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Orchideen-Züchtung

 

Phalaenopsis-Hybriden sind heute neben dem Weihnachtsstern die wirtschaftlich wichtigsten Topfpflanzen. Sie machen mehr als drei Viertel aller verkauften Orchideen aus, deren Markt in den USA bereits im Jahr 2000 rund 100 Mio $ umfasste, mit jährlichen Zuwachsraten von weit über 10%.

Die Phalaenopsis-Züchtung und -Produktion ist heute ein völlig globalisiertes Geschäft. Die Züchtung neuer Sorten kann beispielsweise in den Vereinigten Staaten erfolgen, worauf die besten Klone nach Japan zur Massenvermehrung in Gewebekultur und von da nach China zum Heranziehen der Jungpflanzen geschickt werden. Die Produktion der fertigen Marktware erfolgt schließlich in den Niederlanden oder wieder in den USA. Nur durch diese Massenvermehrung nach perfekt optimierten Produktionsprotokollen in internationaler Arbeitsteilung sind die heute so erstaunlich niedrigen Verbraucherpreise für diese Pflanzen realisierbar.

Für diesen wirtschaftlichen Erfolg waren viele Schritte nötig. Die erste Kreuzung von Phalaenopsis-Wildarten gelang dem Gärtner John Seden 1875 bei Veitch & Sons in England. Die Entdeckung der symbiotischen Keimung 1909 war der nächste Schritt – Pilzpartner, von denen die winzigen Keimlinge die ersten Nährstoffe beziehen (Orchideensamen sind winzig und enthalten praktisch keine Reservestoffe). 1922 wurde dann eine nichtsymbiotische Keimungsmethode auf sterilem Nährboden erfunden, die viel größere Nachzuchterfolge erbringt. In den 1950er Jahren wurden schließlich Rinden-basierte Kultursubstrate und spezielle Dünger entwickelt, ohne die der Siegeszug dieser Pflanzen nicht möglich gewesen wäre.

Die Züchtung zielte zunächst auf große, wohlgeformte und lange haltbare Blüten für die Schnittblumenproduktion. Der Wechsel des Schwerpunkts von Schnittblumen hin zu Topfpflanzen für die Fensterbank in den 1960er Jahren bedingte auch ein größeres Gewicht von Wuchseigenschaften und Robustheit der ganzen Pflanze. Die fast unverwüstliche Gesundheit vieler heutiger Phalaenopsis-Pflanzen auf für Orchideen eigentlich völlig unwirtlichen Fensterbänken, ausgedörrt von darunter angebrachten Heizkörpern, ist ebenso eindrucksvolles Zeugnis des Erfolges dieser Bemühungen wie die monatelange Haltbarkeit der Blüten.