Schülerkongress BrAnD am 11. Juli 2010
Nach dem erfolgreichen Ergebnis der Vorjahre wurde wiederum ein ganztägiger Schülerkongress veranstaltet, der dieses Mal am 11. Jul 2010 an der Universität Potsdam stattfand und an dem ca. 150 Schüler der beteiligten Projekte sowie einige Gäste teilnahmen. Wieder waren die Schülerinnen und Schüler mit großem Engagement dabei und beteiligten sich an der Diskussion. Die Arten der Präsentationen waren auch ähnlich wie im Vorjahr, allerdings überwogen die Filme. Stets schloss sich an die Präsentation eine Fragerunde im Plenum an, und zwar sowohl zu Sachlichem wie auch zur Erfahrung mit dem Projekt selbst. Folgende Präsentationen waren zu sehen:
1. Der Basiskurs Latein der Sophie-Charlotte-Oberschule aus Berlin stellt sich mit einem Film vor, und zwar einer Sendung Rhetorik-TV. Hier wurde in verschiedenen Szenen gezeigt, welche Macht der Rhetorik zukommt; nicht nur in der Verteidigungsrede des Sokrates, sondern auch in einem Gespräch zwischen Briseis und Achill. Das Ganze wurde kontratiert mit einem Negativbeispiel aus unserer Zeit: mit der wohl den meisten bekannten Stellungnahme Herrn Stoibers zur Zuganbindung des Münchner Flughafens. Originell war der Abschluss des Ganzen mit einem Rap auf Latein.
2. Der Lateingrundkurs (11.) des Bernhardinum Fürstenwalde hatte ebenfalls einen Film vorbereitet. Der schöne Titel lautete: "Mord in der via mortis. Rhetorik im Gericht". Hier wurden die einzelnen Redeteile und ihre Aufgabe in einer Gerichtsszene vorgestellt. Bei der Verteidigung orientierte man sich an Ciceros Rede Pro Roscio Amerino. Einfallsreich war, dass bei der Zeugenbefragung in Rückblenden das Geschehen aus der jeweiligen Sicht immer neu gezeigt wurde - wir bekamen also zahlreiche blutige Szenen vorgeführt.
3. Der Lateingrundkurs der 13. Stufe des Marie-Curie-Gymnasiums, Ludwigsfelde, hatte sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Nach einer genauen Analyse der Reden Ciceros gegen Catilina erstellten sie, entgegen den historischen Begebenheiten, eine Antwortrede Catilinas. Dies wurde filmisch aufbereitet, wobei auch Latein gesprochen wurde. Zudem erfuhr man Lehrreiches wie z.B. über die einzelnen Arbeitsschrittedes Redners (inventio, dispositio etc.).
4. Der Lateingrundkurs der 12. Jahrgangsstufe des Rouanet-Gymnasiums, Beeskow, hatte sich ebenfalls ein berühmtes Thema ausgesucht. In einem Film mit dem Titel "Schlachtfeld Politik: oratio trifft ratio" wurde eine römische Senatssitzung nachgestellt, in der es um die Frage der Varusschlacht geht. Eine Pro- wie auch Contra-Rede wurden nach antiken rhetorischen Anleitungen gestaltet. Die Macht der Rede wurde dadurch veranschaulicht, dass beide Reden so überzeugend wirkten, dasss eine Entscheiung möglich schien.
5. Wieder die jüngste Gruppe war die 8. Klasse der Evangelischen Schule Neuruppin, die schon in den vergangenen Jahren begeistern konnte. Auch dies war ein Film: "Du kommt aus dem Gefängnis frei". Wieder gab es Anklage, Verteidigung und Zeugenverhöre. Gerade die Jüngsten hatten sich bemüht, viele lateinische Passagen einzufügen sowie zu improvisieren. Besonderen Reiz erhielt das Ganze aber durch den Stoff, denn man hatte sich dem Mythos zugewendet und es gewagt, Zeus wegen einer Verführung anzuklagen, und dieser wurde natürlich freigesprochen.
6. Auch die 10. Klasse des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums, Berlin, hatte einen Film vorbereitet. Eine junge Frau von heute sitzt verzweifelt an einer Rede. Sie wird in die Antike versetzt, wo sie Ciceros Rede gegen Catilina hört und den Aufbau einer Rede und Stilmittel wie Rhetorische Fragen, Anaphern und Metaphern kennen lernt. Wieder erlebt sie einen Zeitsprung und hört Martin Luther Kind, wo sie ähnliche Stilmittel feststellt, aber besonders die Wirkung von Gestik und Mimik lernt. Nun ist sie selbst in der Lage, eine Rede zu halten. Das war gründlich recherchiert, viel Latein war eingearbeitet, und der Bezug zu heute war originell und sinnvoll umgesetzt.
7. Der Leistungskurs der Archenhold Oberschule stellte ebenfalls einen Film vor: "Rednertausch". Hier wurde gezeigt, wie ein heutiger Anwalt in die Antike versetzt wird, einen Fall Ciceros übernehmen muss und dabei zum Glück auf Vorarbeiten zurückgreifen kann und von den Schülern Ciceros beraten wird. Parallel dazu musste nun Cicero einen entsprechenden Fall heute beratend unterstützen. Als Stoff diente Pro Roscio auch in modernisierter Form. Das war gründlich erforscht, didaktisch durchdacht und originell war die Verwendung von liebevoll gebastelten Puppen.
8. Der Lateinkurs der Stufe 12 des Barnim-Gymnasiums, Bernau, stellte ein Projekt unter dem Titel "Himmlisch Reden - Rhetorik zwischen Himmel und Hölle" vor. Dies war ein hoch ambitioniertes Projekt und, was den wissenschaftlichen Aspekt anbelangt, eines der besten überhaupt. Man hatte sich die Mühe gemacht, auf der Grundlage antiker Texte, die im Original gelesen und zitiert wurden, ein Lehrbuch zur Rhetorik zu verfassen. Hier wurde gründlich gearbeitet, alles belegt. Doch das Produkt ist keineswegs langweilig, sondern professionell gestaltet und mit lustigen Komikzeichnungen versehen. Hier könnte manches Lehrbuch etwas lernen. Hinzu kam, dass das Buch auf dem Schülerkongress selbst noch lustig vorgestellt wurde. Die Macht der Worte konnte Horst Schlämmer kennen lernen, der dazu im Himmel auftauchte.
9. Der Grundkurs Latein der Stufe 12 des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, Eberswalde, stellte keinen Film vor. Der Kurs hatte sich intensiv mit den Vorschriften antiker Rhetorik beschäftigt. Auf dieser Grundlage wurde nicht nur Ciceros Redeweise untersucht, sondern auch Sarkosy, Merkel und Obama. Hier wurden die Gemeinsamkeiten wie Eigenheiten systematisiert und versucht, das Erfolgsgeheimnis zu erkennen. Die fundierten Ergebnisse wurden unterhaltsam kommentiert, indem jeweils ein Landsmann die Besonderheiten erklärte.
10. Die neunte Klasse des Bernhardinum, Fürstenwalde, konnte besonders überzeugen. Sie hatte nicht nur ein Lehrbuch zusammengestellt, in dem die Aufgaben des Redners nach antiken Quellen genau beschrieben und liebevoll bebildert wurden. Hier war die wissenschaftliche Vorbereitung bestens dokumentiert. Sie hatten auch einen Film gedreht mit dem schönen Titel "Der Herr der Reden - die Rückkehr des Cicero". Der Film zeigte, wie einem schüchternen Schüler Cicero immer wieder erscheint und ihn durch seine Anleitungen schließlich in die Lage versetzt bei der Schülersprecherwahl durch seine Rede alle für sich zu gewinnen. Hier konnte man sehen, wie nützlich die antiken Redeanleitungen auch im Schulalltag sein können. Es sei immerhin erwähnt, dass sogar die Filmmusik selbst komponiert war.
Die Evaluation der letzten Durchgänge hatte sich bewährt, deshalb wurde das gleiche Vorgehen gewählt: Wieder waren als Anreiz Preise ausgesetzt worden. Dafür wurden unter den Schüler/innen, den Studierenden sowie den Projektleiter/innen Fragebögen verteilt. Kriterien sollten hierbei sein: die Originalität des Themas, die Reflexion über den Vergleich Antike/Heute, die Einbindung selbständiger wissenschaftlicher Recherche sowie die Präsentation selbst. Da Schülergruppen verschiedener Altersgruppen beteiligt waren, wurde hierbei unterschieden. Anders als im letzten Jahr sollten aber nicht alle Gruppen belohnt werden, sondern nur die, die eine deutlich überdurchschnittliche Leistung gezeigt hatten.
Folgende Preise wurden nach Auswertung der Fragebögen festgelegt:
3. Preise
Heinrich-Schliemann-Gymnasium, Berlin
Archenhold-Oberschule, Berlin
2. Preis
Barnim-Gymnasium, Bernau
1. Preise
Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, Eberswalde
Katholische Schule Bernhardium, Fürstenwalde