Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die Vorbereitungen meines Erasmus-Auslandsaufenthaltes an der Bahçeşehir Üniversitesi (BAU) in Istanbul haben, wenn ich mich recht erinnere, über ein Jahr vor Beginn des Aufenthalts angefangen. Es war auf jeden Fall super früh und ich war dazu gezwungen, mich mit etwas auseinanderzusetzen, was zeitlich und auch gedanklich noch sehr weit weg für mich war. Nach meiner erfolgreichen Bewerbung und meinem von der Universität Potsdam zugesicherten Platz an meiner Gastuniversität hat es dann ewig gedauert, bis auch von dieser die endgültige Bestätigung kam, dass alles funktioniert. Als diese dann kam, ging aber alles sehr schnell und ich musste nur wenige Unterlagen nachreichen. Sehr hilfreich waren die beiden Infoveranstaltungen des International Office der Uni Potsdam mit dem sehr engagierten und unglaublich freundlichen Team.
Studium an der Gastuniversität
Eigentlich studiere ich in Potsdam Psychologie im Master, konnte allerdings an meiner Gastuni (und das wusste ich schon vorher) nur Bachelor-Psychologiekurse belegen, da die Verträge zwischen den beiden Unis nur auf Bachelor-Level geschlossen wurden (jedenfalls als ich mein Auslandssemester angetreten habe). Für mich war das aber kein Hindernis, da ich mir von vornerein sowieso keine meiner Kurse anrechnen lassen wollte, da ich bis auf mein Nebenfach von 8 ECTS schon alle für meinen Master erforderlichen Kurse abgeschlossen hatte. Auch meine Masterarbeit wollte ich lieber in Deutschland schreiben, damit ich das Auslandssemester nicht am Schreibtisch verbringe! Ich habe mich dann etwas schlau gemacht und erkundigt, ob ich an der BAU nicht auch nicht-psychologische Kurse belegen kann, da ich dies als eine schöne Ergänzung zu meinem Profil und auch als eine anregende Abwechslung sah. Gesagt, getan! Ich konnte meine Kurse tatsächlich komplett frei wählen aus den Kursen, die Erasmus-Studierenden angeboten wurden und das waren eine ganze Menge. Es gab weiterhin auch die super praktische „Add und Drop Week“, bei der man sich, wie der Name schon sagt, doch nochmal von zuvor gewählten Kursen ab- und zu anderen Kurse anmelden konnte. Ich habe also sehr viele Kurse ausprobiert und überall einmal reingeschnuppert, nachdem ich mich dann für meinen endgültigen Stundenplan entschieden habe. Am Ende habe ich zwei Soziologie-, einen Physiotherapie-, einen Türkisch- und nur einen Psychologie- bzw. Counseling-Kurs belegt und war damit sehr glücklich. Das Studium an meiner Gastuniversität war für mich insgesamt nicht ganz so anspruchsvoll, da ich, wie bereits erwähnt, Bachelor-Kurse belegt habe, aber eigentlich bereits im Master studiere. Das kam mir aber zugute, da ich so umso mehr Zeit hatte Istanbul zu erkunden und zu reisen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Vor Unibeginn gab es auch an der BAU natürlich die berühmt-berüchtigte Einführungswoche für alle neuen Erasmus-Studierenden. Diese wurde von einer Gruppe an sogenannten „Buddies“ organisiert, die aus Studierenden der BAU bestand. Da die Buddies in einem ähnlichen Alter waren wie die meisten der Erasmus-Studierenden, entstanden schnell Freundschaften zwischen Buddies und Erasmus-Studierenden. Auch ich habe mich richtig gut mit einigen der Buddies verstanden und es gab viele Events, Partys und Möglichkeiten, sich gegenseitig kennenzulernen. Zusammen mit den Buddies haben wir aber auch Organisatorisches geklärt. Wir haben z.B. die Uni und ihre verschiedenen Campi besichtigt und unsere Kurse gewählt und uns zusammen um Visum und Krankenversicherung gekümmert. Auch Reisen wurden organisiert, auf denen noch mehr Partys stattfanden, aber auch viele Sehenswürdigkeiten abgeklappert wurden und denen, die wollten, wurden sogar Heißluftballon- oder Quadfahrten angeboten. Man hatte also sehr viele Gelegenheiten, die anderen Erasmus-Studierenden kennenzulernen und es haben sich schnell Freundesgruppen gebildet. Ich persönlich hatte schnell einen kleinen Kreis an Leuten, mit denen ich die meiste Zeit im Auslandssemester verbracht habe. Witzigerweise waren das nicht nur andere Erasmus-Studierende, sondern auch die besagten Buddies. Ich habe aber tatsächlich mit meiner Freundin, die zusammen mit mir in Istanbul war, die meiste Zeit verbracht.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Rund ein Jahr vor meinem Aufenthalt in der Türkei habe ich bereits angefangen Türkisch zu lernen. Dies habe ich an der FU Berlin getan und insgesamt 3 Kurse belegt (2 semesterbegleitende Kurse und einen Ferien-Intensivkurs). Ich hatte offiziell Level A2.1 und habe mich mit den Basics, also Vorstellen, Einkaufen, Bestellen im Café oder Restaurant, Shoppen und kleinen Smalltalks sehr sicher gefühlt. Bei mir hat es vor Ort dann aber leider am meisten an den Vokabeln gefehlt, da ich vor Istanbul zugegebenermaßen nie gerne Vokabeln gelernt habe, sondern mein Hauptaugenmerk auf Aussprache und Grammatik gelegt hatte. Was ich nicht bedacht hatte ist, dass es, wenn man vor Ort ist, eher weniger auf eine perfekte Grammatik oder Aussprache ankommt, sondern darauf, grob das was man sagen möchte benennen zu können. Es kommt also, so habe ich es jedenfalls wahrgenommen, eigentlich eher auf die Vokabeln an. Mein zweiter „Fehler“ war, dass ich in Istanbul nicht wirklich engagiert weitergelernt habe. Ich ging raus und verfolgte das Motto „man muss rausgehen, die Leute und die Stadt erleben, um Türkisch zu lernen, nicht ins Buch schauen! Dafür ist die Zeit hier zu knapp!“ Auch wenn das zu einem Teil stimmt, hätte ich zusätzlich durchaus in mein Türkischbuch schauen und neue Vokabeln lernen können! Ich habe mich während meines Aufenthaltes insgesamt natürlich verbessert, hätte aber definitiv mehr rausholen können und spreche jetzt leider nur etwas besser Türkisch als vor dem Auslandssemester.
Wohn- und Lebenssituation
Da ich mein Auslandssemester mit meiner Freundin geplant habe und wir auch gleichzeitig an zwei unterschiedlichen Unis in Istanbul angenommen wurden, war der Gedanke des Zusammenziehens nicht fern. Wir haben uns dann dazu entschieden, ein AirBnb für unsere Zeit vor Ort zu mieten, da es einfach die unkomplizierteste Möglichkeit war, eine Bleibe zu finden. Die Wohnungssituation in Istanbul ist aber generell nicht so schwierig und wir hätten auch eine Wohnung mieten können. Nicht zuletzt wegen der vorhandenen Möblierung haben wir uns dann aber für ein AirBnb entschieden. Wir haben früh gebucht, etwas verhandelt und hatten dann einen monatlichen Preis von 650 Euro für eine große, super zentrale AirBnb-Wohnung in Şişli, angrenzend an Nişantaşı.
Studienfach: Psychologie (M.Sc.)
Aufenthaltsdauer: 02/2022 - 07/2022
Gastuniversität: Bahçeşehir Üniversitesi
Gastland: Türkei
Rückblick
Rückblickend kann ich sagen, dass mein Auslandssemester eine der schönsten und wertvollsten Zeiten meines Lebens war. Ich habe es wirklich geliebt. Auslandssemester sind so eine großartige Möglichkeit andere Orte auf der Welt kennenzulernen, andere Kulturen zu erfahren, aber auch bieten sie die Möglichkeit, sich selbst nochmal ganz anders zu begegnen und aus der Komfortzone herauszukommen. Das, was mir am Auslandssemester am besten gefallen hat war, dass man so viele Möglichkeiten bekommen hat, sich persönlich weiterzuentwickeln. Man ist in einem ganz neuen Umfeld, lernt neue Leute kennen, macht neue Erfahrungen und ehe man sich versieht, findet man sich inmitten eines ganz anderen Lebens wieder, mit neuen Gedanken, neuen Perspektiven auf verschiedenste Dinge und neuen, lehrreichen Erkenntnissen. Bei so vielem neuem Input ist der ein oder andere Breakdown auf jeden Fall vorprogrammiert, aber man kommt, jedenfalls ging es mir so, in vielerlei Hinsicht als eine Weiterentwicklung seiner selbst zurück.