Diagnostische Kompetenz von Lehrkräften
Andrea Westphal
Diagnostische Kompetenzen bezeichnen ein Bündel von Fähigkeiten, über das Lehrkräfte verfügen sollten, um erfolgreich zu unterrichten. Insbesondere müssen Lehrkräfte pädagogisch bedeutsame Merkmale von Schüler/innen beurteilen, die Schwierigkeit von Unterrichtsmaterialien angemessen einschätzen und pädagogische Maßnahmen bewerten können (Schrader, 2008). Im Rahmen meines Dissertationsprojektes beschäftige ich mich in drei Teilstudien mit Einflussfaktoren und Potentialen von diagnostischen Kompetenzen. Dabei untersuche ich aufbauend auf dem heuristischen Modell der Urteilsgenauigkeit von Südkamp, Kaiser und Möller (2012) anhand von Daten der TIMSS-Übergangsstudie (Maaz, Baumert, Gresch & McElvany, 2010), inwiefern Merkmale der Schulklasse Lehrerurteile verzerren können. Zudem befasse ich mich mit der Frage, wie bedeutsam eine hohe Urteilsgenauigkeit für das Unterrichtshandeln ist: Basierend auf den Daten unserer Evaluationsstudie zu den LuBK untersuche ich, inwiefern Mathematik- und Deutschlehrkräfte stärker differenzieren, wenn sie die Leistungsstände ihrer Schüler/innen angemessener auf Kompetenzstufen verorten können. Schließlich wird diagnostischen Kompetenzen nicht nur für das alltägliche Unterrichtshandeln, sondern auch für Schullaufbahnentscheidungen eine hohe Relevanz zugeschrieben. In einer dritten Teilstudie untersuche ich daher am Beispiel des Klassenüberspringens, welche Kompetenzaspekte der Lehrkräfte mit einer solchen pädagogischen Entscheidung assoziiert sind. Dafür greife ich auf Daten der Panel Study at the Research School “Education and Capabilities” (PARS; Bos et al., 2015) zurück.