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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Die (mentale) Vorbereitung begann meiner Meinung nach mit der Idee, ein Auslandssemester zu begehen. Nach Recherche auf der Internetseite der Universität Potsdam, Unterredung mit Freunden und Familie und einiger Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, dass ich gerne ein Auslandssemester in der Türkei an der Bahçeşehir Universität machen würde. Anhand der Informationen des International Office (I.O.) der Universität Potsdam und der Gastuniversität zusammen mit der Hilfe derer Mitarbeiter konnte ich das Bewerbungsverfahren Stück für Stück umsetzen. Es galt viele Dinge zu beachten und ich musste des Öfteren das I.O. und relevante Dozenten besuchen oder anschreiben, aber alle Anforderungen waren Stück für Stück gut umsetzbar. An der Gastuniversität in Istanbul gab es ab und an Verzögerungen bei den Antworten aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten an der Universität. Deshalb kam die letztliche Zusage für meinen Aufenthalt von der Gastuniversität recht kurzfristig erst anderthalb Monate vor Beginn des Semesters. Mir wurde zuvor aber bereits schriftlich versichert, dass mein Platz gesichert sei.


Studienfach: Ernährungswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020

Gastuniversität:Bahçeşehir Üniversitesi

Gastland: Türkei

Studium an der Gastuniversität

Das Studium an der Bahçeşehir Universität hat mir gut gefallen. In der etwas chaotischen Einführungswoche sollten sich alle Studierenden mit Anleitung für ihre Kurse registrieren und eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, was bei sehr vielen Leuten mit Schwierigkeiten verbunden war. Auch wenn diese Schwierigkeiten etwas nervig waren, ließen sie sich nach und nach, auch mit Hilfe der Verwaltungsmitarbeiter und der Betreuer, lösen und die damit verbundenen negativen Gefühl waren schnell wieder vergessen.  Ich habe Vorlesungen in den Fächern Biotechnologie, Philosophische Anthropologie, Soziologie, Ernährungsbildung und –beratung und Ernährung von Mutter und Kind besucht. Vier von den fünf Fächern habe ich freiwillig aus eigenem Interesse besucht, etwas, was ich zuvor in meinem Studienleben noch nie getan habe, was mir aber sehr gut gefallen hat.
Die Lehrmethoden haben mich sehr an meine Schulzeit erinnert: Das Dozierende-Studierende-Verhältnis glich eher einem Lehrer-Schüler-Verhältnis. Es wurde Vorbereitung und Mitarbeit erwartet und die Dozenten haben sich Mühe gegeben die (zugegebenermaßen für deutsche Verhältnisse einfachen) Inhalte so zu erklären, dass sie jeder Studierende versteht. Dementsprechend konnte ich den Vorlesungen gut folgen und habe das erste Mal in meinem Studium das Gefühl gehabt, in allen Fächern wirklich alles verstanden zu haben. Ich habe nur wenige Male in der Bibliothek gelernt, da diese viel zu klein und schlecht ausgestattet war. Wenn die empfohlene Literatur überhaupt vorhanden war, dann nur mit einer oder sehr wenigen Ausgaben; zudem war das von der Universität bereitgestellte WLAN dauerhaft überlastet. Vor den Zwischen- und den Abschlussprüfungen haben die Dozenten, auch ähnlich wie in der Schule, noch einmal die relevanten Themen genannt und teilweise hilfreiche Hinweise gegeben. Insgesamt bin ich mit sehr zufriedenstellenden Noten aus diesem Semester hinausgegangen.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Die Bahçeşehir Universität ist eine internationale Universität, es studier(t)en also neben den Erasmus-Studierenden auch viele Studierende aus Nicht-Erasmus-Mitgliedsländern dort. Ich hatte das Gefühl, dass die Internationalen Studierenden ein wenig offener für neue Kontakte waren als Studierende aus der Türkei. Am meisten Zeit außerhalb der Uni habe ich letztlich mit Erasmus-Studierenden und meiner Mitbewohnerin, wenn man sie so nennen will, einer Einheimischen, verbracht. Meine Mitbewohnerin konnte mir als Bürgerin der Türkei die eine oder andere kulturelle Gepflogenheit erklären oder mir bei Alltagsproblemen helfen. Mit ihr und ein paar neuen Bekanntschaften werde ich hoffentlich noch länger in Kontakt bleiben.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Nach Absolvierung des „Turkish Survival Course“ in der ersten Woche habe ich meine Türkischkenntnisse nur noch sehr sporadisch ausgebaut – leider! Denn spätestens beim Besuch der Familie meiner Mitbewohnerin wäre es sehr schön gewesen, mehr als „danke“ und „bitte“ sagen zu können. Denn durch Sprachkenntnisse drückt man, meiner Meinung nach, auch sein Interesse an Land und Kultur aus, was die Gastgeberseite freuen könnte. Mit hätte es genützt, zumindest einen Teil der Gespräche nachvollziehen zu können.  Wenn auch mein Türkisch äußerst dürftig blieb, so konnte ich doch immerhin meinen Englischwortschatz ausbauen. Hauptsächlich durch Lesen englischsprachiger Literatur, aber auch durch den Austausch mit internationalen Studierenden. Meine Grammatik hat sich hingegen nicht verbessert, gefühlt aber etwas stabilisiert.

Wohn- und Lebenssituation

Meine Unterkunft habe ich durch die Hilfe einer türkischen Freundin über Facebook ungefähr anderthalb Monate vor meiner Ankunft in Istanbul gefunden. Nach einem Sykpegespräch sagte mir meine damals zukünftige Mitbewohnerin die Wohnung mündlich zu. Es war ein glücklicher Zufall, dass sie an der gleichen Universität studierte.  Meine Wohnung lag in einem für Studierende eher untypischen Stadtteil namens Üsküdar und sehr nah an der Metro-, Bus-, Taxi- und Fährstation, die mich auch mit der europäischen Seite Istanbuls verband, wo die Bahçeşehir Universität liegt. Istanbul ist gut über öffentliche Verkehrsmittel vernetzt, nachts (zwischen 1 und 6) sind sie allerdings im Normalfall nicht in Betrieb. Taxis und Sammeltaxis sind jedoch auch nachts in Betrieb und sind viel günstiger als in Deutschland, ebenso wie der öffentliche Nahverkehr. Durch Vergleich mit vielen anderen stellte ich fest, dass meine Kaltmiete mit umgerechnet ca 120 Euro pro Monat (700 TL) auch für Istanbulverhältnisse ziemlich günstig ist. Die Wohnung ist dafür natürlich nicht besonders groß, aber allemal ausreichend: 2er-WG, ein Wohzimmer, eine kleine Küche mit Gasherd und kleinem Ofen, ein Flur und ein kleines Badezimmer. Miete und Nebenkosten (ca 120 TL pro Monat) habe ich immer in bar an meine Mitbewohnerin bezahlt, die alle Kostenkalkulationen offengelegt hat. Istanbul ist vergleichsweise eine teure Stadt, für deutsche Verhältnisse aber noch immer etwas günstiger. Beispielsweise ist es möglich eine Mahlzeit für 1,50 Euro zu erstehen und 1 kg Tomaten kostet im günstigen Fall 0,9 Euro. Auch Klamotten sind hier im Standardfall günstiger. Leider kann ich nicht behaupten, dass ich sehr viel weniger Geld für meinen Lebensunterhalt ausgegeben hätte als in Deutschland; vermutlich habe ich zu häufig gedacht, dass alles ja so günstig ist.
Es gibt überall Bankautomaten und Banken, wo je nach Konto mehr oder weniger Gebühren beim Abheben anfallen. In fast allen Geschäften ist es möglich mit Karte zu bezahlen, was ich für die sinnvollste Art der Bezahlung halte. Es gab aber auch Kommilitonen, die in Wechselstuben ihre Euros getauscht haben.
Bevor ich ausgereist bin, habe ich eine Krankenversicherung abgeschlossen. Ich kann empfehlen, von der Krankenversicherung eine international gültige Bestätigung aushändigen zu lassen, da diese für die Aufenthaltsgenehmigung gebraucht wurde. Da ich diese nicht hatte, musste ich vor Ort nochmals eine ganz einfache für mich überflüssige türkische Krankenversicherung abschließen. Die Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung war etwas umständlich und meiner Meinung nach nur durch die Hilfe der uns zugewiesenen Betreuer möglich. Der damit verbundene „Stress“ war aber schnell wieder vergessen.

Studienfach: Ernährungswissenschaft

Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020

Gastuniversität:Bahçeşehir Üniversitesi

Gastland: Türkei


Rückblick

Rückblickend hat mir das Auslandssemester hier persönlich gutgetan. So wie das immer bei einem Perspektivenwechsel ist, habe ich mich mit neuen Themen beschäftigt und meine bisherigen Ansichten (z. B. meiner persönlichen Werte) reflektiert. Ich habe Einblicke in eine neue Kultur erhalten, vor allem durch den Kontakt zu meiner Mitbewohnerin. Ich muss gestehen, dass ich mich vorher noch nie wirklich mit der Geschichte und kulturellen Eigenschaften der Türkei auseinandergesetzt habe, trotz der Berührungspunkte zwischen der Türkei und Deutschland. Ich empfehle bei einem Auslandsaufenthalt mit einer Bürgerin / einem Bürger des jeweiligen Landes zusammenzuwohnen. Außerdem empfehle ich, auch Kurse außerhalb des eigenen Fachbereichs zu wählen und nicht unbedingt Kurse zu belegen, bei denen eine sehr akkurate Lehre wichtig ist oder die eine hohe Priorität haben. Das Lehrniveau ist etwas niedriger als an der Universität Potsdam.

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