Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Erst bei der Vorbereitung für mein Erasmus-Semester habe ich gemerkt, dass die Andrássy Universität Budapest (AUB) vollständig in deutscher Sprache lehrt. Somit lief auch die Kommunikation mit der Uni auf Deutsch. Über die AUB Webseite konnte ich den Lehrplan online einsehen und die für mich interessanten Kurse für mein Learning Agreement auswählen. Das Gute an der AUB ist, dass man als Erasmi fast alle Kurse wählen kann und diese aufgrund der Größe der Uni auch wirklich bekommt. Dabei habe ich vor allem Kurse aus den Studiengängen Internationale Beziehungen sowie Management und Leadership gewählt. Außerdem habe ich etwas später herausgefunden, dass Erasmus Studierende auch Kurse aus der Doktorschule wählen können. Diese sind immer Blockseminare, super interessant und erfordern meist keine separate Prüfungsleistung, weshalb sie sich ganz gut eignen, um sie für die Kurse in Potsdam ohne Leistungserbringung anzurechnen. In den anderen Kursen muss man überall eine Prüfungsleistung absolvieren. Die Kommunikation mit der AUB Erasmus Koordinatorin lief etwas schleppend. Da sollte man sich aber keinen Stress machen, da man die Kurse auch bekommt, wenn die Koordinatorin erst wenige Wochen vorher Rückmeldung gibt. Die Kommunikation mit den Verwaltungsangestellten der Uni Potsdam läuft hingegen immer superschnell. Für die Immatrikulation an der AUB musste ich mein Bachelorzeugnis im Original (!) mitbringen. Dieses wurde aber dann gar nicht gebraucht, sondern eine einfache Kopie hätte gereicht. Das zweite, das vor dem Aufenthalt organisiert werden, muss ist eine Wohnmöglichkeit (s.unten).
Studium an der Gastuniversität
Meiner Einschätzung nach sind die Kurse an der AUB bei weitem einfacher als die Kurse an der Uni Potsdam. Für die meisten Kurse bekommt man 3 ECTs. Diese werden in Potsdam jedoch als 6 ECT Kurse angerechnet. Da die Uni sehr klein ist, gibt es weitaus mehr Kulanz bei bspw. Verschiebung von Fristen oder wenn man im System vergessen hat sich für einen Kurs abzumelden. Die Kurse wurden über die Erasmus-Koordinatorin auf Grundlage des LA before the mobility in das Kursverwaltungssystem ETN eingepflegt. Später habe ich einen eigenen Zugang für das System bekommen, da darüber auch die An- und Abmeldung für Prüfungen sowie die Noteneintragungen laufen. Die Verwaltung der Kursunterlagen der Dozenten laufen über Google Drive. Gleich am Anfang bekommt man eine eigene GoogleMail-Adresse, mit der man sich auch im Google Drive anmelden kann. Hier kann man dann auch sehr einfach mit anderen Studierenden an Präsentationen o.ä. arbeiten. Was wirklich richtig gut an der AUB lief, war das Mentoring Programm (Mentor:innen bekommen ihr Engagement sogar vergütet), sowie die Ersti- und Erasmus-Einführungstage. Es gab viele Veranstaltungen, die über den Uni-Verteiler beworben wurden. Vor allem das Storchenlager (3-tägige Fahrt der Erstis uns Erasmi zum Balaton) hat sehr zum Zusammenhalt der Studierenden beigetragen und dafür gesorgt, dass man von Anfang an sehr viele Leute an der AUB kannte. Auch das Hofgrillen war sehr schön. Da die Uni sowieso nur ca. 240 Studierende hat, kennt man sich schnell untereinander.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Mein größter Freund:innen- und Bekanntenkreis entwickelte sich auf jeden Fall über die AUB. Die meisten der Studierenden hier sind deutsch, es sind aber auch einige Ungar:innen, Russ:innen, Ukrainer:innen und viele weitere Nationalitäten vertreten. Dennoch befand ich mich schnell in einer Deutschen Bubble, was etwas schade war. Einige Bekannte haben sich einen Erasmus Life Budapest Pass gekauft. Dieser kostet wenige Forint und man bekommt bei vielen Erasmus-Veranstaltungen Rabatte. Darüber kann man auch internationale Studierende kennenlernen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Zur Sprachkompetenz muss ich leider sagen, dass mein Englisch sich nur wenig verbessern konnte. Da ich sehr stark in einer deutschen Bubble unterwegs war, hatte ich wenig Kontakt mit Englischsprechenden. Würde ich nochmal von vorne dort anfangen, hätte ich wahrscheinlich den Kontakt zu Ungar:innen noch mehr gesucht. Die Uni bietet einen Ungarischkurs an, den ich aber nur am Anfang besucht habe. Leider war die Lehrerin nicht wirklich strukturiert, weshalb es keinen Spaß gemacht hat.
Wohn- und Lebenssituation
Ich habe auf unterschiedlichen Seiten gesucht, aber die einfachste Möglichkeit war wg-gesucht und Facebook („Flats for Erasmus in Budapest“, „Rent a flat / room in Budapest“). Hier befinden sich viele unterschiedliche Anzeigen für WG-Zimmer. Die meisten bei wg-gesucht wollten jedoch nur Studierende für ein Jahr und nicht für ein halbes. Obwohl ich am Anfang nur für ein halbes Jahr bleiben wollte, habe ich einen Vertrag für ein ganzes Jahr abgeschlossen, in der Hoffnung, dann eine Nachfolge zu finden. Letztendlich blieb ich dann sowieso ein Jahr, weshalb das Problem dann gelöst war. Ich habe für 15qm 270€ gezahlt, was wahrscheinlich immer noch deutsche Preise sind, aber echt ok. Andere haben weitaus mehr gezahlt. Da muss man ein bisschen schauen, dass man nicht in eine Mietfalle gerät. In Facebook-Gruppen (über die ich auch mein Zimmer gefunden habe) finden sich eher Anzeigen von anderen Studierenden, wodurch man dann die Mitbewohner:innen direkt kennenlernt. Meine Wohnung befand sich am Corvin (8. Bezirk). Die Gegend ist nicht so touristisch und man kann in etwa 15 Minuten zur Uni laufen. Für mich war diese Lage perfekt. Einige wohnten auch im 6. oder 7. Bezirk. Diese Bezirke sind bei weitem touristischer und vor allem im Sommer relativ anstrengend. Insgesamt wohnten die meisten auf der Pest Seite. Wer es etwas grüner mag und wem die langen Wege nichts ausmachen, findet vielleicht auf der Buda Seite eine ruhigere Wohnung. Öffentliche Verkehrsmittel in Budapest sind für Deutsche sehr günstig. Ein Monatsticket für Studierende kostet etwa 9€. Dieses kann man sich auch mit dem deutschen Studierendenausweis kaufen. Von der AUB bekommt man als Erasmi nämlich keinen Studierendenausweis, sondern nur eine Immatrikulationsbescheinigung, die etwas sperrig zum Mitnehmen ist. Ganz am Anfang meines Aufenthaltes habe ich mir eine digitale Kreditkarte bei N26 gemacht. Damit bin ich immer sehr gut zurechtgekommen. Bargeld braucht man eigentlich fast nie, außer mal auf einem Flohmarkt oder einem Festival. Freizeitmäßig hat Budapest und Ungarn viel zu bieten. Ich war mehrere Male am Balaton und kann einen Aufenthalt im Winter auch sehr empfehlen. Die Airbnbs sind sehr viel günstiger, es ist nicht so überfüllt und in den Cafés wird Weihnachtsmusik gespielt. Vor allem die Halbinsel Tihany ist superschön. Im Sommer bietet sich der Balaton auch für einen Kurztrip sehr gut an. Wenn man jedoch nicht so „weit“ fahren möchte, ist es auch entlang der Donau superschön. Hier war ich mehrere Male Kanu fahren und baden. Vor allem die Nomad Bar ist sehr zu empfehlen. Zwar ist der Weg dorthin etwas abenteuerlich, aber das Flair dieses Ortes macht das wieder wett. Hier gibt es leckeres Kirschbier, ein Pferd läuft frei umher und man kann in der Donau baden.
Studienfach: Verwaltungswissenschaften (M.A.)
Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 08/2022
Gastuniversität: Andrássy Universität Budapest
Gastland: Ungarn
Rückblick
Eine weitere sehr zu empfehlende Bar/Klub innerhalb von Budapest ist das Golya. Etwas abgelegen liegt es im Osten der Stadt. Hier gibt es eine schöne Dachterasse und man ist etwas abseits vom touristischen Treiben. Für meine sportliche Betätigung habe ich mir ein Fitnessstudio am Corvin (Life1) gesucht. Das Fitnessstudio ist richtig gut, was sich leider auch im Preis zeigt. Es gibt aber eine wirklich große Anzahl an sehr guten Kursen (Cross Fit, Boxen, Fahrradfahren, Yoga), sodass man jede Stunde zu einem Kurs gehen könnte. Außerdem hat das Studio ein Schwimmbad und verschiedene Saunen.