Bewerbungsknigge Frankreich
Frankreich ist ein wichtiger Partner Deutschlands, nicht nur in Fragen der Wirtschafts- oder EU-Politik. Einige deutsche Unternehmen haben ihren Standort in Frankreich. Doch beide Länder arbeiten auch auf kultureller Ebene eng zusammen. Die französische Sprache gilt immer noch als eine der schönsten der Welt, französischer Wein als einer der besten der Welt. Auch sind die Regionen Frankreichs kulturell teilweise sehr verschieden, sodass es den Neugierigen unter uns nie langweilig wird. Wer möchte also nicht einmal „leben wie Gott in Frankreich“?
Unsere Tipps:
Bewerbungsprozess
Frankreich bietet eine große Palette an potentiellen Arbeitgeber*innen. Nicht nur im Ballungsraum Paris, sondern auch im Süden des Landes haben viele Unternehmen ihren Sitz. Bei der Bewerbung um eine Stelle bzw. einen Praktikumsplatz gibt es allerdings ein paar kleine, aber feine Unterschiede im Vergleich zum deutschen Bewerbungsverfahren. Um gut darauf vorbereitet zu sein, können Ihnen die folgenden Seiten als Hilfestellung dienen.
In Frankreich können Sie sich sowohl über den klassischen Weg einer Stellenanzeige bewerben, als auch auf eine Initiativbewerbung zurückgreifen. Letztere ist in Frankreich weit verbreitet. Die Arbeitgeber*innen sehen es gerne, wenn Bewerber*innen ein hohes Maß an Eigeninitiative zeigen. Um Ihr Interesse an einer Stelle zu bekunden, sollten Sie sich zwei Wochen nach Versand Ihrer Unterlagen bei Ihrer potentiellen Praktikumsgebung zurückmelden.
Bewerbungsunterlagen – Allgemeine Hinweise
Die französische Bewerbung besteht in der Regel nur aus dem Lebenslauf, dem so genannten CV (Curriculum Vitae) und einem Anschreiben, dem lettre de motivation oder auch lettre de candidature. Anders als in Deutschland werden der Bewerbung keine Zertifikate, Arbeitszeugnisse oder Diplome hinzugefügt, außer die Stellenanzeige weist genau darauf hin. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die Bewerbung sehr sorgfältig zu erstellen, da Sie sich nur in diesen beiden Dokumenten vorstellen und den Praktikumsgebenden präsentieren können. Eine Bewerbungsmappe ist auch unüblich. Idealerweise drucken Sie Ihren Lebenslauf und das Anschreiben auf qualitativ hochwertigem Papier aus und schicken die Unterlagen in einem großen Briefumschlag an den/ die Praktikumsgebenden. Beachten Sie bitte, dass Ihnen die Bewerbungsunterlagen meist nicht zurückgesendet werden.
Lebenslauf
Der französische Lebenslauf ist antichronologisch aufgebaut, Sie beginnen demnach also mit den aktuellsten Angaben. Ein Bewerbungsfoto ist nicht obligatorisch, aber dennoch gerne gesehen und kann von großem Vorteil sein, wenn Sie beispielsweise während Ihres Praktikums in engem Kundenkontakt stehen werden. Ihr Bewerbungsfoto sollte in jedem Falle professionell aussehen.
Formale Struktur:
Der Name CV bzw. Curriculum Vitae wird nicht in die Überschrift gesetzt. Verwenden Sie eine Standardschriftart (Arial, Times New Roman oder Calibri) in Größe 11-12 Punkt
Aufbau des Lebenslaufs: Persönliche Angaben (Name, Vorname, Adresse, Telefonnummer, E-Mail,Alter in Jahren, Staatsangehörigkeit, Familienstand)
Projet professionnel → kurz und präzise berufliche Ziele erläutern, z.B. Qualifikation in xy, Abschluss im Studiengang xy, danach weiterführendes Studium in xy.
Expériences professionelles (Berufserfahrung) → erwähnen Sie hier unbedingt ganz genau in welcher Firma Sie in welchem Zeitraum und an welchem Ort ein Praktikum absolviert haben. Dort erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten sollten Sie kurz erläutern.
Formation (Ausbildung): Beginnen Sie auch hier mit Ihrer aktuellsten Ausbildung, nicht die Grundschule angeben, sondern nur den höchsten Schulabschluss.
Langues (Sprachkenntnisse) und Compétences informatiques (EDV-Kenntnisse): Übertreiben Sie nicht. Versuchen Sie Ihre Kenntnisse realistisch einzuschätzen. Sie können hier Auslandsaufenthalte, Sprachdiplome bzw. Zertifikate erwähnen.
Loisirs (Interessen): Nennen Sie ehrenamtliches Engagement oder sportlichen Tätigkeiten, aus denen Sie Fähigkeiten gewonnen haben, die für die Stelle relevant sein könnten, wie etwa Teamfähigkeit.
Was nicht in den Lebenslauf gehört:
- Berufe der Eltern
- Angaben zu Geschwistern
- Religionszugehörigkeit
- Der CV wird weder datiert, noch unterschrieben!
Ein Muster eines französischen Lebenslaufs finden Sie unter:
www.staufenbiel.de/magazin/bewerbung/lebenslauf/bewerben-auf-franzoesisch-muster-lebenslauf.html
Anschreiben
Prinzipiell ist der Inhalt des lettre de motivation dem deutschen Anschreiben sehr ähnlich. Dennoch sollten Sie hier besonderen Wert auf die Aussagekraft legen, da Sie sich wie bereits erwähnt nicht mehr durch Zertifikate und Arbeitszeugnisse in der französischen Bewerbung präsentieren können. Besondere Qualifikationen, Studienschwerpunkte und auch Interessen und Eigenschaften müssen Sie im lettre de motivation hervorheben.
In Frankreich wird ein Anschreiben in 3 Abschnitte gegliedert: Einleitung, Hauptteil und Schluss. In der Einleitung erwähnen Sie, wieso Sie sich auf die Stellenanzeige des jeweiligen Unternehmens bewerben möchten und wie Sie von der Anzeige erfahren haben, z.B. durch eine Kontaktperson. Wenn es sich um eine Initiativbewerbung handelt, machen Sie dies in der Einleitung deutlich. Der Hauptteil dient Ihnen dazu, sich zu präsentieren und dem Unternehmen vorzustellen. Erläutern Sie hier, welche Kompetenzen Sie für die Stelle mitbringen und welche Fachkenntnisse Sie bereits bei anderen Praktika oder Werkstudententätigkeiten gewinnen konnten. Weitere relevante Erfahrungen und soft skills sollten Sie an dieser Stelle ebenso erwähnen. Im letzten Teil schlagen Sie ein Vorstellungsgespräch vor, nennen idealerweise einen möglichen Einstiegstermin und verwenden eine standardisierte Höflichkeitsformel zur Verabschiedung.
Formale Struktur:
· Bei einem handschriftlichen lettre de motivation müssen Sie auf eine sehr ordentliche Schrift achten!
· Bei einem maschinengeschriebenen Anschreiben können Sie sich an den Standard des deutschen Anschreibens halten: Arial, Calibri bzw. Times New Roman, 11-12 Punkt, Ränder ca. 1,5cm breit
· Verwenden Sie hochwertiges Papier (kein Recyclingpapier)
· Umfang sollte 1 Seite nicht überschreiten
· Ihr Absender muss Name, Vorname, Adresse, Ihre Telefonnummer und E-Mail-Adresse enthalten
· Die Adresse des Unternehmens muss korrekt sein, der zuständige Ansprechpartner sollte auch angeben werden
· Betreffzeile mit dem Hinweis auf die Stellenanzeige einfügen
· Die Anrede ist Madame bzw. Monsieurohne die Nennung des Nachnamens
· Als abschließende Grußformel können Sie: „Je vous prie d‘agréer Monsieur/Madame, l’assurance de mes sentiments distingués.“ verwenden
· Name und Unterschrift (mit Füller!) nicht vergessen
· Um darauf hinzuweisen, dass Ihrer Bewerbung ein Lebenslauf beigefügt ist, setzen Sie am Ende der Seite folgende Abkürzung: P.J.: CV
· Verwenden Sie kurze und prägnante Sätze, vermeiden Sie komplizierte Satzkonstruktionen
· Auf Orthographie und Grammatik achten, idealerweise den lettre de motivation von einem Muttersprachler noch einmal Korrektur lesen lassen.
Ein Muster für einen lettre de motivation finden Sie unter: www.staufenbiel.de/magazin/bewerbung/bewerbungsschreiben/motivationsschreiben.html
Vorstellungsgespräch
Für das französische Bewerbungsgespräch können Sie sich an die allgemeinen Regeln und Tipps des deutschen Bewerbungsknigge halten. Recherchieren Sie allerdings vorher Fachbegriffe, die Sie im Vorstellungsgespräch gebrauchen können.
Sprachkenntnisse
Gute aktive Sprachkenntnisse des Französischen sind ein absolutes Muss, um sich in Frankreich bewerben zu können. Oft reichen auch die Kenntnisse aus der Schulzeit nicht aus. Nutzen Sie die Möglichkeit der Vorbereitung auf Ihre Bewerbung in Frankreich durch Sprachkurse an der Universität.
Länderspezifische Besonderheiten
Französische Unternehmen sind noch nicht so routiniert mit Praktikanten wie etwa deutsche. Oft ist z.B. der Umgang mit der Versicherungspflicht nicht eindeutig geklärt. Aus diesem Grunde ist eine so genannte convention de stage, eine Praktikumsvereinbarung umso wichtiger, um solche Fragen vorab für beide Seiten klären zu können.
Muster für eine convention de stage finden Sie z.B. unter :
http://www.capcampus.com/convention-de-stage-935/convention-de-stage-a6356.htm
Wussten Sie außerdem, dass die Anzahl der «bises», also der Küsschen, die man sich zur Begrüßung gibt, von der Region abhängt? Die «l’art de bises» kann also für jemanden, der neu in Frankreich ankommen ist, zu einem schwierigen Unterfangen werden. In Paris beispielsweise gibt man zur Begrüßung nur zwei, während man im Süden Frankreichs gerne mal vier Küsschen verteilt!
Quellen
http://www.allemagne.campusfrance.org/node/99330
http://www.ffa-dff.org/de/infos/bewerben-in-frankreich
http://www.letudiant.fr/jobsstages/lettres-de-motivation_1/50-modeles-de-lettres.html
https://www.staufenbiel.de/magazin/bewerbung/bewerben-auf-franzoesisch.html
https://www.youtube.com/watch?v=uPjmumMPhbE – l’art de bises