Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitung und Kontaktaufnahme mit der Partneruni waren sehr unkompliziert. Ich habe mich auf der Webseite der Partneruni nochmal formal beworben, alle Fristen dafür sind sehr großzügig. Dann hat sich die Erasmuskoordinatorin von ELTE schnell gemeldet und mich mit allen wichtigen Infos versorgt. Hier gab es keine Probleme oder Sachen, die man falsch machen könnte.
Studium an der Gastuniversität
Die ELTE verwendet ein Moodle-ähnliches System namens Neptun, in dem man sich für Kurse und Klausuren eintragen kann und auch Emails und Nachrichten von Dozierenden erhält. Dort sieht man alle Kurse von allen Fakultäten und Zeiten und Räume. Ich kann empfehlen, sich auch neben den klassischen Kursen aus dem eigenen Fachgebiet in anderen Fächern etwas umzuschauen. Von der Partneruni aus war es kein Problem beliebige Kurse zu belegen. Man sollte natürlich darauf achten, dass die Unterrichtssprache Englisch ist, aber im Zweifel kann man den Dozierenden auch schreiben und fragen, ob sie die Veranstaltung auch auf Englisch halten würden. Der Zeitaufwand und die Creditvergabe hat sich teilweise etwas willkürlich angefühlt. Vor allem in Kursen mit vielen internationalen Studierenden sind die Anforderungen gefühlt geringer. Ich würde empfehlen, einfach in der ersten Woche mal in einige Kurse reinzuschauen und dann im Zweifel Kurse abzuwählen. Die Betreuung war in den meisten Kursen gut, man konnte den Dozierenden immer schreiben und sich sonst an Kommilitonen oder die Erasmuskoordinatorin wenden. In einem Kurs hat sich allerdings der Dozent über einen Monat nicht gemeldet, obwohl die Klausur in diesem Zeitraum geplant war. Zusätzlich gibt es auch ein Mentor:innen-Programm, in dem man einheimische Studierende zugeteilt bekommt, die man fragen kann oder sich einfach so mit ihnen treffen kann. Auf dem Campus, auf dem sich auch die Informatikfakultät befindet, gibt es eine Bibliothek, in der man meistens Platz findet und in Ruhe arbeiten kann. Außerdem gibt es über die ganze Stadt verteilt andere Fakultäten und Bibliotheken der ELTE, die man nutzen kann. Auf dem Campus gibt es auch eine Kantine mit relativ günstigem warmem Essen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Ich hatte kaum bis gar keinen Kontakt zu einheimischen Studierenden. Die ELTE ist eine sehr internationale Universität und ich hatte in den Kursen einige Erasmusstudierende und Vollzeitstudierende an der ELTE, die ihren Bachelor nicht in Ungarn gemacht haben. Zu ausländischen Studierenden hatte ich viel Kontakt, sowohl durch Kurse als auch Kennenlerntreffen im September an der Informatikfakultät. Außerdem gibt es allgemeine Veranstaltungen von der ELTE International wie City Tours, Schnitzeljagden oder Parties, bei denen man ganz einfach mit Studierenden aus anderen Fächern und Ländern in Kontakt kommt. Besonders in Budapest findet man jedoch immer auch viele deutsche Erasmusstudierende oder Studierende an deutschen Unis in Budapest.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Ungarisch ist keine besonders einfach zu erlernende Sprache und hat kaum ähnliche Vokabeln zu typischen bekannten Sprachen wie Deutsch, Englisch, Französisch oder slawischen Sprachen. Ich hatte mir das Ziel gesetzt, mich ein bisschen auf Ungarisch verständigen zu können und im Vorhinein mit Duolingo geübt und während dem Auslandssemester einen A1-Kurs an der Uni belegt. Im Endeffekt kenne ich nun einige Vokabeln und kann ein paar Wörter aufschnappen oder geschrieben erkennen. Es reicht auch für die Konversation an der Kasse im Supermarkt, aber alles Weitere ist schwierig. Ich finde, es macht trotzdem Spaß die Landessprache zumindest ein bisschen zu lernen und sorgt für einige Aha-Momente, wenn man plötzlich Schilder oder Bezeichnungen versteht. Was das Englische angeht, merke ich keine großen Unterschiede in der Sprachkompetenz und hatte auch in Potsdam schon Vorlesungen auf Englisch. Trotzdem fällt das Sprechen durch die Praxis vermutlich etwas leichter.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe meine Unterkunft ca. 2 Monate vor Beginn Anfang Juli gefunden. Dafür habe ich speziell bei der Uni nachgefragt (housingueltephu), die dann verschiedene private Wohnheime und WGs empfohlen hat. Es gibt auch offizielle Wohnheime der Universität, aber besonders für Studierende aus der EU ist dort normalerweise kein Platz. Außerdem teilt man sich das Zimmer dort mit mindestens einer anderen Person und die Wohnheime liegen eher außerhalb. Meine Wohnung war in der Brody Sandor utca im Distrikt 8. Distrikt 7 und 8 sind meiner Meinung nach die schönsten Wohngegenden. Es gibt viele Cafés, viel Nachtleben und eine sehr gute Anbindung an alle Bereiche der Stadt. Außerdem wohnt man erfahrungsgemäß dort sehr nah an anderen Erasmusstudis. Die Miete kann man normalerweise einfach in Euro überweisen. Ich würde empfehlen, für die Wohnungssuche einfach auf WG-gesucht nach internationalen WGs zu schauen und kenne viele, die dort eine günstige Wohnung gefunden haben. Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren super in Budapest. Vor allem die Tramlinien 4 und 6 fahren praktisch einmal pro Minute und decken schon viel ab. Für den Rest der Stadt fährt man einfach mit der Metro. Für die Öffis lohnt sich die App BudapestGO, in der man auch Studitickets für ca. 9 € pro Monat kaufen kann. Bargeld braucht man in Budapest kaum, ich habe es eigentlich nur für den Eintritt zu Konzerten gebraucht. Alles andere geht einfach per Kreditkarte oder internationalem Konto bei z.B. Revolut oder Wise. Mit der Kreditkarte kann man ein wenig Geld abheben, aber am besten nicht bei Automaten, die irgendwo auf der Straße stehen, sondern in einer Bank. Die regelmäßigen Kosten und Supermärkte sind ähnlich teuer wie in Deutschland, vor allem Aldi und Lidl sind günstig. Bars, Cafés und Restaurants sind auf jeden Fall günstiger als in Deutschland. Wenn man nicht in die ganz touristischen Ecken geht, kostet ein Cappuccino oder ein Bier 2€ (800 ft). Empfehlenswert sind auch einige Bars / Kulturzentren mit regelmäßigen Events und sehr günstigen Konzerten, wie z.B. das Golya oder das Lampas (sehr gute und günstige Bar mit Open-Mic-Konzerten). Um von Veranstaltungen mitzukriegen, lohnt sich ein Facebookaccount.
Studienfach: IT-Systems Engineering
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023
Gastuniversität: Eötvös Loránd University (ELTE)
Gastland: Ungarn
Rückblick
Die wichtigen Apps sind BudapestGO, MAV-Start und Facebook. In BudapestGO findet man die schnellsten Verbindungen mit den Öffis und kann Tickets kaufen. MAV-Start ist die ungarische Bahn, die allgemein sehr günstig und gut ist. Für ca. 2€ kann man schon quer durch Ungarn fahren und auch nach Deutschland gibt es häufig günstigere Tickets als bei der DB. Empfehlenswert sind Trips an den Balaton (im Sommer oder Herbst) und nach Wien oder Bratislava. Facebook braucht man einfach vor allem am Anfang, um keine Events der Uni oder von Erasmus Life Budapest (ELB) zu verpassen. ELB ist eine von der Uni unabhängige Organisation, die vor allem in den ersten Wochen viele Events veranstaltet, bei denen man super gut Leute kennenlernen kann. ELB will allerdings auch Geld mit euch verdienen und lohnt sich meiner Meinung nach nur im ersten Monat. Auch Ausflüge über Nacht würde ich lieber privat organisieren, über die Fahrten dort habe ich eher Schlechtes gehört.