Buchtipp Juni 2023
Wissenschaftsdeutsch:
Gute Texte schreiben – Ein Übungsbuch
Franck, Norbert
2022, Brill, 156 Seiten
ISBN: 9783825258870
DOI: 10.36198/9783838558875
Verfügbar als E-Book über die Universitätsbibliothek.
Kompliziert, komplizierter, Wissenschaftsdeutsch. Oder vielleicht doch nicht?
In seinem Ratgeber Wissenschaftsdeutsch führt Norbert Franck seine Leser*innen durch die verschiedenen Hürden und Fallen des wissenschaftlichen Schreibens auf Deutsch. Er unterteilt sein Buch dabei in drei große Abschnitte: Verständlich Schreiben, Korrekt Schreiben und Interessant Schreiben. In jedem Abschnitt werden weit verbreitete Fehler und Mythen zunächst beschrieben und erklärt. Auf jedes sprachliche Unglück folgt dann ein konkreter Verbesserungsvorschlag, den die Leser*innen auf ein Beispiel anwenden sollen, und somit aktiv in den Lern- und Verbesserungsprozess eingebunden werden. So sollen in einigen Übungsaufgaben z. B. Füllwörter gestrichen werden oder aus einem Schachtelsatz zwei prägnante Sätze geformt werden. Die Übungen sind oft kurzweilig und schnell erledigt. Nach und nach werden somit „Imponier-Vokabeln“ (17) und das „Nominalstil-Dream-Team“ (39) Substantiv + Passiv aus dem Repertoire des Lesenden Schreibenden gestrichen und durch verständliche Formulierungen ersetzt.
Für jene Leser*innen, die vom Traum des Deutschen als Sprache der ‚Dichter und Denker‘ nicht loslassen möchten, zitiert Franck immer wieder Autor*innen des literarischen Kanons an, um seine Beispiele zu untermauern. So müssen sich auch begeisterte Literat*innen eingestehen, dass Thomas Manns ellenlange Sätze einem zwar zum Literaturnobelpreis verhelfen können, jedoch nicht dazu, wissenschaftliche Erkenntnisse für Leser*innen zugänglich zu machen. Wer schon vor Beginn der Lektüre von Francks Buch keine Geduld mehr für Mann, Goethe & Co. aufbringen kann, kann diese literarischen Häppchen ganz einfach überspringen.
Das Ende des Buches bilden zwei knappe Listen mit den wichtigsten Tipps, die Schreibenden zu besseren Texten verhelfen sollen; eine Liste entstammt Francks eigener Feder, die andere zitiert Weisheiten von Foucault, Hemingway und natürlich auch Goethe - denn was wäre die deutsche Sprache nur ohne Goethe… Wahrscheinlich etwas verständlicher, würde manch ein Studi nun zynisch antworten.
Rezensiert von Annika Ebert, Juni 2023