Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
In meinem Studiengang in der Uni Potsdam ist es vorgesehen, dass man ein Auslandssemester oder Praktikum absolviert. Daher habe ich mich zunächst über die Webseite der Uni Potsdam darüber informiert, welcheLänder-Optionen es gibt und wie der Bewerbungsprozess für das Erasmus- Programm abläuft. Danach habe die nötigen Unterlagen gesammelt undeingereicht. Natürlich habe ich mich zeitgleich auf der Webseite meiner Gastuniversität informiert. Außerdem ist es sehr ratsam, auf dieInfoveranstaltungen des International Office zu gehen, da dort viele Fragen geklärt werden. Bis meine Gastuniversität sich gemeldet hatte, dauerte es eine ganzeWeile, was aber normal ist, da die Semester in anderen europäischen Ländern teilweise später anfangen.Die Bewerbung an der URJC empfand ich teilweise als etwas kompliziert, da die Webseite, wo man diverse Dokumente hochladen musste, etwas unübersichtlich war. Jedoch ist die Bearbeitungszeit, etwa bei derVerifizierung von Dokumenten durch das International Office an der URJC, schnell und so hatte ich keine größeren Probleme.
Schließlich konnte ich mir meinen Stundenplan erstellen. Hier sind die Kursbeschreibungen in den sogenannten Guías Docentes, vergleichbar mit einem Syllabus, hilfreich, denn dort sind Inhalte und die Art der Prüfungnäher erläutert. Auffällig war, dass die Kurse, je nach Studiengang zeitlich entweder früh oder spät stattfinden. Bei meinem Studiengang fanden die Module später statt, sodass ich Kurse von 15-21Uhr hatte. Entsprechend hat man keinen all zu großen Spielraum beim gestalten des Stundenplans.
www.uni-potsdam.de/de/international/outgoing/studium/erasmus.htmlhttps://gestion3.urjc.es/guiasdocentes/
Studium an der Gastuniversität
Ich habe am Campus Fuenlabrada studiert. Dieser liegt relativ weit südlich vom Zentrum Madrids, ist aber dank der guten Verkehrsanbindung mit der Bahn und der Metro problemlos erreichbar. Der Campus Fuenlabrada ist
groß, aber übersichtlich gestaltet und verfügt neben den drei Lehrgebäuden, mit diversen Seminarräumen, über eine Bibliothek, eine Druckerei, eine Cafeteria mit gutem Kaffee und ein kleines Stadion.
Das Studium an der URJC war insgesamt gut, auch wenn ich Schwierigkeiten mit der Sprache hatte. Mit einem B1 Niveau stellte sich für mich heraus, dass das Verstehen von Texten zwar recht gut klappt, es aber sehr schwer ist, den Dozenten oder Diskussionen zu folgen und selber aktiv teilzunehmen. So war ich eher ein stiller Zuhörer, aber ich habe dennoch ein Gefühl für die gesprochene Sprache entwicklen können. In den ersten Wochen hatte ich Zeit, um mir unterschiedliche Module anzusehen, um eventuelle Änderungen an meinem Learning Agreement vorzunehmen. Die Module unterscheiden sich insofern von denen in der Uni Potsdam, als das unterschiedliche Leistungen erbracht werden müssen. Im Gegensatz zur Hausarbeit als Abschluss eines Moduls ist es üblich, pro Semester zwei Klausuren zu schreiben, wobei die erste Klausur etwa 2-3 Themen behandelt und die Zweite die restlichen 5-6. Alternativ musste ich in einem anderen Kurs insgesamt drei Essays schreiben. Es lohnt sich also, sich rechtzeitig zu informieren, welche Prüfungsart kommen wird. Insgesamt waren die Dozenten sehr freundlich und hilfsbereit gegenüber den Erasmus-Studenten und berücksichtigen beispielsweise die Sprachdefizite indem sie einem mehr Zeit geben. Die Organisation an der URJC ist jedoch teils etwas schwierig. So gibt es die sogenannte Aula Virtual, was einer Art Mischung aus Moodle und Puls ähnelt. Hier können Dozenten ihre Materialien hochladen, Ankündigungen machen und auch Noten veröffentlichen. Jedoch tun dies zum einen nicht alle Dozenten und zum anderen werden dort auch nicht immer alle Informationen veröffentlicht. Deshalb sollte man entweder immer den Dozent befragen oder Kontakt zu einheimischen Studierenden suchen, um keine Infos zu verpassen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Es ist mir leider sehr schwer gefallen, Kontakt mit einheimischen Studierenden zu knüpfen, da diese sich alle bereits untereinander kannten. So gab es meist die Trennung in Einheimische- und Erasmus-Studenten.
Ich habe in der URJC hauptsächlich Kontakt mit anderen deutschen Studenten knüpfen können. Weitaus mehr Menschen aus unterschiedlichen Nationen habe ich außerhalb kennengelernt. Hilfreich waren dabei unter anderem die von der URJC initiierten Programmpunkte für Erasmus-Studenten. In der Einführungsveranstaltung an der URJC wird das dortige ESN vorgestellt. Dieses Erasmus Student Network bietet eine Reihe von Veranstaltungen, etwa Pub Crawls, Wochenendtrips und so weiter an. Von den Angeboten habe ich einige wahrgenommen und muss sagen, dass das eine hervorragende Möglichkeit darstellt, um neue Leute kennenzulernen.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Da mein gesamtes Studium auf Spanisch war, musste ich mir vor Antritt des Auslandssemesters ein Niveau von B1 bescheinigen lassen. Ich war zu diesem Zeitpunkt kurz davor meinen zweiten Spanisch-Sprachkurs an der
Uni abzuschließen. Mein Niveau lag zu diesem Zeitpunkt etwa zwischen A2 und B1. Der Sprachkurs hat mir eine sehr gute Basis gegeben, jedoch lag der Fokus, wegen der schriftlichen Abschlussklausur, auf Grammatik und dem Verfassen von Texten. Daher war ich in diesen Bereichen recht gut, hatte dafür aber Defizite im Sprechen und Hörverstehen. Ich muss leider sagen, dass ich während meines Auslandssemesters meine Defizite nur teilweise verbessern konnte. Im Hörverstehen habe ich eine positive Entwicklung feststellen können, da man der Sprache dauerhaft ausgesetzt ist und somit etwa die einzelnen Wörter klarer heraushören kann. Hinsichtlich des Sprechens habe ich keine großen Fortschritte machen können, da ich nicht wirklich mit spanischsprachigen Studenten Kontakt hatte, sondern aus diversen anderen Ländern, mit denen ich dann hauptsächlich Englisch gesprochen habe. Dennoch habe ich die Sprache ab und an geübt, etwa beim Bestellen in Cafes, im Museum oder generell wenn ich eine Auskunft brauchte. Im Bezug auf mein Textverständnis habe ich mich noch einmal stark verbessert, sodass ich mein erstes Buch komplett auf Spanisch lesen konnte.
Wohn- und Lebenssituation
Vor meiner Anreise habe ich über diverse Webseiten nach Wohnungen gesucht. Letztlich habe ich über Idealista ein Zimmer in einem Wohnung, für 350€ zuzüglich Nebenkosten, gefunden. Den Vertrag habe ich bereits vor der Ankunft abgeschlossen, jedoch kann man alternativ auch vor Ort nach Wohnungen suchen. Ich war insgesamt mit der Wohn- und Lebenssituation zufrieden. Meine Wohnung befand sich zwar etwas außerhalb, da ich einen langen Anfahrtsweg zur Universität vermeiden wollte, jedoch ist die Verkehrsanbindung zum Zentrum mit der Bahn hervorragend und nach Mitternacht fahren die Nachtbusse. Obwohl die Nachtbusse sehr zuverlässig sind, kann ich das nicht über die Busse sagen, die tagsüber fahren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man entweder viel Zeit mitbringen sollte, oder auf Metro und Bahn umsteigen sollte. Ich rate definitiv dazu, möglichst schnell nach der Ankunft in Madrid einen Termin für die Erstellung einer Monatskarte zu vereinbaren. Das ist an diversen Metrostationen in einem Büro möglich und geht relativ schnell. Das Ticket ermöglicht es einem, in ganz Madrid, samt Außenbezirke, für nur 20€ im Monat die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.
Gewöhnungsbedürftig war für mich, dass ich das Leitungswasser nicht trinken konnte, da es sehr chlorhaltig schmeckt. Dafür habe ich dann Wasserflasche im Supermarkt kaufen müssen, wobei man sagen muss, dass es leider kein Pfandsystem gibt. Das Einkaufen ist vergleichsweise recht preiswert, wobei es hier auch auf den jeweiligen Supermarkt ankommt. Ich habe hauptsächlich im Mercadona eingekauft, denn dort sind die Preise gut und die Auswahl groß. Auffällig war für mich, das es keine Drogeriemärkte, wie etwa Rossmann, gibt. Dafür gibt es im Mercadona alle notwendigen kosmetischen Produkte.
Hinsichtlich kultureller Angebote ist Madrid fantastisch. Madrid ist zwar eine große Stadt, doch kann man sehr viel erlaufen und entdeckt immer wieder etwas neues. Neben dem Puerta del Sol und der Gran Vía, sind der Königspalast und der Parque del Buen Retiro definitiv gute Anlaufstellen, um die Vielseitigkeit der Stadt kennenzulernen. Neben den vielen Parks, gibt es auch diverse Museen, die sehr sehenswürdig sind. Meine Favoriten waren dabei das Prado Museum und das Museum der Geschichte Madrids. Beide kann man als Student kostenlos besichtigen. Der historische Markt El Rastro, der jeden Sonntag stattfindet, ist ebenfalls einen oder mehrere Besuche wert. Ebenso die unzähligen Cafés und Tapas Bars, die man in der ganzen Stadt findet. Außerhalb von Madrid sollte man Toledo und Segovia besuchen, da diese historischen Städte ein perfektes Ziel für einen Tagesausflug darstellen.
www.idealista.com/de/
www.metromadrid.es/en/travel-in-the-metro/card-types
www.esmadrid.com/de/top-10-madrid-de
Studienfach: Politikwissenschaften und öffentliche Verwaltung
Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020
Gastuniversität: Universidad Rey Juan Carlos
Gastland:Spanien
Rückblick
Für mich war das Auslandssemester in Madrid eine fantastische Erfahrung und ich bin unendlich froh das gemacht zu haben. Ich habe mich in der Stadt sehr wohl gefühlt, viele neue Leute kennengelernt, viel Spaß gehabt und mich persönlich auch weiterentwickelt.