Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Informationen zum Erasmus+ Programm auf den Internetseiten der Marmara Universität sind teilweise recht spärlich und die Kommunikation mit den Erasmus KoordinatorInnen kann sich als recht schwierig herausstellen. Aus meiner Erfahrung heraus, funktionierte die Kontaktaufnahme meist am besten telefonisch in den Vormittagsstunden. Wenn lange kein Antwort erfolgt, sollte man auch nicht davor zurückscheuen, seine Mail ein zweites oder drittes Mal zu senden. Meist erfolgt dann irgendwann doch noch eine Antwort. Prinzipiell müssen, nachdem ihr von der Universität Potsdam nominiert wurdet, eine Marmara Application Form, ein Transcript of Records und das Learning Agreement before Mobility an die Marmara University, beziehungsweise an deren Office for International Relations and Academic Cooperation, gesendet werden. Der Prozess ist unter diesen beiden Links recht gut beschrieben: https://international.marmara.edu.tr/frequently-asked-questions-faq und https://international.marmara.edu.tr/student-forms. Ich habe daraufhin irgendwann auch eine positive Rückmeldung von Seiten der Marmara Universität erhalten. Den offiziellen Letter of Acceptance habe ich allerdings erst einen Tag vor meiner Abreise erhalten. Da gilt es sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen...
Studium an der Gastuniversität
Da mein gesamter Auslandsaufenthalt inmitten der Covid-Pandemie stattfand, kann ich wenig dazu sagen, wie das Studium in “normaleren” Zeiten organisiert ist. Die Online-Seminare waren inhaltlich für mich sehr spannend, didaktisch aber recht gewöhnungsbedürftig. Die Dozierenden lehren recht frontal und meist ohne direkte Einbindung der Studierenden. Man hört also oft eher einem 2-stündigen Vortrag zu - auch in kleineren Seminaren. Meine Dozierenden sprachen dafür alle recht gutes Englisch und sind auch zwischendrin nicht auf Türkisch gewechselt, was ich durchaus von anderen KommilitonnInen gehört habe. Der Großteil meiner Lehrveranstaltungen war recht zeitintensiv, da neben Mid- und Final-Terms noch andere Leistungen erbracht werden mussten. Dafür war das Anforderungsniveau etwas geringer als in Deutschland und die Bewertung meist sehr kulant. Außerdem gab es zu den meisten Seminaren Whatsappgruppen und die türkischen Studierenden waren bei Fragen stets sehr hilfsbereit.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden waren aufgrund der Pandemie und der Onlinelehre natürlich etwas limitiert. Nichtsdestotrotz hat das ESN-Netzwerk der Marmara Universität ein wirklich umfassendes und spannendes Programm für Erasmus-Studierende auf die Beine gestellt. Das ganze Semester über fanden beinahe wöchentlich Veranstaltungen statt, auf denen man auch viele Erasmus-Studierende anderer Istanbuler Universitäten antreffen konnte (denn diese Unis hatten meist kein vergleichbares Programm).
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Türkisch ist eine schwierige Sprache und erfordert einiges Umdenken von einem/einer deutschen MuttersprachlerIn. Erasmus Studierende müssen einen Türkisch-Kurs belegen, für den es auch ECTS-Punkte gibt. Da dieser jedoch online stattfand und ich nicht der enthusiastischste Teilnehmer war, ist mein Türkisch auch jetzt noch sehr rudimentär. Jedoch konnte ich mein Englisch und vor allem mein akademisches Englisch während des Auslandsaufenthalt durchaus verbessern.
Wohn- und Lebenssituation
Die türkische Lira verfällt aktuell extrem im Wert. Was für die einheimische Bevölkerung ökonomisch sehr schwierrige Zeiten bedeutet, bedeutet als Austauschstudierende/r, dass das Leben in der Türkei momentan sehr günstig ist. Für eine Mahlzeit auf der Straße zahlt man umgerechnet nicht mehr als 2-3€. Meine Unterkunft habe ich auf AirBnB gefunden, da ich unbedingt mit Istanbuler/innen zusammen wohnen wollte. Jedem/Jeder, die weniger Lust auf Erasmus-Party-WGs hat, kann ich dies auch wirklich sehr ans Herz legen. Alternativ gibt es auch viele englischsprachige Facebookgruppen, in denen WG-Zimmer angeboten werden. Durch meine Mitbewohnerin habe ich Anschluss an einen Istanbuler Freundeskreis gefunden und ich bin mir sicher, dass diese Freundschaften auch in die Zukunft reichen werden. Unsere Wohnung war sehr komfortabel und groß, weshalb ich 300€ im Monat gezahlt habe (auf AirBnB war sie noch deutlich teurer). Es finden sich aber auch sehr viele Zimmer/Wohnungen in Istanbul für deutlich weniger Miete. Die meisten Erasmus Studierenden die ich kennengelernt habe, wohnten in Kadiköy auf der asiatischen Seite der Stadt, was ich auch sehr empfehlen kann.
Studienfach: Politik, Verwaltung und Organisation
Aufenthaltsdauer: 03/2021 - 07/2021
Gastuniversität: Marmara University Istanbul
Gastland: Türkei
Rückblick
Istanbul ist eine absolut unglaublich schöne Stadt und ich würde jedem/jeder ein Erasmus Semester vor Ort ans Herz legen. Die Organisation kann für das bürokratische deutsche Gemüt etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber in meiner Erfahrung hat letztendlich immer alles irgendwie geklappt. Man sollte sich schlichtweg nicht aus der Ruhe bringen lassen und sich auf die Vorgehensweisen vor Ort einstellen. Ich hatte eine großartige Zeit in der Türkei und würde diese immer und uneingeschränkt weiterempfehlen!