Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
¡Murcia qué hermosa eres!
Die Aufnahme und die Vorbereitungen verliefen problemlos und unkompliziert über das International Office und das Institut für Romanistik der Universität Potsdam.
Ich hatte schon vor meiner Ankunft meinem Tutor in Spanien geschrieben und somit bereits viele Vorabinformationen erhalten. Die Bewerbungsunterlagen für die Gasthochschule bestanden aus sehr wenigen Unterlagen, sodass alles glatt verlief.
Studium an der Gastuniversität
Das Learning Agreement hatte ich schon im Vorfeld organisiert, jedoch musste ich alle Kurse vor Ort nochmal ändern, da die geplanten Kurse nicht stattgefunden haben. Aber mein Tutor hat mir bei der Auswahl geholfen, sodass es keine Schwierigkeiten gab.Leider gibt es in Spanien kaum Organisation und Struktur, sodass man die ersten Wochen von einem Kurs zum anderen rennen muss und Kursausfälle oder Änderungen nicht mitbekommt.
Ich habe an der „Facultad de Letras“ studiert, das sich im Stadtzentrum im Campus „La Merced“ befindet. Es herrschte ein sehr angenehmes Klima in der Universität, die Studenten und Studentinnen waren alle sehr offen und hilfsbereit. Über die Lernplattform „Aula Virtual“ wurden alle Lernmaterialien, sowie Leistungen und Noten organisiert und bekannt gegeben.
Die Universität verfügte über ein bis drei Computerräume, ansonsten gab es viele studentenfreundliche Cafés, wo man stundenlang sitzen konnte.Am „La Merced“ gab es verglichen mit der Universität Potsdam eine „kleine“ Bibliothek und eine große in der Nähe des Campus „Espinardo“. An den Wochenenden blieben die Bibliotheken geschlossen, sodass man anderweitig lernen musste. Aber während der Prüfungsphase, stellte die Uni mehrere Kursräume beinahe 24 Stunden zur Verfügung.
Es war wirklich interessant mitzuerleben, wie man um 22 Uhr nachts bis 5 Uhr morgens in der Uni bleibt und lernt. Da es am Anfang unorganisiert war, neigte man dazu, die Klausuren am Ende zu unterschätzen, was leider nicht der Fall gewesen ist. Schon während des Semesters gab es die sogenannten „Prácticas“, die aus Hausaufgaben, Vorträgen oder sogar aus Hausarbeiten bestünden und die einen Teil der Gesamtnote ausmachten.
Alle Bachelorkurse fanden mehrmals pro Woche statt. Obwohl ich im Master bin, habe ich auch Bachelorseminare belegt, um die 30 ECTS zu erreichen und da ich erst spät erfahren habe, dass die Masterkurse nur eine Woche lang in Blöcken stattfinden, hatte ich noch drei weitere Masterkurse zu den vier Bachelorkursen belegt. Es war daher besonders aufwendig und stressig für mich, sowie die Klausuren, die meist aus mehreren Seiten und gemischten Fragen bestanden haben.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Durch das Erasmus Social Network (ESN) Murcia, konnte ich andere international Studierende kennen lernen und an vielen Ausflügen teilnehmen wie z. B. die Alhambra in Granada besuchen oder zum Strand fahren. Aber ich wollte ja nicht unbedingt meine Englischkenntnisse verbessern oder weiterhin deutsch sprechen, denn das passiert ja immer, wenn man mit anderen Erasmus-Studis unterwegs ist. Obwohl es immer wieder heißt, dass die Menschen im Süden besonders offen sind, war es zunächst nicht ganz so einfach Kontakt zu den Einheimischen aufzubauen. Dann fiel mir aber die Idee ein, an der Pinnwand der Uni eine Anzeige für einen Tandempartner aufzugeben und zu meiner Überraschung meldeten sich schon innerhalb von zwei Wochen zehn Studenten und sogar noch einen Monat vor meiner Rückkehr meldeten sich noch drei weitere. Da ich schon seit zwei Jahren erfolglos auf der Datenbank meiner Heimatuniversität auf der Suche nach einem Tandempartner bin, erstaunte mich die hohe Nachfrage auf meine kleine, bescheidene, handgeschriebene Anzeige. Die Studenten, die ich kennenlernte, waren alle sehr freundlich und interessant und einige wollten eben als Austausch Deutsch lernen bzw. ihre Kenntnisse verbessern oder einfach nur jemand neues kennenlernen. Generell waren die Menschen in Murcia sehr gastfreundlich, herzlich und gutgelaunt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
In Murcia spricht man einen interessanten Dialekt: das auslautende /S/ oder auch inmitten eines Wortes wird behaucht oder komplett verstummt, sowie das /d/ und viele Vokale werden daher besonders betont. Auch hört man oft das Wörtchen „Acho“, das eine Abkürzung von „muchacho“ ist. Meine Sprachkompetenz vor dem Auslandsaufenthalt befand sich auf B2-Niveau. Jetzt nach dem Aufenthalt, habe ich mich weiter verbessert und viele Sätze und Sprichwörter gelernt, die man eben nur in bestimmten Regionen außerhalb eines Unterrichtsraumes erlernen kann. Zudem habe ich mir auch noch den murcianischen Dialekt angewöhnt und verstehe das Standardspanisch umso besser.
Wohn- und Lebenssituation
So wie ich es selbst aus vorherigen Erfahrungsberichten gelesen hatte, habe ich direkt vor Ort nach einer Unterkunft gesucht, nachdem ich mehrmals von den Studentenwohnheimen abgelehnt wurde, da diese ihre Kapazität nur auf Studenten auslegen, die mindestens ein Jahr in Murcia bleiben. Sogar noch am ersten Tag, habe ich in einem der Studentenwohnheime nochmals nachgefragt, wurde aber abgelehnt. Die ersten fünf Tage habe ich in einem Hotel gewohnt und bin dann von dort auf WG-Zimmersuche gegangen. Auf der Internetseite www.pisocompartido.com habe ich mich angemeldet und auch über Facebook habe ich nach einem Zimmer gesucht, sowie eine Wohnungsanzeige an einer Straßenlaterne in Murcia entdeckt. Das dritte Zimmer, das ich innerhalb von drei Tagen besichtigt habe, habe ich dann auch genommen. Es lag gegenüber von der Kathedrale am Plaza Cetina 6, das eben schon das große Highlight der ganzen Stadt ist und somit brauchte ich auch nur fünf Minuten zur Uni, zur Bank, zu den Supermärkten und zu einigen Bars. Aus den anderen Erfahrungsberichten hatte ich erfahren, dass die Zimmer höchstens 250,00 € kosten würden, jedoch habe ich 350,00 € bezahlt.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass das mit der perfekten Lage und der Zeit (September ist Hochkonjunktur für Zimmersuche in Murcia) zusammenhing. Außerdem verlangte die Hausverwaltung auch noch eine weitere Gebühr zusätzlich zur Kaution, die mich nochmals 350,00 € kostete. Gerade wenn man zu Beginn des Semesters ein Zimmer sucht, wird es besonders teuer, da die Nachfrage logischerweise sehr hoch ist und alle internationalen Studierenden im selben Monat ankommen.
Ich habe in Sachen Unterkunft leider etwas Pech gehabt, da ich mit zwei sehr unsympathischen und lauten Italienerinnen zusammengelebt habe, die mir leider auch sprachlich keine Vorteile gebracht haben. Dann musste ich auch noch in meinem letzten Monat die Wohnung wechseln, da die beiden früher gegangen sind und die restlichen Zimmer nicht längerfristig untervermietet werden konnten, solange ich da noch wohnte. In meinem neuen Zimmer hatte ich mehr Glück: die Lage war immer noch dieselbe, also im Zentrum und meine Mitbewohnerinnen waren auch noch Spanierinnen und mein Mitbewohner ein netter und ruhiger amerikanischer Student.
Rückblickend würde ich zukünftigen Studis empfehlen, sich die Kontaktdaten der Wohnungseigentümer von ehemaligen Studis geben zu lassen, um zu hohe Preise oder sogar Betrug zu vermeiden. Auf Facebook gibt es viele Gruppen alleine nur für die Wohnungssuche,wo auch viele Betrüger oder Wohnungen in schrecklichen Zuständen gemeldet werden. Auch sollte man so früh wie möglich mit der Wohnungssuche beginnen, also schon von zu Hause aus und aus eigener Erfahrung empfehle ich, nicht zu hohe Erwartungen zu haben, da die meisten Wohnungen im Zentrum sehr alt sind und die wenigen modernen sofort weg sind. Das wichtigste Augenmerk sollte man auf Warmwasser und die Heizung bzw. Klimaanlage legen, da es im Winter in Murcia in den Wohnungen kälter ist als draußen.
Die Stadt ist mit Bussen und einer Tranvía (ähnlich wie eine Straßenbahn) gut ausgestattet, jedoch ist beinahe alles zu Fuß erreichbar, lediglich die zwei Einkaufscenter „Thader“ und „Nueva Condomina“ kann man nur mit Auto, mit Bus oder der Tranvía erreichen. Auch im Zentrum gibt es das „Corte Inglés“, ein Luxuskaufhaus, ähnelt dem Galeria Kaufhof, und andere kleinere Läden. Außerdem gibt es viele Tapas-Bars, Cafés und Restaurants an jeder Ecke, die auch noch sehr günstig sind, sogar noch viel günstiger als in Berlin oder Potsdam. Die Lebenshaltungskosten sind hier sogar geringer, da Murcia auch viele Angebote für Studis bereithält und die Preise in den Supermärkten gering ausfallen.Was Freizeit und Fiestas angehen, ist Murcia mehr als empfehlenswert: ab mittwochs oder sogar schon dienstags kann man in den Clubs feiern gehen, insbesondere die Erasmus-Disco „Badulake“ bietet zudem günstige alkoholische Getränke und bestimmte Mottos wöchentlich an. Im Allgemeinen ist das Nachtleben dort voller Überraschungen. Murcia ist nach meinem Geschmack keine große aber auch keine besonders kleine Stadt, obwohl man fast alles zu Fuß erreichen kann, wird es nie langweilig und schon gar nicht, wenn man sich die benachbarten Städte anschaut und die Menschen kennenlernt.
Studienfach: Französisch & Spanisch Lehramt
Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020
Gastuniversität:Universidad de Murcia
Gastland:Spanien
Rückblick
Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieser Aufenthalt zu einer meiner besten Erlebnisse gehört, trotz einiger Schwierigkeiten mit den Mitbewohnerinnen der ersten Wohnung. Meine erste Wahl war Sevilla, dann Murcia und als drittes Madrid, aber zu jener Zeit wusste ich noch nicht, dass ich mich in diese sonnige wundervolle Stadt mit den sympathischen, herzlichen und schönen Menschen verlieben würde. Murcia ist eine Stadt, die nie schläft, voller junger attraktiver Menschen, die das Leben genießen. Die Menschen, genau die machen die Stadt zu etwas Besonderem, sowie ein Murcianer beim Abschied zu mir sagte:
„las ciudades las hace la gente“.