Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Bevor ich mich für Gent entschieden hatte, hatte ich von der Stadt noch nie gehört. Jedoch habe ich gemerkt, dass die Universität Gent einen sehr guten Ruf hat und die Stadt eine absolute Studentenstadt ist, was mir sehr gefallen hat.
Die Bewerbung für Erasmus ist natürlich immer etwas bürokratisch, aber verlief dank der guten Koordination des International Offices der Uni Potsdam problemlos. Die Informationsveranstaltungen vom International Office sind sehr hilfreich gewesen. Die Vorbereitungen mit der Gasthochschule verliefen auch reibungslos, da auch in Gent das International Office eine gute Arbeit leistet.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium and der University of Gent ist prinzipiell recht umfangreich und nicht ganz einfach. Die Vorlesungen sind hier meist 1x pro Woche 3-4 Stunden lang (mit kleinen Pausen). Es gibt dafür aber keine „Tutorien“ oder „Übungstermine“. Die Vorlesungen sind auf Englisch und auch sehr gut verständlich. Es gibt eine große Auswahl von Kursen, jedoch haben viele Kurse weniger ECTS als ich es aus Deutschland gewohnt bin (meine Kurse hatten in DE immer 5-9 ECTS). Der Kurskatalog ist auch online abrufbar, d.h. man kann sich auch schon die Kurse/ Anforderungen etc. im Vorhinein anschauen. Man darf auch Kurse aus anderen Fachbereichen wählen (natürlich muss das mit der Uni Potsdam abgesprochen werden). Ich habe mich für folgende Kurse entschieden:
Environmental and Energy Policy (6 ECTS): Es gab eine Vorlesung pro Woche, am Ende des Semesters eine Klausur (die auch gut machbar war). Inhaltlich ging es um Energiepolitik, Strommärkte, Energiewende und Auswirkungen auf das Klima. Ich fande den Kurs sehr interessant und würde ihn in jedem Fall empfehlen.
Financing High Tech Entrepreneurial Companies (4 ECTS): In diesem Kurs gab es auch eine Vorlesung pro Woche (wurde auch aufgezeichnet und online zur Verfügung gestellt) und eine Gruppenarbeit, in dem ein kurzes Paper geschrieben werden musste. Es gab auch recht viele Gastvorträge von z.B. Investoren oder Gründern, was das ganze recht Praxisnah gemacht hat. Auch ohne weitreichende Kenntnisse über Finanzierung, kann man dem Inhalt gut folgen (Grundwissen wird jedoch vorausgesetzt). Auch diesen Kurs würde ich empfehlen.
Development Economics (5 ECTS): Auch hier gibt es eine Vorlesung pro Woche und am Ende eine Klausur. Der Kurs ist sehr inspirierend, jedoch wird sehr viel Stoff vermittelt – der Lernaufwand ist recht hoch. Wenn einem das Thema Entwicklungshilfen etc. interessiert, ist der Kurs dennoch empfehlenswert.
Programming (5 ECTS): Der Kurs ist als Einsteiger-Kurs für das Programmieren in Phython gedacht – es wurden keine Programmier-Kenntnisse vorausgesetzt. Es gab eine Online Vorlesung (wurde auch aufgezeichnet), sowie eine Art „Übung“, in der man Aufgaben, die wöchentlich gestellt wurden lösen konnte und bei Bedarf Fragen stellen konnte. Ich muss sagen, dass der Arbeitsaufwand und auch das Niveau zu hoch war. Pro Woche muss man hier ca. 6 Aufgaben lösen, welche in den späteren Wochen schon > 1 Stunde pro Aufgabe dauern. Die Aufgaben zählen zu einem geringen Teil in die finale Note mit ein – es gibt sonst noch 2 „Mid-Terms“ (zählen mit den Aufgaben zusammen 20%) und eine finale Klausur (80%).
Urbanization in Global Perspective (5 ECTS): Dieser Kurs war von dem Fachbereich für Geography,man kann dem Inhalt jedoch trotzdem gut folgen. Inhaltlich geht es um Urbanisierungsprozesse, wobei wirtschaftliche und politische Einflüsse immer eine Rolle spielen. Ich habe den Kurs sehr interessant gefunden. Es gab auch hier eine Vorlesung pro Woche, welche aufgezeichnet wurde. Am Ende des Semesters gab es eine Klausur.
Generell muss man sich bewusst sein, dass die Lehre hier recht frontal ist. Die Kurse sind oft sehr voll (>100 Studierende) und dementsprechend wenig interaktiv. Ich persönlich habe mit dieser Form der Lehre kein Problem, es muss einem jedoch bewusst sein.
Alltag, Freizeit und Kontakt zu anderen Studierenden
Gent ist eine sehr junge, dynamische kleine Stadt. Ein großer Teil der Bevölkerung sind Studierende. Es gibt unzählige Bars – Partys sind in der Overpoortstraat (voll mit Studierenden). Um neue Kontakte zu knüpfen, würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich dem ESN-Netzwerk anzuschließen (man kauft sich für 15€ eine ESN Karte). Über Social Media werden dann viele Events etc. kommuniziert, welche man teils kostenlos wahrnehmen kann. Die Events können Meet & Greets in einer Bar, Partys, Städtetrips, Sightseeing in Gent, Sport etc. sein. ESN Gent, aber auch Verbindungen in der Uni oder aus Fachschaften sind sehr engagiert, wenn es um die Betreuung der Erasmus-Studierenden ging. Vor allem zum Anfang des Semesters war gefühlt jeden Tag etwas organisiert. Man trifft so schnell auf andere Erasmus-Studierende und es ist einfach, Kontakte zu knüpfen. Kontakte zu einheimischen, belgischen Studierenden hatte ich persönlich weniger.
Obwohl Gent selbst viel zu bieten hat, lädt die vorteilhafte geografische Lage von Gent dazu ein ein, die umliegenden Orte und Städte zu bereisen. Ich selbst war in Knokke und Oostende (beides am Strand, ca. 40 min von Gent), Brugge (25 min) Amsterdam, Haarlem, Delft, Den Haag (Niederlanden, ca. 2,5 Stunden von Gent), Brüssel (40 min), London (2 Stunden von Brüssel), Leuven, Antwerpen (beides ca. 50 min von Gent), Lille, Lüttich, Aachen… Man kann also in der Umgebung viel sehen und erleben. Auch Paris ist nicht weit entfernt.
Wohn- und Lebenssituation
Meine Unterkunft in habe ich über die Universität gefunden. Auf Anfrage bekommt man eine Excel Tabelle zugeschickt, mit verschiedenen Kontaktdaten von privaten Vermietern. Es bietet sich (wirklich!) an, sich frühzeitig um eine Unterkunft zu bemühen. Auch habe ich oft von Scammern berichtet bekommen, also auf jeden Fall vorsichtig sein! Meine Unterkunft war in Ledeberg – das ist am Rand der Stadt, jedoch ist man mit der Tram sehr schnell im Zentrum (in 10 min.) vor allem, wenn man die weiten Wege in Berlin gewohnt ist. Auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad kann man die Uni schnell erreichen – die Entfernungen halten sich definitiv im Rahmen.
Die Kosten für Lebensmittel sind etwas höher als in Berlin/Potsdam – auch die Preise in Restaurants sind etwas höher, jedoch noch im Rahmen. Ich persönlich habe meine Einkäufe immer bei einem ALDI gemacht – hier sind die Preise mit den deutschen Preisen im Discounter vergleichbar. Auch Albert Heijn ist recht günstig, Carrefour und Delhaize sind deutlich teurer.
Studienfach: Betriebswirtschaftslehre, M.Sc.
Aufenthaltsdauer: 09/2023 - 02/2024
Gastuniversität: Universität Gent
Gastland: Belgien
Rückblick
Gent ist eine wunderschöne, dynamische Stadt und ich hatte ein sehr schönes Auslandssemester. Die Universieteit Gent ist eine sehr gute Uni und die Kurse haben mir trotz des teils hohen Aufwands (vor allem in der Prüfungsphase) gut gefallen. Gent hat sehr viel zu bieten - vor allem die vielen Bars, Tanzbars, Clubs, das Streetfood (Fritten, Waffeln, …), Museen (Industriemuseum, Museum der schönen Künste) haben mir sehr gut gefallen. Einzig auf das regnerische Wetter (vor allem im November) hätte ich verzichtet. Alles in allem ist ein Auslandsaufenthalt an der University of Gent sehr empfehlenswert!