Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Meine Entscheidung tatsächlich ein Auslandssemester in Australien zu machen fiel relativ spontan. Für die Bewerbung an einer Partnerhochschule der Uni Potsdam war es damit schon zu spät. Ich erfuhr aber von einem Kommilitonen, dass man sich über Vermittlungsagenturen (in meinem Fall IEC online) noch als Freemover für ein Auslandssemester bewerben kann und entschied mich dazu es zu versuchen. Meine Wahl bezüglich der Uni fiel auf das Royal Melbourne Institute of Technology, kurz RMIT oder auch RMIT University. Diese Entscheidung war in erster Linie auf die Kursauswahl zurückzuführen, da das RMIT eine große Auswahl an interessanten Kursen im Bereich meines Studienschwerpunktes und meiner Interessenschwerpunkte anbot, und darauf, dass die Uni als eine der innovativsten und am deutlichsten international ausgerichteten Einrichtungen des Landes beschrieben wurde. Hinzu kam, dass das RMIT, anders als einige anderen Unis in Melbourne, mitten in der Innenstadt von Melbourne gelegen ist.
Bewerbungsprozess
Für meine Bewerbung musste ich bei IEC einen Bewerbungsbogen, ein Bewerbungsformular für die
RMIT, einen Academic Record, Zeugnisse, Sprachnachweise und Ausweis-Dokumente einreichen.
Danach hieß es auf die Rückmeldung der australischen Uni warten und dann ging eigentliche alles
ziemlich schnell. Nach Erhalt meiner Zusage, bezahlte ich die Studiengebühren um meinen
Studienplatz zu sichern und ich erhielt die Unterlagen, die ich für meinen Visumsantrag brauchte. Im
Folgenden beschreibe ich einige der wichtigsten Dinge, die ich für die Planung des
Auslandssemesters organisieren musste:
Visum
Die Beantragung des Visums stellte sich als eine etwas größere Herausforderung heraus. Nachdem
ich die vielen Seiten für den Visumsantrag ausgefüllt hatte, hieß es ich solle noch eine Medical
Examination machen – eine, aus meiner Sicht überteuerte, medizinische Untersuchung, die nur von
zwei Ärzten in ganz Deutschland durchgeführt wird (zur Zeit meiner Bewerbung), bei der ich u.a.
Buchstaben aus der Entfernung vorlesen, Kniebeugen machen, und ein Gespräch über meine
schulischen Leistungen in der Abizeit zu führen musste, für knapp 220 € + 60€ für eine Röntgen-
Aufnahme. Als auch das erledigt war, hieß es auf die Visumszusage warten. Erst einen Tag vor
meinem Abflug und nach ewigem hin und her telefonieren, Botschaftsbesuchen bei denen mir keiner
eine Auskunft zum Stand meines Visumsantrages geben konnte und einer langen Phase der
Ungewissheit, erhielt ich dann endlich mein Visum. In der Regel lag die Bearbeitungszeit des
Studentenvisums zum Zeitpunkt meines Antrages bei 4 – 13 Tagen. Dazu, warum es bei meinem
Antrag so lange gedauert hat (mehr als 2 Monate), habe ich keine Auskunft erhalten können, aber ich
war einfach froh mein Visum erhalten zu haben, in Australien einreisen und mein Auslandssemester
endlich beginnen zu können.
BAföG & Förderungen
Da ich die Studiengebühren für das Semester an der RMIT University in Höhe von knapp 8600 AUD
selber zahlen musste, habe ich Auslands-BAföG beantragt, aber auch hier scheint der Wurm drin zu
sein. Dass mir BAföG zusteht, wurde mir zwar bereits vom BAföG-Amt zugesichert, aber bei der
Entscheidung, ob ich vom Auslands-BAföG etwas für die Studiengebühren oder den
Reisekostenzuschuss erhalten werde, lässt sich das zuständige BAföG-Amt immer noch Zeit.
Eine gute Nachricht erhielt ich jedoch bezüglich des PROMOS-Stipendiums, hierfür habe ich mich
zusätzlich beworben und dieses für die Dauer meines Auslandssemesters erhalten. Hierfür musste ich
mich online im Portal registrieren und die folgenden Unterlagen anfertigen und einreichen:
- Bestätigung der Gastinstitution mit Angabe der Dauer des Aufenthalts
- Einen tabellarischen Lebenslauf mit Passfoto
- Ein Motivationsschreiben inkl. Darstellung des Studienvorhabens im Ausland
- Ein aktuelles Gutachten von einem Hochschullehrer
- Meine akademischen Zeugnisse
- Eine Auflistung aller bisher besuchten Lehrveranstaltungen
- Einen Sprachnachweis, der nicht älter als zwei Jahre ist (hierfür machte ich einen DAADSprachtest)
Flug
Meinen Flug habe ich mit STA-Travel gebucht. Für den Hin- und Rückflug von Frankfurt aus nach
Melbourne + Flex-Ticket für den Rückflug habe ich ca. 1000€ gezahlt. Von dem Flex-Ticket habe ich
bis jetzt noch kein Gebrauch gemacht, aber es ist ganz gut die Option zu haben, das Flugdatum oder
den Abflugort noch verändern zu können.
Auslandskrankenversicherung
Für ein Studium in Australien muss man eine australische studentische Auslandskrankenversicherung
(OSHC) abschließen. Von der Uni wurde der Anbieter Medibank angeboten. Ich entschied mich
stattdessen für den Anbieter CBHS, da diese nur halb so viel kostete. Da dieser Anbieter jedoch noch
relativ neu ist, hat er in Melbourne bis jetzt nur drei ‚partner-medical-centres’, die alle nicht besonders
zentral gelegen sind.
Zusätzlich habe ich noch eine deutsche Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, da die OSHC
nicht alles abdeckt, was man aus meiner Sicht braucht. Hier habe ich mich für TK’s Envivas
entschieden. Damit war die deutsche Auslandskrankenversicherung eigentlich meine primäre
Krankenversicherung und die OSHC nur die ‚Pflichtversicherung’ um die Visumsvoraussetzungen zu
erfüllen.
Weitere Erledigungen
- Internationaler Führerschein - Dieser ist in Australien Pflicht.
- Kreditkarte für den Auslandseinsatz – Ich habe mich für die (kostenlose) 1plus Visa Card von
Santander entschieden, da hier keine Gebühren im Ausland anfallen und Automatengebühren
sogar aktuell zurückgezahlt werden, sollten doch welche anfallen. Man kann pro
Abrechnungszeitraum jedoch nur maximal 500€ abheben.
- Australisches Bankkonto – Dieses habe ich mir vor Ort bei der Bank eingerichtet.
- Sim-Karte – Diese habe ich mir vor Ort organisiert. Ich habe mich für ALDImobile entschieden
und für meine monatliche Flatrate nur 15 AUD bezahlt.
Wohn- und Lebenssituation
Für die Zimmersuche eignen sich in Melbourne die Facebook-Gruppen und Internetportale. Hier kann
ich Flatmates.com.au empfehlen und die Facebook-Gruppe Fairy Floss Real Estate (Insider-Tipp). Ich
habe mein WG-Zimmer vor Ort über Flatmates.com.au gefunden und habe dafür ca. 10 Tage
gebraucht. In diesen 10 Tagen habe ich jeden Tag mehrere Besichtigungen gehabt. Für mein Zimmer
habe ich ca. 290 AUD die Woche + Nebenkosten bezahlt. Je nach Lage zahlt man 240-300 AUD für
ein WG-Zimmer, weiter außerhalb weniger und wenn man einen shared room wählt, den man sich mit
jemandem oder mehreren teilt, kann man auch zentral ziemlich günstig wohnen.
Da die öffentlichen Verkehrsmittel ziemlich teuer sind und man als Masterstudent keine
Vergünstigungen oder Semestertickets erhält, habe ich mich für ein WG-Zimmer mit sehr guter Lage
in Fitzroy entschieden. Ich konnte zu Fuß in die Stadt (und damit auch zur Free-Tram-Zone) und zur
Uni und war gleichzeitig nah am Geschehen im beliebten Stadtteil Fitzroy. Wer lieber am Strand
wohnen möchte, dem empfehle ich St.Kilda und sonst kann ich unter anderem noch die Docklands,
Carlton, Collingwood, Brunswick (etwas weiter entfernt), North Melbourne, South Yarra und ggf.
Richmond und Prahran empfehlen.
Allgemein ist zu sagen, dass die Lebenshaltungskosten in Melbourne und generell in Australien
wesentlich höher sind als in Deutschland. Dies betrifft Wohnkosten, allgemeine Lebenshaltungskosten
wie Einkaufen und Co., besonders auch bei alkoholischen Getränken, und auch Freizeitaktivitäten. Mit
dem Studentenvisum hat man jedoch die Möglichkeit neben dem Studium zu jobben und die
Stundenlöhne sind in Australien im Vergleich zu Deutschland um einiges höher.
Das RMIT organisiert viele Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten zu besonders guten Konditionen
für Studenten. Wer allerdings zum Beispiel gerne surfen möchte, der sollte beachten, dass man in
Melbourne direkt nicht surfen kann, sondern erst mindestens ein bis zwei Stunden nach außerhalb
von Melbourne fahren muss.
Studium an Universität
Mein Studium am RMIT war charakterisiert durch viele Assignments, Präsentationen und Abgaben,
die über das gesamte Semester hinweg verteilt waren, dafür hatte ich am Ende des Semesters aber
kaum Klausuren. Ich hatte also über das ganze Semester hinweg immer etwas zu tun, aber es war
alles gut zu machen, ich hatte dadurch einen guten Lerneffekt und mit der Leistungsbewertung war ich
sehr zufrieden. Das Personal und die Lehrkräfte waren alle immer sehr freundlich und hilfsbereit und
sehr am Lernfortschritt der Studenten interessiert. Insgesamt erschienen mir die Vorlesungen als sehr
anwendungsorientiert und es gab ein gutes Studienklima. Das RMIT ist sehr modern und sehr gut
ausgestattet, nur ein Mensasystem wie in Deutschland gibt es nicht wirklich.
Was mir besonders auffiel, war der hohe Anteil an asiatischen Studenten, besonders indischen und
chinesischen Ursprungs, an der Uni. Dieser erschien mir fast höher als der Anteil an Studenten
australischen Ursprungs. Dieser Eindruck spiegelt sich auch im CBD, also Melbournes Innenstadt,
sehr stark wider.
Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ich das Gefühl hatte, am RMIT eine hochwertige Ausbildung
genießen zu können und durch die große Auswahl an interessanten Kursen die Möglichkeit hatte mein
Wissen im Bereich meiner Studien- und Interessenschwerpunkte zu vertiefen, wodurch das
Auslandssemester am RMIT eine wesentliche Bereicherung für mein Studium darstellt.
Studienfach: Wirtschaftsinformatik und Digitale Transformation M.Sc.
Aufenthaltsdauer: 07/2019-12/2019
Gastuniversität: Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT University)
Gastland: Australien
Rückblick
Darüber hinaus war das Auslandssemester in Melbourne für mich vor allem eine persönlich bedeutungsvolle und bereichernde Erfahrung. Ich kann jedem, der mit dem Gedanken spielt nach Melbourne zu gehen dies nur empfehlen. Es war eine großartige Zeit in einer großartigen Stadt mit großartigen Menschen und Begegnungen und ich habe sehr viel dazulernen können.