Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Die ersten Informationen zum Erasmus+ Programm erhielt ich in den ersten Wochen des Studiums durch Studierende, die bereits einen Aufenthalt absolviert hatten. Da dies jedoch noch zu Beginn des Studiums (in den ersten Wochen) stattfand, bewarb ich mich nicht im regulären Zeitraum, sondern auf einen Restplatz, von dem ich über das International Office in den Sozialen Medien erfuhr. Durch die Bewerbung auf den Restplatz entfiel ein Teil des Bewerbungs-Prozederes. Die Kommunikation verlief über die Historische Fakultät und deren Austausch-Koordinator, der sich erkundigte, ob in Basel noch ein Platz verfügbar sei, was der Fall war. Die Kontaktaufnahme mit der Universität Basel verlief reibungslos, für die Bewerbung waren ein akademischer Leistungsnachweis, ein Motivationsschreiben, sowie ein Lebenslauf erforderlich. Ein paar Wochen später erhielt ich die Einladung der Universität Basel. Schwierigkeiten ergaben sich durch die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Unsicherheiten für die Planung und der Abweichung des SEMP-Programmes vom Erasmus+ Programm, die hauptsächlich darin besteht, dass der Mobilitätszuschuss nicht von der EU, sondern von der Schweizer Eidgenossenschaft finanziert wird. Die Mitarbeitenden des International Office der Universität Basel klärten jedoch zeitnah und hilfsbereit jegliche Fragen diesbetreffend.
Studium an der Gastuniversität
Die Kurswahl für das Frühjahrssemester an der Universität Basel begann bereits im Januar (mehr als einen Monat vor dem Beginn der Vorlesungen). Diese erfolgte über den zentralen Universitätsaccount auf der Seite MONA (äquivalent zu PULS). Da die Historisch-Philosophische Fakultät der Universität Basel deutlich kleiner ist als jene an der Universität Potsdam, war das Auswahlangebot der Kurse erheblich geringer, was jedoch nichts über deren Qualität aussagt. Das Geschichtsstudium als auch das Philosophiestudium sind sehr ähnlich aufgebaut wie an der Universität Potsdam, wodurch sich kaum Schwierigkeiten ergaben. Die Informationen hierzu ließen sich sehr übersichtlich auf den jeweiligen Seiten der Institute der Universität Basel finden. Die Leistungsanforderungen gestalteten sich ähnlich wie an der Universität Potsdam. Der größte Teil bestand aus Prüfungsnebenleistungen, die hauptsächlich in Form von Vorträgen und Essays zu erbringen waren. Das Studienklima an der Universität Basel war äußerst angenehm: Die Dozierenden reagierten angemessen und interessiert auf Feedback der Studierenden. Zudem wurden Vorschläge der Studierenden zu den Kursinhalten berücksichtigt und waren erwünscht. Die Gewichtung der Leistungen lag hauptsächlich in den Seminaren und nicht in den Vorlesungen. Den wichtigsten Teil stellten ebenfalls die Seminararbeiten dar. Da durch die Corona-Pandemie bis sechs Wochen vor dem Ende der Vorlesungszeit sämtliche Kurse online stattfanden, lässt sich an dieser Stelle wenig über das Campusleben berichten. Wenige Kurse wechselten in die hybride Präsenz-Lehre. In diesen Fällen gab es Bemühungen, allen Studierenden die Teilnahme an den Kursen zu gewährleisten, was u.a. durch die gute technische Ausstattung der Universität Basel möglich wurde. Bei Fragen bezüglich des Aufenthaltes über das SEMP-Programm waren die Mitarbeitenden des International Office der Universität Basel sehr zuvorkommend. Diese konnten auch bei studienspezifischen Fragen an die entsprechenden Stellen vermitteln. Auch in Basel ist das Buddy-Programm etabliert, wodurch die Möglichkeit eines engeren Austauschs mit anderen Studierenden ermöglicht wird. Die Dozierenden in den jeweiligen Kursen zeigten sich bei Fragen ebenfalls sehr hilfsbereit. Die verschiedenen Standorte der Universität sowie der Bibliothek sind in der Stadt verteilt. Sie sind jedoch alle sehr gut und in kurzer Zeit mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln oder per Fahrrad zu erreichen.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Persönliche Kontakte zu Studierenden in der Universität waren durch die Corona-Pandemie nur äußerst begrenzt möglich, Gruppentreffen waren die meiste Zeit nicht gestattet, daher beschränkten sich die Kontakte über die Universität meist auf gemeinsames Lernen oder Vorbereiten von Vorträgen. Da ich im Studentenwohnheim lebte, sind dennoch vielseitige Kontakte zu einheimischen als auch ausländischen Studierenden zu Stande gekommen. Der Schwerpunkt der Universität Basel innerhalb der Schweiz besteht im naturwissenschaftlichen Bereich, wodurch manche Studierende, die an diesen Fakultäten studieren, einem klar geregelten Ablauf im Studium folgen, was ihren Alltag im Vergleich zu an anderen Fakultäten Studierenden prägt und auch die Freizeitgestaltung einschränkt. Da Treffen innerhalb eines Haushaltes als auch kleine Treffen legal waren, konnten im Studentenwohnheim enge Kontakte geknüpft werden. Die meisten ausländischen Studierenden waren aus dem europäischen Raum, auch sehr viele aus dem deutschsprachigen Raum. Die ESN Gruppe vor Ort gab zudem ihr Bestes, trotz der gegebenen Einschränkungen, den ausländischen Studierenden Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und gemeinsamen Erlebnissen zu gewährleisten. Dies fand in Form von vielseitigen Treffen sowie Ausflügen in verschiedene Städte und in die Natur statt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Basel gehört zum deutschsprachigen Gebiet der Schweiz, im Alltag wird jedoch Schweizerdeutsch gesprochen. Dies wird mit der Zeit immer besser verständlich und stellt auch keinerlei Hürde in Bezug auf die Universität dar, da dort Hochdeutsch gesprochen wird. Da Basel im Dreiländereck liegt, ist es auch keine Seltenheit, kein Schweizerdeutsch zu sprechen. Zudem werden die individuellen Englisch-Kenntnisse durch den vielfältigen Kontakt zu ausländischen Studierenden gestärkt.
Wohn- und Lebenssituation
Die Unterkunft in Basel fand ich nach kurzer Suche, zwei Monate vor meiner Anreise. Ich wurde durch die Universität Basel auf das Studentenwohnheim aufmerksam. Zudem lassen sich auf dem Uni-Markt viele sehr gute Wohnungsangebote finden. Es stellte sich jedoch schwerer heraus, etwas Befristetes als etwas Unbefristetes zu finden, weshalb ich mich für das Studentenwohnheim entschied, da dort Aufenthalte für ein Semester keine Besonderheit darstellen. Trotz der vielen Wechsel der Mitbewohner*innen wohnen auch Studierende mehrere Jahre im Studentenwohnheim und sind sehr offen und unternehmungslustig, um neue Mitbewohner*innen schnell zu integrieren. Zudem bot der geteilte Alltag mit vielen anderen Studierenden eine gemeinsame Basis, die in der Pandemie durch die Online-Lehre anderweitig verloren gegangen wäre. Die Höhe der Mieten sowie die der allgemeinen Lebenshaltungskosten sind in der Schweiz deutlich höher als in Deutschland. Durch den Mobilitätszuschuss der Universität Basel, der ca. in der Höhe 2000.-CHF für ein Semester ausfällt, ist der kostenneutrale Aufenthalt beinahe komplett zu bewerkstelligen. Die Mieten in Basel für ein Zimmer schwanken bei den meisten Studierenden zwischen 400-750.-CHF pro Monat. Die Öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz sind sehr teuer. Für Studierende gibt es keinen Rabatt oder Ähnliches. Daher wird die Anschaffung eines „Halbtax“ empfohlen, das von der Universität Basel auch zur Hälfte finanziert wird. Durch dieses muss auf Fahrten nur noch der halbe Preis gezahlt werden, der dennoch deutlich über dem deutschen Niveau liegt. Um das Preisniveau noch mehr zu senken, ist der Kauf des „seven25“- Abos sehr empfehlenswert. Dieses kann auch, im Gegensatz zum Halbtax, pro Monat gekauft werden. Mit diesem Abo wird es möglich, von 19:00-05:00 Uhr in der ganzen Schweiz ohne zusätzliches Ticket zu fahren. Zudem stehen über die SBB-App sogenannte Sparbillets zur Verfügung, die die Fahrten sehr ermäßigen. Um die hohen Lebenshaltungskosten zu senken, besteht zudem die Möglichkeit, in Deutschland oder Frankreich Lebensmittel einzukaufen oder Essen reduziert bei Anti Food-Waste Organisationen zu kaufen. Da die Schweiz eine eigene Währung hat, wird geraten, für die Zeit in der Schweiz ein Schweizer Bankkonto zu eröffnen, um dem schwankenden Wechselkurs nicht bei jeder Abhebung zahlen zu müssen. Dies ist jedoch erst nach erfolgter Anmeldung vor Ort möglich, daher kann es zu Beginn des Aufenthaltes zu bürokratiebedingten Wartezeiten kommen. Zu Beginn des Aufenthaltes ist zudem mit erhöhten Kosten zu rechnen, da der Mobilitätszuschuss nicht direkt am Tag der Ankunft ausgezahlt wird und es daher zu einer kurzen finanziellen Wartezeit kommen kann. Die Europäische Krankenversicherungskarte deckt auch die Grundkosten in der Schweiz, es ist jedoch vor Ort eine Befreiung von der Versicherungspflicht in der Schweiz zu beantragen. Die Schweiz ist ein äußerst vielfältiges Land und bietet daher unterschiedlichste Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Auf der einen Seite ist es möglich, die Natur der Schweiz, meist durch Wanderungen, zu erkunden. Auf der anderen Seite bieten die größeren Städte der Schweiz zahlreiche kulturelle Angebote und je nach Sprachregion auch verschiedene Eindrücke, die es sich lohnt mitzunehmen. Der Vorteil besteht zudem darin, dass die Wegzeiten, durch die Größe der Schweiz, selten länger als drei Stunden betragen. Insbesondere die Stadt Basel ist eines der kulturellen Zentren der Schweiz. Es gibt zahlreiche Museen in verschiedenen Bereichen. Kunst ist sehr präsent, aber auch Geschichtsinteressierte kommen nicht zu kurz. Es lohnt sich zudem für den Aufenthalt eine Colourkey-Mitgliedschaft abzuschließen, wodurch der Eintritt in die meisten kulturellen Veranstaltungen und Museen entfällt. Durch den Rhein, der mitten durch die Stadt fließt, entsteht an dessen Ufern, besonders im Frühling und Sommer, eine wunderbare Stimmung, um Bekannte zu treffen, auszugehen oder sich im Sommer in der Strömung treiben zu lassen. Durch die Lage im Dreiländereck ist auch der Weg nach Frankreich und Deutschland und die naheliegenden Städte nicht weit, wodurch der Eindruck der Vielfältigkeit der Möglichkeiten noch gestärkt wird.
Studienfach: Philosophie und Geschichte (2-Fach-Bachelor)
Aufenthaltsdauer: 02/2021 - 06/2021
Gastuniversität: Universität Basel
Gastland: Schweiz
Rückblick
Auch wenn die Schweiz nicht das erste Ziel ist, was den meisten Studierenden in den Sinn kommt, wenn es um Erasmus+ geht, ist es dennoch sehr lohnenswert, da sich die Schweiz in kultureller Hinsicht stark von Deutschland unterscheidet und es auch an der Universität Basel und in der Stadt Basel möglich wird, internationale Bekanntschaften zu schließen. Zudem garantiert die Hilfsbereitschaft der Zuständigen der Universität Basel als auch der lokalen ESN-Gruppe einen erlebnisreichen und abwechslungsreichen Aufenthalt.