Hintergrund zum Forschungsprojekt:
Die gesellschaftlichen Polarisierungen und Krisen der vergangenen Jahre, in deren Folge rassistische, verschwörungsmythische und diskriminierende Positionen verstärkt als legitime Urteile innerhalb des Meinungsspektrums anerkannt (u.a. Achour 2018: 44, Besand 2020: 5) und autoritäre antidemokratische Positionen sichtbar werden (u.a. Decker et al. 2020), haben auch vor Brandenburg nicht Halt gemacht. Diskriminierende und demokratiefeindliche Äußerungen gehören zum Schulalltag des pädagogischen Personals. Dabei ist auffällig, dass für antidemokratische Positionen und Einstellungen (aPuE) jenseits klassischer Präventionsmaßnahmen kaum schulweite Handlungsstrategien existieren. Stattdessen zeigen Forschungsergebnisse der Politischen Bildung auf, dass Lehrkräfte vor allem rechte Äußerungen und Verhaltensweisen von Schüler*innen als äußerst herausfordernd, verunsichernd und belastend wahrnehmen (Behrens 2014) und eine große Unsicherheit im Umgang mit diesen vorherrscht (Fischer 2018: 15). Das Modellprojekt „Starke Lehrer*innen – starke Schüler*innen“ in Brandenburg knüpft hier an und untersucht, welche aPuE im Schulalltag verbreitet sind und wie darauf aufbauend Lehrkräfte zu einer konsequenten Haltung im Sinne einer demokratischen Schulentwicklung befähigt werden können.
Forschungsvorhaben des Projekts:
Im Fokus des Projektes stehen folgende zwei Forschungsfragen:
Wie werden aPuE aus Lehrer*innenperspektive wahrgenommen und welche schulischen Akteur*innen äußern diese?
Wie kann aPuE langfristig und nachhaltig entgegengewirkt werden?
Die Forschungsfragen werden mit einem eingebetteten Mixed-Methods Design beantwortet. Neben einer quantitativen Erhebungsreihe an verschiedenen Standorten, werden die Forschungserkenntnisse insbesondere durch eine prozessbezogene Begleitung mithilfe des Design-Based-Research Ansatzes gewonnen und anschließend durch die partizipative Forschung in Zusammenarbeit mit der KU – Ingolstadt-Eichstädt validiert.
Für unser Forschungsvorhaben stellen wird neben der Erhebung der Wahrnehmung von antidemokratischen Tendenzen die Entwicklung einer Urteilskompetenz von Lehrer*innen in den Vordergrund. Ziel ist es, dass antidemokratische Aussagen als solche identifiziert und ihre ökonomischen und sozialen Ursachen erkannt werden. Denn nur durch die Erweiterung des Professionswissens zu den gesellschaftlichen Hintergründen, können antidemokratische Positionen und Einstellungen festgestellt, thematisiert und entkräftet werden. Vom Professionswissen ausgehend werden Handlungsstrategien für den schulischen Alltag erarbeitet. Dazu werden Modulbausteine entwickelt und über die gesamte Projektlaufzeit Konzepte erprobt, die für Fortbildungs-, Austauschs-, Reflexions- und Beratungsangebote der brandenburgischen und bundesweiten Regelstrukturen zur Verfügung gestellt werden.