Blog #34 Auf Kultur-Exkursion durch das ländliche Unterfranken
Mit dem Bus unterwegs durch die Kulturelle Bildungslandschaft in Unterfranken.
Vom 7. bis 8. März war Felica vom MetaKLuB-Team in auf Kultureller Bildungs-Exkursion in Unterfranken. Mit dem zweiten „Land schafft Kultur“- Labor der Landesvereinigung Kulturelle Bildung Bayern (LKB BY) ging es auf Entdeckungsreise durch vielfältige Projekte und Ideen im ländlichen Raum.
Was ist ein „Land schafft Kultur“-Labor?
Ein Labor ist normalerweise eine Forschungsstätte, in der Versuche und Experimente durchgeführt werden. Was genau hat der LKB BY also vor, wenn er zum Labor in den bayrischen Bezirken einlädt?
Ziel ist es, Bedarfe und Gelingensbedingungen für Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen in Bayern zu ermitteln. Dafür wurden Menschen aus der Kulturellen Bildung, regionale Multiplikator*innen und Entscheider*innen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Soziales eingeladen.
In den Praxis- und Entwicklungslaboren werden zum einen Einblicke in die Praxis vor Ort gegeben, Workshops umgesetzt, sowie Vernetzungsmöglichkeiten geboten. Das Ganze wird mit Input aus anderen Bundesländern und aus der Wissenschaft verbunden. Die Veranstaltungsreihe wird wissenschaftlich ausgewertet. Im Herbst 2024 sollen daraus Handlungsempfehlungen entstehen.
Ein Blick in das Programm zeigt, Kulturelle Bildung ist vielfältig.
Erster Stopp der Exkursion:
Startpunkt der Reise ist die Musikakademie Hammelburg. Die Musikakademie befindet sich in einem alten Franziskanerkloster. Die Räumlichkeiten der Musikakademie werden vielfältig genutzt. Sowohl Schulklassen als auch professionelle Ensembles nutzen die Akademie zum Üben oder für Fortbildungen, auch Bands können Workshops belegen, so der künstlerische Leiter Kuno Holzheimer.
Nach der Begrüßung durch Anna Reitberger (Geschäftsführung des LKB BY, Projektleitung „Land schafft Kultur“) und Armin Warmuth ((1. Bgm. der Stadt Hammelburg) geht es direkt los mit einem Blick über den Tellerrand nach Thüringen. Durch Kulturagent*innen wir die Kooperation von Kultureller Bildner*innen und Schulen koordiniert, zusätzlich beraten die Agent*innen Schulen und kulturelle Bildner*innen, die Interesse an Kooperationen haben und unterstützen mit einer eigenen Projektförderung. Im Anschluss die Workshopphase zu Gelingensbedingungen, die später als Grundlage für die wissenschaftliche Auswertung dient.
Zweiter Stopp der Reise:
Mit dem Bus geht es zum Theater Schloss Maßbach. Dort gibt es einen Einblick in den Spielbetrieb und die Theaterpädagogik. Das Privattheater mit der Funktion einer Landesbühne wechselt seine Stücke alle 7 Wochen. Neben der Freilichtbühne und dem Jugendtheater gibt es auch einen Theater-LKW für mobile Aufführungen. In der Theatervermittlung setzt das Team auf eine prozessorientierte Arbeitsweise, bei der nicht unbedingt ein fertiges Stück am Ende auf der Bühne aufgeführt wird, sondern das Experimentieren mit Theater als Ausdrucksform im Vordergrund steht.
Nächster Stopp:
Circus-Luna-Hof. Während wir die klassische Circus Luna Aufwärmrunde absolvieren, erzählt uns Peter Bethäuser, wie er über die Kinder- und Jugendbeteiligung zur Zirkuspädagogik kam. Circus Luna setzt mit fast allen Schulen in der Region Klassen- und Schulprojekte um. Viele der Kinder und Jugendlichen nehmen im Anschluss an dem Ferienprogramm teil. Die Circus-Pädagogik ist mit ihrer Mischung aus Akrobatik, Luftartistik, Gleichgewichtskünste, Handgeschicklichkeiten, Fakirtechniken und Clownerie so vielfältig, dass fast alle etwas Passendes finden.
Zurück in der Musikakademie:
Weiter ging es mit einem Einblick in das Feld der Musikgeragogik, der musikalischen Bildung im Alter, durch Prof. Barbara Metzger. Musik hat in jedem Alter einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität und Lebenszufriedenheit. Ein Unterschied in der Arbeit mit Älteren, die Anleitung muss lauter erfolgen und das Tempo reduziert werden. Passend zum Thema Kulturelle Bildung im Alter wurde der Abend abgerundet durch eine Theaterperformance des Seniorentheaterclubs Die Theatralischen.
Der zweite Tag:
Keine Sekunde bleibt ungenutzt. Am nächsten Morgen starten wir während der Busfahrt mit einem Workshop zu Fördermöglichkeiten für Kulturelle Bildung in Bayern, geleitet durch LandKulturPerlen ein Projekt des LKB Hessen. Wir identifizieren Fördermöglichkeiten durch die Kommunen, das Bundesland, Stiftungen, deutschlandweite Programme, wie Kultur macht stark sowie EU-Programme wie LEADER.
Einblicke in ein Kreiskulturzentrum:
Im Kreiskulturzentrum Wechterswinkel haben wir die Möglichkeit, die aktuelle Ausstellung zu besichtigen. Dr. Astrid Hedrich-Scherpf gibt uns einen Überblick zum Kulturzentrum. Gefolgt von Grußworten durch, Bruno Altrichter (Stv. Landrat Rhön-Grabfeld)
Volkmar Halbleib, (MdL, SPD). Hier treffen Akteure aus der Kulturellen Bildungsarbeit, Politik und Verwaltung aufeinander. Eine gute Basis, um über die Gestaltung der Kulturellen Bildung zu diskutieren. Im Gespräch macht Dr. Beate Kegler klar, das Land ist keinesfalls das Kulturelle Niemandsland, welches sich Städter oft vorstellen. Kultur auf dem Dorf wird allerdings nicht immer als Kultur bezeichnet oder als Kultur wahrgenommen.
Kultur hilft in diversen Gesellschaften, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden – Dr. Beate Kegler
Weiter geht’s mit der nächsten Workshopphase, der Bündnisschmiede. Wir bilden Gruppen, die Landkreise, die Region und Bayern repräsentieren. Wir überlegen gemeinsam: Welche Akteure gibt es? Mit wem arbeiten wir bereits zusammen? Wen würden wir noch gerne erreichen? Gibt es Akteure, die diese Zielgruppe bereits erreichen?
Der letzte Stopp auf unserer Reise:
Die vhs Rhön-Grabfeld und dem Archäologischen Museum Bad Königshofen die eng kooperieren. Im Museum finden unter anderem Tanzkurse oder Kochaktionen statt. Die vhs erinnert an mehr an ein soziokulturelles Zentrum als an eine klassische Volkshochschule. Dort werden wir begrüßt mit allerlei Gebäck aus der Ukraine, Afghanistan und Syrien. Neben Deutsch und Integrationskursen gibt es auch kurdische Tanzkurse, Handarbeit, die Möglichkeit zu kochen und zu backen oder auch Schach zu spielen.
Wir nehmen mit: Veranstaltungen wie das Labor erfüllen viele Funktionen.
Allen voran die Vernetzung. Telefonnummern werden ausgetauscht und Ideen für Kooperationen entstehen.
Wissenstransfer. Der Blick über den Tellerrand lohnt sich. Andere Bundesländer haben andere Strukturen für Kulturelle Bildung. Gut erprobte Modelle können als Inspiration für die Kulturpolitik dienen. Gleichzeitig ist ein sensibler Umgang mit den bestehenden Strukturen erforderlich. Ein enger Austausch mit allen Akteuren wie bei der Veranstaltung vom LKB BY bietet hier einen ersten Schritt.
Kultur ist ein Querschnittsthema. Hiermit sind sowohl Vorteile als auch Nachteile verbunden. Durch die Verbindung zu Bildung, Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Sozialen ist Kultur nicht eindeutig einem politischen oder Verwaltungsbereich zuzuordnen. Dadurch ergeben sich Probleme in der Zuständigkeit, Finanzierung und Organisation. Gleichzeitig gibt es viele Anknüpfpunkte für Kulturelle Bildung.
Zu guter Letzt. Kulturelle Bildung auf dem Land ist vielfältig, Identitätsstifter und Verständigungsgrundlage. Unsere kurze Reise durch Unterfranken zeigt nur einen Ausschnitt des vielfältigen Kulturangebots. Die Veranstaltung zeigt, Kulturelle Bildung kann einen Beitrag in gesellschaftlichen Transformationsprozessen leisten.