auf den Wochenmärkten (Ferias) einkaufte. Besonders die Feria in Zapote am Sonntag ist sehr empfehlenswert. Es gibt auch einige günstige Supermärkte wie MasXMenos und Palí. Einige Produkte wie Käse sind sehr viel teurer als in Deutschland, frisches Obst hingegen viel günstiger. Am liebsten habe ich jeden Morgen zum Frühstück Papaya gegessen, zwischendurch Passionsfrüchte und Ananas und zur Abkühlung Kokoswasser von einem Stand an der Straße. Die Mieten beliefen sich je nach Haus auf zwischen 200-600 €. Die meisten zahlen allerdings um die 300 € für ein Zimmer mit Bett, Schrank und Schreibtisch, Gemeinschaftsbad und Gemeinschaftsküche. Meine Miete betrug 310 $ für eines der größeren Zimmer in der Casa Banana mit Gemeinschaftsbad und -küche. Finanziell wurde ich durch Auslandsbafög (700 € monatlich) und das PROMOS Stipendium (1800 € insgesamt für den gesamten Aufenthalt) unterstützt. Flüge gibt es schon ab 350 €, wenn man sich ausreichend informiert und zu einem günstigen Zeitpunkt bucht. (Am besten auf Skyscanner.de nach Angeboten suchen). Mit meiner Kreditkarte konnte ich kostenlos Bargeld bei den Banken BCR und Banco Nacional abheben. Die Landeswährung sind costaricanische Colones. Meine monatlichen Kosten beliefen sich auf ca. 700 € zusammengesetzt aus Miete, 40 € Auslandskrankenversicherung, 100 € Reisen, 200 € Essen und 50 € Sonstigem. Die Hauptstadt Costa Ricas, San José, ist zwar kein Juwel, hat aber ihre Vorzüge. Besonders in der Nähe der Uni, im Barrio Escalante und der "Cali", sieht man viele junge Menschen, und die Stadt wirkt dort sogar sehr weltoffen, lebendig und zudem queerfreundlich. An den Wochenenden sind diese Straßen nachts voll. Studiparties fanden immer donnerstags in Stolas statt, einem anderen Co-Living Haus. Es gibt in der Stadt zudem auch häufig gratis Konzerte oder Filmvorführungen, nach denen man am besten auf Instagram oder Facebook sucht. Zum Feiern geht man entweder in die Straße La California, kurz „Cali“, oder die "Calle" – die Straße am Eingang der Uni. Die besten Clubs waren meiner Meinung nach das Antik, der Mercadito, Selvática und Casa Felix. Auf den Tanzflächen wird der Perreo getanzt und Bad Bunny regiert unübertroffen die Musikszene. Es lässt sich gut die ganze Nacht durchtanzen, bis gegen halb 6 die Sonne aufgeht. Der Mercado Zentral, im Zentrum von San José, ist ein empfehlenswerter Ort, um lokale Spezialitäten zu probieren. Auch die Museen Museo de Jade und Museo de Oro Precolombino gehörten zu meinen Favoriten. Die vielen Second-Hand-Shops, immer als "Ropa Americana" gekennzeichnet, im Zentrum und in Guadalupe waren eine gute Möglichkeit, preiswerte Kleidung zu shoppen. Die Ticos und Ticas lieben ihre Malls und verbringen dort gern ihre Zeit. Besonders empfehlenswert ist es, nachts die Aussicht auf die Stadt von einer Rooftop-Bar oder einem Hotel-Dach zu genießen. Allerdings sollte man sich im Zentrum, fernab der "La California" oder der Universität, nach 10 Uhr eher nicht mehr aufhalten, da es dort gelegentlich zu Überfällen kommt. Auch in meinem Semester gab es ein paar Leute, die nachts in den falschen Straßen unterwegs waren und denen das Handy abgenommen wurde. Für die Fortbewegung in der Stadt sollte man deshalb nach 10 Uhr Uber nutzen, die Taxis hingegen haben einen eher schlechten Ruf und sind oft stark überteuert und unsicherer. In der Umgebung von San José gibt es interessante Ziele für Tagesausflüge, wie den Pico Blanco, die Vulkane Irazu, Poás, Turrialba und den Nebelwald "El Iral". Auch ein Ausflug in den Wald Prusia oder auf den höchsten Berg des Landes, den Cerro Chirripo, lohnen sich. Im Rest des Landes waren die Nationalparks zweifellos die besten Reiseziele meines Aufenthalts. Besonders beliebt bei Touristen sind der Manuel-Antonio-Nationalpark, der jedoch eine frühzeitige Ticketreservierung erfordert und Tortuguero, die ich beide, aus finanziellen Gründen, leider nicht gesehen habe. Mein persönlicher Lieblingspark ist Cahuita, bei Puerto Viejo an der Karibikküste. Für die Besuche in den Nationalparks habe ich nie einen Guide gebucht, da dies sehr teuer ist und die meisten Parks schon einen Eintritt von 10-20 $ verlangen. Von einigen Touris habe ich gehört, dass eine Wanderung mit Guide sich lohnt, aber auch ohne habe ich alle Tiere gesehen, die ich sehen wollte (Faultier, Tucan, roter Ara, Waschbär, Affen, Frösche, etc.). Die Busse zu den Urlaubszielen legen meistens nur von San José ab. Viele Tickets kann man über mibus.cr kaufen (diese Seite kennen kaum Touristen, und ich hatte den Eindruck, die Ticos wollen auch, dass das so bleibt). Bezahlen kann man in San José und auch in den anderen Orten meist mit Karte, aber für Hostels, Nationalparks und Straßenverkäufer sollte man immer genügend Bargeld dabei haben. Die Karibikregion von Costa Rica war ein absolutes Highlight. Die Nationalparks Cahuita und Manzanillo sind kostenlos (auf Spendenbasis) und beinhalten die schönsten Strände des Landes. Die Parks müssen bereits gegen 15-16 Uhr verlassen werden, aber danach kann man den Sonnenuntergang am Punto Uva, der Playa Cocles oder (mein Favorit) der Playa Negra genießen. Der Ort Puerto Viejo ist super entspannt und auch abends interessant. Im Johnny's am Strand lässt es sich perfekt am Sand in die Nacht tanzen. Der beliebte Ort La Fortuna bietet einen Atemberaubenden Blick auf den Vulkan Arenal und heiße Quellen, die von vielen Hotels genutzt werden, aber am Fluss "El Chollin" auch kostenlos zugänglich sind. Nachts mit Kerzen dorthin zu gehen, so wie es die Ticos machen, ist besonders schön. Zur Fortbewegung nutzt man am besten Uber. El Salto ist ein weiteres beliebtes Ziel dort zum Schwimmen. Das absolute Highlight war eine Wanderung auf den Cerro Chato, inklusive Schwimmen im Kratersee, der offiziell nicht mehr geöffnet ist, sich jedoch über das Hotel Laguna Verde betreten lässt. Auch die Peninsula de Nicoya mit den Städten Samara, Montezuma, Santa Teresa etc. ist einen Besuch wert. Vor allem die Sonnenuntergänge an der Pazifikküste sind traumhaft. In Montezuma war das Beste im obersten von drei Wasserfällen zu schwimmen, und in Samara die entspannte Playa Carillo. Bocas del Toro, ein Archipel in Panama, ist von der südlichen Karibik aus gut zu erreichen und lohnt sich für die traumhaften Strände und das Beobachten von großen Seesternen. Um dorthin zu reisen haben wir die Semana Santa, die Osterwoche, genutzt. Wer in Costa Rica lebt, bei dem gehört Gallo Pinto regelmäßig auf die Speisekarte. Das Gericht aus Reis, Bohnen und Gewürzen schmeckt besonders gut mit Eiern und frittierter reifer Kochbanane (platano). In den Sodas (lokale, meist familiengeführte Restaurants) gibt es das beste und günstigste traditionelle Essen. Man sollte dort Gerichte wie Casados, Platano, Sopa Azteca, Platano Maduro oder Chifrijo probieren.
Studienfach: Cognitive Systems (M.Sc.)
Aufenthaltsdauer: 02/2023 - 08/2023
Gastuniversität: Universidad de Costa Rica
Gastland: Costa Rica
Rückblick
Der Aufenthalt in Costa Rica war einmalig und eine tolle Erfahrung. Das Land ist klein, aber voller verschiedener Klimazonen. Wer sich für Natur, Tiere und den bescheidenen Lebensstil von Zentralamerika interessiert, ist in Costa Rica genau richtig.
Liste von Unterkünften, die in der Whatsapp-Gruppe geteilt wurde:
encuentra24: www.encuentra24.com
stolas: https://stolascr.com/
airbnb: www.airbnb.co.cr
mercadolibre: inmuebles.mercadolibre.co.cr
trivago.com: www.trivago.com
apartamentos cerca de latina ucr fidelitas: https://www.facebook.com/groups/327342494800968/?ref=share
casa banana: https://www.facebook.com/casabananacr/
urbancolife: https://www.urbancolife.com/
casa maranatha: instagram: casa_maranathacr, facebook: @casamaranatha.cr
https://m.facebook.com/108845621284284/
university residence alma mater: https://www.facebook.com/pages/category/hotel---lodging/university-residence-alma-mater-110162457255014/
campus residencias: https://campuscostarica.com/
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