Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Organisation für das Auslandsstudium war zunächst sehr einfach. Alle nötigen Schritte wurden in mehrfacher Ausführung vom International Office erklärt und alle Fragen beantwortet, sodass keine Zweifel an der korrekten Vorgehensweise bestanden. Interessanter war in der Beziehung alles, was sich auf Seiten der University of Technology Sydney (UTS) abspielte. Für die Wahl der Fächer ist es vorteilhaft, gleich dann die Fächer, die man sich zuvor ausgeguckt hat, anzuklicken, wenn das System gerade freigeschaltet wird. Meist lassen sich die Fächer auch danach noch bekommen, wenn die hohe Nachfrage mit neuen Tutorialslots beantwortet wird, allerdings spart man sich einigen Stress, wenn man die Kurse und die Zeitslots, die nicht kollidieren, gleich von Anfang an für sich gewinnt. Die Bewerbung für einen Wohnheimsplatz sieht ähnlich aus, wenn man gerne in das größte der UTS Housing Gebäude möchte. Für das Visum bieten sich zwei Möglichkeiten an: entweder ein Studentvisa oder Working Holiday. Ich habe mich für Working Holiday entschieden, um mit dem Abreisetermin flexibler zu sein und eine eigene Krankenversicherung nehmen zu können, was für mich am Ende auch günstiger war. Wirklich einen Nachteil stellt das Studentvisa aber auch nicht da; das International Office der UTS kümmert sich um alle Fragen rund um die Versicherung und weitere Bedingungen. An den Informationstagen der Uni Potsdam wurden die Vor- und Nachteile von Student vs Working Holiday Visa auch im Detail betrachtet. Die Bewerbung auf das Working Holiday Visa war absolut problemlos. Schon 15 Minuten nach Absenden war das Visa da, wofür aus unbekannten Gründen aber keine Mail verschickt wurde, sodass ich erst mehrere Tage darauf merkte, dass es auf der Website bereits genehmigt wurde.
Studium und Kontakte
Für die Kurswahl bietet die UTS eine Liste mit häufig gewählten und für Austauschstudenten geeigneten Kursen an. Darüber hinaus gibt es das UTS Handbook, was einen Einblick in die vollständige Liste gibt, aber zum Zeitpunkt, wenn man sich für Kurse entscheiden soll, noch nicht notwendigerweise vollständig ist.
Ich habe den Austausch im Master gemacht. Viele Kurse an der UTS werden sowohl für Bachelor als auch für Master angeboten. Diese Kurse sind nach meiner Erfahrung wenig fordernd, auch wenn gelegentlich an die Masterstudenten höhere Anforderungen gestellt wurden. Gerade im Bereich IT haben viele der Kommilitonen in den Kursen ihren ersten IT Kurs im Master belegt, was den Effekt hatte, dass neben mir Leute in dem IT-Masterkurs noch nie programmiert haben. Die Veranstaltungen scheinen aber davon auszugehen und gehen deshalb sehr langsam vor. Gute Erfahrungen habe ich mit einem Kurs gemacht, der keine Vorlesungs- oder Übungskomponente hatte, sondern nur ein Projekt. Die Arbeit war sehr selbstbestimmt und wöchentliche Treffen mit den Betreuern haben interessante und hilfreiche Impulse liefern können.
Die Bewertung ist an der UTS genauestens aufgeschlüsselt, etwa wurde vorher schon bekannt gegeben, dass die Ergebnisse einer Übung mit 1-3 Punkten benotet wird, die dann entsprechend bis zu 3% der Endnote ausmachen. Die Kurse waren den Umständen entsprechend für jemanden mit voriger Programmiererfahrung äußerst einfach und der Zeitaufwand hätte sich insofern auch in Grenzen halten können. Allerdings haben die meisten Kurse Projekte, die einem auch viel Freiheit bieten seine Freizeit mit mehr Arbeit zu minimieren, was gerade mit einem motivierten Team auch viel Spaß machen kann. Das Studienklima war recht entspannt. Ein Großteil meiner Kurse wurde von internationalen Studenten aus Asien, vor allem aus China und Indien, belegt. Gerade die Kommilitonen aus diesen Ländern wirkten erst eher schüchtern, aber waren sehr begeistert sich über die Projekte und Kurse auszutauschen, wenn man von sich aus auf sie zuging. Die technische Ausstattung und die Gebäude der UTS sind soweit ich sie genutzt habe alle in Topzustand. Die Gebäude und Bibliothek sind lange offen.
Die Wohnheime werden zum größten Teil mit anderen internationalen Studierenden belegt, mit denen man dadurch auch recht einfach viel Zeit verbringen kann. Heimische Studenten waren seltener anzutreffen. In vielen der Einsteigerkurse waren meinem Eindruck nach deutlich mehr internationale Studenten als heimische. Im Vergleich zu Deutschland bzw. Europa sind die asiatischen Einflüsse in Sydney deutlich stärker, was eine interessante Mischung ergibt: Sydney wirkt oberflächlich sehr europäisch oder westlich, der asiatische Einfluss ist gleichzeitig aber allgegenwärtig.
Die Anforderungen an die englische Sprache waren durchweg äußerst niedrig. Vor allem im Vergleich zur chinesischen oder japanischen Englischausbildung hat man mit der deutschen Schulausbildung sehr wahrscheinlich schon einen großen Vorsprung gegenüber seinen Kommilitonen. Manche Kurse haben das Verfassen von Fließtexten verlangt (natürlich in Australischem Englisch), ansonsten beschränkte es sich meist auf Kurzantworten, Stichpunkte oder bloß Multiple-Choice-Fragen.
Leben in Sydney
Als Unterkunft habe ich die vermutlich einfachste Option mittels UTS Housing gewählt. Dieser Weg wird einem gleich nach der Bewerbung nahegelegt und erfordert bloß, sich durch ein Bewerbungsformular durchzuklicken. Mieten in Sydney sind generell sehr hoch. Die Wohnheime von UTS Housing haben den Vorteil, dass sie sehr zentral, direkt um den UTS Campus herum gelegen sind. Wenn man versucht so weit es geht zu sparen, könnte es auch einen Versuch wert sein, extern einmal zu schauen. Gerade wenn man weiter vom Zentrum weggeht, kann man auch günstigere Optionen finden. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Sydney sind gut ausgebaut, auch wenn es z.B. nach heftigem Regen zu längeren Ausfällen kam. Einen günstigeren Tarif für Studenten gab es 2018/2019 nicht, bzw. nur für heimische Studenten. Für die meisten Strecken per Bus oder Bahn sollte man mit AUD2-3 rechnen. Von den UTS Housing Gebäuden lohnt es sich meist kaum einen Bus zu nehmen, weil man in der Regel zu Fuß noch schneller vor Ort sein sollte.
Die Freizeitangebote in Sydney sind vielfältig und zahlreich. Besonders praktisch ist das Limit auf den Preis von allen Öffentlichen Verkehrsmitteln an Sonntagen, wodurch man beliebig weit im Verkehrsnetz für AUD2,70 reisen kann. Südlich von Sydney findet sich der Royal Nationalpark und westlich die Blue Mountains. Beide bieten tolle Wandermöglichkeiten mit sehr beeindruckenden Blicken über Regenwald oder Klippen. Kulturell hat die Stadt auch viel zu bieten, etwa dank Opera House oder dem Shakespeare Pop-up Globe Theatre. Darüber hinaus organisiert UTS Housing für alle seine Bewohner in den ersten Monaten praktisch an jedem zweiten Tag kleine Ausflüge, Events oder Aktivitäten, was einem die eigene Recherche über was gerade in Sydney passiert abnimmt.
Lebensmittel sind vergleichbar teuer mit Deutschland. Der einzige wirklich schmerzhafte Unterschied war tatsächlich die Miete. Auch die Ausgaben für öffentliche Verkehrsmittel hielten sich im Vergleich zum Potsdamer Studententicket unterm Strich in Grenzen, dank Sonntagsrabatt und der relativer Nähe aller Gebäude.
Studienfach: IT-Systems Engineering
Aufenthaltsdauer: 07/2018 - 01/2019
Gastuniversität:University of Technology Sydney
Gastland: Australien
Rückblick
Sydney war für mich eine tolle und bildende Erfahrung. Der starke Kontakt zu so vielen verschiedenen Nationalitäten, und vor allem solchen, die man sonst seltener antrifft, hat für mich einen sehr willkommenen und inspirierenden Kontrast zu den deutschen Verhältnissen geboten. Die UTS bietet viele sehr interessante Kurse an, wobei es wie gesagt nicht immer einfach ist, dort hineinzukommen. Rückblickend hätte es sich wahrscheinlich lohnen können, zu jedem Kurs noch einmal Kontakt zu UTS zu suchen, um offene Fragen oder Details vorab klären zu können, was Niveau oder Lehrmodus betrifft. Wichtig für mich war die Erkenntnis, dass es sich ungemein lohnt, jeden freien Tag und vor allem jede freie Woche fürs Reisen zu verwenden. Autos leihen und Inlandsflüge sind sehr günstig in Australien, gerade wenn man zu viert oder zu fünft unterwegs ist und die Kosten teilen kann.
And lastly, don’t trust the weather.