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Erasmus+ Erfahrungsbericht - Uppsala Universitet


Studienfach: Biowissenschaften

Aufenthaltsdauer: 08/2017 - 01/2018

Gastuniversität: Uppsala Universitet

Gastland:Schweden

Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

Wenn ich daran zurückdenke, wieso ich mich für ein Auslandssemester bewarb, kann ich mich nur daran erinnern, dass ich es schon seit Beginn des Studiums sehr spannend fand, ein Semester in einem fremden Land zu verbringen und nachdem ich mich auf dem International Day mit Leuten aus Skandinavien unterhielt (und aufgrund der Tatsache, dass ich keine südländische Sprache spreche) stand für mich fest: es soll in den Norden von Europa mit dem Erasmus+ Programm gehen. Ich besuchte auch mehrere Vorträge von Frau Kettmann, um Informationen über Bewerbung, einzureichende Unterlagen und Finanzierung des Auslandsaufenthaltes zu erhalten. Da mein Mitbewohner glücklicherweise auch vor zwei Jahren sein Erasmus-Semester in Uppsala machte, konnte er mir sehr helfen, um Emails an die Koordinatoren vor Ort zu schreiben, oder in welchem Studentenwohnheim ich mich bewerben sollte. Da ich Biologie studiere, die Fakultät in Potsdam allerdings nur eine Verbindung mit Stockholm hat, ich mich aber eher für eine kleinere Stadt interessierte, fragte ich im Institut für Geo- und Umweltwissenschaften, ob ich über ihre Verbindung nach Uppsala gehen könne. Dort hat mir Prof. Dr. Martin Trauth sehr geholfen und somit stand die Verbindung nach Uppsala. Einzureichende Dokumente, also das Bewerbungsformular, ein Learning Agreement, ein Leistungsnachweis, und ein Englisch-Sprachtest (vielleicht habe ich jetzt etwas vergessen, also besser nochmal im Erasmus-Download-Center nachsehen!) und dann das Annahmeformular wurden eingereicht und ich durfte mir aus einer Kursübersicht vom letzten Jahr Kurse aussuchen, die ich in meinem Auslandssemester gerne belegt haben möchte (welche ich auch alle bekam, nur muss man aufpassen, dass manche Kurse nur für Master Studenten sind, auf Schwedisch gehalten werden, oder auf Gotland stattfinden (was ein ganz anderer Standort ist, also aufpassen!).
Aber falls man sich nicht sicher ist, lieber noch einmal mehr bei den Koordinatoren an der jeweiligen Fakultät nachfragen (für gewöhnlich hat jede Fachrichtung einen eigenen Erasmus-Koordinator) und nochmal sichergehen, welche Unterlagen man wann genau einzureichen hat, dann kann auch nichts schiefgehen, die Leute sind alle sehr nett und antworten in der Regel auch schnell.

Studium an der Gastuniversität

Also das Unileben in Uppsala hat mir persönlich besser als das in Deutschland gefallen. Die Professoren sind alle sehr freundlich und es wird sich prinzipiell immer und mit jedem geduzt. Das lockert das Unterrichtsklima sehr auf, was auch dadurch unterstützt wird, dass die Vorlesungen und Übungen alle nur in Klassengröße gehalten werden, man also locker mal zwischendurch eine Frage stellen kann, welche dann auch sehr aufgeweckt von allen mitdiskutiert wird und man keine verurteilenden Blicke erntet, wie das manchmal in Deutschland der Fall ist. Auch, dass die Module alle nacheinander und nicht gleichzeitig stattfinden, finde ich persönlich besser. Somit hat man – entsprechend wie viele ECTS es darauf gibt - für ein paar Wochen nur dieses eine Modul, welches mit einem Exam abschließt, und dann erst beginnt das neue Modul. Das nimmt ein bisschen den Stress aus der Prüfungsphase, wie wir sie in Deutschland gewöhnt sind, finde ich. Nichtsdestotrotz hatte ich jeden Tag mindestens 3 Vorlesungen und Labor (welches sehr gut ausgestattet war) und auch Protokolle zu schreiben, sowie eine Literaturaufgabe. Dadurch, dass wir so wenige in der Klasse waren (in meinem ersten Kurs waren wir etwas über 30, in den letzten beiden nur 15 – 20 Studenten), hat man sich schnell mit jedem anfreunden können und wir haben nach der Uni entweder zusammen lernen können (die Unigebäude kann man mit seiner eigenen Unikarte öffnen und die Bibliotheken haben im Schnitt auch 10- 11 Stunden geöffnet), oder die Vorlieben des Studentenlebens ausleben können, sind also zusammen in die Innenstadt gegangen, haben Mittag zusammen gegessen, oder einen Kaffee zusammen getrunken, also die typische schwedische „Fika“ (sehr wichtig und daran halten sich auch so ziemlich alle Schweden, also wenn man etwas mit jemandem besprechen muss, oder sich einfach mal wieder treffen will, so macht man Fika und isst sehr leckeren Kuchen und trinkt eine oder mehrere Tassen Kaffee.)

Kontakte zu einheimischen und ausländischen Studierenden

Die Kontakte zu Einheimischen musste man sich schon eher suchen. Dadurch, dass wir in den ersten paar Tagen zwar sehr viele Events auch von den „Nations“ geboten bekamen, sozusagen als eine „Welcome-Week“ um sich und die Stadt besser kennenzulernen, hatte man doch nur mit den Internationals zu tun, die wie an selbst nur hier zum Austausch sind.
Jedoch kommt es auch sehr auf den Korridor drauf an, denn dort können auch schwedische und nicht nur internationale Studenten wohnen. Sicherlich kann man aber auch Einheimische über die Uni, Freizeitangebote (wie Chor oder Sportaktivitäten), oder sonstige Clubs, wie auch in den Nations kennenlernen.
Man sollte jedoch darauf achten, nicht in der bekannten „Erasmus-Falle“ stecken zu bleiben, eben nur Kontakt mit anderen Erasmus-Studenten, oder nur Studenten aus dem eigenen Herkunftsland zu haben. Aber natürlich ist es jedem selbst überlassen, wie und mit wem man sein Semester hier verbringen will, mit wem man hier verreist und wem man eventuell sogar auch nach dem Auslandssemester später mal besuchen wird, aber ich fand es persönlich sehr spannend, Leute aus Schweden selbst kennenzulernen.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Meine Sprachkenntnisse haben sich auf jeden Fall verbessert- ich war nie ein besonderes Talent der englischen Sprache und gerade deshalb wollte ich wohl auch ein Auslandssemester machen, um genau diese „Baustelle“ zu verbessern, aber das Lernen und Unterhalten mit internationalen Freunden hat mir sehr geholfen, mich zu verständigen, Texte und Filme besser zu verstehen und sogar Vorträge wesentlich lockerer auf Englisch zu halten. Ich habe hier auch noch einen Basic Swedish Kurs gemacht, und auch das war nochmal eine coole Erfahrung, einfach, weil es ein gutes Gefühl ist, wenigstens ein paar Worte zu verstehen oder sich im Supermarkt auf Schwedisch unterhalten zu können.

Wohn- und Lebenssituation

Um die Frage der Unterkunft musste ich mir zum Glück keine Gedanken machen, es wird jedem Erasmus-Studenten eine Bleibe zugewiesen, für die ich mich im Juni bewarb. Zur Auswahl standen mehrere Standpunkte, jedoch hat mich mein zuvor erwähnter Mitbewohner, der auch schon hier war, Flogsta empfohlen. Flogsta wird auch das Studentenghetto genannt, wohl, weil es aus 12 Hochhäusern mit 7 Stockwerken zu 24 Studenten pro Stockwerk, besteht. Schön ist was Anderes, habe auch ich zuerst gedacht, aber es ist wahnsinnig schön, mit so vielen Studenten auf einem Fleck zu wohnen. So werden auch immer mal wieder in den Korridoren sogenannte Flogsta-Partys geschmissen (da ist es wohl besser, wenn man nicht der Gastgeber ist…) und das wohl Verrückteste und gleichzeitig Lustigste, was ich jemals hier erlebt habe, hier in Flogsta aber zum täglichen Alltag gehört: der „Flogsta-Scream“ um 22 Uhr JEDEN Abend. Man geht auf den Balkon oder ans Zimmerfenster und schreit sich für eine Minute lang jeden Abend die Seele aus dem Leib. Davon gibt es auch Videos auf YouTube, wenn du mir jetzt nicht glaubst. Einfach mal Flogsta-Scream eingeben ;) Ist sehr stressabbauend und vor Allem in den Prüfungsphasen sehr hilfreich!
Das Zimmer an sich hier in Flogsta finde ich sehr schön, es war möbliert und lediglich Dekoration musste man selbst besorgen, sowie extra Utensilien, die man gerne im Zimmer stehen haben möchte. Dafür gibt es aber auch verschiedenste Flogsta-Facebook-Gruppen, wie „Flogsta häleri“ oder eine Erasmusgruppe deines Jahres. Generell läuft eigentlich so gut wie alles über Facebook: Flohmarkt (hier findest du auch sowas wie Fahrrad, Internet-Router, oder was auch immer das Herz begehrt!) Eventseinladungen, oder was sonst so los in der Stadt ist. Miete für mein relativ großes Zimmer (mit eigenem Bad! Aber gemeinsamer Küche) war etwas über 400€. Mit dem Rad ist man eigentlich wirklich am schnellsten unterwegs, aber, wenn man doch mal Bus fahren möchte, sollte man sich im ICA, was der Supermarkt um die Ecke ist, eine gelbe Bus-UL-Karte besorgen, auf die man sich Geld drauf lädt, dann ist es billiger. Ansonsten gilt in Schweden: alles mit der Kreditkarte bezahlen, sogar das Busticket oder auch nur ein kleiner Einkauf im Supermarkt. Natürlich geht auch Cash, aber eigentlich haben wir immer alles mit der Kreditkarte gemacht. Ich habe mir damals noch in Deutschland eine Kreditkarte machen lassen, daher weiß ich gar nicht so genau, wie das mit schwedischen Bankgeschäften ist, ebenso gilt das für die Krankenkasse. Allerdings kann man im Krankenhaus auch erstmal seine deutsche Krankenkassenkarte vorzeigen, entweder muss man dann dort Cash bezahlen und bekommt auch eine schwedische Krankennummer vor Ort.
Der ganze Alltag ist etwas teuer als in Deutschland würde ich sagen, allerdings nicht zu sehr. Vor allem aber beim Alkohol merkt man es schon auch gewaltig, aber im Supermarkt an sich (wo es im Übrigen nur Alkohol bis 3,5% gibt, für alles andere muss man in sogenannte „System Bolagets“) nimmt es sich nicht so viel. Natürlich muss man sich am Anfang etwas eindecken, also vor allem ein Rad kaufen, und wenn man viel feiern geht, wo sich Eintritt und Getränkerechnungen häufen, geht es schon auch ins Geld. Ansonsten gibt es keine Mensen in Uppsala (obwohl man in ein paar Nations Mittagessen für circa 5-6€ kaufen kann), daher ist das „pre-cooking“ sehr im Kommen hier, also am Wochenende kochen und dann in der Uni in einer der unendlichen Mikrowellen aufwärmen. Man sollte aber schon um die 900€ pro Monat einplanen, wenn allein davon schon die Hälfte für die Miete draufgeht und wenn man dann nochmal verreisen will (zum Beispiel nach Stockholm, eine auch sehr wunderschöne Stadt, 30 Minuten mit dem Zug entfernt.), zum Beispiel auch mit einer Booze-Cruise nach Helsinki, Tallinn und Riga, oder einem mal der Laptop oder Handy kaputt geht…
Wohl fast einzigartig sind die schon von mir erwähnten „Nations“- welche 13 sozusagen Verbindunghäuser sind, welche alle einen Pub/ Club und Bibliothek zum Lernen besitzen und wo man in manchen auch sehr gut feiern gehen kann. Man muss mindestens Mitglied einer Nation werden, um anschließend in irgendeine Nation hinein zu kommen (was auch immer kontrolliert wird), da diese Nations nur und ausschließlich für Studenten sind (daher ist es dort auch etwas billiger als in normalen Bars oder Restaurants.) Die Nations bieten dann auch immer neben Clubs Spieleabende oder andere Aktivitäten an, das findet man aber alles auf der Website oder auf den Facebook Gruppen dieser Nations. Eine besonders schöne und traditionelle Erfahrung waren für mich die Gasques, die sozusagen Bälle mit 3-Gänge Menu und anschließender Party sind, wo gegessen, getrunken und vor allem auch gesungen wird, welche aber auch sehr schnell ausverkauft sind. Falls du im Wintersemsester nach Uppsala gehen solltest, lass es dir auf keinen Fall entgehen zu einer Lucia-Gasque zu gehen, welche ein Abend rund um den schwedischen Weihnachts-Feiertag des 13. Dezembers: St. Lucia ist.
Ein weiterer Tipp: Pass auf jeden Fall gut auf dein Fahrrad auf (mein erstes Rad für eine Woche, ehe es geklaut wurde, obwohl ich es zweimal angeschlossen hatte) und fahre auch nachts bitte nichts alleine nach Hause, ehe etwas passiert, wartet man doch lieber ein paar Minuten auf den Bus, oder hat das Geld für ein Taxi.
Diese nützlichen Seiten helfen euch bestimmt noch zusätzlich, das Auslandssemester in Uppsala perfekt zu meistern:

Studentenwohnheim
Bus
Bahn
Second Hand

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Rückblick

Ich habe dieses Semester hier sehr genossen, bin daran gewachsen, war feiern, habe neue Erfahrungen gesammelt, auch viel von Land (wenn man Glück hat sogar die Nordlichter) und Leuten gesehen und sehr viele tolle Menschen kennengelernt. Dies wird definitiv nicht mein letzter Besuch hier im Land der Elche gewesen sein.

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