Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mit der Vorbereitung für meinen Auslandsaufenthalt im Laufe des 3. Semesters (WiSe 21/22) begonnen. Anfangs habe ich mich mit den zahlreichen Angeboten der Partnerhochschulen auseinandergesetzt und mich intensiv über die einzelnen von mir präferierten Universitäten informiert. Schlussendlich habe ich mich einzig für die Universität Luzern entschieden. Das Bewerbungsmaterial für die Universität Potsdam habe ich auf der Website des International Office (IO) gefunden. Beachtet jedoch, dass die Schweiz nicht Teil des Erasmus+ Programms ist, sondern ein eigenes Programm namens SEMP hat. Meine Universität verwendete dennoch die Erasmus-Formulare für die Bewerbung, aber ihr solltet dies unbedingt mit dem IO besprechen, wenn ihr Kontakt aufnehmt. Meine Bewerbung bestand aus zwei Seiten, auf denen ich nach meinen bisherigen Studienleistungen, meiner Wunsch-Universität und den Kursen, die ich dort besuchen möchte, gefragt wurde. Ich reichte die Bewerbung zusammen mit meinem Notenspiegel bei meinem Fachkoordinator ein. Relativ zeitnah nach Bewerbungsschluss erhielt ich die Zusage für die Schweiz. Für die Universität Luzern (UniLu) musste ich ein Anmeldeformular für das SEMP ausfüllen, das jedoch dem Erasmus+ Formular ähnelte. Schließlich füllte ich noch ein Learning Agreement aus, welches eine Liste mit den Kursen ist, die ich im Ausland besuchen wollte. Dieses wurde dann vom Fachkoordinator und der Gast-Uni unterschrieben. Dieses Learning Agreement kann auch erst während des Aufenthalts ausgefüllt oder noch bearbeitet werden. So habe ich mein Learning Agreement mit der Anmeldung für meine Klausuren noch einmal überarbeitet.
Studium an der Gastuniversität
Die obligatorische Einführungswoche begann am 13.09. In dieser wurden uns allgemeine und hilfreiche Informationen über das Studium an der Universität Luzern, sowie über das mannigfaltige Sportangebot der Uni vermittelt. Die Betreuung war von Beginn bis zum Ende des Auslandssemesters sehr gut. Das International Relations Office gibt sich sehr viel Mühe, die Studierenden untereinander zu vernetzen und es werden auch zahlreiche Ausflüge unternommen. Bei Fragen oder Unklarheiten, auch in Bezug auf Behördengänge, kann man sich immer an die freundlichen Mitarbeiter:innen wenden. Wichtig ist es, sich bei den Einwohnerdiensten der Stadt Luzern zu melden und dort eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Das Ganze kostet ca. 100 CHF. Es ist auch empfehlenswert, ein Schweizer Bankkonto zu eröffnen, so spart man sich lästige Transaktionsgebühren beim Überweisen der Miete. All diese Behördengänge kann man ganz bequem in der Orientierungswoche vornehmen. Gerade zu Beginn finde ich es wahnsinnig wichtig, sich zu vernetzen. Eine gute Möglichkeit bieten hierzu die zahlreichen Veranstaltungen der ERASMUS-Organisation „ESN“, welche ich sehr empfehlen kann. Diese Studierendenorganisation, welche Exchanges zusammenbringen möchte, veranstaltet zahlreiche Aktivitäten, Ausflüge und Treffen. In Bezug auf meine Kurswahl habe ich mich zu Beginn in all die Vorlesungen gesetzt, welche ich ansprechend und interessant fand. Mit der Zeit habe ich meine anfängliche Auswahl ausgedünnt und folgende Kurse besucht: Introduction to Swiss law, Europäisches Strafrecht, Praxisrelevante Bestimmungen aus dem Nebenstrafrecht, Strafvollzugsrecht, Geschichte des Handels- und Wirtschaftsrechts, Wirtschaftspolitik I. Besonders kann ich Introduction to Swiss law empfehlen. Man bekommt so einen sehr guten Überblick über das schweizerische Rechts- und Politiksystem. Im Rahmen dessen wurden auch Exkursionen durchgeführt und man ist mit dem Kurs essen gegangen, natürlich auf Kosten der Universität. Der Kurs Strafvollzugsrecht ist auch sehr empfehlenswert, da hier auch zahlreiche Ausflüge in Gefängnisse und Psychiatrien angeboten werden. Selbst habe ich an zwei Exkursionen teilgenommen, welches sehr gewinnbringend waren. Generell, würde ich sagen, ist das Niveau der Uni Luzern im Vergleich zu meiner Uni eher geringer. Ich würde empfehlen, zumindest die Vorlesungen im Nachhinein aufzubereiten, so hat man nicht so viel Stress in der Klausurenphase. Die Klausuren waren vergleichsweise nicht sonderlich anspruchsvoll und auch oft „open book“. Das bedeutet, dass man alle Aufzeichnungen mit in die Klausur nehmen konnte. Dadurch war das Niveau dann aber auch ein anderes. Es gibt aber auch mündliche Prüfungen (Europäisches Strafrecht oder Geschichte des Handels- und Wirtschaftsrechts). Da ich auf Staatsexamen studiere, gibt es wenig, was ich mir anrechnen lassen kann. Viel wichtiger war für mich aber, dass die Kurse in Relation zu meinem Schwerpunkt stehen und ich damit einen weiteren Blick auf das Studienfach bekomme. Da man in Potsdam noch parallel einen LL.B. macht, kann ich mir Wirtschaftspolitik I als außerjuristisches Profilfach anrechnen lassen. Die Kursinhalte sind gut verständlich und der Dozent oder die Dozentin stehen immer für Fragen bereit. Die Prüfungen werden an der juristischen Fakultät ausschließlich am Laptop geschrieben und sind meist Frage-Antwort Klausuren. Zu beachten ist allerdings, dass man für die Klausur einen physischen Gesetzestext benötigt, welche sehr teuer sein kann. Ich habe in den Vorlesungen immer auf Online-Ressourcen zurückgegriffen und für die Prüfung die relevanten Normen ausgedruckt, da man sich in der Bibliothek leider keine Gesetzestexte ausleihen kann.
Wohn- und Lebenssituation
Angekommen bin ich am 10.09.22 und lernte erstmal meine neuen Mitbewohner:innen kennen, welche Schweizer:innen waren. Die Wohnungssuche gestaltete sich für mich vergleichsweise einfach. Da ich anfangs eigentlich ein ganzes Jahr an der Universität Luzern studieren wollte, habe ich mich als Privatperson, und nicht wie üblich über das International Relations Office, um einen Platz im Wohnheim bei der Student Mentor Foundation Lucerne beworben. Die Bewerbung war relativ unkompliziert. Zu beachten ist allerdings, dass der Mietvertrag eine Mindestlaufzeit von 6 Monaten hat und die Laufzeit auch schon vor dem eigentlichen Semesterstart beginnen kann. So begann beispielsweise mein Mietvertrag Anfang Juli. Man sollte sich auch frühzeitig um eine Wohnung kümmern. Ich habe etwa 4 Monate vor meinem Auslandsaufenthalt mit der Wohnungssuche angefangen. Von meiner Wohnung im Studentenwohnheim Eichhof war die Uni sowohl sehr gut zu Fuß als auch mit dem Bus erreichbar. Aufgrund der zentralen Lage der Uni ist diese immer optimal zu erreichen. Die Mittagspausen kann man direkt am Vierwaldstättersee verbringen und die Sonne genießen. Die Uni ist sehr modern und gut ausgestattet. Nach den Vorlesungen kann man sich entspannt in die Bibliothek setzen oder in die Mensa gehen. Die Anbindung ist in ganz Luzern sehr gut und die Busse und Bahnen fahren sehr regelmäßig und pünktlich. Ich würde ein Monats-Abo für den öffentlichen Nahverkehr empfehlen, welches ca. 60 CHF kostet. Desweiteren würde ich auch für Reisen innerhalb der Schweiz ein Halbtax (in etwa wie Bahncard 50) empfehlen, mit welchem man für Zugfahren oder Gondelbahnfahrten ca. 50% spart. Generell ist die Schweiz ein sehr teures Land. Die Supermarktpreise liegen deutlich höher als in Deutschland. Da ich sehr sparsam bin, habe ich ca. 60-70 CHF in der Woche ausgegeben. Die hohen Preise machen sich auch bei Restaurant- und Barbesuchen bemerkbar. So zahlt man teilweise 18 CHF für einen Gin Tonic oder 30 CHF für eine Pizza im Restaurant. Abgesehen davon ist die Schweiz ein wunderschönes Land und ich wäre am liebsten noch viel mehr gereist. Ich war z.B. in Zürich, Genf, Lugano und sehr viel wandern, z.B. auf dem Riggi, Pilatus, etc. Solltet ihr Tagestrips planen, schaut nach Spar-Tageskarten. Aber auch in Luzern kann man viel machen und sehen. Die Berge, Seen und Wälder rund um Luzern laden zu langen Spaziergängen ein. Aufgrund der zentralen Lage der Schweiz kann man auch viele umliegende europäischen Länder und Städte bequem mit dem Zug bereisen. So war ich auch am Comer See, in Mailand und in Paris.
Studienfach: Rechtswissenschaft
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 01/2023
Gastuniversität: Universität Luzern
Gastland: Schweiz
Rückblick
Mein Gesamteindruck ist sehr positiv. Es war eine tolle Erfahrung, an der Universität Luzern studieren zu dürfen. Sowohl die Uni, als auch die Stadt Luzern bieten ein angenehmes Umfeld, um sich seinem Studium zu widmen und die Schweiz kennenzulernen. So habe ich auch neue Motivation für mein Studium gefunden, viele Leute kennengelernt, mit denen ich hoffentlich noch lange in Kontakt bleiben werde und generell eine wunderschöne aber viel zu kurze Zeit hatte. Gern könnt ihr das International Office nach meiner Mailadresse fragen! Ich freue mich schon darauf, eure Fragen zu beantworten und meine Erfahrung zu teilen.