Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe mich für über ein anderes Fachgebiet nach Uppsala beworben, und dort Informatik studiert. Daher musste ich im Vorherein abklären, dass beide Universitäten und dort beide Fachbereiche einverstanden sind. Ansonsten war die Organisation sehr unkompliziert.
Studium
Das Studiensystem an der Universität Uppsala unterscheidet sich stark von dem an der Universität Potsdam. Die meisten Kurse dort haben zwischen 7,5 und 15 Leistungspunkte, sodass man in einem Semester höchstens vier Kurse belegt, die alle auf Englisch unterrichtet werden. Das Semester ist zudem in zwei kleinere „Periods“ unterteilt. Die Kurse können entweder in Period 1 oder Period 2 stattfinden oder sich über beide Teilsemester erstrecken. Die Organisation der Lehrveranstaltungen ist sehr vielfältig. In der Regel hat man pro Fach ein bis zwei Seminare oder Vorlesungen pro Woche, die zu ungewöhnlichen Zeiten, wie bis acht Uhr abends, stattfinden können. Diese Zeiten können sich jedoch wöchentlich ändern. Die Anforderungen waren leider nicht besonders hoch, natürlich gab es Kurse, die anspruchsvoller waren, aber ich hatte den Eindruck, dass das Niveau generell geringer war. Allerdings gibt es in Schweden keine Wintersemesterferien, sodass die einzelnen Semester länger gehen, vielleicht macht dies dann einen Unterschied.
Ich habe aber auch zwei Schwedischkurse belegt (Basic Swedisch 3 und 4), die theoretisch viel Zeit einnehmen. Derselbe Lerneffekt lässt sich jedoch auch durch viel Kontakt zu Schweden und viel Kinderliteratur aus der wunderbaren Stadtbibliothek (kostenloses Konto und oft Veranstaltungen) erreichen.
Die verschiedenen Campus sind quer über die Stadt verteilt und haben verschiedenste Öffnungszeiten, ich denke, da findet jeder einen passenden Platz.
Studenten
Es erfordert einiges an Einsatz, um Kontakte zu einheimischen Studierenden zu knüpfen. Die Mehrheit der Kurse und des Wohnens teilt man mit vielen internationalen Studierenden. Eine gute Möglichkeit, einheimische Studierende kennenzulernen, besteht darin, sich in studentischen Verbindungen, den sogenannten Nations, zu engagieren. Ich war zwei Semester im Kulturkommitee der Göteborgnation, dort war ich auch die einzige, die nicht aus Schweden kam und wurde zu gesonderten Feiern eingeladen. Das zweite Semester habe ich in der Västgötanation das Restaurant geleitet. Diese Nation ist eher internationaler, aber man lernt auch Schweden kennen. Schweden sind von Natur aus eher zurückhaltend, aber sehr hilfsbereit, und gehen nicht aktiv auf andere zu. Am besten lernt man sie wahrscheinlich durch universitäre Kurse oder Sport kennen.
Sprachkompetenz:
Ich habe schon zwei Monate vor dem Auslandsjahr begonnen, Schwedisch zu lernen und bin mittlerweile auf einem Niveau von B2. Ich habe mich vor allem im zweiten Semester oft mit Schweden getroffen und über unterschiedliche Themen (Philosophie, Politik, Mental Health) diskutiert. Als Deutschprachiger hat man hier definitiv einen Vorteil. Und als Tipp: Auf Spotify gibt es einen Podcast zu Svenska med Oscar.
Wohnen und Leben:
Es ist sehr einfach eine Wohnung zu finden. Die Schweden leben meist in Korridoren, die Größen variieren von etwa 4 – 12. Man konnte sich bei einem Link, den man vom Koordinator bekommt drei verschiedene Unterkünfte aussuchen und diese angeben. Nach einem Monat habe ich dann per Mail ein Angebot für ein Zimmer bekommen.
Ich habe in Rackabergsgsatan gewohnt, die Lage dieser Wohnungen ist sehr zentral. Wer sehr partyinteressiert ist, sollte sich für die Wohnungen in Flogsta (etwas außerhalb, dafür naturnah) bewerben. Die Freizeitmöglichkeiten in Uppsala sind sehr abwechslungsreich, und eine besondere Rolle spielen dabei die Nations. Insgesamt gibt es dreizehn dieser studentischen Gemeinschaften, und jeder Studierende tritt gegen einen kleinen Beitrag mindestens einer von ihnen bei. Diese Gemeinschaften ähneln traditionellen Verbindungen und bieten Häuser, in denen sich Studierende engagieren und miteinander austauschen können. Jede Nation hat ein eigenes Programm mit verschiedenen Angeboten. Viele betreiben Restaurants, Pubs, Clubs und Bistros, organisieren Sportaktivitäten, Fika-Treffen, Bälle und vieles mehr. Die Vielfalt der Aktivitäten ist beeindruckend und bietet für jeden etwas Passendes. Ich habe z.B. oft Yoga gemacht oder die Gasques besucht. Vor allem im Sommer war ich sehr viel wandern und schwimmen in den wunderschönen Seen.
Fortbewegung
Ich habe mich meistens mit dem Fahrrad fortbewegt, da es hier sehr praktisch ist und viele Menschen das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel nutzen. Es ist oft die schnellste Möglichkeit, sich in der Stadt zu bewegen, und es macht außerdem Spaß. Allerdings muss man sehr vorsichtig sein, da viele Fahrräder gestohlen werden. Es ist besser, ein älteres, unauffälliges Fahrrad zu nutzen, das weniger Diebe anzieht. Alternativ kann man den Bus nehmen. Das Bussystem ist sehr zuverlässig, allerdings auch ziemlich teuer im Vergleich zu Deutschland, und es gibt kein kostenloses Studententicket wie in Potsdam.
Die Krankenversicherung in Schweden ist gut, wenn man mindestens ein Jahr in Schweden bleibt und eine Personennummer bezieht. So musste ich 1200 Kronen bezahlen, damit ich über die Maximalgrenze fiel, ab welcher man Behandlungen umsonst bezog,
Studienfach: IT-Systems-Engineering
Aufenthaltsdauer: 08/2023 - 06/2024
Gastuniversität: Uppsala Universitet
Gastland:Schweden
Rückblick
Ich habe die Zeit in Schweden sehr genossen und mich sehr weiterentwickelt. Der November war etwas schwierig aufgrund der ausbleibenden Sonne und keinem Schnee, aber das wurde durch wunderbare Erfahrungen im Winter und Sommer wieder wettgemacht. Ich habe gute Freunde gefunden, mit welchen ich hoffentlich weiter in Kontakt bleibe und kann mir sehr gut vorstellen, länger nach Schweden zu ziehen. Die Natur ist wunderwunderschön.