Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich habe in der Schule vier Jahre und danach in der Universität noch zwei Jahre Russisch gelernt. Das war schon eine sehr gute Vorbereitung für das, was mich in Russland erwartet hat. Die Tatsache, dass ich eine Slavisch-Muttersprachlerin bin, war auch auf jeden Fall von Vorteil. Ich würde nicht empfehlen, ohne Sprachkenntnisse an solchen Programmen teilzunehmen, da die meisten Menschen in Russland kein Englisch können, oder mindestens nicht so gut, dass man sich nur darauf verlassen kann. Als ich schon in Russland war, habe ich auch eine Sprachschule besucht, da ich eine zusätzliche Förderung vom DAAD für einen Sprachkurs bekommen habe. Ich bin sehr zufrieden mit dem Kurs gewesen. Der Name der Sprachschule ist Ruslanguage. Ich habe den Kurs gebucht, als ich noch in Deutschland war. Man kann ihnen auch auf Englisch schreiben, wenn man Russisch nicht so gut kann. Sie bieten verschiedene Arten von Kursen an, von denen man auswählen kann, was ich auch sehr schön fand.
• Kontaktaufnahme:
Das International Office der Universität Potsdam hat die Kommunikation am Anfang mit der Staatlichen Landesuniversität Moskau durchgeführt. Alles ist sehr gut gelaufen und irgendwann habe ich selber ein paar Emails geschrieben, um verschiedene Sachen zu klären, wie Visum, Wohnung und Studium dort. Die Sachberater waren sehr hilfsbereit und haben immer ziemlich schnell auf meine Emails geantwortet.
• Visafragen:
Hier hatte ich leider einige Probleme, da die Angestellten an der Universität in Moskau mir nicht gesagt haben, dass die Einladung, die sie mir schicken, eigentlich für ein humanitäres Visum ist und nicht für ein Studiumvisum. Ich habe ziemlich viel Zeit verloren im Visazentrum Berlin und in der Botschaft in Berlin, als ich versucht habe, zu klären, was das Problem mit der Einladung ist. An sich gibt es ausreichend Information im Internet über die notwendigen Dokumente für einen Visumantrag. Ich würde aber trotzdem empfehlen, dass man eine Agentur konsultiert, die sich genau auf Visumsfragen und Visumanträge spezialisiert hat.
• praktische Tipps:
Das ist die Agentur, die ich bei der Erstellung meines Visumsantrages genutzt habe: www.visum-russland.org. Ich bin damit sehr zufrieden, da es im Endeffekt doch ein paar Sachen gab, die nicht auf die Internetseite der Botschaft oder des Visazentrums geschrieben wurden.
Ich empfehle noch die Fluggesellschaften Aeroflot und Pobeda für die Reise, falls sich jemand fragt, welche gut sind. Man kann auch im Voraus die App Yandex Taxi und/oder Yandex Transport herunterladen, die beim Umgang mit städtischen Verkehrsmitteln helfen, wenn man am Flughafen ankommt.
Aufenthalt im Gastland
• Unterbringung:
Ich habe einen Platz direkt mit meiner Bewerbung an der Hochschule im Studentenwohnheim bekommen. Natürlich habe ich erstmal gefragt, wie es mit der Unterkunft aussieht, was die Sachberater mir empfehlen könnten, u.s.w. Sie haben mir gesagt, dass ich einfach ein Zimmer schon in ihrem Studentewohnheim habe, da es auch so am besten und einfachsten für die Erstellung von der Meldebescheinigung ist. Im Studentenwohnheim wohnte ich in einem Zimmer mit drei Betten. Ich hatte nur eine Mitbewohnerin, aber das Zimmer war eigentlich für drei Personen geplant. Wir waren in einer Abteilung mit noch drei solchen Zimmern und haben mit den Leuten, die in diesen Zimmern gewohnt haben, ein Badezimmer und eine Toilette geteilt. Im Flur gab es eine gemeinschaftliche Küche, die mit allem Wichtigen ausgestattet war. Es gab auch einen Waschmaschinenraum, der einer von zwei in dem gesamten Studentenwohnheim war. Die Miete war sehr niedrig im Vergleich zu Deutschland: 45-50€ pro Monat. Man bekommt einen Vertrag, bezahlt die Miete für die Gesamtdauer des Vertrages und hat einen Wohnsitz bis Ende des Aufenthaltes. Natürlich könnte man auch eine Wohnung mieten, aber da ich das nicht gemacht habe, kann ich auch nicht viel dazu schreiben. Ein Nachteil vom Studentenwohnheim der Staatlichen Landesuniversität Moskau ist die Tatsache, dass man keine externen Menschen reinbringen darf. Es gibt die Option, aber ein Antrag ist dafür nötig, den man ans International Office schicken muss, und das muss man auch jedes Mal machen, wenn man externe Gäste hat.
• Regelung von administrativen Fragen:
Im Allgemeinen wurde alles, was Dokumente anging, sehr schnell und effizient von den Angestellten im International Office der Gastuni erledigt. Das beinhaltete die Verlängerung des Visums, Krankenversicherung für internationale Studierende, Studierendenausweis, Eintrittsausweis für Gebäuden der Uni (Studentenwohnheim, Institutsgebäude, u.s.w.). Wenn man all diese Sachen bezahlen muss, geht man zu einer Filialr der Sberbank, wo sie genau wissen, warum man da ist und bereiten schnell einen Vertrag für eine Bankkarte und SIM-Karte vor, was ich persönlich sehr praktisch fand. Mit dieser Karte kann man überall bezahlen und die App ist sehr gut gestaltet. Falls man seine Meldebescheingung verliert, muss man im International Office Bescheid geben, da diese in jedem Fall ersetzt werden muss.
• Studium:
An sich waren die Dozenten sehr nett und hilfsbereit. Immer, wenn ich Fragen hatte, waren sie da für mich, bereit zu erklären und helfen, falls sie das konnten. Da meine Sprachkenntnisse nicht perfekt waren, habe ich mich für drei Module entschieden, die ich gerne abschließen und anerkannt bekommen wollte. Eins davon wurde sogar gar nicht in diesem Semester angeboten, aber die Dozentin war so nett, dass sie mir angeboten hat, den Lernstoff privat zu unterrichten. Deswegen war es auch ziemlich flexibel, wenn wir uns für die Prüfungsform verabredet haben. In Russland gibt es auch die tolle Möglichkeit, automatisch eine gute Note nach der Vorlesungszeit zu bekommen, wenn man gut im Laufe des Semesters gearbeitet hat und alle Übungsaufgaben abgegeben und verteidigt hat. Eins von den Modulen wurde bei mir auch so benotet. Diese Art von Benotung heißt in Russland "Avtomat". Wenn man der Meinung ist, dass man sich das verdient hat, kann man mit dem Dozenten privat reden und fragen, ob es möglich wäre, anstatt die Prüfung zu machen, einfach dieses "Avtomat" zu bekommen. Mein drittes Modul habe ich mit einer mündlichen Prüfung abgeschlossen. Die mündliche Prüfung ist die beliebteste Prüfungsform in Russland und man muss darüber schon jedenfalls informiert sein, da Studenten ganz oft mit nicht ausreichenden Sprachkenntnissen ein Auslandssemester machen. Natürlich haben die Dozenten aber viel Verständnis für die Situation der ausländischen Studierenden.
• Land und Leute:
Russland hat eine unglaublich schöne Natur und falls man die Möglichkeit hat, muss man unbedingt im Land reisen. Bahntickets sind normalerweise sehr günstig, auch Flugtickets der Fluggesellschaft Pobeda innerhalb Russlands sind meistens die günstigsten, die es gibt. meiner Meinung nach gibt es zwei Arten von Menschen in Russland, grob gesagt. Entweder sind sie sehr herzlich, hilfsbereit und unglaublich nett, oder sehr schlecht gelaunt und unhöflich. Das ist natürlich nur meine persönliche Erfahrung mit den Menschen im Land und ist ziemlich subjektiv. Ich möchte auch kurz erwähnen, dass ich schon oftmals Diskrimination verschiedenster Art gesehen habe. Falls man eine dunklere Hautfarbe hat oder ethnisch aussieht, muss man aufpassen, weil man mit hoher Wahrscheinlichkeit anders im Vergleich zu dem typisch aussehenden slawischen Europäer behandelt wird. Das gleiche kann ich auch für Leute sagen, die eine "unkonventionelle" sexuelle Orientierung haben. Das ist natürlich nicht immer der Fall, aber sehr oft schon.
• praktische Tipps:
Falls man seine Migrationskarte verliert, die man bei der Ankunft am Flughafen bekommt, muss man sie neu erstellen lassen. Sonst muss man eine Strafe bezahlen, falls die Polizei das herausfindet. Das ist mir passiert und ich habe sofort die Angestellten im International Office kontaktiert. Sie haben mir sehr ausführlich erklärt, was ich tun muss, um eine neue Karte zu bekommen. Danach muss man natürlich eine neue Meldebescheinigung erstellen lassen, da diese direkt mit der Migrationskarte verknüpft ist.
Falls man sich vegan oder vegetarisch ernährt, kann ich den Laden VkusVil empfehlen. Den gibt es wirklich überall und man kann Sachen wie Hummus und Tofu da finden. Sie haben auch eine App, wo man von reduzierten Produkten schnell erfahren kann.
Ich würde jedem empfehlen, in Moskau die Troika-Karte zu kaufen. Sie macht die Nutzung von verschiedenen Verkehrsmitteln einfach und günstig. Man kann sie überall an den Metrostationen kaufen.
Meine deutsche EC-Karte ist von der Commerzbank und ich habe für mich herausgefunden, dass die Kommissionen der Postbank in Russland bei Auszahlungen am kleinsten sind. Die Sberbank scheint die größten Kommissionen zu haben.
Für Studierende gibt es auch in Moskau und in Russland im Allgemeinen sehr viele Rabatte, deswegen lohnt es sich immer zu fragen, ob man diese kriegen kann. In Museen z.B. bezahlt man als Student meistens mindestens 50% weniger als das, was nichtstudierende Besucher bezahlen.
Studienfach: Remote Sensing, Geoinformation and Visualization
Aufenthaltsdauer: 09/2019 - 01/2020
Gastuniversität:Staatliche Landesuniversität Moskau
Gastland:Russland
Rückblick
Das Semester an der Staatlichen Landesuniversität Moskau war eine sehr schöne Erfahrung und jeder, der Russisch lernen will, sollte überlegen, ein Semester in Russland zu machen. Moskau bietet jungen Leuten sehr viel und wer sich für die russische Kultur interessiert, kann auf jeden Fall viel von ihr in der Haupstadt Russlands erfahren.