Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Schon während meines Bachelorstudiums wollte ich das Erasmus-Programm nutzen, um ein Semester im Ausland, vorzugsweise in Skandinavien, zu verbringen. Das war zu der Zeit leider terminlich nicht möglich und daher wurde mein Vorhaben erst einmal aufgeschoben. Hier in Potsdam erzählte mir dann ein Kommilitone von seinem Erasmus-Aufenthalt in Schweden. Ich war begeistert und informierte mich über Partnerunis in Schweden und anderen skandinavischen Ländern. Schnell war klar, dass ich gerne nach Uppsala gehen wollte, da die Stadt durch die studentische Prägung, die historische Uni und die Nähe zu Stockholm sehr attraktiv wirkte. Ich bewarb mich kurzerhand dort und bekam nach Einreichung der benötigten Dokumente recht unkompliziert einen Platz, da das Kontingent an Austausch-Plätzen noch nicht erfüllt war und es somit keine direkte Konkurrenz gab. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich Glück hatte, noch vor der Bewerbungsfrist auf das Programm aufmerksam geworden zu sein, da nur einmal im Jahr Bewerbungen entgegengenommen werden und man sich auch für das Wintersemester schon im Januar bewerben muss.
Studium an der Gastuniversität
Die Kontaktaufnahme mit der Universität in Uppsala lief über den Erasmus-Beauftragen meines Studiengangs. Ich erhielt alle relevanten Informationen per E-Mail und konnte dank des übersichtlichen und ausführlichen Vorlesungsverzeichnisses meine Kurse nach Interesse wählen, wie sich später herausstellen sollte, zu meiner vollen Zufriedenheit. Hierbei war es auch nicht entscheidend, ob die Module der Gastuniversität identische Inhalte mit Modulen aus Potsdam hatten, lediglich das Themengebiet sollte ähnlich sein.
Unglücklich verlief nur meine Bewerbung um eine Sprachkursteilnahme, denn obwohl ich mich mehrere Monate vor meiner Anreise auf einen Anfängerkurs Schwedisch beworben hatte, wurde ich erst wenige Tage vor meiner Ankunft in Uppsala darüber informiert, dass es bei meiner Bewerbung einen Formfehler gab und nun keine freien Plätze mehr verfügbar seien. Daher habe ich also leider kein Schwedisch gelernt (man kommt im Alltag sehr gut, vielleicht etwas zu gut, mit Englisch zurecht). Das geowissenschaftliche Institut der Universitet Uppsala ist in einem recht modernen Neubau untergebracht und verfügte neben modernen Vorlesungs- und Seminarräumen über eine Institutsbibliothek mit Arbeitsplätzen für Einzel- und Gruppenarbeiten, eine Cafeteria, eine Küche mit Mikrowellen und mehrere für alle zugängliche Computerräume. Alle für Studierende vorgesehenen Räume waren mithilfe des Studierendenausweises fast rund um die Uhr zugänglich.Der Anteil an internationalen Studierenden war recht hoch (in meinen Kursen etwa 50%) und da im Master alle Kurse auf Englisch gehalten werden, war es kein Problem, in den Veranstaltungen mitzuhalten. Das Klima zwischen Dozenten und Studierenden war sehr angenehm und Module waren so gestaltet, dass neben Vorlesungen und Übungen (im Ggs. zu meinem Studium in Potsdam) in Seminaren auch Diskussionen auf Grundlage selbstständig erarbeiteter Inhalte Platz hatten.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Die Kontaktaufnahme zu anderen Studierenden fiel recht leicht, besonders zu den internationalen Studierenden, die natürlich in einer ähnlichen Situation und daher auch kontaktfreudiger sind. Allerdings fiel es mir schwer, über die oberflächliche Ebene hinaus Freundschaften zu entwickeln. Aufgrund verschiedener Umstände bin ich erst so spät angereist, dass ich die komplette Orientierungswoche verpasst habe und nach der ersten Vorlesungswoche war ich noch einmal für drei Wochen nicht in Uppsala. Das hat es natürlich nicht gerade erleichtert, neue Leute kennenzulernen. Wenn es möglich ist, sollte man also unbedingt die Einführungsveranstaltungen mitnehmen und von Anfang an so viel wie möglich auf Leute zugehen, das wird später eher schwieriger.
Wohn- und Lebenssituation
Wie in vielen studentisch geprägten Städten ist es auch in Uppsala nicht leicht ein Zimmer zu finden. Gerade als Ausländer ist das natürlich eine besondere Herausforderung. Daher war ich sehr froh, dass dieser Prozess mir abgenommen wurde. Während des Bewerbungsverfahrens kann man nämlich drei Wohnheime nach Priorität angeben, in denen man gerne wohnen würde und von einem der drei wird einem dann (aller Wahrscheinlichkeit nach) ein Platz angeboten. Ich bekam einen Platz in Flogsta, meiner dritten Priorität. Flogsta ist der größte Wohnheimkomplex in Uppsala und besteht aus etwa zehn etwas außerhalb gelegenen Plattenbauten mit neun Etagen, auf denen je zwei Flure mit jeweils 12 Zimmern sind. Dementsprechend wohnen dort sehr viele der Studierenden. Die Zimmer sind möbliert und haben alle ein eigenes Badezimmer. Die Küche teilt man sich mit den anderen Leuten auf dem Flur. Wahrscheinlich kommt es auch etwas auf den Flur an, dem man zugeteilt wird, allerdings haben sich meine Erfahrungen mit denen von anderen Leuten in der Hinsicht gedeckt, dass alles relativ heruntergekommen, unordentlich und sehr dreckig ist. Je nachdem, wie engagiert die Flurnachbarn sind, kann man daran bestimmt in einem gewissen Maße auch etwas ändern. Ich persönlich habe mich dort nicht sehr wohl gefühlt, aber es kommt natürlich darauf an, wie wichtig einem solche Aspekte sind. Auf der anderen Seite kann es natürlich toll sein, mit so vielen anderen Studierenden im direkten Umkreis zusammen zu wohnen, die Möglichkeit zu haben jedes Wochenende auf irgendwelche Flurpartys zu gehen und innerhalb von 5 Minuten ist man zu Fuß wahlweise beim Supermarkt, verschiedenen Sportstätten oder an einem Feld- oder Waldstück. Wohnheime, Innenstadt, Campus etc. sind durch ein Busnetz verbunden. Allerdings ist es sehr ratsam, sich ein Fahrrad zuzulegen, da man damit viel flexibler und meistens auch deutlich schneller unterwegs ist. Zu Anfang des Semesters gibt es beispielsweise in Flogsta einen großen Fahrradflohmarkt, auf dem man gebrauchte Fahrräder für zwischen 50 und 300 € bekommen kann. Die Lebenshaltungskosten sind wie zu erwarten vergleichsweise hoch (dafür bekommt man durch das Erasmus-Programm auch einen etwas höheren Förderungssatz). Bei Sachen wie Zugtickets kann man als Student:in jedoch erhebliche Ermäßigungen bekommen. Außerdem ist es sehr ratsam, sich (möglichst direkt zu Anfang) in einer Nation anzumelden. Die Nations sind studentisch organisierte Vereine, die meist auch eine Bar betreiben, in der man (als Mitglied einer beliebigen Nation) deutlich günstiger trinken und essen kann. Außerdem bieten sie zahlreiche Aktivitäten (Sport, Musik, Theater, etc.) an (und sind übrigens nicht gleichzusetzen mit den deutschen Studentenverbindungen).
Studienfach: Geowissenschaften (M.Sc.)
Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 01/2022
Gastuniversität: Universitet Uppsala
Gastland:Schweden
Rückblick
Abschließend sei noch gesagt, dass es für mich nur möglich war, im Wintersemester nach Uppsala zu gehen. Der Winter in Schweden hat natürlich einen ganz besonderen Charme, und es ist ein tolles Erlebnis, einmal im Winter nach Nordschweden zu reisen, allerdings darf man die Kombination aus Kälte und Dunkelheit nicht unterschätzen. Im Dezember wird es in Uppsala schon gegen 14 Uhr dunkel und wenn es mal bewölkt ist, hat man das Gefühl, die Sonne geht gar nicht auf. Das kann schon sehr auf die Stimmung schlagen. Wenn man also die Möglichkeit hat im Sommersemester zu gehen (das fängt dort schon im Januar oder Februar an), würde ich das eher empfehlen, man bekommt dann sowohl den Winter, als auch Frühling und Sommeranfang mit, der im belebten Uppsala bestimmt sehr schön ist. Obwohl es einige Aspekte gab, die ich mir im Vorhinein anders vorgestellt oder gewünscht hätte, bin ich sehr froh, das Semester in Uppsala verbracht zu haben. Schwedens Natur ist einfach super schön, Uppsala und besonders natürlich auch Stockholm haben sehr viel zu bieten und unabhängig davon hat mich der Aufenthalt auch in meiner persönlichen Entwicklung weitergebracht. Wenn du also überlegst, für eine Zeit im Ausland zu studieren (egal ob in Schweden oder nicht) kann ich es dir wirklich empfehlen und möchte dich ermutigen, es einfach zu machen!
Informationen zu den Nations (sie bieten alle unterschiedliche Vorteile, aber für die meisten Leute ist es relativ egal, bei welcher man sich anmeldet): uppsalastudent.com/en/nationerna/
Über diese Seite habe ich eine Winter-Tour in Nordschweden gemacht. Die Leute sind nett und es ist günstiger als vergleichbare Angebote. Man kommt dort gut mit dem Nachtzug hin und es war ein sehr besonderes Erlebnis, also absolut empfehlenswert! taubeactivity.se