Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Nach erfolgreicher Bewerbung über meinen deutschen Studiengang (M.A. Internationale Beziehungen) auf ein Auslandssemester an der George Washington University musste ich mich mit Hilfe dieser Nominierung meiner deutschen Universität direkt an der GWU auf ein Auslandssemester bewerben. Dies ist ein größtenteils formeller Vorgang, gibt der GWU aber zumindest theoretisch die Möglichkeit, doch noch eine Absage auszusprechen. Bei der Bewerbung im Portal der GWU wurden durchaus andere Dokumente gefragt als bei meiner initialen Bewerbung im MAIB. Die wichtigste Abweichung war, dass mit Hilfe eines Kontoauszugs „sufficient funds“ für das Auslandssemester nachgewiesen werden mussten. Darüber hinaus war der Prozess aber größtenteils unkompliziert und ich habe auch ohne Probleme meine finale Zusage für das Auslandssemester seitens der GWU bekommen.
Danach gab es bei der Vorbereitung auf das Auslandssemester drei wichtige Komponenten: die Auswahl der Seminare, die Erstellung des „Learning Agreements“ sowie die erfolgreiche Beantragung des Visums. Seminare konnten mit Hilfe unserer Koordinatorin seitens der GWU kurz nach der Zusage gewählt werden. Da Studierende der GWU bereits vorher ihre Seminare wählen können, besteht durchaus die Gefahr, dass einige der gewünschten Seminare bereits komplett belegt sind und es empfiehlt sich, die Kurswahl zeitnah vorzunehmen, sobald man die Möglichkeit dazu hat (es gilt das „First come, first serve“-Prinzip). Ich bin aber trotzdem ausschließlich in Kurse gekommen, auf die ich auch wirklich Lust hatte. Teilweise lohnt es sich auch später immer mal wieder ins Portal zu schauen, da Studierende durchaus im Laufe ihrer Vorbereitung auf das nächste Semester noch Kurse droppen, was dann wieder Plätze für andere Studierende öffnet. Das „Learning Agreement“ habe ich mit meiner deutschen Studienkoordination erstellt, sobald ich meine Seminare in den USA erfolgreich gewählt hatte – dies war in meinem Fall problemlos. Bei der Beantragung des Visums waren die von der GWU zur Verfügung gestellten Infos sehr hilfreich und ich hatte die relevanten Dokumente zeitnah, sodass ich mein Visum bereits einen guten Monat vor der Abreise in der Hand hatte. Unsere Koordinatorin von der GWU hat über das ganze Semester hinweg sehr gut mit uns zusammengearbeitet, was auch diesen Prozess deutlich einfacher gemacht hat. Die GWU hat ebenfalls problemlos meine ADAC-Auslandsreiseversicherung anerkannt, sodass ich nicht den deutlich teureren (und aus meiner Sicht auch schlechteren) Health Insurance Plan der GWU bezahlen musste. Vor Abreise musste ich außerdem noch einige Impfungen auffrischen. Die benötigten Impfungen wurden auch von der GWU kommuniziert - mein Hausarzt war aber schon von sich aus sehr gut informiert, welche Impfungen ich für meine USA-Reise auffrischen musste.
Studium an der Gastuniversität
Ich habe während meines Semesters vier Kurse belegt, was sogar etwas über die traditionelle « Course Load » eines Vollzeitstudierenden an der GWU hinausgeht. In den USA besteht i.d.R. in jedem Kurs Anwesenheitspflicht und es müssen über das gesamte Semester hinweg benotete Leistungen erbracht werden. Dies ist gerade zu Beginn etwas stressig, wenn man das System deutscher staatlicher Universitäten gewohnt ist, aber trotzdem aus meiner Erfahrung gut zu schaffen, wenn man sich entsprechend reinhängt. Da ich meinen gesamten Bachelor in den USA gemacht habe, kannte ich dieses System glücklicherweise schon und musste mich nicht groß einleben. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Benotung in den USA in der Regel sehr fair ausfällt. Alles in allem bin ich gut durch meine vier Kurse gekommen, auch wenn es gerade zum Ende des Semesters teilweise viel Arbeit war. Das Studienklima war durchweg gut und ich war auch mit meinem Dozierenden sehr zufrieden. In meinem Fall kamen alle Lehrenden aus der Praxis, was mir sehr zugesagt hat. Der Kontakt zu den Lehrkräften fällt in den USA ebenfalls sehr leicht und ich kann es jedem nur empfehlen, direkt auf sie zuzugehen, wenn man etwas besprechen möchte – sowohl bezogen auf den Unterricht als auch auf die Karriere. Des Weiteren ist ein Vorteil der oftmals exorbitant hohen Studiengebühren, dass amerikanische Universitäten sehr viele Ressourcen mit sich bringen, um Studierenden das Studium zu erleichtern. So hatte ich zum Beispiel mit den anderen Austauschstudierenden eine Koordinatorin, die immer ansprechbar und hilfsbereit war, es gab eine Bibliothek, die 24/7 geöffnet war, ich konnte mehrere kostenlose Workshops belegen, man kann seine Hausarbeiten vor der Abgabe im „Writing Center“ der Bücherei besprechen und es gab ein Fitness-Center, welches alle Studierenden nutzen konnten. Ich kann es jedem, der ein Auslandssemester in den USA macht, nur ans Herz legen, die vorhandenen Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Gerade die Möglichkeit, dies tun zu können ohne die Studiengebühren zu bezahlen, die die meisten der anderen Studierenden für diese Services zahlen, ist ein Privileg, von dem man entsprechend Gebrauch machen sollte.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Auch wenn ich zugegebenermaßen viel Zeit mit den anderen Austauschstudierenden aus Berlin verbracht habe, konnte ich auch sehr viele Kontakte darüber hinaus an der GWU knüpfen. Im Zuge der Orientation Week war es sehr einfach, viele andere internationale Studierende kennenzulernen und insbesondere über die gewählten Seminare fällt es auch leicht, den Kontakt zu den einheimischen Studierenden herzustellen. Diese sind dem dann in der Regel aus meiner Erfahrung auch sehr offen gegenüber. So habe ich mich zum Beispiel fast jeden Dienstag nach meinem Kurs am Abend mit anderen Studierenden im naheliegenden Pub auf ein Bier getroffen. Mit Hilfe von Clubs kann man sich auch gut mit anderen Studierenden der Uni vernetzen. Ich habe zum Beispiel im Soccer Club mit anderen Studierenden ein- bis zweimal die Woche Fußball gespielt. Falls es sich anbietet, würde ich auch empfehlen, nach Möglichkeiten zu suchen, etwas in der Community aktiv zu werden. Als leidenschaftlicher Fußballer und Torwart habe ich zum Beispiel bei einem Fußballclub in der Nähe meines Wohnorts auf Freiwilligenbasis Torwarttraining gegeben und, soweit es meine Zeit mir ermöglicht hat, mit dem UPSL-Team des Clubs trainiert und gespielt. Derartige Aktivitäten tragen aus meiner Sicht unweigerlich dazu bei, sich noch besser einzuleben und auch das Land, in dem man ein Semester verbringt, noch besser kennenzulernen.
Wohn- und Lebenssituation
Mir wurde vor Antritt des Auslandssemesters empfohlen, über Facebook-Gruppen nach Zimmern zu suchen und so habe ich auch meins gefunden. Ich habe mich unter anderem auf Annoncen beworben, hatte aber letzten Endes mit einem proaktiven Gesuch Erfolg. Die Miete war mit 600 Dollar/ Monat (inkl. Nebenkosten & WLAN) für Washington DC sehr billig, aber ich habe auch ein gutes Stück außerhalb gewohnt. Innerhalb der Stadt muss man eher mit +/- 1000 Dollar/ Monat für ein Zimmer rechnen. Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist in Washington DC sehr gut und man braucht definitiv kein Auto in der Stadt. Generell ist die Stadt sehr lebenswert und bietet einem aus meiner Sicht alles, was man sich für ein erinnerungswürdiges Auslandssemester wünscht (Parks, kostenlose Museen, Restaurants, Bars etc.). Es muss angemerkt werden, dass die USA generell, aber auch insbesondere Washington DC ein teures Pflaster sind, für das man entsprechend budgetieren sollte. Diese höheren Kosten machen sich nicht nur in Restaurants und Bars bemerkbar, sondern auch im Supermarkt. Die App „To Good To Go“ hat mir hier teilweise geholfen, meine Kosten für Abende, wo ich keine Lust hatte zu kochen, etwas zu reduzieren.
Studienfach: Internationale Beziehungen (M.A.)
Aufenthaltsdauer: 08/2022 - 12/2022
Gastuniversität: George Washington University
Gastland: USA
Rückblick
Alles in allem war das Auslandssemester sowohl akademisch als auch darüber hinaus eine tolle Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen würde. Amerikanische Universitäten haben Studierenden viel zu bieten und auch Washington DC hat mir als Stadt auch über den politischen Kontext hinaus sehr gut gefallen. Die Anwesenheitspflicht und regelmäßigen benoteten Assignments verlangen allen Studierenden in jeder Semesterwoche viel Zeit ab, insbesondere zum Ende des Semesters hin – dies sollte man in seiner Planung des Auslandssemesters berücksichtigen, da das Semester sonst auch sehr schnell sehr anstrengend werden könnte. Zu Visumsfragen ist der Koordinator/die Koordinatorin der Gastuniversität erste/r Ansprechpartner/in und in aller Regel auch sehr responsiv und hilfreich. Für den Besuch im US-Konsulat für das Visum sollte man wissen, dass keine Handys o.ä. mit in das Konsulat genommen werden können und das Konsulat auch keine Möglichkeit anbietet, seine Wertsachen für die Dauer des Besuchs einzuschließen – wer also nicht zum Backshop gegenüber laufen und sein Handy dort für fünf Euro verwahren möchte, sollte entsprechend planen.