Wissenschaftliche Infrastruktur der AG Tierökologie
Die Arbeitsgruppe Tierökologie verfügt über ein Verhaltenslabor sowie großzügige Außenanlagen, um ökologische Fragestellungen zur Populationsbiologie, Artengemeinschaft, Bewegungsökologie und Verhaltensökologie an einheimischen Kleinsäugerarten (Wühlmäuse und echte Mäuse) zu untersuchen. Kleinsäuger dienen uns als Modellsystem, weil sie in der Natur eine wichtige ökologische Schlüsselstellung haben: sie können einerseits die Vegetation verändern, andererseits dienen sie den meisten Raubtieren und Greifvögeln als Nahrung und müssen ihr Verhalten an das vorherrschende Prädationsrisiko anpassen.
Unsere Kombination von Innen- und Außenanlagen, sowie mobilen Setups die im Freiland eingesetzt werden können, ermöglicht uns tierisches Verhalten und dessen ökologische Funktion unter verschiedenen Zeit- und Raumskalen, sowie verschiedenen Versuchsbedingungen zu beobachten - von kontrolliert, über naturnah, bis hin zu vollständig natürlichen Bedingungen. Außerdem können Verhaltensbeobachtungen auf verschiedenen Ebenen, von einzelnen Individuen bis zu ganzen Populationen, und verschiedenen Zeitskalen, von Kurzzeit- bis Langzeitversuchen, durchgeführt werden. Dadurch haben wir die Möglichkeit evolutionäre und verhaltensökologische Fragestellungen zu bearbeiten.
Die Anlagen werden in wissenschaftlichen Projekten eingesetzt, und dienen zur Ausbildung von Studierenden der Fachrichtung Ökologie und Verhaltensbiologie.
Verhaltenslabor
Unserer Verhaltenslabor ermöglicht die Beobachtung des Kleinsäugerverhaltens unter kontrollierten Bedingungen. Hierbei können sowohl Beobachtungen innerhalb von Haltungskäfigen in einer kurzfristigen Haltung, als auch in flexibel gestaltbaren Arenen durchgeführt werden, wenn eine größere räumliche Skala gewünscht ist. Alle Versuchsräume sind mit Kameraüberwachungssystemen ausgestattet, wodurch eine störungsfreie Beobachtung der Tiere innerhalb experimenteller Setups möglich ist.
Gehegeanlage
Die 3 ha große Gehegeanlage umfasst große und kleine Gehege, welche mit Wühlmauszäunen abgetrennt sind. Die Gehege sind mit Wiesenvegetation bewachsen, die einen nahezu natürlichen Lebensraum für Kleinsäugerpopulationen bietet. Die großen Gehege (jeweils 0,25 ha) dienen der Untersuchung von experimentellen Populationen einer Art oder Artgemeinschaften, während die kleinen Gehege (jeweils 0.02 ha) vornehmlich der Verhaltensbeobachtung einzelner Individuen dienen und durch Netze vor Raubvögeln geschützt sind. Bodenprädatoren werden durch einen, die gesamte Anlage umspannenden, Wildtierzaun ferngehalten. Die Gehege sind mit Lebendfallen ausgestattet um das Fangen und Überwachen der Kleinsäuger zu ermöglichen, sowie Schätzungen der Entwicklung experimenteller Populationen anzustellen. Des Weiteren lassen sich die Gehege mit automatischer VHF Telemetrie, Transponderlesestationen oder Wildtierkameras ausstatten, um z.B. Bewegungsmustern, räumlichen Interaktionen von Individuen, Reproduktions- oder Futtersuchverhalten zu beobachten.
VHF Radiotelemetrie
Das automatische Radiotelemetrie System ermöglicht eine kontinuierliche Verfolgung kleiner Säugetiere, sowie Rückschlüsse über deren Aktivität und räumlichen Interaktionen sowohl in experimentellen als auch freilebenden Populationen. Da Kleinsäuger zu klein für die aktuellen GPS-Sendermodelle sind, verwenden wir VHF-(very high frequency) Radiosender (1,2 g, Holohil, Kanada), um Individuen indirekt über mehrere Tage zu verfolgen. Die Signalstärken der Sender werden dann mit Hilfe mehrerer Antennen, angeschlossen an einen Multi-Kanal Empfänger (JDJC Corp., Illinois USA), automatisch erfasst und können im Anschluss in Positionen innerhalb des beobachteten Bereiches umgerechnet werden. Das Intervall, in dem Signalstärken erfasst werden hängt dabei sowohl von der Anzahl der verwendeten Antennen, als auch von der Anzahl zu erfassenden Frequenzen ab und kann bis zu 6 Positionen/Minute erfassen Das System kann sowohl mit direktionalen Antennen betrieben werden, als auch mit omnidirektionalen. Letzte haben dabei den Vorteil, dass aufgrund ihrer geringeren Größe und Flexibilität mehr Antennen eingesetzt werden können und ein mobiler Einsatz im Freiland möglich ist. Des Weiteren sollen in Kürze ein Begegnungs-logger System (Dulog Proximity Logging System, Duda Engineering) zum Einsatz kommen, welches die direkten Interaktionen von Individuen aufzeichnen kann.
Studien, die unser Radiotelemetriesystem nutzen
Lysimeter Anlage
In 2013 wurden an der biologischen Station Gülpe unsere Lysimeter Anlage eingerichtet. Diese besteht aus 16 kleinen Gehegen die mit Erde befüllt wurden, wobei in definierten Tiefen markierte Erdschichten eingezogen wurden. Die Gehege wurden für zwei Jahre in Ruhe gelassen um einen natürlichen Grasland Bewuchs zu erlauben. Seit 2016 werden einmal im Jahr für jeweils eine Woche Wühlmaus Weibchen in 8 der 16 Gehege gesetzt um Grabaktivität der Tiere zu erlauben. Jedes Gehege ist mit Feuchtigkeits- und Temperatursensoren, sowie einem Abfluss mit Kippwaage, zur Messung des Wasserabflusses, versehen.
Messanlagen für Wind und Lufttemperaturen sind in der direkten Umgebung der Gehege installiert und die Vegetation in den Gehegen wird regelmäßig gemonitort.