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Blog #36 Eine Werkstatt – keine Konferenz. YUNIK 2024: Experimentelles Arbeiten in den Naxos-Hallen

Eine gemeinsame Veranstaltung der Kulturstiftung der Länder, der Kulturstiftung des Bundes und der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die YUNIK 2024 fand am 22. und 23. Mai in Frankfurt am Main statt. In diesem Jahr nicht als klassische Konferenz, sondern als interaktive Werkstatt, die speziell für die Veranstaltung entwickelt wurde.

Eröffnung und Begrüßung

„Wer bestimmt, was schön ist? Was bedeutet Schönheit im internationalen Kontext?“ fragte Katarzyna Wielga-Skolimowska, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, in ihrer Begrüßung. Sie beleuchtete, was es bedeutet, wenn Kulturinstitutionen unter Druck stehen, und welche Bedeutung Allianzen haben.

Linda Kelch, Leiterin der Projektgruppe „Interdisziplinäre Bildung und Vermittlung Landshut" bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), sah in den Fragen nach Macht und Herrschaft eine produktive Schnittstelle zwischen politischer und kultureller Bildung.

Der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Prof. Dr. Markus Hilgert, wünschte sich drei Dinge von der Veranstaltung: Zuhören, voneinander lernen und gemeinsam definieren. Er forderte dazu auf, den Raum zu öffnen, der möglichst vielen Stimmen Platz bietet.

Impulse und Diskussionen

Den Auftakt der Werkstatt bildeten vier kurze Impulse zu den Schwerpunktthemen Macht, Allianzen, ästhetische Praxis und Institutionen:

  • Vanessa Amoah Opoku, interdisziplinäre Künstlerin, stellte die Frage, welche Wirkung ästhetische Erfahrungen in Krisenzeiten haben und wie Kunst als Katalysator für gesellschaftliche Debatten dienen kann. Sie betonte die Bedeutung von transnationalen Netzwerken und Freiräumen für die kulturelle Praxis.
  • Prof. Dr. Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, fragte, was es bedeutet, Kunst in Freiheit zu schaffen. Er hinterfragte den Begriff der Freiheit in der kulturellen Bildung und betonte, dass Freiheit nur in Verbindung mit Verantwortung gelebt werden kann.
  • Katharina Warda, Autorin und Soziologin, reflektierte Machtverhältnisse und Zugangsbarrieren in der Bildung. Sie schilderte ihre eigenen Erfahrungen und kritisierte, dass viele Bildungsinitiativen marginalisierte Personen nicht erreichen. Gleichzeitig sind selbstorganisierte Initiativen von marginalisierten Gruppen oft unterfinanziert.
  • Jan Lotter, bildender Künstler, stellte die Frage: "Was können wir vom Schulhof lernen?" Er berichtete von Erfahrungen im Projekt „Fliegende Künstlerzimmer“, bei dem Künstler*innen in Schulen im ländlichen Raum leben und arbeiten, um Kunst in den Lebensalltag vor Ort zu integrieren.

Der Vorhang wird gelüftet: Werkstattphase

Nach den Impulsen widmeten wir uns den vier zentralen Themenschwerpunkten: Macht, Allianzen, ästhetische Praxis und Institutionen. Eine kurze Einführung verdeutlichte das Ziel des Tages: Wir gestalten eine Doppelseite für ein gemeinsames Heft. Für jeden Themenschwerpunkt gab es spezifische Fragestellungen und Expert*innen, die den Gruppen beratend zur Seite standen. Von Kinderseiten über Interviews bis hin zu Rätseln war alles möglich. Wir legten uns auf ein Layout fest und führten intensive Diskussionen über den Inhalt und die Gestaltung der Seite.

Welche Räume fehlen in der kulturellen Bildung? Welcher Raum für kulturelle Bildung fehlt dir?

Wir diskutierten über die Mehrdeutigkeit des Raumbegriffs: über ländliche Räume, aber auch Räume für Ältere und marginalisierte Personen in der kulturellen Bildung. Über den Hürdenlauf beim Zugang zu kultureller Bildung, der sowohl für Einzelpersonen als auch für Projekte, Vereine und Initiativen die Arbeit erschwert. Wir waren uns einig: Etablierte Machtstrukturen erleichtern einigen den Zugang und erschweren ihn anderen. Bei den Grundlagen wurde es wieder schwieriger: Was bedeutet für uns Kulturelle Bildung? Wie eng oder weit wollen wir den Bildungsbegriff auslegen? Wo ist die Grenze zu reiner Unterhaltung?

Zur Visualisierung des Beitrags konnten wir ein Illustrationsteam beauftragen, mithilfe von KI-Fotos zu generieren, und Unterstützung vom Layout-Team in Anspruch nehmen.

Nach sechs Stunden Verhandlung im Team reichten wir unseren fertigen Beitrag ein. Über Nacht wurde das Heft gedruckt.

Perspektivwechsel am Morgen

Gemeinsam mit dem NODE Forum for Digital Arts und dem Studio für unendliche Möglichkeiten beginnt der Morgen interaktiv. Jede Ecke im Raum steht für eine Antwortmöglichkeit. Wir beantworten Fragen zu unserer Rolle in der Kulturellen Bildung, indem wir uns durch den Raum bewegen und uns zwischendurch mit unseren wechselnden Nachbarn zu Themenimpulsen unterhalten. Ein KI-Bildgenerator gab uns zusätzlich Input zur Frage, wie zukünftige Institutionen der kulturellen Bildung aussehen können. Zwei Beispiele sind in der Bildergalerie unter dem Text zu finden.

Das fertige Heft

Das Experiment ist geglückt – wir halten das fertige Heft in unseren Händen. Auch dank einer Organisation, die mit Awareness-Team und Kinderbetreuung die Teilnahme für viele Menschen möglich gemacht hat. Zum Abschluss können noch offene Diskussionen zu Aspekten der Themenschwerpunkte geführt werden.