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Geschützte und gefährdete Pflanzen

Manche Pflanzenarten sind von Natur aus selten. Andere waren früher häufiger und sind erst durch menschliche Tätigkeit selten geworden. Vor allem die Zerstörung oder Veränderung ihrer Lebensräume (Habitate) ist für viele Arten eine Gefährdungsursache. Deshalb stehen viele selten gewordene Habitattypen heute unter Naturschutz und es gelten spezifische Nutzungsauflagen für solche Gebiete. Aber auch das Pflücken oder Ausgraben gefährdet manche besonders attraktive Arten, zum Beispiel einheimische Orchideen und Küchenschellen. Für solche Arten besteht ein gesetzlicher Schutz, der ihre Entnahme aus der Natur verbietet.

Langfristig können selten gewordene Arten nur erhalten bleiben, wenn sie in möglichst vielen natürlichen Habitaten überlebensfähige Bestände (Populationen) haben. Der Botanische Garten kann unterstützend eingreifen, indem er besonders bedrohte Arten beherbergt und vermehrt, um mit dem durch Vermehrung gewonnenen Pflanzenmaterial Populationen in natürlichen Habitaten zu unterstützen oder neu zu begründen.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen drei Botanischen Gärten, dem Landesumweltamt und weiteren Partnern werden in Brandenburg einheimische, akut bedrohte Arten in Gärten vermehrt, davon aktuell etwa 80 hier in Potsdam. Ausgewählte Arten werden oder wurden auch gezielt erforscht, um sie besser schützen zu können, beispielsweise der Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe) und die Schwarze Binse (Juncus atratus).

Wir wollen mit diesem Programm keinesfalls die Erhaltung der Wildpopulationen überflüssig machen oder als unwichtig erscheinen lassen. Diese hat vielmehr allerhöchste Priorität. Falls die Wildvorkommen aber trotz Schutzbemühungen erlöschen oder stark dezimiert werden, können sie mit Pflanzen aus unserer Nachzucht wieder begründet oder gestützt werden.

 

Aufbau eines nationalen Verbundes zum Schutz gefährdeter Wildpflanzen

Ziel von WIPs-De ist der Aufbau eines nationalen Schutzprogramms für die 15 im „Bundesprogramm Biologische Vielfalt“ genannten Pflanzenarten, für deren Erhaltung Deutschland eine besondere Verantwortung trägt.

Mit dem Bundesprogramm werden Vorhaben gefördert, denen im Rahmen der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter und maßstabsetzender Weise umsetzen. 
Grundlage des Projektes ist ein deutschlandweites Netzwerk zwischen fünf botanischen Gärten und einer pädagogischen Hochschule, zu dem Naturschutzbehörden, Naturschutzorganisationen und ehrenamtlich agierende Botanikerinnen und Botaniker hinzutreten.

Diese neuartige Kooperation verknüpft deutschlandweit drei bisher meist isoliert durchgeführte Erhaltungsstrategien: 
Sammlung von Saatgut bzw. Sporen und deren Sicherung in Saatgut-Genbanken unter Tiefkühlbedingungen, Erhaltungskulturen und Vermehrung ausgewählter Populationen in botanischen Gärten, und Schutzmaßnahmen an natürlichen Standorten einschließlich der Wiederansiedlung von Populationen.

Das Projekt leistet dadurch einen Beitrag zum Schutz gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten wie Graue Skabiose (Scabiosa canescens), Sumpf-Kranzenzian (Gentianella uliginosa) und Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis).

Die Schwerpunkte des Botanischen Gartens der Universität Potsdam innerhalb des Verbundes sind die Entwicklung allgemeiner Standards für Erhaltungskulturen und die Erstellung artspezifischer Kulturrichtlinien für die 15 Verantwortungsarten; der Aufbau von Erhaltungskulturen der meisten Verantwortungsarten im Potsdamer Garten; und die deutschlandweite Koordination und Unterstützung bereits bestehender Erhaltungskulturen der 15 Arten in anderen Einrichtungen, insbesondere anderer Botanischer Gärten, einschließlich Wiederansiedlungsmaßnahmen an Wildstandorten. Das Projekt und seine Inhalte werden der Öffentlichkeit im Rahmen von Gartenführungen, Schauanlagen, Schautafeln sowie dieser Webseite zugänglich gemacht.

 

Arterhaltungsprogramm: Kriechender Sellerie (Apium repens)

Erschreckend viele Pflanzenarten sind heute viel seltener als früher. Der Grad ihrer Gefährdung wird etwa alle 10 Jahre von Wissenschaftlern abgeschätzt und in einer „Roten Liste“ veröffentlicht.

Manche Arten sind in Brandenburg schon sehr selten geworden, in anderen Teilen Deutschlands oder Europas aber noch häufig. Andere sind überall oder fast überall am Rande des Verschwindens. Eine solche Art ist der Kriechende Sellerie (Apium repens). Wegen ihres allgemein starken Rückgangs gilt sie in ganz Deutschland als vom Aussterben bedroht und gehört in der EU zu den vordringlich zu erhaltenden Arten nach der sogenannten „FFH-Richtlinie“ (Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen).

Der Botanische Garten der Universität Potsdam erhält den Kriechenden Sellerie in Kultur. Neben den Schaupflanzen im Wasser- und Ufergarten kultivieren wir Pflanzen in ausreichender Menge für die Arterhaltung in der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Beeten.

 


Arterhaltungsprogramm: Sumpflöwenzähne (Taraxacum Sectio Palustria)

Zur Gattung Taraxacum (Löwenzahn) gehören sehr viele schwer unterscheidbare Arten. Die Gruppe der Sumpflöwenzähne (Sectio Palustria) besitzt schmale, wenig gezähnte Laubblätter und an die Blütenköpfe angedrückte Außenhüllblätter. Sie kommt fast ausschließlich in nährstoffarmen Moorwiesen vor.

Alle Sumpflöwenzähne sind in Brandenburg, die meisten auch darüber hinaus vom Aussterben bedroht. Ursache dafür ist vor allem die Entwässerung und Düngung der meisten unserer Moore für die landwirtschaftliche Nutzung. Der Botanische Garten der Universität Potsdam erhält 5 dieser seltenen Sippen des Landes Brandenburg in Kultur. Neben den hier zu sehenden Schaupflanzen kultivieren wir Pflanzen in ausreichender Menge für die Arterhaltung in der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Beeten.

Wir wollen mit diesem Programm keinesfalls die Erhaltung der Wildpopulationen überflüssig machen oder als unwichtig erscheinen lassen. Diese hat vielmehr die allerhöchste Priorität. Sie umfasst vor allem die Sicherung der letzten verbliebenen Lebensräume: Schutz vor Entwässerung, keine Düngung, aber Gewährleistung der landwirtschaftlichen Nutzung als Wiese oder Weide. Falls die Wildvorkommen aber trotz Schutzbemühungen erlöschen oder stark dezimiert werden, können sie mit Pflanzen aus unserer Nachzucht wieder begründet oder gestützt werden.