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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Durch die Erzählungen von Kommoliton:innen bin ich auf die Idee gekommen, ein Auslandssemester mit Erasmus+ zu machen und habe mich dann selbstständig auf der Website der Uni Potsdam über die Möglichkeiten informiert. Ich habe mich dazu entschieden, für ein Semester nach Spanien zu gehen und demnach alle meine drei Präferenzen der Orte in Spanien gewählt. Es gibt theoretisch auch die Möglichkeit, auf ein ganzes Jahr (also zwei Semester) zu verlängern oder sich direkt für zwei Semester zu bewerben. Da die Uni in Spanien auch in Semester und keine Trimester unterteilt ist, war für mich klar, dass mein Aufenthalt ca. 5-6 Monate lang sein würde. Im Anschluss habe ich meine Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Motivationsschreiben und Leistungsübersicht, Bewerbungsbogen und Sprachnachweis Spanisch) an die Uni Potsdam geschickt. Ich habe im Sommersemester 2022 an der Uni noch einen Spanischkurs belegt, um meine Kenntnisse aus der Schule aufzufrischen. Von der Uni Potsdam aus gab es zwei Veranstaltungen zu Erasmus+, die ich jedem sehr empfehle. Wichtig zu beachten sind die Bewerbungsfristen, bei Spanien waren diese für das Wintersemester Ende Januar im selben Jahr, das heißt ca. 9 Monate vor Beginn. Eine Antwort aus Spanien habe ich dann im Frühling erhalten.


Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Universidad de Granada

Gastland:Spanien

Die Kontaktaufnahme mit der Gasthochschule erfolgt zunächst über die Uni Potsdam. Als ich in Granada angenommen wurde, hat die Uni mir eine Mail geschrieben. Die Uni Granada forderte nochmal einen Sprachnachweis von mir, den ich mir von der Uni Potsdam ausstellen lassen konnte. Zur Mail-Kommunikation mit Spanien noch ein Hinweis: Es kann mit Antworten etc. durchaus mal länger dauern und ich fühlte mich teilweise sehr im Ungewissen, aber das ist kein Grund zur Sorge. Solange man alle Fristen im Blick hat, ist alles gut. Ich konnte viele meiner Fragen, was die Belegung der Fächer und das Learning Agreement betrifft, letztendlich auch noch vor Ort klären. Auch die Informationen zur Orientierungswoche im September bekamen wir erst einige Tage vorher zugeschickt. Ich habe schnell festgestellt, dass die Organisation in Spanien dann eben doch etwas chaotischer abläuft als in Deutschland. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, verloren zu sein, sondern konnte in der ersten Uni-Woche alle meine offenen Fragen klären.

Studium an der Gastuniversität

In meinem Studienfach BWL waren die Kurse an der Gastuniversität prinzipiell frei wählbar. Genau wie auch an der Universität Potsdam werden die Kurse jedoch nur einmal jährlich angeboten, daher musste ich vorher im Vorlesungsverzeichnis der Universität Granada nachschauen, ob meine gewünschten Kurse auch im jeweiligen Semester angeboten werden. Aus welchem der vier Studienjahre die Kurse belegt werden, war für uns frei wählbar. Die Lehrveranstaltungen in Granada fanden nicht in großen Vorlesungsformaten statt, sondern ähnelten eher Schulklassen mit interaktivem Unterricht. Jeder Kurs ist daher in mehrere Gruppen unterteilt, von denen man sich eine aussucht und diese dann auch regelmäßig besucht. Ein Wechsel der Gruppe ist nur am Anfang des Semesters möglich. Wichtig zu erwähnen ist, dass manche Dozierende die Anwesenheit kontrollieren, daher sollte der Stundenplan keine Überlappungen haben. Einige Kurse werden auch in Englisch angeboten. Was mir an dem Studiensystem in Granada gefallen hat, ist die Möglichkeit, in einigen Fächern die Klausur am Ende durch das Bestehen von 2-3 Zwischenprüfungen während des Semesters ersetzen zu können. Das hat das Lernen in einer anderen Sprache erleichtert. Viele der Kurse hatten praktische und theoretische Teile, die jeweils zu festen Zeiten in der Woche stattgefunden haben. Die Bewertung setzt sich in fast allen Kursen aus einem praktischen und einem theoretischen Teil (der Klausur bzw. den Zwischenprüfungen) zusammen. Eine praktische Leistung ist bspw. eine Gruppenarbeit oder eine schriftliche Abgabe. Allgemein würde ich andere Studierende ermutigen, auch spanische Kurse zu wählen. Ich habe alle meine Kurse auf Spanisch belegt und bin mit einem B1 Niveau in das Auslandssemester gestartet. Auch wenn die Andalusier:innen sehr schnell sprechen und ich in den Kursen oft wenig verstanden habe, waren die Inhalte vergleichsweise einfach und mit Folien etc. gut zu lernen. Ich habe mich dadurch schnell in das spanische BWL-Vokabular einarbeiten können und konnte alle meine Klausuren ohne einen unverhältnismäßigen Lernaufwand gut bestehen.
Das Studienklima an der Universität in Granada ist verschulter als in Potsdam. Dozierende duzen die Studierenden und durch die kleineren Gruppen in den Kursen stellt sich ein Schulklassen-Feeling ein. Das ist super, wenn man mit anderen Studierenden in Kontakt kommen möchte. Ich habe den Uni-Alltag nicht als stressig empfunden und hatte das Gefühl, dass in der Uni immer ein sehr positives und unterstützendes Klima geherrscht hat. Wenn ich mal Probleme hatte, Inhalte zu verstehen, zeigten sich die meisten der Dozierenden sehr verständnisvoll. Eine gute Anlaufstelle für organisatorische Fragen rund um Leistungspunkte/ Kursbelegungen etc. war das International Office. Viele Studierende nutzten die Lernräume und die Bibliothek, um zu lernen oder Gruppenarbeiten zu erledigen. Die Bibliothek der Fakultät ist unter der Woche von morgens bis abends geöffnet, am Wochenende jedoch nicht. Viele Studierende nutzen in den Klausurenphasen am Wochenende dann die Bibliothek der juristischen Fakultät im Zentrum. Generell lohnt es sich, im eigenen Wohnumfeld nach nahegelegenen Bibliotheken zu suchen, die ggf. besser zu erreichen sind als die Fakultät. Ich war beispielsweise einige Male in der Bibliothek „Hospital Real“ am Plaza del Triunfo, die auch von innen super schön war. Sehr zu empfehlen ist außerdem die Cafeteria, in der es sehr günstigen Kaffee und Tostadas (getoastetes Brot) mit allen möglichen Belägen oder auch ein richtiges Mittagessen gibt.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Ich hatte während meines Auslandsaufenthaltes nur wenig Kontakt zu spanischen Studierenden. Dadurch, dass ich im Hochschulchor war, habe ich einige sehr nette spanische Studierende und Universitätsangehörige kennengelernt, im Alltag war ich jedoch ausschließlich mit den anderen Erasmus-Leuten unterwegs. Das hat sich automatisch so ergeben – Granada ist die größte Erasmusstadt überhaupt und es gibt sehr viele Veranstaltungen, Ausflüge, Partys etc. auf denen man die anderen Studierenden kennenlernt. Die Stadt ist voller Auslandsstudierender, weshalb da einfach wenig Raum war, spanische Studierende kennenzulernen. Wenn man an den Erasmus-Veranstaltungen von „Emycet“, „Best Life Experience“ oder dem ESN teilnimmt, kommt man aber sehr schnell in Kontakt mit anderen Erasmusstudierenden. Ich konnte viele tolle Freundschaften mit Studierenden verschiedenster Nationalitäten knüpfen. Für mich war es hier zudem sicher von Vorteil, dass ich in einem Haus mit ganz vielen Erasmusstudierenden gelebt habe.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Ich bin mit einem B1 Spanisch Niveau in das Auslandssemester gestartet und habe meine Sprachkompetenz stark verbessern können. Vor allem mein Sprachverständnis hat sich in Granada stark verbessert und ich habe die Erfahrung gemacht, mich sehr schnell auf die spanische Sprache im Alltag einzustellen. Ich kann jetzt Spanisch sehr gut verstehen und meinen Alltag auf Spanisch meistern. Innerhalb der Erasmuskreise wird dennoch viel Englisch gesprochen – das ist für alle meistens die einfachste Sprache. Es kommt aber darauf an, mit welchen Erasmusstudierenden ihr euch anfreundet, einige sprechen auch sehr gut Spanisch. Trotzdem empfehle ich euch, vielleicht an Uni-Sportkursen oder ähnlichem teilzunehmen und so auch mal auf Spanisch sprechen zu können.

Wohn- und Lebenssituation

Auf den Hinweis von anderen Erfahrungsberichten habe ich meine Unterkunft erst vor Ort gesucht. Das würde ich auch jederzeit wieder so machen, da der Wohnungsmarkt in Granada im Vergleich zu Berlin sehr gut ist. Die Haupt-Anlaufstelle für die Wohnungssuche ist www.idealista.es. Was ich euch jedoch rückblickend empfehle, ist, sich erst einmal mit den anderen Studierenden zu connecten, um herauszufinden, ob sie vielleicht Tipps oder freie Zimmer haben. Dann stellt ihr auch sicher, dass ihr mit Erasmus-Studierenden zusammenlebt. Haltet euch dafür am besten an die zwei Organisationen „Best Life Experience“ und „Emycet“, oder auch an das ESN und geht da direkt zu Anfang auf Tapas-Abende oder Spaziergänge mit und tauscht euch mit den anderen aus. So bin ich letztendlich auch zu der Agentur (www.begranada.com) meiner Wohnung gekommen. Die Wohnungssuche kann in den ersten Tagen ein Stressfaktor sein, daher ist es gut, wenn ihr euch direkt am Anfang und frühzeitig um eine Wohnung kümmert. Macht euch aber keine Sorgen, am Ende findet jeder etwas zum Wohnen! Bei mir hat es 7 Tage gedauert, bis ich eine Wohnung gefunden habe. Plant also genug Zeit vor Studienbeginn ein (ca. 1-2 Wochen), um vor Ort zu sein und eine Wohnung zu finden. Bis ich die Wohnung gefunden habe, war ich im Hostel untergebracht, was problemlos funktioniert hat. Da Granada eine relativ überschaubare Größe hat, kann man viele Orte zu Fuß erreichen. Um zur Uni zu kommen (die in meinem Fall auf einem Berg lag), lohnt es sich, ggf. den Bus zu nehmen. Busse kommen in Granada sehr regelmäßig und sind auch sehr günstig. In der Uni erhaltet ihr euren Studierenden-Ausweis (sog. TUI Karte), diese könnt ihr beim Busfahrer mit Geld aufladen und sie somit als Busticket nutzen. Für Reisen in andere Städte bieten sich Reisebusse an (www.alsa.es). In Granada kann fast überall mit Karte gezahlt werden, daher musste ich während meines gesamten Auslandsaufenthalts nur zweimal Bargeld abheben. Bankgeschäfte finden sich aber an vielen Standorten in der Stadt und sind gut erreichbar. Ich war während meines Auslandsaufenthalts einige Male beim Arzt und konnte dort aber mit meiner gesetzlichen Krankenkassenkarte ohne zusätzliche Kosten behandelt werden. Die Universität stellt auf der Orientierungsveranstaltung jedoch nochmal Hinweise zur Krankenversicherung auf der Website vor. Wichtig im Vorhinein zu klären ist, dass eure Krankenversicherung auch im europäischen Ausland gilt. Die Lebenshaltungskosten in Granada sind im Vergleich zu Berlin und Potsdam sehr gering. Vor allem die öffentlichen Verkehrsmittel und Cafés/Bars/Clubs oder auch Mietkosten sind deutlich günstiger als in Deutschland (im Durchschnitt zahlen Studierende 200€ - max.400€ für ein WG-Zimmer). Preislich ähnlich wie in Deutschland sind Shopping, Zugreisen und Restaurants. Die Supermarktpreise sind etwas geringer als in Deutschland, aber nicht maßgeblich. In Spanien gibt es außerdem sehr viele Second-Hand-Shops, die sehr günstig sind und viel Auswahl haben. Wer will, kann also sehr günstig leben. Granada bietet sehr viele Möglichkeiten, seine Freizeit vielseitig auszugestalten. Meine Tipps sind der Besuch einer Flamencoshow im „Sacromonte“ Viertel, eine Wanderung zu den zahlreichen Aussichtspunkten mit Sonnenuntergang, ein Besuch in den vielen Karaoke-Bars & Clubs oder auch Spaziergänge durch das arabische Viertel. Da Granada voller Studierender ist, sammeln sich entsprechend viele Bars und Clubs, die teilweise an allen Tagen geöffnet und immer gut gefüllt sind. Die größte Sehenswürdigkeit in Granada ist die Alhambra, die einen Besuch wert ist. Außerdem empfehle ich im Winter einen Ausflug in die Sierra Nevada zum Skifahren. Für alle, die gerne Techno feiern gehen, empfehle ich das „Industrial Copera“, das etwas weiter außerhalb liegt. Einen Tipp, den ich euch geben kann, ist der Hochschulchor „Corociencias“. Dort war ich während meines Auslandssemesters Mitglied und wurde dort sehr herzlich empfangen und konnte gleichzeitig mein Spanisch verbessern, sowie weitere spanische und internationale Studierende kennenlernen. Außerdem veranstaltet der Chor jährlich ein großes Weihnachtskonzert in der Kathedrale von Granada, was für mich nochmal ein ganz besonderes Erlebnis war. Ihr könnt euch außerdem auch bei Hochschulsportkursen der Universität Granada anmelden, das habe ich auch gemacht und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Passt bei euren Mietverträgen auf – es kommt vor, dass sich unseriöse Vermieter:innen unter den Wohnungsangeboten finden. Daher am besten nicht allein zu einer Besichtigung gehen oder sich von außen noch einmal einen Rat einholen, solltet ihr mit Mietverträgen und Bedingungen darin unsicher sein. Im Zweifel beim ESN oder bei anderen Studierenden nachfragen. Am besten ist es, wenn ihr euch für die Wohnungssuche mit anderen Studierenden oder über WhatsApp Gruppen vernetzt, dann habt ihr in der Regel die Sicherheit, dass der Mietvertrag seriös ist.

Studienfach: Betriebswirtschaftslehre

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023

Gastuniversität: Universidad de Granada

Gastland:Spanien


Rückblick

Das Auslandssemester in Granada war eine sehr besondere Zeit für mich, an die ich mich immer wieder gerne erinnere. Es gab so gut wie keine schlechten Erfahrungen oder Irritationen und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Dass Granada die größte Erasmusstadt ist, merkt man daran, dass es viele Organisationen gibt, die täglich Partys, Tapas-Dates oder Ausflüge und sogar Reisen organisieren, sodass es fast unmöglich ist, sich allein zu fühlen. Zudem sind das spanische Lebensgefühl und das Wetter einfach toll und sorgen dafür, dass man in allen Monaten super viel unternehmen kann. Im Meer baden gehen kann man beispielsweise noch bis ca. Anfang November. Für den Winter gibt es dann das Skigebiet in der Sierra Nevada, was auf jeden Fall einen Besuch wert ist! Ich würde ein Auslandssemester in Spanien (und besonders in Granada) allen Studierenden sehr empfehlen. Der Süden Spaniens hat unglaublich viele schöne Orte und Städte, die man mit dem Bus oder Zug besichtigen kann (Ronda, Setenil, Córdoba, Málaga, Sevilla, Madrid, Almería, ...). Und auch Granada bietet mit den Vierteln Sacromonte, Albayzín und den umliegenden Landschaften sehr viel. Daher lohnt es sich, das Auslandssemester zu nutzen, um sich viel anzuschauen, viele neue Eindrücke zu sammeln und neue Menschen kennenzulernen!

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