Denkmal Friedrichs II. in Potsdam
Einleitung
„An Seine Majestät den Deutschen Kaiser zu Berlin.
Die heute aus Anlaß des 200jährigen Jubiläums Preußens als Königreich zu gemeinsamer Festsitzung versammelten städtischen Behörden der Residenzstadt Potsdam danken Euer Majestät untertänigst für das unserer Stadt durch die uns heute kundgegebene Schenkung des Standbildes des großen Friedrich erneut bezeugte Allerhöchste […]“
– Antwortschreiben der Stadt Potsdam
Im Zentrum der Recherche dieses Projektes stand das Denkmal von Friedrich dem Großen, welches 1901 Kaiser Wilhelm II. der Stadt Potsdam schenkte. Es finden sich unter anderem Materialien, wie etwa Zeitungsartikel, Schriftverkehr des Magistrats bezüglich des Denkmals oder Pläne zur Umgestaltung, aber weiterhin auch methodische Anregungen und Vorgehensweisen für eine praktische Umsetzung im Unterricht auf den folgenden Seiten.
Hintergrundinformationen
Als am 18.01.1701 in Königsberg der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. zum König Friedrich I. in Preußen erhoben wurde, war ein neues Königreich geboren. Regiert wurde der neue Staat von der Hohenzollerndynastie, die bereits seit dem 30.04.1415 in der Mark Brandenburg ansässig war. In den nächsten Jahrhunderten wuchsen die Macht und der Geltungsbereich der Hohenzollern in Brandenburg. Besonders im kulturellen und geschichtlichen Gedächtnis geblieben sind die Könige Friedrich Wilhelm I., auch Soldatenkönig genannt und durch seine „Langen Kerls“ bekannt; sowie sein Sohn Friedrich II. Dieser wurde schon zu Lebzeiten als „Friedrich der Große“ oder „Alter Fritz“ gerühmt.
Friedrich II., geboren am 24.01.1712 in Berlin und am 17.08.1786 in Potsdam gestorben, schaffte es mit den drei Schlesischen Kriegen, Preußen als fünfte Großmacht neben Großbritannien, Österreich, Russland und Frankreich zu etablieren. Politisch gesehen agierte er als ein Vertreter des so genannten aufgeklärten Absolutismus, was seine Auffassung als „Erster Diener des Staates“ verdeutlichte.
Während der Soldatenkönig eher für das heutige Königs Wusterhausen von geschichtlicher Bedeutung ist, steht Friedrich der Große in enger Verbindung mit der Stadt Potsdam. Nach Beendigung des dritten Schlesischen Krieges, dem Siebenjährigen Krieg, wurde auf Anordnung des Königs in Potsdam 1763 mit dem Bau des Neuen Palais an der Westseite des Parks Sanssouci begonnen. Bereits 1769 fertiggestellt, gilt das Neue Palais als die als letzte bedeutende Schlossanlage des preußischen Barocks.
Daher stehen die Stadt Potsdam und das Herrscherhaus der Hohenzollern in einer engen geschichtlichen Tradition. Als Preußen 1901 sein 200-jähriges Jubiläum feiert, scheint es nicht verwunderlich, warum ausgerechnet die Residenzstadt Potsdam vom deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm II. mit einer Bronzeskulptur von Friedrich II. beschenkt wird. Diese Statue, die am 23.05.1901 auf der Plantage, direkt gegenüber der Garnisonkirche aufgestellt wurde, durchlebte eine wechselvolle Geschichte. Die ersten 33 Jahre stand sie in ihrer ganzen Pracht, wie 1901 aufgestellt, und blickte die Garnisonkirche an. Der Grund für die Umsetzung und Sockelumgestaltung 1934 ist nicht bekannt, wohl aber sind Quellen zu den Kosten und genaue Pläne vorhanden. Bis in die 1940er Jahre hinein schaute die Bronzestatue auf das Gotteshaus, in dem Friedrich II. 1786 und sein Vater, Friedrich Wilhelm I., 1740 in der Gruft hinter dem Altar bestattet worden waren. Es handelt sich bei der Potsdamer Statue um eine Kopie einer bereits in Berlin aufgestellten Marmorfigur Friedrich II. Joseph Uphues hatte die Originalfigur im Auftrag Wilhelm II. für die Berliner Siegesallee (Bauzeit 1895-1901) angefertigt.
„Die Siegesallee wurde als persönliches Geschenk Kaiser Wilhelms II. an die Haupt- und Residenzstadt Berlin ‚zur Erinnerung an die ruhmreiche Vergangenheit unseres Vaterlandes‘ von namhaften Bildhauern geschaffen und 1901 fertig gestellt. In der Bevölkerung und der Kunstkritik stieß der auch als ‚Puppenallee‘ wegen ihrer zum Teil mittelmäßigen Qualität, der Serienmäßigkeit der Figuren […] verspottete ‚Ehrenschmuck‘ auf Kritik, die den Kaiser aber nicht daran hinderte, ihre Wirkung durch Aufstellung von Nachbildungen außerhalb Berlins zu verstärken. Das erklärt auch, warum eine weitere Version aus Marmor den Vorgarten der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Park Sanssouci, ein paar Minuten vom Eingang am Grünen Gitter, schmückt.“ (Caspar, Helmut: Aktion Rauch und Asche - Verlorene Standbilder in Potsdam)
)Welche Absichten Kaiser Wilhelm II. mit der Aufstellung des Denkmales verfolgte, lässt sich nicht genau rekonstruieren, möglicherweise sind Machtansprüche Wilhelms II. hinter der Aufstellung des Denkmales zu vermuten. Weiterhin könnte die Aufstellung der Denkmäler auch als reiner Ausdruck von Historismus gesehen werden. Somit bleibt die genaue Intention des Kaisers offen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Statue, wie viele andere auch, abgenommen, um sie an einer geschützten Stelle aufzubewahren. Nach Kriegsende wurden die zumeist vergrabenen Statuen von einer „Fachkommission“ hinsichtlich ihres künstlerischen Wertes beurteilt. Einen großen Teil gab die Kommission zum Einschmelzen frei. Die Statue Friedrich des Großen sollte jedoch erhalten bleiben und im Park Sanssouci aufgestellt werden. Dies scheiterte laut den Akten jedoch an der fehlenden Transportmöglichkeit, und so wurde auch diese Statue eingeschmolzen. Heute existiert nur noch die Marmorkopie, ebenfalls eine Kopie der Berliner Statue aus der Siegesallee, im Park Sanssouci und einige Fotografien der Bronze-Figur, die der Fotograf Max Baur vermutlich in den 1930er und 1940er Jahren angefertigt hat.
Im Detail u. a. nachzulesen unter:
- Bauer, Frank; Knitter, Hartmut; Ruppert, Heinz: Vernichtet – Vergessen – Verdrängt. Militärbauten und militärische Denkmäler in Potsdam. Herford 1993.
- Caspar, Helmut: Aktion Rauch und Asche – Verlorene Standbilder in Potsdam.
- Heinrich, Gerd: Friedrich II. von Preußen. Leistung und Leben eines großen Königs. Berlin 2009.
- Kunisch, Johannes: Friedrich der Grosse. Der König und seine Zeit. München 2009.
- Lehnert, Ute: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale, Berlin 1998.
- Schoeps, Hans-Joachim: Preußen. Geschichte eines Staates. München 2001.
Material
- Ziele für die Lernenden (PDF 128KB)
- Quellenbestände (PDF 73KB)
- Weiterführende Quellen und Literatur (PDF 64KB)