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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Meine Wahl fiel auf die Türkei, da dieses Land nicht nur mit einer spannenden Geschichte, einer tollen Kultur, leckerem Essen und angenehm mediterranem Klima punkten kann, sondern auch Englisch als Unterrichtssprache an den Universitäten angeboten wird und sich unser Wintersemester vom Zeitraum perfekt mit dem Wintersemester der Türkei überschneidet, weshalb keine Klausuren verpasst werden müssen. Das Semester geht von Anfang Oktober bis Ende Januar, wodurch man anschließend sogar noch über etwas freie Zeit bis zum erneuten Sommer Semesterstart in Deutschland hat. Istanbul als Stadt bietet nicht nur die Nähe zu zwei Meeren, sondern auch die internationale, multikulturelle Vielfältigkeit einer Millionenmetropole.

Neben der Bewerbung an der UP brauchte man zur Bewerbung an der ITÜ einen Englisch Sprachnachweis, ein Foto und ein Transcript of records. Außerdem musste man ein Bewerbungsformular ausfüllen, dementsprechend wenig Anforderungen und Aufwand waren innerhalb der Bewerbung nötig. Nach der Annahme erfolgte die weitere Kontaktaufnahme durch die ITÜ rechtzeitig, ca. einen Monat vor Semesterstart mit weiteren Informationen.

Mit Hilfe der diversen Informationsveranstaltungen des International Office (IO) der UP konnte ich mich gut auf meinen Auslandsaufenthalt vorbereiten. Zusätzlich war es äußerst hilfreich sich vorab über die angebotenen Kurse zu informieren, um später böse Überraschungen zu vermeiden.

Folgende Links zeigen die Kurse der ITÜ für die jeweiligen Semester:

  • Hier sieht man alle potentiell angebotenen Kurse der jeweiligen Studiengänge, mit zugehörigem Kurs Code, in welcher Sprache diese angeboten werden und ob diese im Herbst oder Frühlingssemester angeboten werden: https://fbe.itu.edu.tr/en/education/course-list
  • Kurz vor Semesterstart kann über diesen Link der Kurs-Code eingegeben werden und man erfährt, ob die Fächer tatsächlich angeboten werden, wer sie leitet und wo sie stattfinden: https://obs.itu.edu.tr/public/DersProgram

Studienfach: M. Sc. Geoökologie

Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 01/2025

Gastuniversität: Istanbul Tecnical University

Gastland: Türkei

Anreise, Ankunft und Wohnungssuche in Istanbul

Die Anreise vollzog ich mittels Zugs, was ich jedem nur ans Herz legen kann. Dies kann sogar über das Green Travel von Erasmus anteilig gefördert werden. Vor Beginn des Studiums reiste ich ein wenig früher an und machte einen kurzen, türkisch intensiv Sprachkurs vor Ort. Auch hierfür bietet die Uni Potsdam finanzielle Förderung an. Auch damit machte ich nur positive Erfahrungen, da die erlernten Basics nicht nur die Verständigung vereinfachten, sondern auch die „Integration“ deutlich vereinfachten. Hierfür lohnt es sich bei Sprachschulen vorab die Starttermine von A1 Kursen zu prüfen und sich rechtzeitig anzumelden. Ich habe auch einen A1 Sprachkurs der Uni belegt, dieser fand online statt und war zwar leicht zu bestehen, der Lernerfolg hielt sich allerdings auch sehr in Grenzen. Alternativ gibt es von der ITÜ einen kostpflichtigen türkisch Sprachkurs von „Tömer“, diese wirkten sehr interaktiv und schienen auch inhaltlich gut aufgebaut zu sein, jedoch bekommt man für diesen keine ECTS gutgeschrieben. Sie finden entweder 3 Tage/Woche 4h am Vormittag oder 4 Tage/Woche 3h am Abend statt und sind dementsprechend leider schwierig in den Stundenplan einzubauen.

Für die Wohnungssuche vor Ort sind spezielle Facebook Gruppen, AriBnB oder die Plattform „Sahibinden“ am gängigsten. Bei Sahibinden handelt es sich um ein türkisches Pendent zu ebay Kleinanzeigen, der Vorteil davon ist, dass es auch von einheimischen verwendet wird, wodurch günstigere Mieten möglich sind, Nachteil ist, dass man stets eine Monatsmiete Maklergebühr bezahlen muss. Um Scam zu vermeiden habe ich mir meine Wohnung vor Ort über AirBnB gesucht, wodurch der Preis auch verhandelt werden konnte. Auf Grund eines neuen Gesetzes in der Türkei dürfen viele Menschen ihre Wohnungen nicht mehr über die AirBnB Plattform anbieten, weshalb man oft persönlich die Details klärt.

Als kleiner Hinweis bei der Wohnungssuche vorab, für das Visum benötigt man später einen Nachweis der Wohnung. Sofern man selbst eine Wohnung mietet, besteht dieser auch aus einer notariell geprüften Übersetzung des Mietvertrags was recht kostspielig ist. Sofern es möglich ist, sollte man daher versuchen, dass der Vermieter lediglich als „Host“ eingetragen ist und dies vor Ort notariell beglaubigen lassen. Das kann eine Person für zwei ausländische Personen machen und ist deutlich kostengünstiger in der Bürokratie.

Als studentische, junge und lebenswerte Stadtteile gelten Moda in Kadiköy, Besiktas sowie Cihangir und die Gegend um Taksim. Es lohnt sich vor ab zu recherchieren, an welchem Campus seine Fakultät liegt, da diese über die ganze Stadt verteilt sind. Preise für Zimmer variieren zwischen 300 – 500 € und steigen aktuell wie überall auf der Welt.

Studium an der Gastuniversität

Das IO der ITÜ bot zu Beginn eine Informationsveranstaltung an, hier wurden viele wichtige organisatorische Punkte, unter anderem zum Visum, erklärt. Die Einreise in die Türkei erfolgt über ein 90 Tage Visum, da das Semester aber länger geht, müssen Studenten sich auf ein „short-term Visa“ bewerben. Dieser Prozess ist ein wenig mühsam und beinhaltet einige Behördengänge vor Ort sowie finanziellen Aufwand. Das IO half einem aber stets weiter (mehr unter Organisatorisches). Innerhalb der ersten Uni Woche konnte man schließlich online einsehen, welche Kurse angeboten werden und sich anmelden. In der ersten Woche konnte man nun probemäßig sich in die Vorlesungen und Seminare setzen, um dann anschließend in der zweiten Uni Woche letzte Änderungen in der Kurswahl anzugeben. Ich wählte die Kurse “Ecosystem Ecology”; “Earth Surface Processes”; “Climate Change and Mitigation” sowie “Ecology, Society and Sustainable Development”. Diese Kurse kann ich allesamt empfehlen. Der Arbeitsaufwand war ähnlich zu deutschen Masterkursen und beinhaltete neben Abgaben unter dem Semester Midterms und Abschlussklausuren. Im Kurs Ecosystem Ecology lag der Fokus auf die Diskussion im Seminar. Besonders positiv hervorzuheben sind die Kurse Earth Surface Procecces bei Prof. Dr. Cengiz Yildirim, einem ehemaligen Dozenten der Uni Potsdam und Climate Change Mitigation bei Prof. Dr. Lütfi. Die Kurse wurden alle durchgehend auf Englisch gehalten und ich schätzte besonders die Interaktivität und Nähe zu den Dozierenden. Ich beschränkte mich bei meiner Kursauswahl nicht nur auf mein korrespondierendes Department, sondern suchte innerhalb aller Studiengänge der ITÜ nach passenden Modulen, was eine sehr große Auswahl ermöglichte.

Leben in der Türkei

Ich durfte in der Türkei nur positive Erfahrungen machen und die warme Gastfreundschaft der Türk*innen machte mir die Eingewöhnung äußerst leicht. Die umfangreichen kulturellen Angebote einer so großen Stadt sind sowieso unerschöpflich und so kann man jeden Tag etwas Neues erleben. Mit Hilfe der Museumskarte, die für Studenten ca. 30 Lira (ca. ein Euro) kostet, sind unzählige Museumsbesuche nahezu kostenlos. Fährfahrten (auch zu den Prinzeninseln oder entlang des Bosporus) sind ebenso innerhalb der studentischen Istanbul Card enthalten wie Metro, Straßenbahn, Bus oder Seilbahn. Diese kostet ca. 15 € pro Monat und ermöglicht es kostengünstig den ÖPNV der Stadt zu nutzen. Da die Straßen stets verstopft sind sollte man vor allem auf Schiene, Fähre oder den Metrobus setzen. Die studentischen Vergünstigungen sind erst möglich, nachdem man sein Studenten Zertifikat der ITÜ bekommen hat, das dauert ein wenig, ist dann aber umso erfreulicher. Die ESN-Gruppe der ITÜ ist äußerst motiviert und engagiert. Es werden neben mehrtägigen Ausflügen nahezu wöchentlich Veranstaltungen für die Erasmus Studierenden organisiert, um sich besser kennen zu lernen und aus zu tauschen. Dadurch kommt man nicht nur mit den unzähligen Erasmus Studenten, sondern auch mit türkischen Studierenden in Kontakt (Instagram: „esnitu“). Die Türkei ist ein Touristen Paradies und bietet unzählige Ausflugsmöglichkeiten. Must sees sind definitiv die Schwarzmeerküste etwa in Sile, Pamukkale und die antiken römischen Städte, Kappadokien, die Mittelmeerküste oder eine Reise mit dem Ostexpress nach Kars. Nicht zu vergessen ist das tolle Essen der Türkei welches definitiv nicht nur aus Döner besteht, sondern auch zahlreiche vegetarische und vegane Optionen bietet. Da die Türkei für deutsche Verhältnisse immer noch recht preiswert ist, kann man die Zeit nutzen und sich durch die diversen Imbisse, Meyhanes, Lokantasis und Restaurants der Stadt probieren.

Organisatorisches

Ein Erasmus in der Türkei ist mit deutlich mehr organisatorischem Aufwand als innerhalb der EU verbunden, ein wenig aufreibend ist sicher beispielsweise der Visa Antrag. Jedoch kann ich vorab sagen, dass dieser durchweg bei allen geklappt hat und man sich nicht zu sehr davon stressen lassen sollte. Das IO vor Ort und die Koordinator*innen halfen einem stets und gaben auch eine informative Einführung, bei der eigentlich alle Fragen geklärt wurden. Das heißt vorab kann und muss man sich um nicht viel kümmern, vor Ort jedoch ein wenig Zeit investieren, um Unterlagen bzgl. der Wohnung oder zum Studentenstatus zusammen zu tragen. Eine Zusatz-Auslandskrankenversicherung die ich empfehlen kann, welche auch für meinen Visa Antrag akzeptiert wurde, war die des ADAC. Mit dem Auslandskrankenschein T/A11 werden aber auch alle grundlegenden Leistungen abgedeckt (und für das Visum akzeptiert), bis zu einem bestimmten Rahmen. Was genau muss über die eigene KV in Erfahrung gebracht werden. Der Schein kann kostenfrei bei der eigenen KV in Englisch und Türkisch beantragt werden (zumindest gesetzlich versichert). Für 6 Monate ging das auch über die Techniker online.

Auch eine Kreditkarte ist nötig, bei den staatlichen Banken von Ziraat und Halk bekommt man den besten Wechselkurs und muss auch keine Gebühren für eine Bargeldabhebung bezahlen. Wichtig ist am Automaten „accept without DCC“ auszuwählen. Ein weiteres Thema sind die SIM-Verträge vor Ort. Da die Türkei außerhalb des EU-Roamings liegt muss man sich um einen Vertrag kümmern. Allerdings werden aufgrund einer Regelung ausländische Handys nach 90 Tagen gesperrt, diese kann man mit einem erfolgreichen Visum gegen eine Gebühr wieder freischalten. Gute Erfahrungen haben viele Studenten mit internationalen E-SIMs gemacht, hier wurde die Internetfunktion nie eingeschränkt. Jedoch benötigt man für viele Aktionen vor Ort eine türkische Telefonnummer, weshalb auch das nicht die beste Option darstellt. Daher geht am besten gemeinsam mit einer Person die türkisch spricht in einen offiziellen Laden (bspw. Vodafone oder Turkcell) und lasst euch beraten.

Studienfach: M. Sc. Geoökologie

Aufenthaltsdauer: 09/2024 - 01/2025

Gastuniversität: Istanbul Tecnical University

Gastland: Türkei

Rückblick

Ich kann nur jedem ein Erasmus in der Türkei und insbesondere in Istanbul ans Herz legen. Die ITÜ ist eine hervorragende Universität. Neben den neu erlernten Sprachkompetenzen in Türkisch und deutlich verbessertem Englisch waren auch die fachlichen Inhalte auf einem sehr hohen Niveau. Darüber hinaus war die kulturelle Erfahrung die ich hier machen durfte einmalig und ich kehre mit einem Koffer voller wunderschöner Erfahrungen nach Deutschland zurück. Eine Bemerkung über die akute Erdbebengefahr sollte jedoch in diesem Bericht nicht fehlen und jeder muss abschließend für sich selbst entscheiden, ob ihr oder ihm es das potentielle Risiko wert ist.


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