Auslandssemester an der Univerzita Karlova
Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mich für Prag vor allem wegen des umfangreichen Angebots von Lehrveranstaltungen in englischer Sprache entschieden. Anhand der Liste der kooperierenden Universitäten habe ich eine Vorauswahl getroffen und mich dann für die Univerzita Karlova entschieden. Es ist ratsam sich ausreichend früh darüber Gedanken zu machen, wo man hin möchte, um Sprachnachweise erbringen zu können.
Die Bewerbung an der Universität verlief ohne größere Schwierigkeiten. Bei der Bewerbung muss man schon angeben, welche Kurse man während des Auslandssemesters belegen möchte. An dieser Stelle kann man ohne weiteres auch Masterkurse angeben, von denen es deutlich mehr in englischer Sprache gibt. Ich konnte schließlich alle Kurse, die ich ein Jahr zuvor angegeben hatte auch belegen.
Wichtig: Das Learning Agreement der Univerzita Karlova wird wegen des Formats nicht vom International Office in Potsdam anerkannt. Deswegen muss man es zweimal ausfüllen. Einmal in der Variante der Prager und einmal in der Variante der Potsdamer Universität.
Grundsätzlich kann ich empfehlen alle Dokumente per Post und per Mail nach Prag zu schicken. Weil mein zweiter Brief in der Post hängen geblieben ist, sind ein paar meiner Dokumente nicht fristgerecht angekommen. Nachdem ich in Prag angerufen hatte, durfte ich sie jedoch ohne Weiteres per Mail nachreichen.
Die Bestätigung, dass ich angenommen wurde, kam allerdings recht spät. Erst einen Monat vor der Ausreise hatte ich eine schriftliche Bestätigung von der Universität in Prag erhalten.
Studium an der Gastuniversität
Das Studium in Prag war sehr angenehm. Alle Kurse, die ich belegt habe, fanden in Seminaren mit bis zu 30 Teilnehmenden statt. An den meisten Seminaren nahmen aber nur bis zu 20 Personen teil. Grundsätzlich findet man interessante Themen eher bei den Masterkursen. Die Dozent*innen waren alle engagiert und kompetent.
Bei der Belegung der Module gilt in Prag das „first-come, first-serve Prinzip“, wobei die einheimischen Studierenden schon eine Woche vor den Austauschstudierenden Plätze belegen dürfen. Es lohnt sich daher so schnell wie möglich nach den Einführungsveranstaltungen seine Kurse zu belegen. Viele der Dozent*innen waren auch bereit das Kontingent zu erweitern, wenn man sie persönlich gefragt hat, ob man noch am Kurs teilnehmen darf.
Die Betreuung durch das International Office vor Ort und den International Club der Studierenden ist gut. Insbesondere das International Office ist immer ansprechbar und antwortet in der Regel sehr schnell.
Die Gebäude der Univerzita Karlova sind über die ganze Stadt verteilt. Kurse für die Bereiche Soziologie und Politikwissenschaft werden fast alle in Jenonice, einem Standort etwas weiter außerhalb abgehalten. Aus dem Stadtzentrum braucht man ca. 20 Minuten mit der U-Bahn. Die Universität ist gut mit Räumen und Technik ausgestattet. Lediglich die Bibliotheken in den einzelnen Standorten sind nicht sehr schön. Hier lohnt es sich sehr die Bibliothek der Technischen Universität oder die Bibliothek der tschechischen Akademie der Wissenschaften zu besuchen.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Obwohl ich am Buddyprogramm teilgenommen habe und zwei tschechische Mitbewohner hatte, hatte ich insgesamt nur sehr wenig Kontakt zu einheimischen Studierenden, der über die gemeinsame Teilnahme an Seminaren in der Uni hinausging. Das lag zum einen daran, dass in den meisten englischsprachigen Kursen vor allem andere ausländische Studierende sind und zum anderen, dass ich durch die Aktivitäten des International Clubs sehr schnell Anschluss an andere Austauschstudierende gefunden habe.
Dass ich nur wenige tschechische Freunde finden konnte, liegt aber auf keinen Fall an der Verschlossenheit der tschechischen Mitstudierenden, die ich immer als offen und freundlich wahrgenommen habe.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
An meinem Englischniveau hat sich während des Auslandsaufenthalts nicht wirklich etwas geändert. Da ich bereits vor dem Semester gut englisch sprechen und schreiben konnte, hatte ich auch nicht mehr soviel Potential, um mich merklich zu verbessern.
Bereits im Semester vor der Ausreise und während meines Aufenthalts in Prag habe ich einen Anfängerkurs für tschechisch gemacht. Ich habe die Sprache als sehr schwer zu erlernen empfunden. Und auch wenn ich bis zum Schluss nur wenige Sätze sprechen konnte, habe ich es doch als sehr bereichernd empfunden im Alltag zumindest ein bisschen mehr zu verstehen.
Wohn- und Lebenssituation
Während man sich bewirbt, muss man angeben, ob man einen Platz im Studierendenwohnheim in Anspruch nehmen möchte. Die Wohnheimplätze sind zwar sehr günstig (ca. 150€/ Monat), haben allerdings auch recht niedrige Standards. Die Universität weißt darauf hin, dass, wenn man einmal einen Wohnheimplatz in Anspruch genommen hat, man diesen auch für das ganze Semester behalten müsste. Tatsächlich sind aber viele meiner Komiliton*innen noch nach der Ankunft aus dem Wohnheim ausgezogen, ohne dass das Probleme bereitet hätte.
Ich hatte mir von Anfang an ein Zimmer außerhalb des Wohnheims gesucht. Die Wohnungssuche in Prag funktioniert am Besten über Facebook. Die besten Angebote habe ich erhalten, nachdem ich in mehrere Facebookgruppen ein Gesuch gepostet hatte. Die meisten Angebote liegen so bei um 300€/ Monat. Mein Zimmer, das recht klein war, hat 270€/ Monat gekostet und lag gut angebunden nicht mehr ganz in der Innenstadt.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Prag sind sehr gut ausgebaut und günstig. Ein Ticket für Studierende unter 26 Jahren kostet für 5 Monate etwa 50€. Dafür ist die Stadt eigentlich nicht mit dem Fahrrad zu befahren. Es gibt viele Hügel, Kopfsteinpflaster, Straßenbahnschienen in den Fahrbahnen und so gut wie keine Radwege. Zusätzlich sind auch die Prager Autofahrenden recht unwirsch im Umgang mit Fahrradfahrenden.
Vor und während meines Aufenthalts hatte ich keine zusätzliche Krankenversicherung abgeschlossen. Es ist wichtig, sich nach der Ankunft vor Ort bei einer Krankenversicherung zu registrieren, damit Kosten für einen Arztbesuch abgewickelt werden können. Wie das funktioniert, wird einem allerdings auch noch einmal ausführlich vom Intenational Office in Prag nach der Ankunft erklärt.
Die Lebenserhaltungskosten sind, wenn auch nicht viel, grundsätzlich etwas niedriger als in Potsdam oder Berlin.
Studienfach: Politik, Verwaltung und Organisation
Aufenthaltsdauer: 02/2018 – 06/2018
Gastuniversität: Karls Universität Prag
Gastland:Tschechien
Rückblick
Rückblickend war es eine sehr gute Entscheidung keinen Platz im Studierendenwohnheim anzunehmen. Zum Einen liegen die Wohnheime recht weit außerhalb der Stadt und zum anderen sind die Bedingungen in den Wohnheimen nicht gut. Es ist realistisch ein Zimmer für 300 Euro/ Monat zu bekommen. Zudem ist es ratsam den Mietvertrag erst vor Ort abzuschließen. Eine Kommilitonin, die bereits im Vorhinein einen Vertrag unterschrieben hatte, war sehr unzufrieden, weil das Zimmer nicht dem Entsprach, wie es geschildert wurde.