Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe bereits in meinem Bachelorstudium die Möglichkeit gehabt eine Auslandssemester zu absolvieren und wollte diese Chance auch in meinem Masterstudium wieder ergreifen, da ich die Erfahrung sehr genossen habe. Dafür habe ich mich online bei der Universität Potsdam über die möglichen Partneruniversitäten informiert und daraufhin auf den Websites der für mich interessanten Universitäten recherchiert. Hierbei habe ich besonders auf die mögliche Kursbelegung geachtet, um die für mich passende Universität zu finden. Schlussendlich blieb Schweden und die Umeå Universität übrig. Da mich auch Schweden als Zielland überzeugt hat, ging es daraufhin an die Bewerbung über unsere Universität. Diese finde ich sehr gut gestaltet, es sind lediglich die Bewerbungsfristen zu beachten und alle erforderlichen Unterlagen zusammenzusuchen. Nachdem ich die Zusage erhalten habe, habe ich eine E-Mail der Gastuniversität erhalten mit der der Bewerbungsprozess in Umeå eingeleitet wurde. Dieser ist ebenfalls sehr einfach gestaltet und man erhält alle erforderlichen Informationen von der Uni. Der Bewerbungsprozess ist hauptsächlich eine Formalität, nur die Kurswahl erfolgt bereits sehr früh und benötigt etwas Vorbereitung. Nachdem man seine Wünsche mit Prioritäten an die Gastuniversität weitergibt, erhält man einige Zeit später die Liste mit Kursen, an denen man teilnehmen darf. Bei der Kurswahl ist dementsprechend zu beachten, sich ausreichend Gedanken zu machen, da ein Wechsel vor Ort nicht allzu einfach ist. Hat man auch alle Schritte des Bewerbungsprozesses in Schweden abgeschlossen, steht dem Aufenthalt nichts mehr im Weg.
Studium an der Gastuniversität
Die Besonderheit des Studiensystems in Schweden ist, dass die Kurse in verschiedenen Perioden stattfinden. So belegt man grundsätzlich jeden Monat einen anderen Kurs und kann sich diesem mit mehr Aufmerksamkeit widmen. Es ist allerdings auch möglich, statt eines 100% Kurses zwei Kurse mit einem Aufwand von 50% parallel zu belegen. Das System ist darauf ausgerichtet, immer 100% Auslastung zu haben, aber auch wenn dieses teilweise überschritten ist, stellt das kein Problem dar. Ich habe die Kurse als sehr assignment- und lese-lastig wahrgenommen und dadurch, dass alles in einem Monat erledigt werden muss, ist zwischen verschiedenen benoteten Hausarbeiten/Vorträgen/Aufgaben oft nicht viel Zeit. Die Note setzt sich am Ende oft aus Teilleistungen zusammen. Das Anforderungsniveau habe ich als ähnlich zur Universität Potsdam wahrgenommen. Die Tutoren und Dozenten werden in Schweden grundsätzlich geduzt und ich hatte das Gefühl, dass alle sehr bemüht waren, die Module interessant und praxisnah zu gestalten. So haben wir in einem Marketing-Kurs beispielsweise mit einem Unternehmen aus Umeå zusammengearbeitet. Meine Kurse bestanden oft aus Gruppen von bis zu 30 Studenten, sodass auf Fragen immer sehr gut eingegangen werden konnte. Das Lernklima war sehr angenehm und aufgeschlossen. Aufgrund der Corona-Pandemie waren einige Veranstaltungen online oder hybrid, aber ich konnte während meines Aufenthalts ebenfalls Präsenzkurse besuchen. Auch online konnte die Lehre allerdings gut umgesetzt werden und die technische Ausstattung hatte einen hohen Standard. Von Studenten verwendet, werden das Student-web der Universität, um sich für Kurse und Klausuren fristgemäß anzumelden; Canvas, das wie Moodle genutzt wird; und wie an der Uni Potsdam auch Zoom. Sitz- und Lernmöglichkeiten kann man auch neben der Bibliothek auf dem Campus zu genüge finden. Mitarbeiter der Universität haben sehr schnell auf Fragen reagiert und eine gute Anlaufstelle für anfängliche Fragen ist das Infocenter auf dem Campus.
Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden
Der Kontakt zu schwedischen Studierenden hat sich für mich nicht so ergeben, ich hatte eher mit ausländischen Studierenden Kontakt, da hier die Lebensweise und die Schnelligkeit ähnlich sind. Da man sich nur für eine bestimmte Zeit im Ausland aufhält, versuchen Erasmus-Studenten viel vom Land zu sehen und viel zu unternehmen. Zu Beginn haben sich WhatsApp- und Telegram- Gruppen mit vielen der Studenten gebildet, sodass man draußen Treffen organisieren konnte. Ich würde empfehlen, gerade am Anfang viel zu unternehmen und viele Leute zu treffen, da hier jeder auf der Suche ist und so schnell Gruppen entstehen, mit denen man im Verlauf des Auslandssemester Dinge unternimmt. Von Corona hat man sich in Schweden nicht wirklich eingeschränkt gefühlt.
Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt
Um vor Ort zurecht zu kommen, benötigt man nur Englisch. Da ich bereits im Bachelor in England war und auch im Master einige Veranstaltungen auf Englisch besucht habe, waren meine Sprachkompetenzen bereits sehr gut und haben sich während des Aufenthalts wenn nur minimal verbessert. Es ist aber immer etwas anderes, privat auch hauptsächlich Englisch zu sprechen. Auch wenn nicht zwingend benötigt, habe ich den Schwedischkurs für Beginners besucht, da ich es schön finde, die Sprache eines Landes kennenzulernen und so auch etwas mehr von der schwedischen Kultur mitzubekommen. Den Kurs kann ich jedem empfehlen, der daran interessiert ist, am Ende des Aufenthalts zumindest Smalltalk auf Schwedisch führen zu können.
Wohn- und Lebenssituation
Das Housing Office der Uni meldet sich im Laufe des Bewerbungsprozesses und bietet an, die Unterkunft über die Universität zu mieten. Das würde ich dringend empfehlen, da es sonst schwer ist, eine passende Unterkunft zu finden. Hierbei kann man online zwischen verschiedenen Standorten wählen. Ich würde empfehlen in Ålidhem zu wohnen, da hier die meisten Erasmus-Studenten wohnen und dementsprechend viele Sachen organisiert werden. Außerdem ist es am nächsten zur Universität (ca. 15 Minuten zu Fuß / 5 Minuten mit dem Fahrrad) und hat viele Einkaufsmöglichkeiten (max. 5 Minuten). Die Innenstadt ist 45 Minuten zu Fuß bzw. 20 Minuten mit dem Rad entfernt. Man hat hier sein eigenes Zimmer und Bad und wohnt in einem Korridor mit 5-11 Mitbewohnern, mit denen man sich eine Küche teilt. Im Zimmer werden Matratze, Decke und Kissen zur Verfügung gestellt und in der Küche befinden sich Töpfe, Pfannen, etc., die geteilt werden. Der Zustand der Küchen scheint hier abhängig von den vorherigen Bewohnern zu sein. Ich habe in einem vergleichsweise kleinen Korridor gewohnt und hier war die Küche besser als bei anderen Studenten. Die Gebäude und Zimmer sind alt, aber definitiv ausreichend. Im Winter fand ich es in meinem Zimmer relativ kalt, was aber mit warmer Kleidung geregelt werden kann. Das Motto der Schweden ist eh: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Da es im Winter in Schweden generell sehr kalt wird, ist warme Kleidung eh ein Muss, denn man verbringt dennoch viel Zeit draußen in der Natur. Viele Studenten kaufen oder mieten zu Beginn des Semesters ein Fahrrad, da man so am besten herumkommt. Das Fahrrad kann man am Ende des Semesters leicht wieder über Facebook o.ä. verkaufen. Es fahren aber auch regelmäßig Busse. Hierfür können Tickets in einer App gekauft werden. Ein Fahrrad würde ich besonders für Ausflüge zum See (grillen/Aurora) empfehlen. Ich würde empfehlen, für Schweden eine Kreditkarte zu haben, da so gut wie immer mit Karte bezahlt werden kann und dies in Schweden die Norm ist. Bargeld wird kaum bis gar nicht verwendet. Bei einer Kreditkarte fallen außerdem oft keine Umrechnungsgebühren an. Für die Miete muss man vor dem Auslandssemester ebenfalls eine Anzahlung machen. Hier ist ebenfalls auf Gebühren zu achten. Man kann aber auch den Betrag in Euro umrechnen und das so überweisen. Eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung habe ich nicht abgeschlossen, da man mit der Europäischen Versicherungskarte bereits einen gewissen Schutz hat. Die Lebenshaltungskosten sind in Schweden höher als in Deutschland. Direkt bei Ålidhem ist allerdings ein Lidl, wo die Lebensmittel oft etwas günstiger sind als bei den schwedischen Alternativen. Essen gehen ist teurer als in Deutschland, allerdings bekommt man überall Leitungswasser umsonst, sodass man sich zumindest den Getränkepreis sparen kann. Ich würde auch dennoch empfehlen, einige Restaurants in der Stadt zu versuchen, da es hier eine tolle Auswahl gibt. Besonders fika muss man während des Auslandsaufenthalts regelmäßig machen, um sich der schwedischen Kultur anzupassen (ich kann das Rost Cafe und das Guilty Pleasure sehr empfehlen). Als Freizeitaktivität würde ich das IKSU empfehlen. Dies ist ein Fitnessstudio direkt in Wohnheim- und Uninähe. Der Monatsbeitrag liegt mit ca. 70€ zwar deutlich über deutschen Fitnessstudios, aber das Angebot ist sehr groß. Es gibt sehr viele Live-Kurse, ein gut ausgestattetes Gym, ein Schwimmbad mit Whirlpool, Beachvolleyball, Bouldern, Badminton, Fußball, Hockey und Squash. Hier habe ich auch gerade an den dunkleren Tagen viel Zeit verbracht, oft gemeinsam mit anderen, da viele sich im IKSU angemeldet haben. In der Stadt gibt es auch einige Museen, wo der Eintritt teilweise frei ist. Der See ist ebenfalls ein gutes Ausflugsziel. In Umeå gibt es drei Clubs: das Rex, Cinco und Rouge. Im Rouge ist der Eintritt nach Mitternacht für internationale Studierende oft frei. Zu Beginn habe ich außerdem mit Freunden eine Fahrradtour ans Meer gemacht. Wenn man weiter außerhalb von Umeå schaut, gibt es ebenfalls noch einige Ausflugsziele, die man mit einem gemieteten Auto sehr gut erreichen kann: Skuleskogen und Björnlandets sind beispielsweise Nationalparks, die ich sehr empfehlen kann. Außerdem kann man auch weiter entfernte Trips machen. Hier würde ich einen Ausflug auf die Lofoten empfehlen sowie nach Absiko, um dort auch eine Hundeschlittenfahrt zu machen, die ich eine einzigartige Erfahrung fand. Natürlich sollte man überall auch immer Ausschau nach Nordlichtern halten.
Studienfach: Betriebswirtschaftslehre (M.Sc.)
Aufenthaltsdauer: 08/2021 - 01/2022
Gastuniversität: Umeå University
Gastland:Schweden
Rückblick
Ich kann ein Auslandssemester in Umeå nur empfehlen. Es ist eine einzigartige Erfahrung in einem wunderschönen Land. Ich würde dringend empfehlen, viele Trips mit Freunden zu organisieren um möglichst viel zu sehen. Neben den oben genannten Empfehlungen habe ich auch mit Freunden über Weihnachten ein Haus gemietet, um dort die Feiertage gemeinsam zu verbringen. Dies kann ich nur weiterempfehlen. Natürlich sollte auch das Buddy-Programm nicht unerwähnt bleiben. Studierende der Universität machen einen tollen Job, Events zu organisieren. Ich kann nur empfehlen, auch hieran teilzunehmen. Man lernt weitere Erasmus-Studierende, aber auch schwedische Studenten kennen. Wenn ihr die Möglichkeit habt mit einem Auto anzureisen, würde ich diese Chance nutzen, da ihr so noch flexibler und nicht auf Mietwagen angewiesen seid.