Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Für den Auslandsaufenthalt in Australien habe ich mich relativ spät entschieden, wodurch die Vorbereitungsphase mit ca. zwei Monaten (vor Ende der Bewerbungsfrist) etwas zu kurz geraten ist. Als die Entscheidung gefallen ist, habe ich mich umso intensiver mit dem Auslandsaufenthalt befasst. Ich habe die Vorträge rund um die Themen Auslandsaufenthalt und Finanzierung des International Office besucht, mich auf der Uni Potsdam Homepage über die Hochschulpartnerschaften informiert und Erfahrungsberichte gelesen, um mir einen Eindruck über ein Studienaufenthalt in Australien zu verschaffen. Der Bewerbungsprozess ist etwas umfangreich und umfasst mehrere Stufen. Die Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen erfordert Sorgfalt und gute Planung. Neben einem Sprachtest der eine gewisse Vorlaufzeit erfordert, falls noch nicht vorhanden, ist es wichtig ein Empfehlungsschreiben vorzulegen, welches ggf. auch für ein Stipendium notwendig ist. Um mehrere Anfragen zu vermeiden ist es daher sinnvoll sich im Vorfeld mit den Anforderungen für ein Empfehlungsschreiben auseinanderzusetzen. Nachdem das Bewerbungsverfahren an der Uni Potsdam geschafft ist, ist die Bewerbung an der Gasthochschule unkompliziert, vor allem, da die meisten Unterlagen bereits beisammen sind. Die Beantragung des Visums und der (obligatorischen) Krankenversicherung sind auch relativ einfach. Die medizinische Vorbereitung könnte etwas zeitintensiver sein, je nachdem, wie der persönliche Impfstatus ist. Für die Beurlaubung sind auch mehrere Instanzen zu kontaktieren. Vieles passiert parallel vor und nach dem Bewerbungsprozess. Doch es lohnt sich alles und braucht einen nicht sofort abschrecken, denn in diesem mehrstufigen Prozess steht einem das International Office stets mit Informationsveranstaltungen und bei Bedarf persönlicher Beratung unterstützend zur Seite.
Studium an der Gastuniversität
Da ich mich bewusst für die University of Technology Sydney (UTS) entschieden habe, war die Studienorganisation relativ einfach. Die UTS macht es einem leicht auf alle notwendigen Informationen zuzugreifen. Das UTS Handbook ist online zugänglich und bietet eine Nutzungsbeschreibung sowie aktuelle und umfangreiche Informationen zu den verfügbare Kursen. Diese Transparenz macht die Kurswahl einfach, denn die Anforderungen und Leistungsbewertung lassen sich gut ableiten. Grundsätzlich besteht die Leistungserbringung für die meisten Kurse aus mehreren Bestandsteilen, was das Studiensystem besonders auszeichnet. Zwar ist es ein Organisationsaufwand seine parallelen Abgaben in der heißen Phase zu managen, doch hängt nicht alles von einer Klausur ab und die Lernkurve ist hoch. Als Exchange Student hat man das Glück über die Fachrichtungen hinweg Kurse auszuwählen, was neue Perspektiven eröffnen kann. Ich durfte neben Change Management, Financial Modelling and Analysis belegen, was es an der Uni Potsdam so nicht gibt. Insgesamt habe ich vier Module belegt, für das Visum müssen mindestens drei abgeschlossen werden. Jeder muss die Entscheidung für sich selbst treffen, wie viele Leistungspunkte erforderlich sind und wie viel Zeit man neben dem Studium für andere Aktivitäten braucht. Die Dozenten sind kompetent, gut zugänglich und unterstützen bei Fragen und Schwierigkeiten. Frühzeitige offene Kommunikation ist hierbei wichtig. Ich habe mich im Studium insgesamt sehr wohl gefühlt. Die UTS hat unglaublich viele Ressourcen und der Zugang wird einem leicht gemacht. In der Bibliothek kann man sich einfach mit einem USB-C Kabel an die vielen großen Bildschirme anschließen, um eine Hausarbeit zu schreiben, die Terrasse mit dem Ausblick auf die Skyline von Sydney für eine Denkpause nutzen, sich in der Mittagspause in mehreren Aufenthaltsräumen in den jeweiligen Gebäuden das Essen in der Mikrowelle aufwärmen und vieles mehr. Neben einem modernen Campus mit neuester technischer Ausstattung sind die hilfsbereiten Dozenten, Mitarbeiter und studierende hervorzuheben.
Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden
In den ersten zwei Wochen nach Ankunft, wird man mit etlichen, teils gut aufeinander abgestimmten, Veranstaltungen von der UTS abgeholt. Somit hat man einen guten Überblick über die Uni und die verschiedenen Angebote (Studienhilfe, Ansprechpartner, Freizeitaktivitäten in den zahlreichen Clubs) bevor die Vorlesungen beginnen. Durch die Fülle an Angeboten kann man schnell und einfach in Kontakt mit einheimischen und ausländischen Studierenden treten, ob in den wöchentlichen Kaffee treffen, wo man neben dem Netzwerken kostenlosen Barista-Kaffee bekommt, im Chess-Club oder beim Surf-Club. Ich persönlich habe mit dem Outdoor-Club, beim Wandern, Klettern, Canyoning u.ä. unvergessliche Erfahrungen gemacht und neben Studierenden aus verschiedenen Universitäten in Sydney auch nicht-studierende Australier kennen gelernt, die einem einen anderen Zugang zur Sprache und Kultur des Gastlandes ermöglichen. Für mich haben sich dadurch neue Welten eröffnet.
Wohn- und Lebenssituation sowie Lebenshaltungskosten
Nach meiner Ankunft in Sydney habe ich die angespannte Wohnungsmarktsituation hautnah erlebt. Die kurze Vorbereitungsphase hat dazu geführt, dass ich keine Unterkunft im Vorfeld gefunden habe. Das ist an sich unproblematische, da es in Sydney auch kurzfristig möglich ist eine Unterkunft zu finden. Im Februar 2024 standen Angebot und Nachfrage in keinem guten Verhältnis. Studenten aus aller Welt, Menschen die „work and travel“ machen, sowie einheimische die nach der Pandemie ausziehen wollten waren Faktoren, die die Preise in die Höhe getrieben haben. Daher hat es drei Wochen gedauert, bis ich eine bezahlbare Unterkunft gefunden habe, die meinen Anforderung entsprach. Ich habe die Zeit im Hostel überbrückt, was sich preislich nicht groß von der üblichen Wochenmiete unterschieden hat. Dies ist zwar mit Komforteinschränkungen und Ungewissheit verbunden, aber dennoch eine Option, vor allem weil sich die Lage im März 2024 deutlich entspannt hat. Die Überlegungen zur Unterkunft drehen sich meistens darum, ob für einen Studentenwohnheim oder ein Zimmer auf dem Privatmarkt in Frage kommt und ob die Nähe zur Uni oder Strand bzw. die Wegzeit einem wichtiger sind. Letzteres treibt den Preis grundsätzlich massiv an. Im Zentrum (Uni-Nähe) ist es generell um ca. 100-200 AUD pro Woche teurer als in Randgebieten. Da es jedoch beim ÖPNV für Exchange Students keine Ermäßigung gibt, sind die Überlegungen und Präferenzen genau abzuwägen. Auch wenn Australien, insbesondere Sydney, verhältnismäßig teurer ist als Deutschland, mit guter Planung, ist der Aufenthalt machbar. Das Studienvisum erlaubt einem Nebenjob nachzugehen und der Mindestlohn ist deutlich höher als in Deutschland. So ist die Finanzierung des Studienaufenthalts selbst ohne Stipendium möglich. Dennoch ist es empfehlenswert alle Finanzierungsmöglichkeiten im Vorfeld zu prüfen und sich für Stipendienprogramme zu bewerben, weil es einem ein entspannteren Aufenthalt und einen Fokus aufs Studium ermöglicht. Für mich war es zeitweise angespannt und mit Einschränkungen verbunden, dennoch würde ich die einzigartige Erfahrung nicht missen wollen.
Studienfach: M. Sc. Betriebswirtschaftslehre
Aufenthaltsdauer: 02/2024 - 06/2024
Gastuniversität:University of Technology Sydney
Gastland: Australien
Rückblick
Rückblickend ist sicher, dass mich diese besondere Zeit in Australien mein Leben lang prägen wird.
Neben den einzelnen Herausforderungen habe ich durchweg positive Erfahrungen gemacht und viel über das Gastland und über mich selbst gelernt. Ich habe Freundschaften mit Menschen aus aller Welt geschlossen, ein anderes innovatives Bildungssystem, eine andere Arbeitswelt und Kultur kennen gelernt. Der Aufenthalt in Australien eröffnet mir jetzt bereits beruflich neue Möglichkeiten. Ich würde jedem empfehlen, sich nicht vom Aufwand und den Kosten abschrecken zu lassen und diese einmalige Chance im Leben zu nutzen.