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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die Bewerbung für ein Auslandssemester in den USA findet bereits Ende November statt und es lohnt sich schon frühzeitig damit anzufangen, besonders da man ein Empfehlungsgutachten eines Dozenten bzw. einer Dozentin braucht. Zu Beginn der Bewerbung kann man drei Wunschuniversitäten angeben, von denen man bestenfalls für den Erstwunsch nominiert wird. Um diese Nominierung zu erhalten, sollte unbedingt Wert auf ein sehr gutes Motivationsschreiben gelegt werden. Wenn man anschließend für den Platz am Middlebury College nominiert wird, muss man sich direkt am College bewerben. Die Bewerbung ist ziemlich unkompliziert und man wird mit großer Sicherheit angenommen. Außerdem sollte man zu dieser Zeit auch an die Bewerbungen für Stipendien denken. Ich habe mich beispielsweise für das Fulbright Reisesstipendium und später auch für das PROMOS-Stipendium beworben.


Studienfach: Politik, Verwaltung und Organisation

Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 12/2021

Gastuniversität: Middlebury College

Gastland: USA

Studium an der Gastuniversität

Den Umfang eines Vollzeitstudiums in Middlebury erfühlt man mit dem Belegen von vier Kursen. Lasst euch aber davon nicht täuschen: Der Arbeitsaufwand für die Kurse lag für mich weit über dem der Universität Potsdam. Das liegt besonders daran, dass man viele Hausaufgaben und zu lesende Texte während des Semesters bekommt. Es herrscht aber ein sehr produktives Studienklima auf dem Campus, von dem man gleich mitgerissen wird. Außerdem gibt es auf dem Campus tolle Orte, an den man Lernen kann. Zu meinen Lieblingen zählen unter anderem der Grille bzw. das Crossroads Café sowie Axinn. Außerdem lohnt sich die sehr gut ausgestattete Davis Bibliothek oder die „BiHall“. Ich habe mich zu Beginn meiner Zeit am College auch dazu entschieden, ein Learning Agreement abzuschließen. Dies ist ganz sinnvoll, um im Nachhinein alle Kursleistungen anerkannt zu bekommen. Außerdem gibt es ein großes Spektrum an Kursen, aus denen ausgewählt werden kann. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte auch unbedingt ein Kurs einer ganz anderen Fachrichtung ausprobiert werden. Das Einschreiben in die Kurse war etwas chaotisch, da die meisten Kurse maximal 20 Personen zulassen. Allerdings könnt ihr Emails an die Professoren und das ISSS schreiben, denn diese bemühen sich darum, Austauschstudenten in ihren Wunschkursen zuzulassen. Des Weiteren bekommt man einen Academic Advisor, der einem auch sehr bei der Kurswahl helfen kann. Tatsächlich habe ich auch einen Kurs meines Advisors belegen wollen, was absolut von Vorteil war, da mir der Platz sicher war. Insgesamt habe ich so nur Politikkurse gewählt, die alle unglaublich spannend waren. Zum Beispiel habe ich den Kurs „Women in US Electoral Politics“ belegt, in welchem ich die Möglichkeit hatte, verschiedene U.S. Politikerinnen zu treffen, unter anderem die Sprecherin des Repräsentantenhauses von Vermont. Die Leistungsbewertung ist in allen Kursen sehr fair gewesen und auf Austauschstudenten wird Rücksicht genommen. Mit den Lehrenden kann und sollte man sich über Prüfungen austauschen, besonders wenn man Probleme hat. Die Prüfungen sind außerdem alle kreativ gestaltet, beispielsweise konnte ich in meinem Kurs über Politik im Mittleren Osten einen Podcast über tunesische Politik aufnehmen. Nicht zu vergessen ist die geforderte Mitarbeit in den Kursen, denn diese wird benotet. Davon solltet ihr euch aber nicht unter Druck gesetzt fühlen. Auch hier gilt: Im Zweifel einfach mit dem Professor oder der Professorin sprechen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Der Kontakt zu ausländischen Studierenden war sehr einfach zu bekommen, da man bereits während der Einführungswoche mit anderen internationalen und Austauschstudierenden in Kontakt kommt. Außerdem kam für mich noch hinzu, dass ich das große Glück hatte, im „International House“ wohnen zu dürfen. Middlebury hatte mich dafür einfach eingeteilt, es war also keine gesonderte Bewerbung nötig. Dort wohnte ich zusammen mit sieben anderen internationalen Studis, unter anderem aus Tanzania, Bulgarien, Indien und China. Dieses Haus repräsentiert Middlebury’s Organisation für internationale Studierende, weshalb wir vom College ein eigenes Hausbudget bekamen. Dadurch konnten wir sehr viele Veranstaltungen organisieren, unter anderem Pumpkin Carving und mehrere Teestunden. Insgesamt war der kulturelle Austausch, welcher sich mir dank dieses Hauses eröffnete, unglaublich wertvoll. Allerdings war es anfangs schwierig, den Kontakt zu einheimischen Studierenden zu finden. Dies wurde jedoch einfacherer, sobald die Kurse losgingen. In den Kursen habe ich dank diverser Gruppenarbeiten und Diskussionsrunden sehr schnell Anschluss finden können. Ich habe alle einheimischen Studierenden auch als sehr offen und freundlich empfunden. Außerdem habe ich auf dem Campus für das studentische Projekt der „Language Tables“ gearbeitet. Bei diesem kommen Studierende täglich zum Mittagessen an einem der „Sprachtische“ zusammen, um dann ausschließlich in der von ihnen gelernten Sprache zu sprechen. Ich konnte dort als Deutsch-Muttersprachlerin den deutschen Tisch betreuen. Dies bedeutete, dass ich für den Tisch gekellnert habe und mich mit den Sprachlernenden auf Deutsch unterhalten habe. So kam ich mit besonders vielen amerikanischen Deutschlernenden in Kontakt, die sehr viel Interesse an der Sprache und unserer Kultur zeigten.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Insgesamt würde ich sagen, dass sich meine alltägliche Sprachkompetenz besonders im Hinblick auf informelles Englisch weiter ausgebaut hat. Da ich bereits vor einem Auslandsaufenthalt über sehr gute Englischkenntnisse verfügt habe, habe ich nicht zwangsläufig neue Vokabeln gelernt. Vielmehr konnte ich neue Redewendung oder den alltäglichen Sprachgebrauch, zum Beispiel „slang“, hinzulernen. Auch mein Akzent hat sich während der Zeit nicht merklich an den amerikanischen angepasst. Eine größere Veränderung habe ich jedoch bei meinem akademischen Schreiben bemerkt. Dies fiel mir nach kurzer Zeit deutlich leichter und ich konnte sowohl mein gängiges akademisches Vokabular ausbauen, als auch meine Schreibgeschwindigkeit im akademischen Englisch verbessern. Außerdem lernte ich verschiedene Textarten und rhetorische Situationen im Englischen kennen, zum Beispiel musste ich in einem Kurs eine politische „Stump-Speech“ halten.

Wohn- und Lebenssituation

Middlebury ist eine ziemlich kleine Stadt, die über einen unglaublich tollen amerikanischen „Flair“ verfügt. Es gibt einige kleine Geschäfte und Restaurants, die man unbedingt besuchen sollte. Ich kann unter anderem den Vermont Book Shop, das Thai Restaurant Sabai Sabai und den Secondhand-Laden Buy Again Alley empfehlen. Außerdem gibt es einen Bus zum nächsten Supermarkt Hannafords oder der nächstgrößeren Stadt Burlington. Burlington verfügt außerdem über einen internationalen Flughafen. Während der Thanksgiving-Ferien organisiert Middlebury zusätzlich gesondert Busse, die unter anderem nach New York fahren. Des Weiteren gibt es eine Greyhound Bushaltestelle auf dem Campus (nahe der Davis Bibliothek). Während der kurzen Herbstferien und dem Thanksgiving Break hatte ich so die Chance, mit meinen Freunden nach Boston und New York zu reisen. Auch Städte in Kanada lohnen sich, unter anderem Montreal. Außerdem habe ich erfahren, dass Middlebury wohl bald an das Amtrak-Schienennetz angebunden werden soll. Zum Thema Bankgeschäfte lässt sich sagen, dass Middlebury über eine eigene Bank verfügt, bei der man während der College-Einführungswoche ein Konto eröffnen kann. Dies lohnte sich aber meines Erachtens bei meinem circa 4,5-monatigem Aufenthalt nicht und eine Kreditkarte reichte aus. Wie bereits erwähnt, gibt man während seiner Zeit sowieso nicht viel Geld aus, da man weder die Unterkunft, noch den Meal Plan bezahlt. Das bedeutet, dass das Essen in der Mensa kostenfrei ist. Die Lebenshaltungskosten halten sich also in Grenzen. Außerdem möchte ich an dieser Stelle auch davon abraten, die vom Middlebury College vorgeschlagene Krankenversicherung zu nehmen, da sie viel zu teuer ist und nicht alles abdeckt. Schließt stattdessen lieber eine deutsche Auslandskrankenversicherung für diesen Zeitraum ab. Ich habe mich beispielsweise für die von Hansemerkur entschieden. Einen großen Teil der Lebenssituation am College machen außerdem die tollen Freizeitangebote aus: Es gibt super viele Sportclubs oder studentische Organisationen. Von Quidditch über Fußball bis hin zu Eishockey ist alles dabei. Sogar einen eigenen Reitstall, eine Golfanlage und eine eigene Skianlage hat Middlebury. Ich habe in meiner Zeit am College Tennis gespielt, Pilates gemacht und angefangen Eiskunstlaufen zu lernen. Außerdem war ich Teil der Organisationen „Feminist Action at Middlebury“ und „Middlebury Women on Wall Street“. Ihr solltet also unbedingt das vielfältige Angebot des Colleges nutzen und verschiedene Dinge ausprobieren! Zuletzt muss ich noch anmerken, dass die Natur in Middlebury und Vermont sehr schön ist und sich regelmäßige Wanderungen definitiv lohen. Beispielsweise kann man rund um Middlebury sehr gut auf dem „TAM“ (= Trail Around Middlebury) wandern. Ich kann außerdem den „Silver Lake Trail“ am „Lake Dunmore“ empfehlen.

Studienfach: Politik, Verwaltung und Organisation

Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 12/2021

Gastuniversität: Middlebury College

Gastland: USA


Rückblick

Die Zeit am Middlebury College war eine unglaublich tolle Erfahrung und am liebsten würde ich diese noch einmal durchleben. Die vielen Erlebnisse am College haben mich nicht nur akademisch, sondern auch persönlich weitergebracht. Es gab tolle Chancen für politisches Networking, spannende Kursinhalte und ein sehr gutes Freizeitangebot, das weit über das an der Universität Potsdam hinausgeht. Außerdem habe ich Freunde fürs Leben gefunden, mit denen diese Zeit noch unvergesslicher wurde. Sicherlich ein weiterer Grund der für Middlebury spricht ist die Einsparung von Kosten für Wohnen und Essen. So hat man mehr finanzielle Freiheiten vor Ort und kann sich beispielsweise Kurztrips ermöglichen. Auch während der Pandemie hatte man viele Freiheiten und wir durften sowohl in den Mensen essen als auch an allen Kursen vor Ort teilnehmen. Als weniger optimal habe ich die Versorgung rund um psychische Gesundheit empfunden. Es gab daher leider auch einen Trauerfall auf dem Campus, der diesen Missstand aufzeigte. Allerdings muss gesagt werden, dass dieser Moment die College-Gemeinschaft näher zusammengebracht hat und sich sehr viele Professoren um das Wohlbefinden Ihrer Studierenden gekümmert haben. Zuletzt muss ich ganz klar sagen, dass ich die Zeit am Middlebury College nicht missen möchte. Ich würde jederzeit wieder durch den Visums- und Vorbereitungsstress gehen, wenn es bedeutet, diese wundervolle Erfahrung erleben zu dürfen. Falls ihr Fragen bezüglich meines Auslandsaufenthaltes habt, wendet euch gern an Frau Subasic und das International Office, die meine Kontaktdaten weitergeben können. Ich freue mich sehr, bei allen Belangen weiterhelfen zu dürfen!

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