Veranstaltung des oder in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Politische Bildung
GPJE-Jahrestagung 2024
Informationen zur GPJE-Jahrestagung 2024 finden Sie hier.
Why focus on gender? Gender und intersektionale Perspektiven in der politischen Bildung
Interdependente Macht- und Ungleichheitsverhältnisse zwischen Geschlechtern werden gesellschaftlich wiederkehrend verhandelt. Gibt es also nicht dringlichere als Gender-Fragen, die sich die politische Bildung stellen sollte? Politische Bildung ist in einer komplexer werdenden Welt situiert. Probleme und Herausforderungen können oftmals nur noch kooperativ gelöst werden, gesellschaftliche Strukturen stehen jedoch in der Gefahr weiter auseinander zu driften. Technologische Entwicklungen schreiten voran, deren soziale Benefits und Risiken noch abgeschätzt werden wollen. Der Beitrag einer (kontroversen) Genderperspektive gerade zu diesen politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen ist bislang noch nicht genügend berücksichtigt worden. Vor dem Hintergrund individueller und gesellschaftlicher Transformationen bleibt die Rolle von Geschlechterfragen und Heteronormativität für die politische Bildung offen.
Die Tagung möchte den Raum für die Diskussion von zwei thematischen Schwerpunkten öffnen: Der erste Schwerpunkt liegt auf Problemstellungen rund um Gender und Heteronormativität, soll eine Einführung in aktuelle wissenschaftliche Auseinandersetzungen zum Thema geben und die Potenziale und Herausforderungen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Bildungspraxis aufnehmen. Die zweite Schwerpunktsetzung sammelt Auseinandersetzungen zur intersektionalen Verwobenheit von Gender/Heteronormativität und anderen Differenzkategorien, die anschlussfähig an genderreflexive, rassismus- und antisemitismuskritische sowie inklusive Ansätze in der politischen Bildung sind.
In Kooperation mit dem Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Teilinstitut Bremen, und dem Lehrstuhl für Politische Bildung an der Universität Potsdam lädt die Arbeitsgruppe Politische Bildung und Gender der GPJE dazu ein, gemeinsam über die Frage “Why focus on gender?” zu diskutieren.
Zwischen Technokratisierung und Demokratieanspruch
Die Coronapandemie verdichtete den Blick auf technisch-naturwissenschaftliche Expertise und ihre Wirkkraft im politischen Diskurs. In den Mittelpunkt der Kontroverse rückt, welchen Einfluss wissenschaftliche Implikationen, insbesondere technisch-naturwissenschaftliche Evidenz, auf politische Entscheidungen haben sollten. Diese Frage beschränkt sich nicht nur auf die Pandemiepolitik, sondern entfaltet auch im Kampf gegen den Klimawandel Relevanz. So stießen wissenschaftliche Erkenntnisse über Treibhausgase (FCKW) ein Umdenken in der globalen Politik an. Zugleich warnte etwa Priester (2019) vor der Gefahr der Technokratisierung. Hieran schließt sich die Frage an, ob Krisen – und damit auch der Ruf nach wissenschaftlicher Expertise - eher die Ausnahme sind oder ob diese Krisenhaftigkeit ein konstitutives Merkmal der Demokratie ist. In beiden Fällen gilt (wenn auch in verschiedener Dringlichkeit): Das Verhältnis von Wissen und Macht bedarf einer demokratischen Aushandlung (z. B. Schuppert et al. 2022). Hierbei gilt es auch, die Effekte technisch-naturwissenschaftlicher Einsichten auf politische Beteiligung zu beleuchten. So beleben diese einerseits die Zivilgesellschaft (bspw. die Umweltbewegung, fridays-for-future), andererseits bergen sie Konfliktpotenzial (so im Falle der Aktionen der Gruppe Last Generation).
Im Bildungskontext stößt zuvorderst die Dominanz evidenzbasierter Verwertungslogiken auf Kritik: „Die Tendenz zur Datifizierung vieler Handlungsbereiche unter anderem in der Bildung [...] wirft grundlegende Fragen nach der Veränderung des Sozialen und des Pädagogischen auf, die in immer stärkerem Maße von der allgemeingesellschaftlichen technologischen Veränderung betroffen sind“ (Höhne/Kracher 2022: 60). In Bezug auf politische Teilhabe und Bildung lässt sich fragen, wo Möglichkeiten und Grenzen einer kritischen Perspektive gegenüber entgrenztem Wissen und einer inkorporierten technologiegeprägten Wirklichkeit bestehen. Unvermeidlich scheint eine Erweiterung des datenbasierten Wissens (data, statistical bzw. digital literacy) und die Verbindung zur Informations- und Medienbildung. Gerade die hohe gesellschaftliche Relevanz bei vergleichsweiser dünner struktureller Verankerung in der (schulischen) politischen Bildung provoziert die Frage nach Schnittmengen von mathematisch-naturwissenschaftlicher und politischer Bildung. Wechselseitige Vorteile naturwissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bildung scheinen mithin nur unzureichend ausgeschöpft.
Die Tagung will daher die verschiedenen Disziplinen ins Gespräch bringen, Hindernisse und Herausforderungen identifizieren und nach innovativen Lösungswegen suchen.
30Hoch30
30 Jahre DVPB-Landesverband Brandenburg, 30 Jahre Politische Bildung, 30 Jahre Demokratie als Herausforderung - Am 4. Mai 1991 gründete sich der DVPB-Landesverband Brandenburg mit dem Ziel, demokratische Werte zu stärken und demokratiefeindlichen Positionen und Einstellungen entgegenzutreten. ...